Als Slowenien eine Wiedervereinigung mit Österreich suchte.

Arnaud28

Aktives Mitglied
Hallo,

ich höre aus austriaphilen Kreisen immer mal wieder, Slowenien hätte sich in den frühen 1990er Jahren bemüht sich mit Österreich zu vereinen. Österreich hätte damals aufgrund des Jugoslawien-Kriegs diese Option nicht in Betracht gezogen. Weiß hier jemand mehr?

Es wäre aus meiner Sicht interessant gewesen, wie sich diese Geschichte entwickelt hätte. Immerhin hätte dann die österreichische Nationalmannschaft im Fussball einige hochtalentierte Fussballer mehr in ihren Reihen gehabt. Außerdem wäre Donald Trump dann mit Melania, also einer österreichischen Staatsbürgerin verheiratet gewesen. Es wäre schon eine tolle Sache gewesen.
 
ich höre aus austriaphilen Kreisen immer mal wieder, Slowenien hätte sich in den frühen 1990er Jahren bemüht sich mit Österreich zu vereinen. Österreich hätte damals aufgrund des Jugoslawien-Kriegs diese Option nicht in Betracht gezogen. Weiß hier jemand mehr?
Erfahrungsgemäß sind solche Behauptungen meist pseudosupranatioanlistische Rechtfertigungen für nationalistische Großmachtträumereien.
 
Hallo,

ich höre aus austriaphilen Kreisen immer mal wieder, Slowenien hätte sich in den frühen 1990er Jahren bemüht sich mit Österreich zu vereinen. Österreich hätte damals aufgrund des Jugoslawien-Kriegs diese Option nicht in Betracht gezogen. Weiß hier jemand mehr?

Es wäre aus meiner Sicht interessant gewesen, wie sich diese Geschichte entwickelt hätte. Immerhin hätte dann die österreichische Nationalmannschaft im Fussball einige hochtalentierte Fussballer mehr in ihren Reihen gehabt. Außerdem wäre Donald Trump dann mit Melania, also einer österreichischen Staatsbürgerin verheiratet gewesen. Es wäre schon eine tolle Sache gewesen.


Wenn man die Geschichte Slowenien anschaut, ist oder war das wohl wirklich nur Wunschdenken einer Minderheit. Mich würde da schon deine genaue Quelle interessieren.

"Am 23. Dezember 1990 stimmten über 80 Prozent der wahlberechtigten Slowenen in einem Referendum für die Unabhängigkeit Sloweniens. Ein halbes Jahr später, am 25. Juni 1991, hat das slowenische Parlament die Unabhängigkeit des Landes proklamiert, was eine Militäroperation der Jugoslawischen Volksarmee nach sich zog. In einem 10 Tage anhaltenden Krieg konnte sich jedoch die slowenische Bürgerwehr behaupten. Diese Auseinandersetzung gilt heute als erster der sogenannten Jugoslawienkriege. Unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der österreichischen Regierung wurde ein Kompromiss ausgehandelt, wonach die Unabhängigkeit Sloweniens um 3 Monate verschoben wurde. Seit dem 8. Oktober 1991 ist Slowenien unabhängig. "

Quelle: Slowenien Geschichte - Übersicht - Zusammenfassung - kurz gefasst

Dann einen Bericht aus der Presse vom 25.06.2011

Zerfall Jugoslawiens: „Mock wollte Alleingang“

Oder aus der Wiener Zeitung vom 26.06.2021:

Slowenien - Die Anerkennung "hätte viel früher" erfolgen müssen
 
Wenn man die Geschichte Slowenien anschaut, ist oder war das wohl wirklich nur Wunschdenken einer Minderheit. Mich würde da schon deine genaue Quelle interessieren.

Es geht nicht um "mein" Wunschdenken. Ich habe gar kein Wunschdenken hinsichtlich Slowenien.
Die Idee ist sicherlich reizvoll und war wohl damals auch im Zeichen der Angst vor einer Teilnahme an einer kriegerischen Auseinandersetzung beeinflusst.
Mir ist diese Idee nur im Kommentarbereich von österreichischen Zeitungen mehrfach über den Weg gelaufen.
Dies ist jeweils beim Wiener Standard passiert ist (linksliberale Zeitung, die glaube ich einer der ersten Zeitungen im Web war). Da ich hierüber nichts gefunden habe, wollte ich nur Fragen ob es hierzu mehr Informationen gibt. Wie gesagt, in Anbetracht einer möglichen Gefährdung im Jugoslawienkrieg halte ich zumindest eine Diskussion nicht für abwegig. Die letzten Jahre war es ja eher so, dass Slowenien sich häufig mit Kroatien in der Wolle hatte.

Es kann natürlich auch wieder ein Gerücht von serbischen Nationalisten sein, die den Slowenen wieder etwas böses unterstellen wollten.
 
^^
Unterstellst du da evtl. etwas? Nicht, dass du einen Nationalitätskomplex hast? ;)
Mach dir mal um meine Komplexe keine Sorgen.
Du selbst schreibst, dass du "immer mal wieder" "aus austriaphilen Kreisen" solche Dinge hörtest. Es sollte dir zu denken geben, dass du dazu so wenig Fakten finden kannst. So etwas nennt man gemeinhin eine Chimäre.
 
Slowenien und Kroatien. Da war doch was? Ach ja, war es nicht Deutschland, welches Kroatien und Slowenien Unabhängigkeit als erstes anerkannte? und dafür auch noch gescholten wurde. Ach ja, dabei war zu jenem Zeitpunkt der Auflösungsprozess von der Schöpfung der Alliierten des Ersten Weltkrieges bereits im vollem Gange. Und gerade das Zögern der Europäer dürfte Serbien ermutigt haben.
 
Die Slowenen waren schon im 1. Jugoslawien megaglücklich, dass sie als Volk/Nation überlebt haben und nicht so wie in Kärnten langsam assimiliert. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen.

Nach den Dokumenten aus dem Slowenienkrieg ist klar, dass Milosevic relativ wenig mit dem Krieg in Slowenien am Hut hatte.
 
Was für ein Wortungetüm. Was ist das bitte genau?
Nationalistisch = nationalistisch.
Supra = über
Pseudo = so tun als ob

Also gewissermaßen nationalistisch argumentierende Leute, mit in - in diesem Fall großösterreichischen - Phantasien, die so tun, als würden sie nichtnationalistisch argumentieren, sondern mit ihren Großreichgehabe auch die Interessen der „Juniorpartner“ vertreten.
 
Nur man sollte grundsätzlich bei Unterstellungen vorsichtig sein, zumal hier der Sachverhalt nicht klar ist.
 
Die Unterstellung ist doch zunächst einmal:
Slowenien hätte sich in den frühen 1990er Jahren bemüht sich mit Österreich zu vereinen.
Das wird angeblich unterstellt
aus austriaphilen Kreisen
.

Zunächst müsste man diese Behauptung aus österreichischen, nationalistischen Kreisen vor sich haben, um zu belegen, ob es diese Unterstellung tatsächlich gab. "Ich habe das vor x Jahren mal in online-Leserbriefen aufgeschnappt" ist ein bisschen dünn.
Dann müsste man sehen, ob es von slowenischer Seite tatsächlich "Anschluss"bemühungen nach dem Exodus von Jugoslawien gab, was ich mir aber schwer vorstellen kann.
 
Aus meiner Erinnerung (!), ohne Belege bieten zu können:
Ich kann mich erinnern, dass zur Zeit der slowenischen Unabhängigkeit irgendein, ich glaube steirischer, Landespolitiker von einem Anschluss Sloweniens an Österreich faselte und auf Kritik hin "klarstellte", dass er natürlich nur eine enge wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit gemeint habe.

Sonst ist mir noch nie etwas von irgendwelchen Anschlussplänen untergekommen.
 
Erfahrungsgemäß sind solche Behauptungen meist pseudosupranatioanlistische Rechtfertigungen für nationalistische Großmachtträumereien.

Ich bezweifel doch sehr, wenn es tatsächlich so gewesen und gekommen wäre, dass dieser Zusammenschluß, oder wie immer man das nennen mag, zu einer Großmacht gereicht hätte. Dafür ist Slowenien denn doch zu klein.

Ich erinnere mich noch gut, wie es um die Wiedervereinigung Deutschlands ging. Die Reaktionen, die USA einmal ausgeklammert, waren zumindest sehr zurückhaltend bis hin zur offenen Feindseligkeit. Da war plötzlich von der angeblichen Freundschaft nicht mehr so viel vorhanden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man die Geschichte Slowenien anschaut, ist oder war das wohl wirklich nur Wunschdenken einer Minderheit.
Absolut - nur die sog. Monarchisten träumten und träumen von Wiederherstellung der Monarchie unter einem Habsburger als Kaiser.

Nach den Dokumenten aus dem Slowenienkrieg ist klar, dass Milosevic relativ wenig mit dem Krieg in Slowenien am Hut hatte.
Ja, Milosevic hatte keine Probleme mit der Unabhängigkeit Sloweniens, weil das Land – anders als Kroatien – ethnisch und kulturell ziemlich homogen war, sprich dort nur wenige Serben lebten, die man „verteidigen“ müsste gemäß der Doktrin: Wo Serben leben, ist Serbien.

Das hat übrigens Putin vor dem gegenwärtigen Krieg in der Ukraine auch gesagt: Wo Russen leben – also in Donbass – ist Russland.
 
Milosevic hatte im Slowenienkrieg keine Stellung inne und hat Slowenien eher sogar verstärkt.

Weder stand die JNA damals hinter ihm, noch war er der formale Chef.

Ob Milosevic 1991 überhaupt einen Plan hatte, da streiten sich in Serbien die Historiker, grade die etwas "nationalistischeren" meinen er hätte nur reagiert und hatte sowieso kein Konzept, was er genau wollte.
 
Nun ja, Milosevic hat schon das Seine dazu beigetragen: In dem er die Autonomie von Vojvodina und Kosovo kassierte und damit Serbien 2 zusätzliche Stimmen im Staatspräsidium verschaffte. Man kann sagen, die „Jubelfeier“ 1989 zur 600. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, bei der Milosevic eine nationalistische Rede hielt, waren Anfang vom Ende Jugoslawiens. Natürlich hat er sich das nicht einfach aus den Fingern gesogen, sondern beruhte auf der Vorarbeit durch die Intellektuellen Serbiens 3 Jahre zuvor – siehe SANU-Memorandum – Zitat aus Wikipedia:

Es stellte eine angebliche Benachteiligung Serbiens innerhalb des sozialistischen Jugoslawien fest und forderte neben einer Demokratisierung eine „politische Abrechnung“ durch „revolutionären Kampf“ gegen eine „neofaschistische Aggression“ und einen „Genozid“ an den Serben im Kosovo.

Die Parallele zu der jetzigen russischen Argumentation gegenüber der Ukraine ist augenscheinlich.
 
Das Milosevic selber auf dem Nationalismus gespielt hat ist mir auch klar, ob er es jemals selber war wohl eher nicht.

Die Ursachen für den Zerfall Jugoslawien sind viele. Das Memorandum ist später dann mythologisiert wurde, es gab auch in Zagreb ein Memorandum, wo mehr oder weniger eine Karte entstand wo kroatisch gesprochen wird und die ging bis Zentralserbien. Nur das Stokawische mit Ekawischem Reflex des altslawischen Jats wurde, galt als Serbisch. Die kennt heute aber niemand. Das Memorandum war lange geheim und kam erst 2 Jahre vor dem Krieg an die Öffentlichkeit, nicht grade viel Zeit um die Öffentlichkeit zu formen.


Ich halte es übrigens mit Dejan Jovic (nein wir haben nur den gleichen Familiennamen, sind nicht miteinander verwandt), dass Jugoslawien 1974 aufgehört hat als Staat zu existieren. Jugoslawien war so dezentralisiert, dass der Staat nicht funktionieren konnte. Serbien konnte nicht funktionieren, weil die Vojvodina und vor allem das Kosovo Belgrad immer blockierten. Ich will Milosevic nicht in Schutz nehmen, er war ein Autokrat und sicher kein guter Mensch und hat viele Leute auf dem Gewissen, aber das Jugoslawien zentralisiert werden musste, war klar, dies war allen klar. Der MMF wollte Jugoslawien gar keine Kredite geben, weil die wussten das Belgrad sowieso nichts zu sagen hat.

Übrigens scheint eine Konstante zu sein, der südslawischen Geschichte. Entweder ist der Staat zu zentralistisch (Königreich Jugoslawien) und es entsteht Unzufriedenheit oder soweit dezentralisiert, dass er nicht funktioniert (Jugoslawien ab 1974 oder noch besser Serbien und Montenegro [ein schlechter Witz eines Staates]). Nach den Wahlen in Montenegro habe ich gleich gesagt, ich würde gegen einen neuen Staatenbund stimmen, solange da nicht irgendwie ein gescheiter Mittelweg gefunden wird.
 
Zurück
Oben