Ausrüstung:
Brief an Abt Fulrad (wie schon weiter oben gepostet) und auch der weitgehend zeitgleiche Waffenstatut von Lönig Aistulf. Der Knabe war zwar Langobarde, aber die Ausrüstung glich weitgehend der der Franken zur gleichen Zeit. Allerdings muss man bedenken, dass Aistulf um sein Überleben kämpfte, weshalb sein Statut als Mobilmachung zu einer Art "totaler Krieg" zu verstehen ist. Die fränkischen Vorschriften könnten also ein wenig légèrer gewesen sein.
Bemerkenswert ist dabei übrigens, dass sowohl bei den Franken als auch bei den Langobarden die Ausrüstung mit Pfeil und Bogen noch unter der mit Speer und Schild kommt.
"Langbögen" ist eine begriffliche Problematik. Was definierst Du (oder der, von dem Du das gehört hast) als "Langbogen"? Es gibt Abbildungen von fränkischer (merowingischer) Infanterie mit Recurve-Bögen(!) genauso wie fränkische Kavallerie (karolingisch) mit "geraden" Self-Bögen. Die Länge der letzteren dürfte wohl nach Belieben variiert haben, ob das als Definition für einen "Langbogen" ausreicht, mag im Ermessen des Einzelnen liegen.
Wert der Ausrüstung:
Nakharar hat Werte aus der Lex Ribuaria angegeben. Dabei ist allerdings zu betonen, dass diese auf das 6./7. Jahrhundert datiert wird. Zu diesem Zeitpunkt war der Solidus in Franken keine spätrömische Währung mehr, sondern eine fränkische.
Durch einen Rückgang des Goldgehalts der Münzen sank der Wert schon von spätrömischer Zeit an kontinuierlich. Die Franken übernahmen zwar die Währung "Solidus" von den Römern, aber der tatsächliche Wert ist keinesfalls vergleichbar mit römischen Quellen. Aus Goldmangel ersetzten die Franken den Goldsolidus (der in Byzanz als Goldmünze weiterhin üblich war) durch den Silbersolidus. Wertunterscheid: 40 Denare : 12 Denare. Wie man sieht, ist der Unterschied gravierend. Daher ist die Wertangabe sehr unzuverlässig, obwohl genaue "Preise" angegeben sind. Somit ist hier bei einer reellen Wertabschätzung Vorsicht geboten.
Taktiken:
Von den Franken selbst sind keine überliefert. Allerdings war zum damaligen Zeitpunkt das strategisch/taktische Lehrbuch des (zivilisierten) Abendlandes das (byzantinische) "Strategikon des Maurikios", das auf etwa 600 angenommen wird. Es war allerdings noch lange danach das Standardwerk gebildeter Heerführer. (In überarbeiteter Form wohl bis ins 11. Jahrhundert) Es ist davon auszugehen, dass die Franken duchaus über gebildete Heerführer verfügten, die dieses Werk fast zwangsläufig kannten.
Ob sie es tatsächlich im Felde umsetzten ist nicht zu beweisen, aber sehr wahrscheinlich.
Das Strategikon des Maurikios kann übrigens käuflich erworben werden.
"Bevölkerungsschicht" der Truppen:
Alle freien Franken waren zum Kriegsdienst verpflichtet. In welcher Ausrüstung sie zum Dienst erschienen hing, wie schon erwähnt, von ihrem Reichtum ab, der in Landbesitz gemessen wurde. Reichere Freie hatten besser ausgerüstet zu erscheinen, ärmere bescheidener. Näheres hierzu ist in besagten Statuten und Kapitularien nachzulesen.
Im Übrigen kann ich mich Timotheus anschließen:
Viele Deiner Fragen wurden zumidnest ansatzweise schon in den beiden anderen Threads besprochen. Auf jeden Fall sind beide sehr lesenswert, wenn Du Dich für die fränkische Armee interessierst.
Gruß,
Panzerreiter