Ägypten, Sumerer und Philosophen

K

KaDesPharao

Gast
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich hoffe, meine Frage ist nicht zu dumm. Aber wenn ich mich mit der griechisch-römischen Antike befasse, dann sehe ich jede Menge Philosophen, Denkschulen und religiöse Sekten. Wie es auch später beim Aufstieg des Christentums.

von den Ägyptern und Sumerern ist dergleichen nicht überliefert.

Woran liegt das? Waren diese Kulturen mit ihren religiösen Mythen zufrieden? Oder gab es noch keine Zielgruppe für so etwas wie Philosophie, aufgrund von Bildung?
 
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Was ist Religion? Philosophie. Und da in der Zeit des alten Ägypten‘s mehrmals die Religion stark verändert wurde, sehe ich hier mehrere Philosophische Schulen am Werk.
Nur so nebenbei, das alte Ägypten war schon Hochkultur, als Rom nur Bauerndörfer waren. Was glaubst Du, was für mengen an Papyrus noch aus der Zeit vorhanden ist? Zumal die Frage im Raum steht ob nicht vieles einfach mündlich überliefert wurde.

Altes Ägypten – Wikipedia
 
Die interessante Frage ist mE, ob es so etwas wie eine religions-unabhängige Philosophie in Ägypten & Mesopotamien gab. Natürlich kann mn auch Religionen als Philosophie auffassen, und Auseinandersetzungen um religiöse Fragen haben immer einen philosophischen Bestandteil, ob es nun um Echnaton oder Luther als Reformatoren geht. Dennoch wird diese religions-unabhängige Sophisterei der Hellenen ja durchaus als großer Fortschritt begriffen, als Vorläufer/Vorbild der Philosophie der Aufklärung und eines wissenschaftlichen, von religiösen Dogmen unabhängigen Weltbildes. Warum sich so etwas nicht in den älteren Kulturen Ägyptens und Mesopotamiens entwickelt hat, bzw ob es das gab, uns aber die Quellen zum Nachweis fehlen, ist also mE eine durchaus legitime Fragestellung.

Mein Erklärungsansatz: In Griechenland (bzw manchen griechischen poleis, Sparta bspw ist da raus...) und später in Rom ist eine Bevölkerungsschicht entstanden, die sich von alten, religiös und feudal strukturierten Zwängen zumindest zu einem gewissen Teil befreit hat, die (zumindest teilweise) ökonomisch erfolgreich genug war, um sich das Philosophieren leisten zu können (inkl bspw dem Bezahlen von Lehrern), und die schließlich ein Interesse daran hatte, das Bildungsmonopol der bisherigen Oberschicht zu brechen. Diese Voraussetzungen waren so in Ägypten oder Mesopotamien vor dem Hellenismus nicht gegeben.
 
Meines Wissens wurde wohl der Terminus „Philosoph“ (Freund der Weisheit) erstmalig in Griechenland geprägt.
Mit dieser Bezeichnung grenzte man sich ab von der Bezeichnung „Sophos“ (Weiser).

Phythagoras (a2 + b2 = c2) und (570 v.Chr. – nach 510 v.Chr.) soll wohl der erste gewesen sein der sich als Philosoph verstand.
Als ältester Philosoph gilt aber Thales von Milet der Grieche (624/623 v. Chr. – 548/544 v. Chr.).

Zu dem ägyptischen Wesir „Ptahhotep" und seiner Lehre, den man möglicherweise auch als Philosoph bezeichnen könnte, kann ich wenig schreiben. Ptahhotep hat in der 5.Dynastie des vorletzten Pharao als Wesir gedient.
Dieser Pharao der 5. Dynastie (die 5. Dynastie hatte 9 Pharaonen) müsste dann Isesi sein.

Vielleicht ist hier jemand der näheres dazu schreiben könnte.
Anmerkung: Philosophen aus Fernost unberücksichtigt.
 
In Griechenland (bzw manchen griechischen poleis, Sparta bspw ist da raus...) und später in Rom ist eine Bevölkerungsschicht entstanden, die sich von alten, religiös und feudal strukturierten Zwängen zumindest zu einem gewissen Teil befreit hat, die (zumindest teilweise) ökonomisch erfolgreich genug war, um sich das Philosophieren leisten zu können (inkl bspw dem Bezahlen von Lehrern), und die schließlich ein Interesse daran hatte, das Bildungsmonopol der bisherigen Oberschicht zu brechen.
Ich schließe mich dem weitgehend an, wobei ich zu den Ägyptern nichts sagen kann.

Die ersten Philosophen - Thales von Milet, Anaximander von Milet, Anaximenes von Milet, Heraklit von Ephesus - stammten aus Ionien. Es ist Naturphilosophie, damit auch schon eine Andeutung von Wissenschaft, wenn auch noch höchst spekulativ (nicht ganz, Tales hat sich auch mit Magnetismus etc befasst). Zu jener Zeit, im 6. vorchr. Jh., war die jonische Küste die reichste Gegend in Griechenland, zudem ein Schmelztiegel mit der ansässigen kleinasiatischen Kultur, dazu mit starkem Handelspotential ins lydische und phrygische Hinterland.

Zu dieser Zeit gab es überall in Griechenland Kämpfe zwischen Adel und Bauern, doch in Kleinasien hat man schon weitgehend bürgerliche (demokratische) Poleis, zwar immer wieder von Oligarchen durchbrochen worden, die aber bald wieder abgesägt wurden. Geprägt vor allem vom Handel, d.h. von Kaufleuten, blühte so auch der Individualismus, denn ein Kaufmann kommt viel rum und muss ständig selbst entscheiden. Vor allem Milet ist stark vom Handel geprägt, es greift über in phönizische Gewässer, verkehrt mit Ägypten, man legt sogar Kolonien bis Gibraltar an. Dieses Selbstbewusstsein (Demokratie und Individualismus) gepaart mit ökonomischer Blüte lädt dazu ein, sich von Vorbildern bäuerlicher Mythen zu lösen, also, wie ein Buchtitel sagt: "vom Mythos zum Logos" zu gelangen.
 
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Das überzeugt mich nicht so recht.

Ich bin nicht der Ansicht, dass man bei den Städten Ioniens im späten 7. und im 6. Jhdt. v. Chr. schon von bürgerlichen Poleis sprechen kann. Milet wurde von heftigen inneren Konflikten heimgesucht (vgl. etwa Herodot 5,28; erst kurz vor dem Aufstieg der Perser stabilisierte es sich politisch) und war von einem Wechsel von Oligarchie und Tyrannis geprägt. Im 8. und 7. Jhdt. war Milet zwar eine Handelsmacht und gründete zahlreiche Kolonien, und auch unter der harten Hand des Tyrannen Thrasybulos (frühes 6. Jhdt.) scheint Milet durchaus in mancher Hinsicht floriert zu haben - aber wohl kaum als "bürgerliche" (oder gar demokratische) Gesellschaft.
Ähnlich ging es auch in anderen Städten zu. Auch Ephesos war im frühen 6. Jhdt. in der Hand von Tyrannen.

Zu den inneren Konflikten kam noch die Nachbarschaft zu Lydien. Man sollte sich von Kroisos' demonstrativem Philhellenismus nicht täuschen lassen, Lydien war stets eine ernste Bedrohung für die Freiheit der Griechenstädte Westkleinasiens. Abgelöst wurden die Lyder schließlich von den Persern, die in den Griechenstädten genehme Machthaber unterstützten, was letztlich manchen klugen Kopf zur Emigration ins freie Griechenland veranlasste.

Was Du über die ionischen Städte schreibst, traf übrigens so ähnlich auf einige phönizische Städte zu, oder im Spätmittelalter und der Renaissance auf Venedig und Genua. Trotzdem sind sie uns nicht als Horte philosophischer Glanzleistungen bekannt.
 
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