Hieraus werde ich nicht schlau. Wenn das Proletariat der SPD und KPD treu blieb, dann ist doch das kein Widerspruch zur NSDAP als Sammelpartei des Mittelstandes. Wennwirklich keine Schicht als Hauptwähler in Frage kam, woher hatten die Nazis dann ihre Stimmen?
Hast recht hab es zuwenig ausführlich geschrieben und hätte es so nicht stehen lassen dürfen.
In älteren Studien ging man davon aus, dass der grosse Anteil der NSDAP eben aus den Arbeiterschichten rekrutiert wurde. Dies wurde in neuen Studien, siehe Falter u.a., widerlegt.
Die Anhänger der NSDAP waren sozial gemischt, es gab sowohl Arbeiter wie auch Mittel- und Oberschichtangehörige welche die Partei wählte oder beitrat. Falter spricht von der ersten modernen Integrationspartei. In diesem Sinne war sie eine die traditionellen Klassen- und Standesunterschiede sprengte, mithin moderne, freilich "negative Volkspartei" (Mommsen), in der beispielsweise, anders als lange Zeit angenommen, Angestellte das Mitglieder des "Neuen", das heisst unselbständigen Mittelstandes, unter den Wählern und Mitgliedern der NSDAP waren. Diejenigen Mitglieder des neuen Mittelstandes, die zur NSDAP tendierten, taten dies in der Erwartung, mit Hilfe dieser Partei ihre Privilegien gegenüber den Arbeitern bewahren zu können.
Gewählt wurde die NSDAP vor allem von den Berufslosen und Selbständigen, gefolgt von den Hausfrauen, dann kamen die Angestellten und Beamten und am Schluss die Arbeiter. (Stand 1930).
1932 hatten sie bei allen Berufsgruppen hinzugewonnen, stark aber immer noch bei den Berufslosen und Selbständigen.
Hier findest du die genauen Tabellen und Aufstellungen, kann sie leider nicht hier rein kopieren:
http://www.vwl.uni-muenchen.de/ls_spree/vo030605.pdf
Das Problem war, dass das Proletariat sich "nur" noch aus den sagen wir mal nicht einschüchterbaren zusammensetzte und dieser Anteil wurde immer kleiner. Viele von ihnen waren dem Terror ausgesetzt und diese Wählerstimmen fehlten dann der SPD und KPD, ob und wie sie dann gewählt wurden, kann man nicht mehr erfassen.
Klar ist schon, dass in der Arbeiterschaft das Wählerreservoir der NSDAP war und das die Partei versuchte mit allem in dieses Reservoir einzudringen und die Arbeiter für sich zu gewinnen. 1933 schaffte sie es 32% der Arbeiter (die Hausangestellten zählen dazu, hingegen nicht die Landarbeiter) für sich zu gewinnen. Und 31% der Mitglieder kamen aus dem Arbeitermilieu (Stand 1933).
Wenn man alle empirischen Untersuchungen zusammenfasst kommt man auf folgendes Resultat:
Die Rekrutierungsreservoire der NSDAP-Mitgliederschaft erlauben es jedenfalls nicht, sie nur als eine Partei des bürgerlichen Mittelstandes zu bezeichnen, wohl aber als eine Integrationspartei aller sozialen Schichten.
Denn wenn man im Auge behält, dass wahrscheinlich weniger als zehn Prozent der zehn Millionen Industriearbeiter - von 67 Millionen Deutsche - in politischen Parteien organisiert waren, dann bildete die NSDAP doch neben der SPD, der KPD und dem Zentrum - und mit grösserer Erfassungskraft als die beiden letzen - eine der grossen Parteien, die die deutsche Arbeiterschaft politisierte und organisierte.
Weiter war die NSDAP ein Bollwerk gegen eine damals wohl tatsächlich als real empfundene kommunistische Gefahr für die Oberschicht, Sammelpartei des sozialen und wirtschaftlichen Protestes für die Mittelschicht, nationale Alternative zu den beiden sozialistischen Parteien für Teile der Arbeiterschaft, Aufbruchsbewegung in eine bessere Zukunft für die Jugend und Speerspitze für die völkisch-antisemitischen Gruppen.
Vor 1933 war die NSDAP sowohl eine Partei des Mittelstandsextremismus, als auch der radikalisierten Unpolitischen aller Couleur und sozialer Herkunft.
Quellen: Klaus Hildebrand, Das Dritte Reich, S. 202 - 204
http://www.vwl.uni-muenchen.de/ls_spree/vo030605.pdf