Arbeiter im Nationalsozialismus

Trinchen

Neues Mitglied
Hallo! :)
Ich muss eine Hausarbeit über die Arbeiter im Nationalsozialismus machen und habe dazu ein paar Fragen. Bis jetzt habe ich viel darüber gelesen, dass die Arbeiter durch ihre zahlenmäßige Stärke und ihre gute Organisation eigentlich die Möglichkeit hätten, wirksamen Widerstand zu leisten, was sie aber nicht getan haben.... ist damit gemeint, dass sie nicht alle gestreikt haben oder so? weil ja beispielsweise schon reltaiv wenige von ihnen die NSDAP gewählt haben...
und wie kann man das mit der Arbeiterbewegung in Verbindung bringen? sind damit alle arbeiter gemeint oder nur die aus arbeiterparteien? was ist mit arbeitslosen arbeitern? gehören die auch dazu? weil davon ja schon ziemlich viele rechts gewählt haben...
ich wäre sehr dankbar für antworten :)
vielen dank schon jetzt :winke:
 
Hallo! :)
Ich muss eine Hausarbeit über die Arbeiter im Nationalsozialismus machen und habe dazu ein paar Fragen. Bis jetzt habe ich viel darüber gelesen, dass die Arbeiter durch ihre zahlenmäßige Stärke und ihre gute Organisation eigentlich die Möglichkeit hätten, wirksamen Widerstand zu leisten, was sie aber nicht getan haben.... ist damit gemeint, dass sie nicht alle gestreikt haben oder so? weil ja beispielsweise schon reltaiv wenige von ihnen die NSDAP gewählt haben...
und wie kann man das mit der Arbeiterbewegung in Verbindung bringen? sind damit alle arbeiter gemeint oder nur die aus arbeiterparteien? was ist mit arbeitslosen arbeitern? gehören die auch dazu? weil davon ja schon ziemlich viele rechts gewählt haben...
ich wäre sehr dankbar für antworten :)
vielen dank schon jetzt :winke:


Über die Gewerkschaften steht hier was:
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=67701&postcount=3

Hier findest du noch ein paar Materialen und Biographien:

http://www.gdw-berlin.de/b04/start-d.php

Dann kann ich dir diese Buch empfehlen, hier steht alles über die Arbeiterbewegung drin:

Michael Schneider
Unterm Hakenkreuz
Arbeiter und Arbeiterbewegung 1933 bis 1939
Dietzverlag 1999, 1184 Seiten
 
Hallo! :)
Ich muss eine Hausarbeit über die Arbeiter im Nationalsozialismus machen und habe dazu ein paar Fragen. Bis jetzt habe ich viel darüber gelesen, dass die Arbeiter durch ihre zahlenmäßige Stärke und ihre gute Organisation eigentlich die Möglichkeit hätten, wirksamen Widerstand zu leisten, was sie aber nicht getan haben.... ist damit gemeint, dass sie nicht alle gestreikt haben oder so? weil ja beispielsweise schon reltaiv wenige von ihnen die NSDAP gewählt haben...
und wie kann man das mit der Arbeiterbewegung in Verbindung bringen? sind damit alle arbeiter gemeint oder nur die aus arbeiterparteien? was ist mit arbeitslosen arbeitern? gehören die auch dazu? weil davon ja schon ziemlich viele rechts gewählt haben...
ich wäre sehr dankbar für antworten :)
vielen dank schon jetzt :winke:

Hallo Trinchen, :)

Eine Arbeit über "die " Arbeiter in der NS- Zeit kann schwer pauschal beantwortet werden, dazu sind regionale und in ihrem Zeitverlauf zu unterschiedliche Faktoren am Werk.
Wo Du etwas über den mangelnden Widerstand "der Arbeiter " gelesen hast, weiß ich jetzt nicht, Tatsache ist aber, daß die Arbeiterbewegung in Dtschl. 1933 aufhörte, in ihren überkommenen Organisationsformen zu existieren, da sie zwischen Febr. und Juni 1933 vom faschistischen Staatsapparat und seinen nationalistischen Hilfstruppen zerschlagen wurde.
Trotzdem gab es darüber hinaus , getragen von den politischen Inhalten und Idealen d. Arbeiterbewegung, nonkonformistische Verhaltensweisen gegenüber dem Nationsozialismus und auch neue Organisationsformen des polit. Widerstandes -teils durch persönlichen Einsatz- teils durch Reste der Organisation im Ausland im Verband mit anderen Widerstandsgruppen.
Weiterhin sind die teils schlechten Wahlergebnisse für die NSDAP bei Reichstags-und Kommunalwahlen in Regionen mit starkem Arbeiteranteil durchaus als Widerstand gegen die braune Diktatur zu bewerten.
Dein weitreichendes Arbeitsthema bedarf daher sicherlich vorallem einer aktuell gültigen Literatur über diese Zeit , die Dir hier sicher von einigen Fachleuten im Forum angeboten werden kann.

Meine Quellen sind u.a :
"Arbeiterbewegung an Rhein+Ruhr" Beiträge zur Arbeiterbewegung in Rheinland-Westfalen , herausgg. v. J. Reulecke, Hammer- Verlag

"Die Deutsche Diktatur " Entstehung , Struktur und Folgen d. Nationalsozialismus ; Studienbiliothek, Kiepenheuer & Witsch
 
Es gab wohl Proteste gegen die NSDAP. So fanden am 31. Januar 1933 zahlreiche Kundgebungen und Protestaktionen statt, wie zum Beispiel in Hamburg, Berlin und Stuttgart. In Mössingen wurde am 31. Januar gestreikt und in Stassfurt am 6. Februar (der Anlass war die Ermordung des sozialdemokratischen Bürgermeisters Hermann Kasten).

In zahlreichen Städten veranstalteten die Sozialdemokraten und Kommunisten in den ersten Februartagen grosse Kundgebungen, die waren aber immer von einander getrennt. Eine der eindrucksvollsten war die Grosskundgebung der Eisernen Front, mit ca. 200 000 Teilnehmern. Die Kundgebung fand am 7. Februar im Berliner Lustgarten statt.

Das grosse Problem war aber dass sich Sozialdemokraten und Kommunisten nicht einig wurden, zwar überbrückten sie angesichts des Zunehmenden Terrors ihre Differenzen, dies aber nur für eine kurze Zeit.

Und nach dem Reichstagsbrand vom 27. Feb. wurde dieser Terror noch verstärkt. In der Nacht zum 28.Feb. wurden in Preussen Tausende von kommunistischen Funktionären verhaftet, alleine in Berlin waren es 1500 darunter Walter Stoecker, Wilhelm Kasper und Ernst Schneller. Der Herausgeber der Weltbühne Carl von Ossietzky, der Schriftsteller Erich Mühsam und der Journalist Egon Erwin Krisch wurden ebenfalls verhaftet. Am 3. März wurde der Parteivorsitzende der KPD Ernst Thälmann und einige seiner Mitarbeiter ebenfalls verhaftet. Damit war die Spitze der KPD handlungsunfähig, sie hatten sich zwar auf die Illegalität vorbereitet, aber nicht mit solchen schnellen Verhaftungen gerechnet.

Einige Sozialdemokraten konnten ins Ausland, vor allem nach Prag vielen wo sie einen Widerstand aufbauten. Viele gingen in den Untergrund und versuchten mit Flugblättern und Wandparolen gegen das Regime anzukämpfen.

Binnen weniger Monate hatten die Nationalsozialisten die Arbeiterbewegung zerschlagen. Das es ihnen so schnell gelang diese Bewegung auszuschalten ist einerseits der überlegenen Strategie und der Rücksichtslosigkeit der Naziführung zuzuschreiben. Mit der Politik in der Gewalt und Terror mit dem Schein rechtstaatlicher Kontinuität mischten, war es für die Arbeiterbewegung schwer eine Gegenwehr aufzubauen. Andererseits gab es von Seiten der Arbeiterbewegung Versäumnisse. Otto Wels beurteilte im Pariser Exil die Situation sehr realistisch:

"Wir waren wirklich nur Objekt der Entwicklung." 1
Und Wilhelm Hoeger meinte:

"Wir leisteten keinen Widerstand. Wir warfen dem siegreichen politischen Gegebner keine Prügel in den Weg. (...) Wir waren beiseite getreten."2

1) Otto Wels am 22.8.1933 zitiert nach: E. Matthias, Die Sozialdemokratische Partei, S. 101

2) W. Hoegner, Flucht, S. 9


Ich beziehe mich auf das Buch: Unterm Hakenkreuz
 
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Erstmal vielen, vielen Dank für die Antworten!:yes: ihr habt mir echt sehr weitergeholfen. Ich habe noch eine Frage zu folgender Ausführung:
Binnen weniger Monate hatten die Nationalsozialisten die Arbeiterbewegung zerschlagen. Das es ihnen so schnell gelang diese Bewegung auszuschalten ist einerseits der überlegenen Strategie und der Rücksichtslosigkeit der Naziführung zuzuschreiben. Mit der Politik in der Gewalt und Terror mit dem Schein rechtstaatlicher Kontinuität mischten, war es für die Arbeiterbewegung schwer eine Gegenwehr aufzubauen.
Was ist mit "dem Schein rechtstaatlicher Kontinuität" gemeint? Bedeutet das, dass die Nationalsozialisten ihre Aktionen so verkauft haben, als ob sie rechtsmäßig wären?
Und kann man sagen, dass die Arbeiter auch deshalb ab einem gewissen Zeitpunkt keinen Widerstand mehr geleistet haben, weil sie froh waren, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben und beispielsweise über die Möglichkeit Urlaub zu machen durch das KdF-Programm? Mit "den" Arbeitern meine ich jetzt die große Masse... viele der ehemals Aktiven waren zu nach den Gleichschaltungsaktionen ja gar nicht mehr am Leben... :hmpf: oder war eher Angst der Grund?
 
Erstmal vielen, vielen Dank für die Antworten!:yes: ihr habt mir echt sehr weitergeholfen. Ich habe noch eine Frage zu folgender Ausführung:

Was ist mit "dem Schein rechtstaatlicher Kontinuität" gemeint? Bedeutet das, dass die Nationalsozialisten ihre Aktionen so verkauft haben, als ob sie rechtsmäßig wären?

Trinchen, das bedeutet es nicht nur. Es wird auch heute noch so verkauft.
Und die Nationalsozialisten wurden rechtsstaatlich im Parlament gewählt, Also, rechtstaatlich gesehen, keine Räuberbande.
 
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Erstmal vielen, vielen Dank für die Antworten!:yes: ihr habt mir echt sehr weitergeholfen. Ich habe noch eine Frage zu folgender Ausführung:

Was ist mit "dem Schein rechtstaatlicher Kontinuität" gemeint? Bedeutet das, dass die Nationalsozialisten ihre Aktionen so verkauft haben, als ob sie rechtsmäßig wären?

Einfach gesagt, ja.

Nach dem Reichstagsbrand haben sie die Grundrechte aufgehoben und somit waren ihre Aktionen abgesichert.

Und kann man sagen, dass die Arbeiter auch deshalb ab einem gewissen Zeitpunkt keinen Widerstand mehr geleistet haben, weil sie froh waren, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben und beispielsweise über die Möglichkeit Urlaub zu machen durch das KdF-Programm? Mit "den" Arbeitern meine ich jetzt die große Masse... viele der ehemals Aktiven waren zu nach den Gleichschaltungsaktionen ja gar nicht mehr am Leben... :hmpf: oder war eher Angst der Grund?

Das ist nicht einfach zu beantworten, sicher ist dass verschiedene Punkte hier reinspielen. Angst, Gleichgültigkeit, Zufriedenheit usw. Sie hatten ja auch keine Führer mehr, die gegen das Regime waren. Vielleicht solltest du mal definieren welche Arbeiter du meinst? Die in den industriellen Betrieben oder die in den Dienstleistungsbetrieben?
 
Vielleicht solltest du mal definieren welche Arbeiter du meinst? Die in den industriellen Betrieben oder die in den Dienstleistungsbetrieben?
Das ist schwierig zu sagen, weil meine Thema allgemein: "Arbeiter im Nationalsozialismus: Von der Arbeiterbewegung zur Führerloyalität?" heißt...
Ich habe mir jetzt einige Bücher ausgeliehen und momentan bearbeite ich "Hitlers Wähler" von Jürgen W. Falter. Verstehe ich ihn richtig, wenn ich sage, dass Arbeiter nur einen relativ geringen Anteil der Wählerstimmen für die NSDAP ausmachten und sie auch nur verhältnismäßig schwach in der Partei vertreten waren, aber dennoch so viele Hitler untersützten, dass man sagen kann, die NSDAP konnte viele Arbeiter erfolgreich an sich binden? Oder kann man eher den Schluss ziehen, dass die Mehrheit der Arbeiter ihn nicht unterstützten? Oder ist es am sinnvollsten, wenn ich sage, dass anfangs wenige Arbeiter nationalsozialistisch wählten, aber dadurch, dass viele ihrer Führer ermordet wurden, durch die Gleichschaltung der Parteien und Gewerkschaften und durch die Propaganda der NSDAP viele der Arbeiter sich den Nationalsozialisten zugewandt haben, auch wenn es während der gesamten Zeit immer noch relativ wenige waren?
Vielen Dank, dass ihr immer so schnell reagiert!!! :) Das ist echt ne super Hilfe.
 
Das ist schwierig zu sagen, weil meine Thema allgemein: "Arbeiter im Nationalsozialismus: Von der Arbeiterbewegung zur Führerloyalität?" heißt...
Ich habe mir jetzt einige Bücher ausgeliehen und momentan bearbeite ich "Hitlers Wähler" von Jürgen W. Falter. Verstehe ich ihn richtig, wenn ich sage, dass Arbeiter nur einen relativ geringen Anteil der Wählerstimmen für die NSDAP ausmachten und sie auch nur verhältnismäßig schwach in der Partei vertreten waren, aber dennoch so viele Hitler untersützten, dass man sagen kann, die NSDAP konnte viele Arbeiter erfolgreich an sich binden? Oder kann man eher den Schluss ziehen, dass die Mehrheit der Arbeiter ihn nicht unterstützten? Oder ist es am sinnvollsten, wenn ich sage, dass anfangs wenige Arbeiter nationalsozialistisch wählten, aber dadurch, dass viele ihrer Führer ermordet wurden, durch die Gleichschaltung der Parteien und Gewerkschaften und durch die Propaganda der NSDAP viele der Arbeiter sich den Nationalsozialisten zugewandt haben, auch wenn es während der gesamten Zeit immer noch relativ wenige waren?
Vielen Dank, dass ihr immer so schnell reagiert!!! :) Das ist echt ne super Hilfe.

Hier findest eine sehr gute Ausarbeitung über das Wahlverahlten, gestützt ist diese Arbeit auf dem von die erwähnten Buch. Ich denke wenn du diese Seiten durchliest bekommst du deine Antwort.

http://www.vwl.uni-muenchen.de/ls_spree/vo030605.pdf

Was hast du denn noch für Bücher zum Thema ausgeliehen, wenn ich fragen darf?
 
achso... und was genau sagt die Mittelstandsthese aus? das finde ich nämlich irgendwie nicht über google..

Hast du das Buch, Das Dritte Reich von Klaus Hildebrand zu Hause?

Wenn ja dann findest du auf Seite 202 ff eine Erklärung dazu, eine Definition kann ich dir nicht bieten.

Nur soviel:

Es gab lange Zeit einen Konsens dass die NSDAP die "Sammelpartei des Mittelstandes" gewesen sei und die Partein der bürgerlichen Mitte ihren Wählerrückgang beim Mittelstand und beim Landvolk zugunsten der NSDAP verloren hätten. Diese These wurde revidiert und kam zum Befund, dass der Zulauf der NSDAP "keinesfalls aus der Arbeiterschaft, dem Proletariat" rekrutiert wurde, viele haben bis zum bitterne Ende die SPD bzw. KPD gewählt.

Gerade das Werk von Falter, das als Standartwerk gilt, haben diesen Befund vom Extremismus der Mittelschichten erheblich modifiziert und relativiert. Falter hat in seinem Buch dies empirisch bewiesen.

Hier habe ich auch noch einen Link:
http://www.bpb.de/publikationen/077...egung_in_der_Staats_und_Wirtschaftskrise.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Was hast du denn noch für Bücher zum Thema ausgeliehen, wenn ich fragen darf?
Danke für den Link :) Ich werde ihn mir mal angucken. Ich habe mir "Die braune Revolution" von David Schoenbaum, "Unterm Hakenkreuz" von Michael Schneider (wie oben geraten ;) ) und "Hitlers Wähler" ausgeliehen. Außerdem noch "Wer wählt rechts? von Falter, weil ich einen Gegenwartsbezug machen soll, aber soweit bin ich noch nicht. Ich bin leider sehr unsicher, ob ich überhaupt das Thema so verstehe, wie es gemeint ist, deswegen werde ich auf jeden Fall gleich mal nach "Klassenkampf" googeln.
 
Nur soviel:
Es gab lange Zeit einen Konsens dass die NSDAP die "Sammelpartei des Mittelstandes" gewesen sei und die Partein der bürgerlichen Mitte ihren Wählerrückgang beim Mittelstand und beim Landvolk zugunsten der NSDAP verloren hätten. Diese These wurde revidiert und kam zum Befund, dass der Zulauf der NSDAP "keinesfalls aus der Arbeiterschaft, dem Proletariat" rekrutiert wurde, viele haben bis zum bitterne Ende die SPD bzw. KPD gewählt.
Hieraus werde ich nicht schlau. Wenn das Proletariat der SPD und KPD treu blieb, dann ist doch das kein Widerspruch zur NSDAP als Sammelpartei des Mittelstandes. Wennwirklich keine Schicht als Hauptwähler in Frage kam, woher hatten die Nazis dann ihre Stimmen?
 
Hieraus werde ich nicht schlau. Wenn das Proletariat der SPD und KPD treu blieb, dann ist doch das kein Widerspruch zur NSDAP als Sammelpartei des Mittelstandes. Wennwirklich keine Schicht als Hauptwähler in Frage kam, woher hatten die Nazis dann ihre Stimmen?

Hast recht hab es zuwenig ausführlich geschrieben und hätte es so nicht stehen lassen dürfen.

In älteren Studien ging man davon aus, dass der grosse Anteil der NSDAP eben aus den Arbeiterschichten rekrutiert wurde. Dies wurde in neuen Studien, siehe Falter u.a., widerlegt.

Die Anhänger der NSDAP waren sozial gemischt, es gab sowohl Arbeiter wie auch Mittel- und Oberschichtangehörige welche die Partei wählte oder beitrat. Falter spricht von der ersten modernen Integrationspartei. In diesem Sinne war sie eine die traditionellen Klassen- und Standesunterschiede sprengte, mithin moderne, freilich "negative Volkspartei" (Mommsen), in der beispielsweise, anders als lange Zeit angenommen, Angestellte das Mitglieder des "Neuen", das heisst unselbständigen Mittelstandes, unter den Wählern und Mitgliedern der NSDAP waren. Diejenigen Mitglieder des neuen Mittelstandes, die zur NSDAP tendierten, taten dies in der Erwartung, mit Hilfe dieser Partei ihre Privilegien gegenüber den Arbeitern bewahren zu können.

Gewählt wurde die NSDAP vor allem von den Berufslosen und Selbständigen, gefolgt von den Hausfrauen, dann kamen die Angestellten und Beamten und am Schluss die Arbeiter. (Stand 1930).

1932 hatten sie bei allen Berufsgruppen hinzugewonnen, stark aber immer noch bei den Berufslosen und Selbständigen.

Hier findest du die genauen Tabellen und Aufstellungen, kann sie leider nicht hier rein kopieren:

http://www.vwl.uni-muenchen.de/ls_spree/vo030605.pdf

Das Problem war, dass das Proletariat sich "nur" noch aus den sagen wir mal nicht einschüchterbaren zusammensetzte und dieser Anteil wurde immer kleiner. Viele von ihnen waren dem Terror ausgesetzt und diese Wählerstimmen fehlten dann der SPD und KPD, ob und wie sie dann gewählt wurden, kann man nicht mehr erfassen.

Klar ist schon, dass in der Arbeiterschaft das Wählerreservoir der NSDAP war und das die Partei versuchte mit allem in dieses Reservoir einzudringen und die Arbeiter für sich zu gewinnen. 1933 schaffte sie es 32% der Arbeiter (die Hausangestellten zählen dazu, hingegen nicht die Landarbeiter) für sich zu gewinnen. Und 31% der Mitglieder kamen aus dem Arbeitermilieu (Stand 1933).

Wenn man alle empirischen Untersuchungen zusammenfasst kommt man auf folgendes Resultat:

Die Rekrutierungsreservoire der NSDAP-Mitgliederschaft erlauben es jedenfalls nicht, sie nur als eine Partei des bürgerlichen Mittelstandes zu bezeichnen, wohl aber als eine Integrationspartei aller sozialen Schichten.
Denn wenn man im Auge behält, dass wahrscheinlich weniger als zehn Prozent der zehn Millionen Industriearbeiter - von 67 Millionen Deutsche - in politischen Parteien organisiert waren, dann bildete die NSDAP doch neben der SPD, der KPD und dem Zentrum - und mit grösserer Erfassungskraft als die beiden letzen - eine der grossen Parteien, die die deutsche Arbeiterschaft politisierte und organisierte.

Weiter war die NSDAP ein Bollwerk gegen eine damals wohl tatsächlich als real empfundene kommunistische Gefahr für die Oberschicht, Sammelpartei des sozialen und wirtschaftlichen Protestes für die Mittelschicht, nationale Alternative zu den beiden sozialistischen Parteien für Teile der Arbeiterschaft, Aufbruchsbewegung in eine bessere Zukunft für die Jugend und Speerspitze für die völkisch-antisemitischen Gruppen.

Vor 1933 war die NSDAP sowohl eine Partei des Mittelstandsextremismus, als auch der radikalisierten Unpolitischen aller Couleur und sozialer Herkunft.


Quellen: Klaus Hildebrand, Das Dritte Reich, S. 202 - 204

http://www.vwl.uni-muenchen.de/ls_spree/vo030605.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Binnen weniger Monate hatten die Nationalsozialisten die Arbeiterbewegung zerschlagen. Das es ihnen so schnell gelang diese Bewegung auszuschalten ist einerseits der überlegenen Strategie und der Rücksichtslosigkeit der Naziführung zuzuschreiben. Mit der Politik in der Gewalt und Terror mit dem Schein rechtstaatlicher Kontinuität mischten, war es für die Arbeiterbewegung schwer eine Gegenwehr aufzubauen. Andererseits gab es von Seiten der Arbeiterbewegung Versäumnisse. Otto Wels beurteilte im Pariser Exil die Situation sehr realistisch:

"Wir waren wirklich nur Objekt der Entwicklung." 1
Und Wilhelm Hoeger meinte:

"Wir leisteten keinen Widerstand. Wir warfen dem siegreichen politischen Gegebner keine Prügel in den Weg. (...) Wir waren beiseite getreten."2

1) Otto Wels am 22.8.1933 zitiert nach: E. Matthias, Die Sozialdemokratische Partei, S. 101

2) W. Hoegner, Flucht, S. 9


Ich beziehe mich auf das Buch: Unterm Hakenkreuz


Könntest du mir vielleicht die Seitenangabe in dem Buch geben? Also, wo das steht, weil ich es schon wieder zurückgegeben habe und ja die Seitenangabe noch brauche. Das wäre echt superlieb.

Viele Grüße Marina
 
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