Akkad = Kish ?

Daraios

Neues Mitglied
Ich bin gerade dabei die Mesopotamische Geschichte zu studieren und bei der Zeit von Akkad angekommen .

Nun wollte ich mal die Meinung anderer zu einer Vermutung von mir hören die mir beim lesen kam.

Es geht darum das die Stadt Akkad bis heute nicht Ausgegraben oder gar lokalisiert wurde.

Haltet ihr es für möglich es könnte sich um eine bereits aus älteren Zeiten bekannte Stadt wie Kish handeln die unter den Akkadern umbenannt wurde ?

Hier sind einige Indizien die diese Vermutung unterstützen könnten :

1. König Sargon von Akkad soll in Kish geboren worden sein

2. Die Könige von Akkad trugen den Namen "König des Alls" was im Sumerischen "König von Kish" hieß

3. König Sargon schrieb in einem Bericht er hätte die Nordbabylonische Hauptstadt Kish wiederhergestellt (Möglicherweise reorganisiert?)

4. es gibt andere Beispiele bei denen Sumerische Traditionen ins Akkadische übernommen und umbenannt wurden . Z.B. die Sumerische Venusgöttin Inana die zu Zeiten Akkads mit der Semitisch Altakkadischen Venusgöttin Ischtar oder Aschtar gleichgesetzt wurde.

Was haltet ihr davon ?
 
Einleitend muss ich darauf hinweisen, dass ich kein großer Experte für das alte Mesopotamien bin. Vor allem habe ich das Problem, keine der altmesopotamischen Sprachen und Schriften zu beherrschen, weswegen ich auf Übersetzungen (wie in der Sammlung „Texte aus der Umwelt des Alten Testaments“) angewiesen bin. Was in den Originaltexten wirklich steht, kann ich nicht nachprüfen.

Zumindest dem Wikipedia-Artikel zu Akkad zufolge wurde die Stadt aber anscheinend schon vor Sargon inschriftlich erwähnt, was gegen eine Umbenennung spricht.
Sargon selbst nannte sich in Inschriften anscheinend mitunter König von Akkad und König von Kisch, was gegen eine Gleichsetzung spricht.
In der Inschrift auf der Bassetki-Statue werden die Städte Akkad und Kisch anscheinend nebeneinander genannt, was ebenfalls gegen eine Gleichsetzung spricht.
 
Das alles lässt in der Tat darauf schließen ,es handele sich um eine eigene Stadt.

Ich bin gespannt ob man sie in naher Zukunft finden wird oder ob neue Erkenntnisse auftauchen die wiederum andere Theorien zulassen .

Vielen Dank für diese Informationen
 
Es wäre auch denkbar, dass Akkad auf dem Gebiet einer modernen Stadt liegt und deshalb nur schwer lokalisiert werden kann. Beispielsweise wurde die Vermutung geäußert, sie befinde sich irgendwo unter dem heutigen Bagdad.
 
Stimmt davon hatte ich mal gelesen. Es gab doch einen Tempel Elumaš von Ištar dessen Neubauten jahrhundertelang an verschiedenen Orten errichtet wurden weil man anfangs die Gründungskapseln nicht gefunden hat. Als man sie dan gegen 500 v.Chr. fand errichtete man einen Neubau sogar in der Nähe des Ersten Tempels.

Ich finde es etwas ungewöhnlich das man so eine Fülle von vermutlich hohen Bauwerken nicht finden kann. Es gibt doch die sogenannte LIDAR Technologie mit der man selbst kleinste Bauwerke antiker Kulturen in Südamerika findet. Könnte diese nicht auch in Mesopotamien eingesetzt werden?
 
Stimmt davon hatte ich mal gelesen. Es gab doch einen Tempel Elumaš von Ištar dessen Neubauten jahrhundertelang an verschiedenen Orten errichtet wurden weil man anfangs die Gründungskapseln nicht gefunden hat. Als man sie dan gegen 500 v.Chr. fand errichtete man einen Neubau sogar in der Nähe des Ersten Tempels.

Ich finde es etwas ungewöhnlich das man so eine Fülle von vermutlich hohen Bauwerken nicht finden kann. Es gibt doch die sogenannte LIDAR Technologie mit der man selbst kleinste Bauwerke antiker Kulturen in Südamerika findet. Könnte diese nicht auch in Mesopotamien eingesetzt werden?
Vielleicht ist es sogar besser, wenn die LiDAR-Technik im 'Iraq derzeit nicht angewandt wird, es gibt zu viele Leute dort, die aus teils monetären, teils fanatisch-islamistischen Motiven archäologisch wertvolle Stätten plündern.
LIDAR-Scans machen das Bodenrelieph sichtbar. Sie können nicht unter die Erde schauen, sondern erkennen, was theoretisch auch das menschliche Auge erkennen könnte. Gerade in Waldgebieten erkennen sie, was der Luftbildfotographie verborgen bleibt. In Steppen- und Wüstengebieten könnten sie Geländestufen, die aber grundsätzlich sichtbar wären, in größerem Zusammenhang erkennen lassen. LiDAR ist also eine Ergänzung der Prospektion.
Nichtinvasiv in den Boden schauen kann man mit Geomagnetik und Geoelektrik.
 
Das stimmt , leider ist diese Region ziemlich problematisch. Erstaunlich das der Ort an dem die ersten Zivilisationen entstanden heute noch so unzivilisiert ist.
 
Ich bin auf ein weiteres Indiz gestoßen was diese Theorie untermauern könnte :

Auf einer Statue von Eshpum , einem Gouverneur von Susa und Elam und Vasallen von König Manischtuschu von Akkad steht geschrieben :

" / / / / / / / "

"Für Manischtuschu König von Kish , Eshpum sein Diener , widmet diese Statue Narundi"

Kann jemand verifizieren das die Übersetzung richtig ist ?
 
Zumindest hat WIKIPEDIA auch diese `Übersetzung.

Manishtushu,.jpg


Bei Wiki heißt es:

Für Manishtushu, den König von Kish, widmete sein Diener Eshpum diese Statue Narundi".

Dazu gibt es eine Fußnote 14 die auf -> Cuneiform Digital Library Initiative (CDLI) verweist.

CDLI -> Die Cuneiform Digital Library Initiative ist ein internationales digitales Bibliotheksprojekt, das darauf abzielt, Texte und Bilder von geschätzten 500.000 gefundenen Keilschrifttafeln online zu stellen, die zwischen etwa 3350 v. Chr. und dem Ende der vorchristlichen Ära erstellt wurden.

Vielleicht lesen Sie sich da mal rein.
 
Das beweist aber nicht, dass die Städte Akkad und Kisch identisch waren, sondern nur, dass der König sich nach beiden bezeichnete.
Denke zum Vergleich ans Mittelalter und die Neuzeit, in der manche Monarchen auch mehrere Territorien beherrschten und sie im Titel führten, ohne dass sie identisch gewesen wären.

Ich verweise außerdem auf die "Sumerische Königsliste", in der auch für die Zeit des akkadischen Reiches eigene Könige in Kisch genannt werden. Dieser Liste zufolge folgten auf Ur-Zababa von Kisch, dessen Mundschenk Sargon gewesen sein soll, noch fünf oder sechs weitere Könige, die somit zumindest zum Teil parallel zu den Königen von Akkad regiert haben müssten. Dem widerspricht nicht, dass Kisch Teil des Reiches von Akkad war: Es wird sich um bloße Vasallenkönige gehandelt haben. Es war gerade in Mesopotamien keineswegs ungewöhnlich, dass in unterworfenen Städten lokale Herrscher an der Macht blieben oder eingesetzt wurden. Aber: Es wäre doch höchst ungewöhnlich, wenn die akkadischen Könige sogar in ihrer eigenen Hauptstadt Vasallenkönige gehabt hätten. Dass Kisch weiterhin über eigene Machthaber verfügte, spricht somit ebenfalls gegen die Identität von Kisch und Akkad.
 
Zumindest hat WIKIPEDIA auch diese `Übersetzung.

Anhang anzeigen 23298

Bei Wiki heißt es:

Für Manishtushu, den König von Kish, widmete sein Diener Eshpum diese Statue Narundi".

Dazu gibt es eine Fußnote 14 die auf -> Cuneiform Digital Library Initiative (CDLI) verweist.

CDLI -> Die Cuneiform Digital Library Initiative ist ein internationales digitales Bibliotheksprojekt, das darauf abzielt, Texte und Bilder von geschätzten 500.000 gefundenen Keilschrifttafeln online zu stellen, die zwischen etwa 3350 v. Chr. und dem Ende der vorchristlichen Ära erstellt wurden.

Vielleicht lesen Sie sich da mal rein.
Das mache ich , danke für den Tipp
 
Das beweist aber nicht, dass die Städte Akkad und Kisch identisch waren, sondern nur, dass der König sich nach beiden bezeichnete.
Denke zum Vergleich ans Mittelalter und die Neuzeit, in der manche Monarchen auch mehrere Territorien beherrschten und sie im Titel führten, ohne dass sie identisch gewesen wären.

Ich verweise außerdem auf die "Sumerische Königsliste", in der auch für die Zeit des akkadischen Reiches eigene Könige in Kisch genannt werden. Dieser Liste zufolge folgten auf Ur-Zababa von Kisch, dessen Mundschenk Sargon gewesen sein soll, noch fünf oder sechs weitere Könige, die somit zumindest zum Teil parallel zu den Königen von Akkad regiert haben müssten. Dem widerspricht nicht, dass Kisch Teil des Reiches von Akkad war: Es wird sich um bloße Vasallenkönige gehandelt haben. Es war gerade in Mesopotamien keineswegs ungewöhnlich, dass in unterworfenen Städten lokale Herrscher an der Macht blieben oder eingesetzt wurden. Aber: Es wäre doch höchst ungewöhnlich, wenn die akkadischen Könige sogar in ihrer eigenen Hauptstadt Vasallenkönige gehabt hätten. Dass Kisch weiterhin über eigene Machthaber verfügte, spricht somit ebenfalls gegen die Identität von Kisch und Akkad.
Schön sie auch wieder hier zu sehen .

Das sind interessante Einwände und ich gebe zu das eine Gleichsetzung von Kisch und Akkad in Anbetracht dieser und ihrer letzten einwende immer unwahrscheinlicher scheint . Allerdings gibt es viele Ungereimtheiten was die Stadt Akkad betrifft.

Z.B. warum Eshpum nur die Stadt Kish nicht aber Akkad erwähnt wenn diese das Zentrum des Akkadischen Reiches war.

Besteht die Möglichkeit das die Bezeichnung Akkad das gesamte Reich beschreibt und nicht eine Stadt ?

Es ist bisher nur ein Gefühl von mir und ich habe grade angefangen mich mit dieser Zeit zu beschäftigen aber es gibt einige Ungereimtheiten was diese Stadt und ihre Erwähnung in den Schriften betrifft
 
Denkbar wäre auch das es sich um eine mythologische Stadt handelt, so wie es auch mythologische Herrscher auf Sumerischen und Ägyptischen Königslisten gibt um eine scheinbar ewige Herrscher Reihenfolge zu Propagieren.

Vielleicht wollte man mit der Erwähnung einer Stadt Akkad die Legitimität des Reiches von Akkad stärken.

Das sind bisher alles nur Ideen
 
Dazu passt aber nicht, dass laut Inschrift bereits König Enschakuschanna von Uruk Akkad besiegte - vor der Zeit Sargons und in einer Zeit, als es noch kein Reich von Akkad gab..
 
Dazu passt aber nicht, dass laut Inschrift bereits König Enschakuschanna von Uruk Akkad besiegte - vor der Zeit Sargons und in einer Zeit, als es noch kein Reich von Akkad gab..
Davon wusste ich tatsächlich nichts . In dem Fall scheint es sie wohl doch zu geben. Danke auf jeden Fall für die Informationen
 
Z.B. warum Eshpum nur die Stadt Kish nicht aber Akkad erwähnt wenn diese das Zentrum des Akkadischen Reiches war.
Eigentlich ist eine mögliche Erklärung naheliegend: Vor Sargon war Kisch eine dominierende Stadt (Akkad hingegen relativ unbedeutend). Somit wäre wenig überraschend, wenn sich auch die Könige von Akkad danach nannten, um zu unterstreichen, dass sie die Machtstellung der Könige von Kisch übernommen hatten - umso mehr, wenn stimmt, dass Sargon niedriger Herkunft war. "König vom (traditionsreichen) Kisch" wäre imposanter als "König vom (Emporkömmling) Akkad".
 
Ok das leuchtet ein , aber warum wurde Akkad dann überhaupt die Hauptstadt des Reiches ? Wurde diese Stadt von den eingewanderten Semiten gegründet?
Sargon hatte ja , zumindest nach den Überlieferungen die wir haben , mehr mit der Stadt Kish zu tun oder? Zumindest hat er seine Jugend dort verbracht
 
Ich glaube, mehr als spekulieren wird man nicht können.

Wenn man nicht weiß, wo Akkad lag, kann man z.B. auch nicht beurteilen, ob es strategisch und/oder als Verkehrsknotenpunkt und/oder als Handelszentrum günstiger lag. Doch selbst wenn dem so gewesen sein sollte, wäre das noch kein Beweis, dass das tatsächlich das Motiv für die Hauptstadtwahl war.
 
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