Es ist noch nicht lange her dass Bücher hinter dicken Mauern verwahrt wurden und nur ein kleinster Bruchteil der Menschen hatte Zugang dazu.
Menschheitsgeschlichtlich vielleicht nicht lange. Aber doch (je nach Region innerhalb Europas) so zwischen 200 und 300 Jahren, das man Bücher nicht mehr hinter Mauern aufbewahrt.
Wurde eine Bibliothek wie die von Alexandria zerstört war das Wissen unwiederbringlich verloren.
Nein, war es nicht. Denn das würde voraussetzen dass niemand dieses Wissen konsumiert hat und verstanden hat und in der Lage war es aus dem Gedächtnis heraus zu reproduzieren. Verloren war das orriginäre Schriftgut, mehr nicht.
Wie beim Buchdruck ist es einfach eine technische Entwicklung die in der Welt ist und die zur Entgrenzung von gedruckten Inhalten führt.
Ich möchte dagegenhalten und behaupten, dass es vor allem die Erfindung von Papier war, die zur Entgrenzung von Gedruckten Inhalten geführt hat und vor allen Dingen auch zur Alphabetisierung der Massen, die vor allem dadurch erschwinglich wurde.
Diese technische Entwicklung hat nachhaltige Folgen für den weiteren Gang der Dinge. Sind diese Dinge positiv oder negativ? Das legt im Auge des Betrachters. Die Zukunft wird es zeigen und Historiker einer anderen Zeit werden darauf einmal eine Antwort geben.
Die Antwort darauf kann dir jeder schon heute geben, sie wird sich nicht ändern. Der Buchdruck, wie auch das Internet sind nichts weiter als Systeme zur Verbreitung von Information oder Desinformation und ob sie sich auf eine Gesellschaft positiv auswirken oder nicht, hängt einfach davon ab, wer sie zu welchen zwecken nutzt.
Was wäre das Ergebnis, gäbe es keine Druckerzeugnisse?
Machen wir ein Gedankenexperiment im Hinblick auf Druckerzeugnisse:
Würde man etwa auf die Übersetzung der Bibel, Isaac Newtons erkenntnisse über die Physik, Rousseaus "Contract Socíal" und ihre gesellschafteliche Wirkung verzichten wollen? Ich denke nein.
Würde man auf: "Mein Kampf", den "Völkischen Beobachter", den "Stürmer", die "Rote Fahne" oder die "Pravda" und ihre gesellschaftlichen Wirkungen rückwirkend gerne verzichten wollen? Ich denke schon.
Die Verbreitungsmöglichkeiten von Information (oder Desinformation) hat beides ermöglicht.
Ein Urteil darüber fällen zu wollen, ob ein Instrument in Form einer teschnichen Entwicklung
per se einen positiven oder negativen Charakter hat, ungeachtet des Umstands und Zwecks seiner Nutzung oder dies versuchen zu wollen, ist meiner bescheidenen Meinung nach, ziemlich nah an eben der unaufgeklärten, starrsinnigen Haltung, die den Kirchen mit Mittelalter sehr gerne untestellt wird.
Nichts, aber auch nichts, sofern es technische Möglichkeiten betrifft, ist aus seiner schieren Exisenz heraus als Segen oder Teufelswerk zu bestimmen. Darüber werden Historiker der Zukunft nicht anders denken, es sei denn, es fände eine unsägliche Degeneration der Geschichtswissenschaft in Richtungen eines übersteigerten Determinismus statt, wie das im 19. Jahrhundert in Teilen mal der Fall war.