Als Slowenien eine Wiedervereinigung mit Österreich suchte.

Das Problem kenne ich. Die deutsche Abkürzung IWF (Internationaler Währungsfonds) ist mir auch geläufiger als International Monetary Fund IMF.
 
Der IMF hat am Ende doch einen Kredit gegeben, eine Forderung war mehr Zentralismus.

Nun man kann durchaus mit Recht einwenden, dass die anderen Forderungen auch nicht grade das Gelbe vom Ei waren.

Der Dinar wurde an die Mark gekoppelt zu einem aberwitzigen Kurs von 1:7. Da begann die Megaparty vor dem kriegerischen Kater. Auf einmal hatten die Leute Gehälter von 1000 Mark und mehr und für ein paar Monate begann das Schlaraffenland. Man kaufte Mercedes und Sony Fernsehgeräte, die nicht nur wegen dem Kurs, sondern auch dem Wegfall der Zölle billig waren. Die Auslandsverschuldung explodierte, die Währungsreserven schmolzen schneller als ein Schneemann in der Sahara, die Industrieproduktion brach ein. Doch für den Konsumenten war alles Halli Galli. In der Legendenbildung im und nachdem Krieg, waren dies die tollen Reformen von Ante Markovic, dessen Legacy darauf besteht, dass danach der Krieg kam und nicht der wirtschaftliche Zusammenbruch ohne Krieg, für den Er die Schuld bekommen hätte.

Aber ein serbischer Ökonom (Miodrag Zec) prägte die These das Tito rechtzeitig gestorben ist, was seine Legancy gerettet hat, sonst wäre er wie Cheausescu geendet.
 
Das schlimmste an der ganzen Katstrophe mit dem IMF ist, dass außer den Slowenen keiner dazu gelernt hat, die Slowenen haben ihren Tolar immer wieder abgewertet. Während das erste was man nach dem Sturz von Milosevic gemacht hat, den Dinar um 60 % aufgewertet um auch den letzten Rest der Industrie welches Sanktionen, Bombenkrieg und Hyperinflation überlebt hat zu killen. Montenegro, BiH und Kosovo haben gleich mal die Mark eingeführt als Währung oder wie Kosovo Euro.

Könnte daran liegen das Krieg und Nationalismus dies überlagert haben und die Politiker nie gefragt wurden 1992, warum Jugoslawien bankrott und wirtschaftlich am Boden ist, weil der Krieg war eine gute Antwort.
 
Ich frage mich überhaupt, ob es eine gute Idee war die ganzen verschiedenen Nationalitäten von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges in einen Staat unterzubringen?
 
Könnte daran liegen das Krieg und Nationalismus dies überlagert haben und die Politiker nie gefragt wurden 1992, warum Jugoslawien bankrott und wirtschaftlich am Boden ist, weil der Krieg war eine gute Antwort.
Krieg war eine gute Antwort für Milosevic und sonst für niemand.

Er war ein Egomane wie Putin einer ist. Ihm war jedes Mittel recht, um Macht zu erreichen und sie zu behalten. Ich zitiere hier aus einem Bericht des IWPR über die Anhörung des letzten Ministerpräsidenten Jugoslawiens Ante Markovic im Prozess gegen Slobodan Milosevic am 28. Oktober 2003 (Fettschreibung durch mich):

Mr. Markovic, with extensive background in business, initiated a comprehensive program to stabilize the SFRY (Socialist Federal Republic of Yugoslavia) which was in economic and social turmoil, experiencing unprecedented inflation up to 1000% per year. The program was aimed at democratization and economic reform. Milosevic opposed it and took a number of actions to undermine it. His reason, according to the witness: 'The Programme was an obstacle to Milosevic in his surge for absolute power in Yugoslavia. Introducing a multiparty system and elections in Yugoslavia would not allow Milosevic to stay in power.' Because of the initial success of the program, Mr. Markovic's popularity was high, which was also a threat to the Accused.

In one of his efforts to defeat Markovic's stabilization and reform program, Milosevic effected the illegal transfer of 2.5 billion Deutschmarks (US$1.25 billion) from the National Bank of Yugoslavia to the National Bank of Serbia. Mr. Markovic called it the 'robbery of the century.' He told the Court this showed that Milosevic, who continually claimed he was fighting for Yugoslavia's interests, was really fighting for his own.
(…)
The witness testified about his direct contacts with the Accused, as well. The first occurred after Milosevic orchestrated the removal of his own mentor, Ivan Stambolic, from the presidency of Serbia. Milosevic asked if the Prime Minister could find a position for him, which he did. Later, when Milosevic decided Stambolic was interfering in Serbian affairs, he asked Mr. Markovic to oppose his reappointment. Markovic refused, and Milosevic cut off contact with him for several months. Punishment for thwarting his wishes was more important than that the government function, the witness told the Court.

Mr. Markovic provided a note of poignancy to these manipulations concerning Stambolic, who was a personal friend. During NATO bombing of Serbia in 1999, Stambolic called him. 'Ante, I can see how things are developing,' Stambolic said. 'Though I have refused until now, I will have to become politically active.' A man generally respected for his integrity, he posed a potential threat to Milosevic's political power. Mr. Markovic added, 'It seems someone else understood this and that is why Stambolic disappeared.' His body was found in 2002. Milosevic and his wife have both been charged in Serbia with involvement in his murder.
(…)
By July 1991, he and others, including President Izetbegovic, knew Serbia was arming the Bosnian Serbs. The Bosnian President told him of an intercepted telephone conversation between Milosevic and Radovan Karadzic, leader of the Bosnian Serbs, which the Macedonian Foreign Minister brought to Belgrade and played for him. In it, Milosevic and Karadzic discussed preparations for war in Bosnia, including deployment of the army, procuring weapons and arming men. Though the foreign minister destroyed the tape, making it difficult for Markovic to convince the federal government of what he had heard, the Prosecutor played another copy in court. In it, Milosevic is clearly (and chillingly) heard giving Karadzic directions about war preparations.
(...)
To Prosecutor Geoffrey Nice’s question whether Milosevic was a nationalist, the witness laughed, “No, No. Slobodan Milosevic used everything he could to insure power for himself and power over people. If that was nationalism, he used that.


Ich frage mich überhaupt, ob es eine gute Idee war die ganzen verschiedenen Nationalitäten von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges in einen Staat unterzubringen?
Österreich und später Österreich-Ungarn funktionierte als multinationaler Staat gut – bis es zu viel wollte (zuerst Bosnien, dann Serbien) und die Quittung dafür bekam. Allerdings waren alle Völker der K&K Monarchie Katholiken, haben also über Jahrhunderte in einem gemeinsamen kulturellen Raum gelebt.
 
Dion ich bin sicher kein Experte für die 90er Jahre, während meines Studiums habe ich diese Zeit gemieden wie die Pest und habe über die serbische Geschichte des 19. Jahrhunderts oder früher geschrieben. Wenn überhaupt kamen die 90er Jahr nur als Vergleich auf oder wenn es eindeutig war, dass Dinge des 20. Jahrhunderts auf das 19. Jahrhundert übertragen werden, was extrem häufig der Fall ist. Die Gerichtsakten über Srebrenica habe ich mir angeschaut, als ich mit jemanden polemisiert habe warum ein Massaker (Sijenica Massaker, Erster Serbischer Aufstand) nach heutigen Maßstab kein Genozid sein soll. Ich sage wie es ist, vielleicht werde ich mich damit beschäftigen, wenn Gras darüber gewachsen ist und ich sehr alt bin. Ich bin wahrlich kein Experte.

Tudjman hat sicherlich vom Krieg auch profitiert, einerseits hat es die Kroaten überhaupt dazu gebracht hinter der Unabhängigkeit zu stehen, andererseits hat Tudjman selber gesagt das er weniger Serben in Kroatien haben will. Das wichtigste Argument, hätte er unbedingt Frieden haben wollen, wären 1990-91 Ustascha Symbole aufgetaucht und die Polizei hätte diese nicht getragen, sondern alles daran gesetzt das diese Verschwinden, im Wissen wie traumatisiert die Serben sind und im Wissen das Milosevic das sehr gerne für die Propaganda nutzen wird.

Auch Izetbegovic hat z.B den Carrington-Cutileiro Plan nicht akzeptiert, wo Bosnien in Kantone, Karadzic hat es jedenfalls proforma akzeptiert. Sieht für dich so jemand aus der um jeden Preis, Frieden haben will. Heute sagt man Karadzic hätte sich daran nicht gehalten, was sicher möglich ist, aber wissen werden wir es nicht, weil Izetbegovic in abgelehnt hat.

Am Ende was willst mir sagen, dass Milosevic ein Machtmensch, Autokrat, schlechter Politiker, Kriegstreiber, eine unmoralische Person war. Das weiß ich selber, da erzählst mir wahrlich nichts neues.

 
Ich lebe in Graz, etwa 50km von der slowenischen Grenze entfernt. Ich kann mich nicht erinnern, dass österreichische Politiker sich um 1990/91 öffentlich damit beschäftigt hätten oder dass jemand in meinem Umfeld diese Idee geäußert hätte. Hier fand ich einen Artikel aus der Zeit, der nahelegt, dass eine kleine Minderheit in Maribor/Marburg angeblich gerne zu Österreich gehört hätte. Bei meinen eigenen Besuchen und Gesprächen in Slowenien war vor allem Erleichterung, Freude und Stolz über die Unabhängigkeit zu hören. 1991 fuhren wir nach Ljubljana zu Silvester, um mit den beiden Freunden, die wir dort hatten, und mit den Leuten auf der Straße deren Unabhängigkeit zu feiern, und ihnen zu gratulieren. Wenn die an irgend etwas Anschluss suchten, dann war das ganz deklariert die EU, aber sicher nicht die Republik Österreich.

Artikel der TAZ

Eine "Deutschland oder Österreich oder k&k Nostalgie" mag es schon geben, aber das halte ich eher für eine "Ach die gute alte Zeit" Sache ohne Idee eines Anschlusses. Dazu kann ich persönliche Anekdoten anbieten:

  • Eine damals etwa 25-j Studentin aus Maribor, die in Graz studiert, sagte mir vor etwa 8 Jahren, dass sie mit ihrer Großmutter, die in Murska Sobota lebt, meist Deutsch spricht, weil sie den slowenischen Dialekt, der in dieser Ecke gesprochen wird, nicht so gut versteht.
  • In Ptuj traf ich (2006) eine alte Dame, die mir etwa 2h lang auf Deutsch ihre Familiengeschichte erzählte. Sie hat es einfach genossen, wieder einmal Deutsch zu sprechen.
  • Als junger Mann half ich einem österreichischen Weinbauern bei der Weinlese in seinem Weingarnte auf der slowenischen Seite. Das war noch zu Yugozeiten. Die österreichischen Bauern durften ihr Land behalten und einfach mit dem Traktor über die Grenze fahren um ihr Land zu bestellen.
  • An der Soca (Isonzo) traf ich (vor 1990) einen alten Mann, der einfach nur mal Deutsch sprechen wollte. Er hatte in Pula das Gymnasium besucht. Mein eigener Urgroßvater übrigens ebenfalls. Das war halt "Monarchie" und hat nichts mit der heutigen Republik Österreich zu tun.
  • Meine Mutter ging noch mit einer inzwischen verstorbenen Angehörigen der deutschen Bevölkerung von Marburg / Maribor zur Schule. Deren Familie war nach dem 1. Weltkrieg nach Österreich gezogen. Immobilien in Marburg durften sie behalten.
  • Die ehemals "deutsche" Untersteiermark heißt heute noch ganz entspannt einfach Štajerska - obwohl jedes Kind in Slowenien weiß, dass sich der Name auf die zu Österreich gehörende Steiermark bezieht, und dass es eine gemeinsame Geschichte mit ehemals bedeutenden Anteilen deutschsprachiger gibt, aber es scheint da niemals Bedenken gegeben zu haben - man vergleiche das mit den endlosen Diskussionen um die Benamsung von Nordmakedonien.
  • Mit slowenischen Freunden lachen wir Tränen, wenn es um deutsche Lehnwörter im Slowenischen geht, die von weniger gebildeten Slowenen für urslowenische Wörter gehalten werden
 
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