Ich versuche mal darauf zu antworten ohne in die Tagespolitik zu rutschen.
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1.) Ist assymetrische Kriegsführung nur terrorismus oder zählt dazu auch sowas wie guerilla krieg?
Damit ist jeder Krieg gemeint, bei dem die Parteien extrem ungleich sind und eine davon auf unkonventionelle Kampfformen zurückgreifen muss. Guerillakrieg (Nach Klausewitz der "Kleinkrieg) ist eine davon.
Was jedoch genau "Terrorismus" ist, ist eine Definitionsfrage. Der Kampf mittels Anschlägen in einem städtischen Umfeld wurde auch früher schon als "Urban-Guerilla" (bzw. halbdeutsch Stadguerilla) bezeichnet. Diese bezeichnung wurd m.W. von den Uruguaiischen Tupamaros erfunden.
Meistens wurde die definition Terrorismus jedoch als diskreditierende Bezeichnung für den Gegner verwendet. Von Staaten gegen Aufständische (die sich selbst selten als Terroristen sahen) oder von Aufständischen gegen den Staat (Staatsterrorismus z.B. in den 70.ern in Süd und Mittelamerika: Stichwörter Todesschwadrone, Paramilitärs und Triple A).
Den Begriff gibt es jedoch schon seit der Französischen Revolution und bedeutet dass man einen Gegner durch blanke Angst (Terror) zu einer Handlung bzw-- deren Unterlassung zwingt.
Die einzigen die sich m.W. selbst als Terroristen bezeichneten waren die Anarchisten bzw. Nihilisten um zwischen 1880 und 1914. Die Anarchistischen Terroristen waren übrigens schon damals "international" aktiv und begingen Anschläge in vielen Länder. So tötete ein Italiener den französischen Präsidenten Carnot:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sante_Geronimo_Caserio
Ein in den USA ansässiger Italiener reiste nach Italien um dort einen Anschlag auf den König durchzuführen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gaetano_Bresci
Ein Polnisschtämmiger Anarchist tötete den US-Präsidenten McKinsey:
http://de.wikipedia.org/wiki/Leon_Czolgosz
Ein Russe tötete den argentinischen Polizeichef Oberst Falcon:
http://de.wikipedia.org/wiki/Simón_Radowitzky
Eine andere international aktive terroristische Bewegung war die serbische "Schwarze Hand" der jedoch viel mehr Taten zugeschrieben wurden als sie vermutlich begangen hat:
Die schwarze Hand - Vor hundert Jahren gründete sich die serbische | Kalenderblatt | Deutschlandfunk
Ihre berüchtigste vermutliche Tat, war der Anschlag auf den Österreichischen Thronfolger 1914.
2.) Handelt es sich bei den Auseinandersetzungen zwischen libyschen Rebellen (soldaten der übergangsregierung) und gadaffis truppen um einen symmetrischen Krieg, denn Hoheitszeichen wie Flaggen gibt es und Fronten gab es ja auch und die Angriffen waren nur selten wirklich so aus dem Hinterhalt wie es bei einem guerilla krieg ist... :grübel:
Bürgerkriege nehmen oft einen sehr Chaotischen Verlauf an, beginnen dabei aber oft als "Assimetrisches" Konflikt da eine Seite über die staatlichen Sicherheitsorgane und Streitkräfte verfügt und die andere nicht.
In den 70.er Jahren brach z.B. in Nicaragua der Aufstand gegen den Diktator Somoza aus. Am Anfang standen der "Guardia Nacional" nur einige als terroristen verschrieene Rebellen entgegen, die Anschläge gegen Polizeistationen und Regierungsmitglieder durchführten. Am Ende war es eine veritable Rebellenarmee die das Land übernahm.
In anderen Fällen (z.B. dem Libanon) zerfallen die Organe und deren Mitglieder kriegen sich gegenseitig in die Wolle.
Gelegentlich bilden sich auch Parallel verschiedene Ansätze, so haben sich in den 40.ern ein Teil der Jüdischen Siedler in Palästina zu einer Miliz zusamengeschlossen (Hagannah) um einen Nationalstaat sich notfalls gegen die Araber zu erkämpfen, andere haben auf Terrorismus gesetzt (Irgun und Lehi) die gegen Araber und Briten zahlreiche blutige Anschläge durchführten.
3.) Gibt es Beispiele für nationalen Terrorismus in der heutigen Zeit? Ich dachte da an sowas wie Taliban... weil es ja bei denen irgendwie um Afghanistan geht oder??? ich bin mir da grad nich so sicher was die eig wollen und wikipedia sagt auch nich so viel über ihre ziele...
Es hat in der Geschichte der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zahlreiche "nationale" terroristische Bewegungen gegeben: In Irland die IRA, in Spanien die ETA, in Frankreich die Korsischen Separatisten, die Kurdische PKK, die Südtiroler "Befreiungsausschuss", im Peru der "Leuchtende Pfad" auf Sri Lanka Tamil Elam, u.s.w.
4.) Wie und warum entwickelte sich der transnationale terrorismus eigentlich??? also ich weiß das sich der internationale Terrorismus aus dem nationalen entwickelte um dann auch die Aufmerksamkeit der weltbevölkerung auf ihr anliegen zu richten... so haben wirs gelernt aber transnationaler Terrorismus ist ja irgendwie ganz anders... und da gibts nur die al-qaida als beispiel...
Da gibt es verschiedene Modelle. Einige Bewegungen (ob Terroristen oder Freiheitskämpfer, ist wie gesagt Ansichtssache) gab es ein konkretes "nationales" Ziel, zumeist die Befreiung von einem Besatzer oder die Machtübernahme in einem gemeinsamen Staat, das man am besten intern regelte. Andere dabei hinein zu ziehen kann nur kontraproduktiv sein, da man sich damit nur Rückzugsgebiete versperrt und mögliche Unterstützer verprellt.
So haben z.B. nationalistische Bewegungen wie ETA und IRA jahrelang strikt vermieden, Anschläge in anderen Ländern durchzuführen als in denen Ihrer "Besatzer" Spanien und GB, (obwohl das Baskenland z.T. auch zu Frankreich gehört und es auch für diesen teil Freiheitsbestrebungen gab). Die ETA hatte aber Jahrelang ihr Rückzugsgebiet in Frankreich und wollte dieses Land nicht gegen sich aufbringen, so wie es bei der IRA mit den USA war, die dort ihre Mitglieder unterbrachte und dort Gelder und Waffen sammelte.
Andere eigentlich "nationale" Bewegungen haben dagegen gerade im "transnationalen" Terrorismus eine Bühne für Ihre Bestrebungen gesehen. So haben z.B. Palästinensische Organisationen wie Schwarzer September internationale Ziele angegriffen um auf sich aufmerksam zu machen und um die zu bestrafen, die sie als Unterstützer ihrer Feinde ansahen.
Bei anderen war das Ziel selbst übernational. Linksextremistische Bewegungen wie die RAF, die Roten Brigaden, die griechischen revolutionären Zellen und andere, wollten die kapitalistische Weltordnung stürzen. Dazu konnten sie überall Anschläge durchführen und kooperierten dabei mit Bewegungen aus dem Nahen Osten wie z.B. Schwarzer September.
In den letzten Jahrzehnten sind dann als neue Weltanschauliche Terrorbewegungen die religiös begründeten dazu gekommen. Neben den Islamistischen gibt es auch einige kleinere hinduistische Gruppierungen, die AUM-Sekte in Japan, die KACH-Bewegung in Israel und sogar die Sikhs der Babbar Khalsa. Die Meisten davon sind aber sehr klein und sehen ihren Feind zumeist in einer lokalen anderen Religionsgruppe oder ihrer respektiven Regierung. Die Islamistischen Bewegungen, die nach dem Sowjetisch-Afghanischen Krieg entstanden, sahen jedoch den laizistischen Westen (Sowjetunion inklusive) als ihren Gegner an und agierten entsprechend international.
Zusammenfassend: Ob eine bestimmte Bewegung nun international aktiv wird oder nicht, hängt in der Regel davon ab, wer ihre erklärten Gegner sind und welche Vorteile sie sich daraus erhoffen.