Dann hätte er es komplett sein lassen sollen. Er hat jedoch Angegriffen und auch in Hinblick auf die gegebenen Konditionen die schlechtesten Ergebnisse erzielt. Nicht zuletzt die absurde Disposition der befestigten Stellungen die er anlegen liess, die so weit voneinander entfernt waren, dass die Briten sie einen nach der anderen Einnahmen, ohne dass diese sich gegenseitig unterstützen konnten.
Die Kritik teile ich ja grundsätzlich.
Wir sind dann bei der Frage, wer eigentlich für das Desaster die Verantwortung trägt. Für den Angriff sollte man das bei Rom und Mussolini verorten, Graziani war da nur der "agent", Mussolini der "principal".
Die operativen Fehler sind Graziani anzulasten, natürlich findet man ohne großes Suchen eine bessere Defensivposition (zB Halfaya). Kollidiert aber mit dem Vorrücken an sich. Dann kommt der "Fog of war" hinzu. Während die Briten durch Luftaufklärungen bestens informiert waren, ist dem guten Graziani beispielsweise die Panzerkonzentration völlig entgangen. Ob er ahnen konnte, dass Churchill trotz Dünkirchen seit Juli mehr als 50% der gesamten restlichen britischen Panzerkapazitäten nach Ägypten auf Reisen geschickt hatte (darunter 7th RTR mit der Hälfte der Matildas, das 2nd RTR und weitere Cruiser-Ausstattungen für die 7th Armoured Division, während die 2nd Armoured Division sogar noch unterwegs war)? Das war eben den Italienern nicht bekannt, während umgekehrt die Briten sogar die italienische Material-Ausstattung von Bardia bis Tripolis recht gut einschätzten.
Die strategische Wahrnehmung in Großbritannien war offenbar die (siehe Butler, Grand Strategy II sowie das Grundlagenwerk Playfair I, zitiert von DRZW 3, was wiederum Turgot angeführt hatte), dass Ägypten eine Schlüsselposition zukommt. Das kapierten die Achsenmächte zunächst nicht (DRZW 3 sowie Baum/Weichold - wobei man beim Weichold vorsichtig sein muss, der ist im Urteil durch für Admiralstätigkeit im Weltkrieg vorbelastet).