Anarchie??

I

ionna

Gast
Hi, ich weiß gar nicht, ob ich hier überhaupt richtig bin, aber ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Die Frage ist, was die Nachteile von Anarchie oder einer herrschaftsfreien Gesellschaft sind...

Ich hoffe ihr könnt mir beim Sammeln helfen, habe bisher nur, dass sich niemand mehr an Gesetze hält und jeder macht was er will usw.
Was gibt es noch????
Oder könnt ihr seiten empfehlen die dieses Thema behandeln???

Danke & Ciao
 
Die Frage ist, was die Nachteile von Anarchie oder einer herrschaftsfreien Gesellschaft sind...

Ich hoffe ihr könnt mir beim Sammeln helfen, habe bisher nur, dass sich niemand mehr an Gesetze hält und jeder macht was er will usw.

Ähem, das sind zwei Beispiele für Chaos, aber nicht für Anarchie.....
Auch eine herrschaftsfreie Gesellschaft kann nicht ohne Gesetze existieren, da sie ohne Gesetze recht schnell doch wieder eine Hierarchie hätte. Die Gesetze sind dabei jedoch je nach den praktischen Erfordernissen wieder veränderbar.

Grundlage einer herrschaftsfreien Gesellschaft ist zb das Fehlen einer Hierarchie, bei der von oben nach unten angeordnet wird. Zum weiteren sind wichtig die Gegenseitige Hilfe sowie zwar ein persönlicher Freiraum, der aber genau dort seine Grenzen hat, wo die Freiheit eines/mehrerer/aller anderen berührt oder überschritten wird. Das bedeutet, es ist nix mit 'jeder macht, was er will' im Sinne von: es geht alles drunter und drüber.

Anarchismus ist eine *andere* Form der Organisation der Gesellschaft, die dem einzelnen eigentlich sehr viel mehr Disziplin und Engagement abverlangt, als es in der heutigen Gesellschaft der Fall ist. Das wäre insofern einer der 'Nachteile'. Es geht nicht mehr darum, nur alle paar Jahre bei Wahlen ein Kreuzchen zu machen, sondern um aktiveTeilnahme. Dies u.a. deswegen, weil zb Abgeordnete/Delegierte ein sogen imperatives Mandat haben, was bedeutet, sie sind nur so lange auf dem Posten, wie sie das umsetzen, was die Leute wollen, die sie delegiert haben. Verstoßen sie gegen den 'Wählerwillen', werden sie 'abgewählt', dh zurückberufen und ein anderer Delegierter übernimmt ihre Arbeit.

Ein weiterer Nachteil dabei ist, daß das Delegiertensystem unübersichtlich wird, je größer die Anzahl der Einheiten (Gemeinden, Betriebe) werden. Es wäre zwar auch schön, wenn sich wirklich alle Personen angesprochen fühlen, aktiv mitzuarbeiten, aber es besteht die Gefahr (und damit der Nachteil), daß sich einige der Mitverwantwortung entziehen, während andere auf Pöstchen bedacht sind.

Ein anderer Nachteil liegt darin, daß die regionale Größe eines solchen Systems begrenzt ist, wenn es reibungslos funktionieren soll. Außerdem sind die Entscheidungsfindungswege und -prozesse länger, so daß eigentlich nichts schnell entschieden werden kann.

Ebenso ist ein Nachteil, daß eine solche Gesellschaft auch Teilungen unterliegen kann, zb dann, wenn ein Teil der Gesellschaft mit einem Teil der bisherigen Regelungen nicht mehr einverstanden ist und sich selbst organisiert.
 
Weiterhin sollte man bedenken - was hier bereits in Ansätzen formuliert wurde - das die Theorie des Anarchismus als Staatsform vom "Guten im Menschen" ausgeht. Da es jedoch einige Dinge in der, ich nenne es einmal "Natur des Menschen" gibt, wie z.B. Egoismus oder Opportunismus, ist die Errichtung einer solchen Gesellschaft schwierig bis unmöglich. Wenn man also auf feste Gesetze verzichtet, bzw. versucht jedwede Art von Hierarchie aufzulösen oder zu vermeiden, so würde es - trotz allen guten Willens - zwangsläufig zum Chaos führen, da es in jeder menschlichen Gesellschaft Personen gibt, bei denen dieser "natürliche Egoismus" mit dem Wegfall von höheren Instanzen wie etwa der Polizei und der damit einhergehenden Senkung der Hemmschwelle Überhand nimmt und somit mehr Straftaten begangen werden. Eine "totale" Anarchie ohne jedwede Art von ordnenden Instanzen, die, um selbige sein zu können, mit gewissen Vorrechten gegenüber dem durchschnittlichen Bürger ausgestattet sein müssen ist also kaum möglich wenn man die m.E. unrealistische Prämisse des "Guten im Menschen" nicht als Grundvoraussetzung annimmt.
 
Die Frage ist, welche Ordnung sich spontan bildet, wenn jede zentrale Ordnung zusammenbricht. Es gibt ein Land, wo dies vor 15 Jahren geschen ist : Somalia.

Die gute Nachricht : Es hat sich eine Struktur gebildet - sonst wären ja nach ein paar Wochen alle Menschen verhungert gewesen.

Die schlechte Nachricht : Diese Ordnung erwuchs nicht dem konstruktiven Miteinander verantwortungsvoller freiheitsliebender Menschen, sondern eher im Gegenteil.

Hier ein Artikel dazu :
http://www.brandeins.de/ximages/19241_148somalia.pdf#search=""brand eins" somalia hafen"

Bei aller Sympathie für die anarchistische Theorie - die Realität ist das Maß aller Dinge und die Verhältnisse - sie sind nicht so.
 
Der Anarchismus nimmt nicht das 'Gute im Menschen' als gegeben an oder setzt dies voraus. Er geht davon aus, daß unter der Prämisse eines selbstbestimmten Lebens die Menschen motiviert sind, aktiv an der Gestaltung des Lebens mitzuwirken.

Ebenso ist nicht zutreffend, daß der Anarchismus "auf feste Gesetze verzichtet". Daß Gesetze veränderbar sind, den Erfordernissen angepaßt werden, ist in der Geschichte zb der BRD nicht anders. Beispiele dafür wären § 175, $ 218 (Abtreibung) in punkto Abschaffung bzw Überarbeitung, oder § 129 a (kriminelle Vereinigung) in Richtung einer Erweiterung. Eine herrschaftsfreie Gesellschaft bedeutet auch nicht automatisch, auf ein Instrument zu verzichten, daß sich mit denjenigen befaßt, die gegen bestehende Gesetze verstoßen. Es gibt verschiedene Vorstellungen, in welcher Form dieses gestaltet werden kann.
 
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