Schon seit 652 haben die Araber ständig Razzien, Raubzüge, in Sizilien und Süditalien bis hinauf nach Rom und Centumcellae(Civitavecchia) unternommen.
Die eigentliche Invasion löste der byzantinische Admiral Euphemios aus, der rebellierte und sich in Syracus zum Kaiser von Sizilien ausrief. Er wurde im Lande jedoch nicht unterstützt und floh daraufhin nach Afrika, das er von früheren Kriegszügen her kannte. Dort versuchte er Unterstützung zu bekommen und löste so 827 eine Großrazzia aus, bei der er selbst jedoch keine Rolle spielte. (dazu im einzelnen E.M. Jamison - Admiral Euphemius of Sicily - Oxford 1957). Euphemios wurde vielmehr bald darauf ermordet.
Palermo wurde bereits 828 erobert, aber es gelang Byzanz, in Mittelsizilien eine Verteidigungslinie um Enna aufzubauen, die bis 859 standhielt. Dann fiel dieser „Nabel“ Siziliens und damit war Sizilien für Byzanz verloren, wenn auch die Araber die totale Kontrolle der Insel erst nach 900 erreichten.
Die arabische Herrschaft bedeutete für die einheimische Bevölkerung einige Erleichterungen gegenüber der byzantinischen, insbesondere bei den Steuern, und da Sizilien im Zentrum der islamischen Welt und der Handelswege lag, blühte die Wirtschaft stark auf. Insbesondere Palermo entwickelte sich zu einer größten Städte der damaligen Welt. Der arabische Reisende Ibn Hauqal aus Bagdad schrieb, es gebe in Palermo mehr Moscheen als er je in einer anderen Stadt mit Ausnahme von Cordoba gesehen habe.
Mohammed Abul-Kassem ibn Hauqal hat über das Sizilien des 10. Jahrhunderts die vielleicht umfangreichste Beschreibung gegeben, in seinem Werk Kitab al mamalik wa al masalik (oder jedenfalls so ungefähr), doch ist sie beschränkt auf Palermo und Umgebung. Er erwähnt hier auch, dass er ein Buch über Sizilien geschrieben habe, das aber unbekannt ist. Der Text Ibn Hauqals ist enthalten in M.J. Goeje - Bibliotheca Geographorum Arabicorum – Leiden 1873, ich kenne allerdings keine Ausgabe in Deutschland.
Für Sizilien insgesamt war die islamische Eroberung aber auch mit vielen Problemen verbunden. Die Eroberung verursachte große Schäden und schon bald kam es zum Streit, sowohl zwischen den Arabern und den Einheimischen als auch zwischen den verschiedenen Wellen von arabischen Einwanderern, insbesondere dem Raum Agrigent und Palermo. Eine zwischen 938 und 940 aus Afrika neu einfallende Armee, die auch von den Schätzen der Insel profitieren wollte, fand die Beute bereits vergeben und richtete im ganzen Südwesten der Insel schwere Schäden an.
Negative ökologische Folgen hatte auch, dass die Araber, um Land für Siedler zu gewinnen bei der Landräumung Felder und Wälder von Einheimischen abbrannten.
Auch holzten sie alle leichter zugänglichen Waldbestände für die Ausfuhr nach Afrika und zum Schiffbau ab.
Zunächst wurde die arabische Herrschaft nominell durch die Aghlabiden ausgeübt, später durch die Fatimiden. Es kam häufig zu Revolten, die sich zeitweise zum Bürgerkrieg steigerten und kompliziert wurden durch das Aufkommen von Schiiten. 948 ernannte der fatimidische Kalif Hassan al Khalbi zum Emir von Sizilien, der damit eine Dynastie begründete. Als die Fatimiden ihren Herrschaftssitz nach Kairo verlagerten, machten sie die Khalbiten zu ihren formellen Stellvertretern in Sizilien.
Auf den Umzug der fatimidischen Herrscher von Tunis nach Kairo folgte dann der Zusammenbruch der nordafrikanischen Zivilisation, der den Weg öffnete für ein europäisches Vordringen.
Das süditalienische Festland konnten die Muslime nicht in ihre Gewalt bringen. Hier rangen vom 9. bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts die deutschen Kaiser und Könige, ihre nominellen langobardischen Untertanen, die byzantinischen Kaiser und die Araber um die Macht, und bis zum Auftreten der Normannen konnte sich keiner auf Dauer etablieren. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich ein langobardisch-arabischer Mischling für 10 Jahre zum Emir von Bari erheben konnte.
Dass es keine byzantinischen Quellen über die Eroberung Siziliens durch die Araber zu geben scheint, hängt wohl auch mit der Situation im Reich um diese Zeit zusammen. Kaiser folgte auf Kaiser, nicht durch Erbfolge, sondern durch Absetzung oder Ermordung des Vorgängers. Häufiger waren die Kaiser völlig ungebildet und aus niedersten Verhältnissen. Dazu wurde die Aufmerksamkeit der Kaiser sehr durch die Kirchenpolitik in Anspruch genommen, etwa die Ikonoklasmusbewegung oder die Ausrottung der Paulikianer. So fiel im Reich keine große Aufmerksamkeit auf die Vorgänge in Sizilien.