Aktenlage zu in Russland geborene Deutschen

RagnaOrk

Neues Mitglied
Ich habe folgendes Problem.

Ich suche Akten zu Ferdinand Königseder. Er ist ein Deutscher der am 7.6.1900 in Moskau geboren wurde und deutsche Staatsangehöriger war.

In welchen Archiv sind die Akten zu ihm zu finden? Bundesarchiv? Wie ist überhaupt die Aktenlage zu solchen Fällen?
 
Weil das kein berühmter Mensch ist, bist du wahrscheinlich der einzige von uns, der etwas über ihn weiß. Wenn man nicht mehr weiß als in deiner Frage steht, kann man (wie du wohl schon bemerkt hast) nichts dazu sagen.
Man sollte z.B. wissen, warum er als deutscher Staatsbürger in Russland geboren wurde. Wohnten seine Eltern dort und, wenn ja, warum? Der Name klingt bayrisch/österreichisch - stammte er von dort?
 
In Östereich und Bayern ist der Name recht verbreitet. Aber ich habe keine Ahnung, wie die Hintergründe sind. Ich habe nur ein Personalakte im Politischen Archiv Berlin gefunden, aus der herausgeht, dass er bei der deutschen Botschaft in der Sowjetunion gearbeitet hat. Was nach 1941 mit ihm passiert ist, ist unklar.

Mir geht es hier eigentlich eher darum, wo die Akten zu in Russland geborenen Deutschen liegen. Was bedeutet das eigentlich? Waren die Eltern Deutsche (oder eben Östreicher) die in Moskau lebten? War er ein Russlanddeutscher? Wie war der rechtliche Status der Nachfahren deutscher Einwanderer in der Sowjetunion?
Die hatten doch alle die sowjetische Staatsbürgerschaft, oder?

Aber wenn er ein Deutscher war, müssen seine Eltern ebenfalls Deutsche gewesen sein, die in Moskau gelebt haben.
 
Nochmal zum Kontext:

Das Personal der deutschen Botschaft in Moskau - wenn er sich im Juni 1941 dort in einem Beschäftigungsverhältnis befand, was die Personalakte ausweisen sollte - wurde nach Kriegsbeginn über die Türkei aus der Sowjetunion zurück ins Deutsche Reich geholt.

Wenn er sowjetischer und nicht deutscher Staatsbürger gewesen ist - Rußlanddeutscher - dürfte er diese "Evakuierung" nicht mitgemacht haben, ist also in der SU verblieben. Bzgl. der deutschen Kriegsgefangenen gibt es in Moskau derzeit recht gut funktionierende Auskunfststellen, aber unter diese Gruppe kann er nicht gefallen sein.

Mit Kriegsbeginn fanden umfangreiche Deportationen der Rußlanddeutschen nach Osten, zB Kasachstan statt. Das dürfte mehrere Hunderttausend Menschen umfasst haben. Akten darüber (evt. gab es Personenlisten?) sind mW nicht geöffnet, aber vielleicht weiß hier jemand mehr.
 
Laut seiner Personalakte war er ein Deutscher bzw. Östereicher, der in Moskau geboren ist. Er war eben kein Russlanddeutscher. Seine Eltern müssten Deutsche gewesen sein, die in Moskau gelebt haben.

Was mit ihm nach Juni 41 passiert ist, ist unklar.

Vor dem Anschluss Östereichs an das Deutsche Reich war Königseder bei der östreichichen Gesandschaft in Moskau angestellt. Nach der Zusammenlegung dann in der deutschen Botschaft.

In Staatsarchiv Wien habe ich schon angefragt. Aber von dort kam bis jetzt noch keine Antwort.

Alles sehr unklar, aber für mich als Historiker sehr spannend.
 
Wenn es Akten in Russland gibt könnte es noch schwerer oder spannender werden.

Denn ist Russland muss man dies berücksichtigen:

Das Bundesgesetz über das Archivwesen vom Oktober 2004 stellt ein dreigeteiltes Eigentum an Archivgut fest. Staat - Kommunen und private Institutionen und Personen. Das Gesetz eröffnet juristischen und natürlichen Personen ein grundsätzliches Zugangsrecht. Und nun kommen wir zu den Problemen, die aber nicht nur in Russland zu finden sind. Unterlagen die Staatsgeheimnisse bergen sind gesperrt und es gibt keine Sperrfrist (zum Unterschied von andern Staaten).

Nach dem Bundesgesetz werden Unterlagen die das Privatleben eines Menschen oder seine Sicherheit betreffen bis zu 75 Jahre nach ihrem Entstehen verschlossen. Wenn die Erben oder die betroffene Person selber eine schriftliche Genehmigung Schreiben, dann werden diese Akten früher geöffnet.

Die Akten des zweiten Weltkrieges die Feindstaaten Russlands betreffen, sind laut diesem neuen Gesetz Staatseigentum.

Du kannst es ja mal mit dem deutschen Historische Institut in Moskau in Verbingung setzen. Die kennen sich in russischen Archvien besser aus und können dir evt. weiterhelfen, für den Fall das deine Suche nach Russland führt.

DKI: Deutsches Historisches Institut Moskau (DHI Moskau)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn er deutscher Staatsbürger gewesen ist (1941), müßte er über die Türkei evakuiert worden sein. Möglw. wären dann auch die Akten des Auswärtigen Amtes über diese Evakuierungen interessant. Da könnte es Personenlisten geben- als Vorgangsakte.
 
Das ist doch mal eine Möglichkeit. Die müssten doch was wissen. Ich werde mich mit denen mal in Kontakt setzen.

Danke.
 
Zurück
Oben