Zweifel kamen mir schon vor einer Woche, als er mir entgegnete
nachdem ich einen
Link zum Domgrundriss gepostet hatte, aus dem klar hervorgeht, dass der Kölner Dom parallel zur römischen Stadtmauer errichtet wurde.
Da fragt man sich dann schon, schaut er sich einen Link, den er selber in der Antwort zitiert, nicht an?
Die Antwort ist: Den Link hatte ich in der Tat übersehen. Dafür möchte ich mich hiermit entschuldigen.
Ich hatte in Erinnerung, dass die römische Stadtmauer Kölns an allen Ecken und Enden krumm und schief zum römischen Straßenmuster verlief, was aber offensichtlich an der Domecke ausnahmsweise nicht der Fall ist.
Es kann natürlich passieren, dass man das Wörtchen kann überliest, es sollte einem erfahrenen Leser aber eigentlich nicht passieren.
Dieses Wörtchen hatte ich nicht überlesen, es ist aber tatsächlich ein Vorwurf, zumal in diesem Zusammenhang und in einem Atemzug das (bislang auch auf Nachfrage nicht belegte) Wort "Lügner" verwendet wird.
Daher noch einmal das ungekürzte Zitat:
Dass die Qualität der Koordinaten in der Sammlung sehr unterschiedlich ist, mag einerseits der Zuverlässigkeit der verschiedenen Quellen geschuldet sein, kann aber auch daran liegen, dass Ptolemaios viele Orte nebst Koordinaten schlicht erfunden hat. Der unbestechliche Tycho Brahe nannte ihn jedenfalls einen Lügner.
Und genau in diesem Zusammenhang erfolgte meine Nachfrage, auch diese gern als ungekürztes Zitat:
Im Bezug auf die Geographie? Für das Urteil Tycho-Brahe hätte ich gern den Originalwortlaut und die Angabe der genauen Fundstelle - falls Du die Angabe überprüft und nicht aus zweifelhaften populärwissenschaftlichen Texten abgekupfert hast.
Auf diese Nachfrage kam keine Antwort; der Vorwurf, Ptolemaios hätte "viele Orte nebst Koordinaten schlicht erfunden", bleibt also unbelegt.
Und überhaupt: Seit Jahr und Tag vertritt
@Sepiola hier den konservativen Standpunkt, in der Germania Magna habe es keine nennenswerten Ortschaften gegeben, schon gar keine Städtegründungen – von Waldgirmes abgesehen.
Hier unterschiebst Du mir einen Standpunkt, den ich so nicht geäußert habe. Wir haben eben keine
römischen Städtegründungen
nachgewiesen – von Waldgirmes abgesehen, und sogar diese blieb in den Anfängen stecken. Sogar wenn die Siedlung Waldgirmes innerhalb der 7,7 Hektar ausgebaut worden wäre, wäre es eine winzige Siedlung geblieben. (Hier mal der Vergleich mit Rüti bei Büren - laut Wiki 848 Einwohner)
Verglichen mit dem, was wir sonst aus der Germania Magna haben, ist Waldgirmes eine Sensation. Verglichen mit dem, was wir sonst aus dem Römerreich haben, wäre "nennenswerte Ortschaft" eine arge Übertreibung.
Jetzt auf einmal gilt das alles nicht mehr. Er wechselt die Position um 180° und verteidigt die Koordinatensammlung des Ptolemaios, in der es von innergermanischen Ortschaften bis über die Oder hinaus nur so wimmelt. Orte mit klingenden Namen wie Tulifurdum, Stereontium, Aregalia, Colancorum und Bunitium...
Woher stammen die Daten, wenn niemand in Innergermanien Vermessungsarbeiten durchgeführt hätte?
Ptolemaios hat alles ausgewertet, was er in die Hände bekommen hat, geographische Handbücher, Periploi, Itinerare, Streckenvermessungen, Legionsverzeichnisse, Aufzeichnungen von Seefahrern und Händlern etc. etc. Dass er hier schon bei den wohlbekannten Städten der zivilisierten Welt Schwierigkeiten hatte, die genauen Koordinaten zu bestimmen, schreibt er im 18. Kapitel:
"Ferner kann man bei der Eintragung der Städte zwar die an der Küste gelegenen leichter einzeichnen, da bei ihnen durch den Küstenverlauf eine gewisse Anordnung gewahrt wird. Bei den binnenländischen Städten ist dies aber nicht mehr der Fall, da bei ihnen nirgends Angaben über ihre Lage untereinander oder gegenüber den Küstenstädten gemacht werden, ausser in wenigen Ausnahmefällen, bei welchen zufällig einmal die Länge, einmal die Breite zusätzlich bestimmt ist."
Ptolemaios hatte also Abertausende Daten zur Hand, darunter aber fast nichts, was ihm direkt zuverlässige Koordinaten lieferte. Die musste er sich aus dem Datenwust erschließen, so gut es ihm eben möglich war.
Leider gibt er, wie es damals üblich war, nur gelegentliche Quellenhinweise, daher lässt sich für die allermeisten Örtlichkeiten nicht mehr rekonstruieren, wie die Quelle aussah. Das gilt auch für
Touliphourdon und viele andere Örtlichkeiten, die sich heute nicht mehr lokalisieren lassen. Dass diese Örtlichkeiten alle römischen Ursprungs gewesen sein sollen und mit Steinbauten versehen waren sollen, lässt sich weder dem Buch des Ptolemaios noch meinen Beiträgen entnehmen.
Das verlorene geodätische Material und Know-how aus der Antike interessiert ihn nicht.
Mich interessiert das
erhaltene geodätische Material (siehe z. B. Ptolemaios). Aus diesem (und nur aus diesem) können wir Rückschlüsse ziehen, was es an verlorenen Materialien gab.
Für ihn ist ohnehin alles bekannt, nämlich dass die Römer ausschließlich kleinräumig Rechtecke mit der Groma vermaßen – auch wenn der zitierte Text genau das Gegenteil aussagt.
Falls Du die
limitatio meinst: Hier hat man in der Tat kleinräumige Rechtecke mit der Groma vermessen.
Das war selbstverständlich nicht alles, was die Römer vermessen haben. Bei Straßen haben sie Streckenlängen vermessen und Meilensteine gesetzt, bei Aquädukten haben sie Höhenunterschiede gemessen. Das weißt Du aber, falls Du meine Beiträge gelesen und die Links angeklickt hast.