Antijüdische Pogrome nach 1945

iamNex

Aktives Mitglied
Ich hab mir gerade den wiki-Artikel zum Pogrom von Kielce durchgelesen, einem antisemitischen Pogrom am 4. Juli 1946 in Polen.

In Großbritannien gab es infolge der Seargents-Affaire 1947 antijüdische Ausschreitungen: wiki.

Aber Ausschreitung = Pogrom?

Gab es soetwas nach 1945 öfter? Interessant finde ich hier auch die Rolle des Staats. Bei Kielce ist das, soweit ich das jetzt in Erfahrung bringen konnte, noch nicht ganz geklärt.
Aber die Rolle des Staates bei Pogromen spielte nach 1945 doch sicher eine kleinere Rolle als davor (gerade in den von Deutschland besetzten Gebieten) - trotzdem ereigneten sich anscheinend Pogrome.
D.h. antisemitische Resentiments müssen in der Bevölkerung sehr stark ausgeprägt gewesen sein.

Gab es soetwas nicht auch in der UdssR, wo die Juden oft als Kosmopoliten verschmäht wurden? Hab ich glaub ich mal gehört.

nex.
 
Ich denke, die Angaben bei Wikipedia sind mit Vorbehalt zu genießen. Wikipedia selbst schreibt ja, daß der Artikel schlecht belegt ist und Teile demnächst wieder entfernt werden könnten.

Bis heute problematisch erscheint mir auch, ob eine Verfolgung von Juden immer antijudaistische Gründe haben muß - es können auch politische oder kriminelle Gründe sein oder in (versehentlichen oder beabsichtigten) Fehlinformation oder unkontrollierten Massenaktionen (Mob) gründen.
 
Hä?
Wenn Juden aus politischen Gründen verfolgt werden, dann ist das doch automatisch antijüdisch....da verstehe ich deinen Umgang mit dem Begriff "antijüdisch" nicht.
Beabsichtigte Fehlinformationen, die zu Ausschreitungen gegen Juden führen - sind auch antijüdisch.
Und unkontrollierte Mobs, die auf Juden einschlagen sind auch antijüdisch.

Was willst du damit sagen?
Alle deine Beispiele sind sehr wohl mit antijüdischen Gründen für Pogrome verbunden...ich versteh deinen Post nicht.
 
Hm, vielleicht doch schwieriger zu erklären, als ich dachte...

Antijüdisch bedeutet für mich eine feindliche Haltung auf Grund der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk/Volk Israel - ohne daß ein anderer Grund vorliegt.

Wenn nun ein Jude jemanden umbringt und aus dieser Tatsache heraus sich ein Pogrom gegen daran unbeteiligte Juden entwickelt, so ist das nicht antijüdisch. Es geht nur um die Zuordnung zu einer vorhandenen oder eingebildeten Gemeinschaft, die man damit mitstrafen will. So etwas läuft eher in Richtung Blutrache. Wenn der Mörder Kommunist war oder schwul, dann würde sich daraus eben eine antikommunistische oder antischwule Haltung entwickeln. Ganz kompliziert würde es dann, wenn der Mörder ein schwuler kommunistischer Jude wäre :rofl:Daran sieht man aber, daß es hier nicht um eine feindliche Haltung gegenüber einem Volk geht, sondern diese (Volks-)zugehörigkeit nur als Mittel zum Zweck herangezogen wurde.

Ein gutes Beispiel ist auch die verbreitete antiisraelische Haltung. Sie hat überhaupt nichts mit antijüdisch zu tun, denn keiner denkt dabei an die Mehrzahl der Juden, die ja gar nicht in Israel leben. Trotzdem verstehen viele Kritik an Israel als antijüdisch, was eben nicht stimmt. Genausowenig, wie Kritik an Deutschland antichristlich sein muß - und es in den allermeisten Fällen auch nicht ist.
 
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Wenn nun ein Jude jemanden umbringt und aus dieser Tatsache heraus sich ein Pogrom gegen daran unbeteiligte Juden entwickelt, so ist das nicht antijüdisch. Es geht nur um die Zuordnung zu einer vorhandenen oder eingebildeten Gemeinschaft, die man damit mitstrafen will.
Wieso soll das nicht antijüdisch sein? Die unbeteiligten Juden werden doch verfolgt, weil sie Juden sind und die Verfolger unterstellen, dass alle Juden (potentielle) Mörder sind.
 
...Aber Ausschreitung = Pogrom?

Ja. Im Duden steht:
Pogrom, der... (durch Rassenhetze hervorgerufene gewalttätige Ausschreitungen gegen einen Bevölkerungsteil, z. B. gegen Juden) <russ. ,Zerstörung´>
Also ist es im Grunde das selbe.
;)

Antijüdisch bedeutet für mich eine feindliche Haltung auf Grund der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk/Volk Israel - ohne daß ein anderer Grund vorliegt.

Wenn nun ein Jude jemanden umbringt und aus dieser Tatsache heraus sich ein Pogrom gegen daran unbeteiligte Juden entwickelt, so ist das nicht antijüdisch. Es geht nur um die Zuordnung zu einer vorhandenen oder eingebildeten Gemeinschaft, die man damit mitstrafen will. So etwas läuft eher in Richtung Blutrache. Wenn der Mörder Kommunist war oder schwul, dann würde sich daraus eben eine antikommunistische oder antischwule Haltung entwickeln. Ganz kompliziert würde es dann, wenn der Mörder ein schwuler kommunistischer Jude wäre :rofl:Daran sieht man aber, daß es hier nicht um eine feindliche Haltung gegenüber einem Volk geht, sondern diese (Volks-)zugehörigkeit nur als Mittel zum Zweck herangezogen wurde.
Das würde ich so nicht sagen. Man muß hier zwischen Anlass und Ursache unterscheiden.
Das war in der Vergangenheit oft so - z. B. die Pogrome im Mittelalter:
Es gab eine Mißernte und daraus resultierend eine Hungersnot. "Jemand" wurde gesucht, der dafür "verantwortlich" gemacht werden sollte und welche Bevölkerungsgruppe fand man? Die Juden.
Daran erkennt man einen latenten Judenhass (=Ursache), der sich immer dann in Gewaltexzessen äußerte, wenn man für etwas Schlechtes einen Südenbock benötigte. Das war auch der Kernpunkt der NS-Ideologie. Immer wenn sich Pogrome gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe entwickeln, kann man davon ausgehen, daß ein solcher latenter Hass auch schon vorher vorhanden war. Sonst würde man z. B. bei einem begangenen Verbrechen immer nur die betreffende Person bestrafen und nicht die "ganze Gruppe". Der Anlass für einen Pogrom ist dem zur Folge beliebig.

Ein gutes Beispiel ist auch die verbreitete antiisraelische Haltung. Sie hat überhaupt nichts mit antijüdisch zu tun, denn keiner denkt dabei an die Mehrzahl der Juden, die ja gar nicht in Israel leben. Trotzdem verstehen viele Kritik an Israel als antijüdisch, was eben nicht stimmt...
Nun ja - das Trauma sitzt eben tief und das kann man auch nicht verdenken. Dennoch muß man aber feststellen, daß schon mit der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 "die Weichen" falsch gestellt wurden.
Mit antijüdisch hat das jedoch nichts zu tun. Das sehe ich auch so.
 
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Der Begriff Pogrom (russ. Gewitter, Verwüstung) war die Ursprüngliche Bezeichnung für Ausschreitungen gegen nationale, religiöse und andere Minderheiten in Russland. Nach dem antijüdischen Pogrom von 1881 - 1883 wurde der Begriff in den internationalen Sprachgebrauch in einem eingeengten, nur auf die jüdische Minderheit bezogenen Sinn übernommen. Nach 1945 machte der Begriff eine Bedeutungserweiterung durch und steht heute für kollektive Gewaltaktionen einer Mehrheitsbevölkerung gegen Minderheiten jeder Art.
 
Antijüdisch bedeutet für mich eine feindliche Haltung auf Grund der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk/Volk Israel - ohne daß ein anderer Grund vorliegt.

Antijüdisch bedeutet ganz einfach Judenfeindlichkeit


Wenn nun ein Jude jemanden umbringt und aus dieser Tatsache heraus sich ein Pogrom gegen daran unbeteiligte Juden entwickelt, so ist das nicht antijüdisch. Es geht nur um die Zuordnung zu einer vorhandenen oder eingebildeten Gemeinschaft, die man damit mitstrafen will. So etwas läuft eher in Richtung Blutrache. Wenn der Mörder Kommunist war oder schwul, dann würde sich daraus eben eine antikommunistische oder antischwule Haltung entwickeln. Ganz kompliziert würde es dann, wenn der Mörder ein schwuler kommunistischer Jude wäre :rofl:Daran sieht man aber, daß es hier nicht um eine feindliche Haltung gegenüber einem Volk geht, sondern diese (Volks-)zugehörigkeit nur als Mittel zum Zweck herangezogen wurde.

Der Smiley ist total unplatziert.

Ein gutes Beispiel ist auch die verbreitete antiisraelische Haltung. Sie hat überhaupt nichts mit antijüdisch zu tun, denn keiner denkt dabei an die Mehrzahl der Juden, die ja gar nicht in Israel leben. Trotzdem verstehen viele Kritik an Israel als antijüdisch, was eben nicht stimmt. Genausowenig, wie Kritik an Deutschland antichristlich sein muß - und es in den allermeisten Fällen auch nicht ist.

Eine antiisraelische Haltung kann sehr wohl auch antijüdisch sein. Die Grenzen sind hier fliessend. Dazu gibt es genügend Beispiele, die wir hier aber im GF nicht diskutieren werden, da es in die Tagespolitik hineingeht.
 
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