Antisemitismus nach dem 1. WK

Friedrich II.

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Guten Tag!

Mich interessiert mal eine Frage: Wie konnte sich der Antisemitismus in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg entwickeln? Es wird oft erwähnt, dass er sich besonders im Jahre 1919 in Deutschland "breitmachte", jedoch suche ich nach einer Begründung dafür! :grübel:

Vielen Dank schon mal im vorraus!
 
Die Nationalen bekamen durch die Niederlage und ihrer berüchtigten Dolchstoßlegende viel Zulauf. Parteien wie die NSDAP waren verstärkt am Kommen, die Zerrüttetheit der Weimarer Republik tat sein Übriges. Die Juden waren schon immer Sündenböcke und in einer Zeit, in der man mit der Schande der Niederlage und der Versailler Verträge leben musste, steigerte sich dieser Hass ins Unermessliche.
 
Die Nationalen bekamen durch die Niederlage und ihrer berüchtigten Dolchstoßlegende viel Zulauf. Parteien wie die NSDAP waren verstärkt am Kommen, die Zerrüttetheit der Weimarer Republik tat sein Übriges. Die Juden waren schon immer Sündenböcke und in einer Zeit, in der man mit der Schande der Niederlage und der Versailler Verträge leben musste, steigerte sich dieser Hass ins Unermessliche.

Antisemitismus ist sehr alt. Zuerst gab es den religiösen Antisemitismus (Jesus Mörder). Im 19. Jahrhundert wurde es ein national-rassistischer Antisemitismus.

shoa.de schrieb:
Nachdem es im 18. Jahrhundert vorübergehend eine Zeit der Toleranz gegenüber Juden gegeben hatte und sie auf allen gesellschaftlichen Gebieten eine gewisse Gleichberechtigung erfuhren, entstand im 19. Jahrhundert vor allem in Deutschland eine neue Welle der Judenfeindschaft. Sie war weniger religiös als vielmehr nationalistisch-rassistisch geprägt. Juden wurden nun als "national unzuverlässig", als "heimatlose Gesellen", als "völkisch minderwertig" bezeichnet. Man forderte die "Reinigung" des deutschen Volkes von allem Jüdischen. In einer Nation dürfe nur eine Seele sein. Auch die Kirchen waren nicht frei von dieser Judenfeindschaft. Es wurde behauptet, Juden seien im Gegensatz zu den wahren Deutschen ohne jegliche tiefere Religiosität und liefen nur den "Götzen des Goldes" nach. Auf diesem nationalistisch geprägten Antisemitismus konnten die Nazis später aufbauen, als sie die Vernichtung der Juden planten und durchführten.
 
Antisemitismus ist sehr alt. Zuerst gab es den religiösen Antisemitismus (Jesus Mörder). Im 19. Jahrhundert wurde es ein national-rassistischer Antisemitismus.

Hast du zufällig eine(n) PDF/Aufsatz, der eine Übersicht über die Geschichte des Antisemitismus liefert. Man weiß ja einiges, aber so könnte man einen noch besseren Überblick bekommen. Wenn ja, super :friends::yes:
 
Die Juden waren schon immer Sündenböcke und in einer Zeit, in der man mit der Schande der Niederlage und der Versailler Verträge leben musste, steigerte sich dieser Hass ins Unermessliche.

Ich erinnere mich gut daran, daß ich für eine ähnliche Aussage in einer Geschichts-LK-Klausur nur 2 Punkte bekam :red:

Diese "Sündenbock-Sache" spielte sicher eine Rolle, jedoch darf man nicht auf den Gedanken kommen, daß anstatt der Juden jede andere x-beliebige Minderheit zum Ziel der Nazis hätten werden können. Wie schon angeführt, war der Antisemitismus uralt. Man sah die "Mitschuld der Juden an der Niederlage" nur als weiteres Mosaiksteinchen im Bild.

Dieser "zusätzliche Eintrag im Sündenregister" erklärt aber noch nicht, wie sich der schon lange vorhandene Antisemitismus plötzlich so in Extrem steigern konnte.

Ich könnte mir vorstellen, es hing damit zusammen, daß die Kräfte Einfluß und politische Macht bekamen, deren Antisemitismus bereits lange vorher Bestandteil ihrer Ideologie waren. Sie wurden aber nicht wegen ihrem Antisemitismus gewählt, sondern brachten ihn im Gepäck mit...
 
Ja, gut, jedoch sollte man dies an dieser Stelle schon erwähnen, da Hitler die Kommunisten in seinen Reden oft als Juden bezeichnete um ihren Zulauf zu stoppen, da sie in die Nazionalsozialistische Weltanschauung nicht hineinpassten (Da die Kommunisten für Gleichheit standen, was die die nazis durch die "Rassenlehre" nicht anerkannten).
 
Interessant ist auf jeden Fall, wie aus dem jüdischen Glauben die jüdische Rasse wurde, in einer Zeit, wo Glaubensartikel schon lange ausgedient hatten.

@Friedrich II
Du spielst sicher auf einige Passagen aus Mein Kampf an. Tatsächlich waren Juden zwangsweise, Kommunisten ideologischerweise über-national orientiert; darin liegt wohl eine gewisse Verwandtschaft. Juden standen gewissermaßen für Weltoffenheit, Nazis für Welteroberer aus provinziellem Fühlen heraus.
 
Guten Tag!

Mich interessiert mal eine Frage: Wie konnte sich der Antisemitismus in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg entwickeln?

Die von Kriegsniederlage ,Versailler Vetrag und Wirtschaftskrisen gebeutelte dt. Bevölkerung war sicherlich bereit ,auf Ideen und Visionen eines Theoriengemischs einzugehen, wie es die aufstrebende NSDAP bald bot, indem diese eine Rettung aus "Demütigung und Unterlegenheitsgefühl der dt. Volksgemeinschaft" versprach. Die in kolonialer-und imperialistischer Politik "verspätete " dt. Nation hatte da im Vergleich zu den einschlägig erfolgreichen Nachbarn einen gewaltigen Stau aus Wünschen nach Selbstbestätigung -des lange unterdrückten nationalen Selbstwertgefühls im 19. Jahrh. Das Neue nach dem 1.WK war nun, dass nicht alleine der Drang des "Wir sind besser und stärker...etc.aus den imperialist. Kindertagen des wilhelmin. Reichs eine Rolle spielte, sondern dass nun das Gift einer Rassendoktrin als Vehikel eines aggresiven weltpolitischen Sendungsbewußsein platzgriff. Die sog."deutsche Sendung" , die rassische-und angebliche dt.- kulturelle Überlegenheit drang in mittelständige-und auch bildungsbürgerliches Bewußtsein ein und traf auf die verschiedensten o.g. Kompensationswünsche nach dem von den Militärs zu Verantwortenden Desaster des WK 1.
Mit der im 19. Jahrh entwickelten sozialdarwinistischen "Lehre ", dass es ein Gesetzt der Natur sei,das es einen Kampf Aller gegen Alle um den den "Besten " gibt und Friede eine " Illusion des Schwachen" ist. hatten die neuen Ideologen wachsenden Erfolg und konnten sie erfolgreich gegen damit ausgemachte "Fremdkörper" der Volksgemeinschaft mobilisieren, die Lebensraum -Ideologie gegen den "Untermenschen" postulieren.
 
Für mich steht fest, dass Hitler immer schon Machtbesessen war. Er stützte seine Macht besonders darauf, dass er den Versailler Vetrag aufs SChärfste angriff. Es ist ja bekannt, dass Hitler immer schon einer fanarischen "Rassenlehre" aus dem Mittelalter angehörte. Man kann also sagen, dass er seine Macht festigte, indem er die Rasse, welche schon seit Jahrhunderten verfolgt wurde, benutzte, um die neue Politik der NSDAP zum Sieg zu führen.
 
Wie kommst Du darauf, dass er einer mittelalterliche Rassenlehre folgte?
Sehe ich richtig, dass Du die Juden als Rasse betrachtest?
 
Nach der Rassenlehre, die seit dem Mittelalter in Europa umging, gab es reine und unreine Rassen. Ich habe die Juden nicht aus eigenem Denken als "Rasse" bezeichnet, sondern weil es hier eben um diese "Rassenlehre" ging!
 
Man darf sich, meiner Meinung nach, nicht irre leiten lassen und vermuten, daß die Nazis an die Macht kamen, weil sie Antisemiten waren. Wie die "Machtergreifung" vollzogen wurde, ist bekanntlich bei weitem komplexer, als daß man schlußfolgern könnte: Deutschland hat die Antisemiten gewählt.

Wie ich es schon salopp formulierte: Die Nationalsozialisten hatten den Antisemitismus im Gepäck, es war nicht deren "Qualifikation" um die Regierung zu bilden. Manche begrüßten das zwar, viele andere nahmen es aber nur billigend in kauf.
 
Außerdem ist es geschichtlich belegt, dass HItler dieser "Rassenlehre" angehörte", da er an die "arische Rasse" glaubte. Schon die Kinder wurden im Glauben an diese NS-Ideologie erzogen. Hier ist ein Bild, welches ich in meinem Geschichtskurs zu NS-Ideologie bearbeitet habe. Es zeigt die Drei "deutschen rassen". Diese Bilder hingen in sämtlich Schlulen DEutschlands.
 

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Man darf sich, meiner Meinung nach, nicht irre leiten lassen und vermuten, daß die Nazis an die Macht kamen, weil sie Antisemiten waren. Wie die "Machtergreifung" vollzogen wurde, ist bekanntlich bei weitem komplexer, als daß man schlußfolgern könnte: Deutschland hat die Antisemiten gewählt..

Ja das ist natürlich klar, wie ich jedoch sagte, haben sie ihre Macht zusätzlich auf dem Antisemitismus aufgebaut!
 
Im Mittelalter gab es keine Rassenlehre, diese Vorstellungen sind ein Produkt des 19. Jahrhunderts. Die frühen Judenpogrome erfolgten aus religiösen, teilweise auch aus wirtschaftlichen Gründen.

Oh sorry!, ich hab gerade noch einmal nachgeschaut, und du hast recht. Ich hab mich vertan und dachte ich hätte Mittelalter gelesen. Zitat: Dies unsinninnige pseudowissenschaftliche Lehre der Rassen geisterte seit dem ausgehenden 19. Jh. durch Europa
aus: Manfred Mai: Weltgeschichte
 
Ich erinnere mich gut daran, daß ich für eine ähnliche Aussage in einer Geschichts-LK-Klausur nur 2 Punkte bekam :red:

Diese "Sündenbock-Sache" spielte sicher eine Rolle, jedoch darf man nicht auf den Gedanken kommen, daß anstatt der Juden jede andere x-beliebige Minderheit zum Ziel der Nazis hätten werden können. Wie schon angeführt, war der Antisemitismus uralt. Man sah die "Mitschuld der Juden an der Niederlage" nur als weiteres Mosaiksteinchen im Bild.

Dieser "zusätzliche Eintrag im Sündenregister" erklärt aber noch nicht, wie sich der schon lange vorhandene Antisemitismus plötzlich so in Extrem steigern konnte.

Ich könnte mir vorstellen, es hing damit zusammen, daß die Kräfte Einfluß und politische Macht bekamen, deren Antisemitismus bereits lange vorher Bestandteil ihrer Ideologie waren. Sie wurden aber nicht wegen ihrem Antisemitismus gewählt, sondern brachten ihn im Gepäck mit...
Die Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (1789) stellten im 19. Jahrhundert die Weichen in Richtung (formaler) Gleichberechtigung der Juden. Diese Entwicklung fand aber nicht nur Beifall. Sie stieß auch auf Widerstand. Gegen die Assimiliation der Juden wandte sich eine rassisch begründete antisemtische Propaganda. So sehr sich der einzelne Jude auch seiner Umgebung anpasste, er blieb - in den Augen der Antisemiten - aufgrund seiner Abstammung doch ein Jude: "er mag einen deutschen Pass haben, aber eben kein deutsches Blut".

Im Kaiserreich (1871-1918) waren schon in der ersten Wirtschaftskrise (Gründerkrise) Rassismus und Antisemitismus vernehmbar. Wenig später entstanden die ersten antisemitischen Parteien. Hauptträger des Antisemitismus waren die völkischen Verbände: Antisemitismus

Im 1. WK schürten diese Verbände, die wiederum im Offizierskorps besonders starken Einfluss hatten, den Antisemitismus. Mehr noch: er begann sich zu radikalisieren.

Hier ist insb. die Agitation um die sog. Judenzählung vom 1.11.1916 zu nennen. Die Juden wurden verdächtigt, "feige Drückeberger" und Schieber zu sein, die mit knappen Lebensmitteln Geschäfte machen: Judenzählung – Wikipedia - Die Zählung wurde übrigens abgebrochen und ihre Ergebnisse geheim gehalten, als sich zeigte, dass sich in Relation zur Gesamtbevölkerung mehr Juden als Nichtjuden am Kriegseinsatz beteiligten, freiwillig zur Front gemeldet hatten und seltener von Frontdiensten befreit worden waren.

Ferner ist in diesem Zusammenhang auch noch die Agitation gegen die Zuwanderung von Ostjuden zu nennen, mit der die Bevölkerung ebenfalls stak verunsichert wurde. Hier müsste ich noch nach einem entsprechenden Link bzw. Buchtip suchen.

Meiner Meinung nach liegt der Schlüssel zum Verständnis der Radikalisierung des Antismitismus in der Zeit des 1. WK, in der von völkischer Seite unentwegt die Propagandatrommel gegen "die Juden" geschlagen wurde und das Schicksal des Landes mit dem "Kampf gegen die Juden" verknüpft wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann also sagen, dass er seine Macht festigte, indem er die Rasse, welche schon seit Jahrhunderten verfolgt wurde, benutzte, um die neue Politik der NSDAP zum Sieg zu führen.

Sehe ich richtig, dass Du die Juden als Rasse betrachtest?

Ich habe die Juden nicht aus eigenem Denken als "Rasse" bezeichnet, sondern weil es hier eben um diese "Rassenlehre" ging!
Ich fand die Verwendung des Wortes Rasse im obersten Zitat trotzdem merkwürdig und hätte an deiner Stelle etwas unverfängliches wie z.B. Gruppe geschrieben.
 
Ich fand die Verwendung des Wortes Rasse im obersten Zitat trotzdem merkwürdig und hätte an deiner Stelle etwas unverfängliches wie z.B. Gruppe geschrieben.

Jetzt bist du aber recht streng. Politische korrekte Ausdrucksweise ist natürlich immer angebracht, aber wenn man über NS-Ideologie diskutiert, muß man bestimmte, von ihnen benutzte Termini nennen und gebrauchen. Man kann nicht alles "übersetzen" weil es sonst leicht sinnverfälschend oder unverständlich wird. :fs:

Ist doch etwas anderes, ob man auf dem Fußballplatz oder in einer Fachdiskussion derartige Begriffe benutzt. Gut, er hätte jetzt Anführungszeichen setzen sollen, aber deswegen mißtrauisch gewisse Dünkel zu unterstellen, finde ich sehr "eifrig" - das mag mancher anderes sehen.
 
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