Die Parteipropaganda unter der Federführung von Goebbels stellte Hitler als Führer, Erneuerer, Erwecker und Erlöser dar.
Die zentrale Prämisse für den Aufstieg und seine partielle Akzeptanz von Hitler ist, Extremisten können nur in Krisen ihre politischen Botschaften effektiv kommunizieren und auf Akzeptanz hoffen. Das kann man im Rahmen des „Uses and Gratification Approach“ erklären und die betroffene Bevölkerung glaubt dann die Inhalte, die sie individuell und kollektiv als wünschenswert ansieht. (vgl. Link zu den klassischen Arbeiten zu dem Thema)
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Die relative Stabilisierung der Weimarer Republik in der Mitte der zwanziger Jahre war kein Zeitpunkt für eine erfolgreiche Destabilisierung der politischen Verhältnisse und bot keine erfolgversprechende Möglichkeit eines Putsches oder Staatsstreichs.
Mit der Weltwirtschaftskrise nach 1929, die massiv die Ängste aus der Hyperinflation von 1923 erneut entfachte, wuchs die Angst vor einem weiteren kollektiven sozialen Abstieg vor allem in der Mittelschicht. Der eingeleitet worden ist durch die massive Umleitung von gesellschaftlichem Vermögen der wilhelminischen Gesellschaft in die Produktion von Kriegsgeräten. Sodass vor allem Teile der bürgerlichen Gesellschaft nach 1918 bereits durch den Verlust von gezeichneten Kriegsanleihen vom wirtschaftlichen Abstieg bedroht waren.
In dieser Situation der späten zwanziger Jahre näherte sich die Inszenierung von Hitler als Führer und der zunehmend als bedrohlich empfundene Problemhaushalt der Weimarer Republik an. Seine symbolische Inszenierung im Rahmen der goebbelschen Propaganda (vgl. Beitrag von Ursi) als heroische Führerfigur im Rahmen der NS-Bewegung präsentierte Hitler als Übermensch (vgl. Herbst).
Zu dieser Inszenierung gehörte auch die Heroisierung der Person von Hitler und der NS-Bewegung als „Erneuerer“ der deutschen – arischen – Gesellschaft insgesamt. Unterstützt durch die Heroisierung des deutschen Gründungsmythos in der Person des „Arminius“. Und es ist kein Zufall, dass es entsprechende Bilder von Hitler in Rüstungen gab, die auf dieser Analogie aufsetzte.
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbermensch#Nationalsozialismus
Es wäre aber zu trivial, die Verführung der Massen einfach durch das Anbieten eines „Führerkults“ und seiner Fähigkeit, die anstehenden Probleme zu lösen, zu erklären. Komplementär dazu war es notwendig, eine Politik der teils realen teils symbolischen Befriedung der Bedürfnisse der Massen anzubieten, also eine „kleinbürgerliche Idylle“ in Kombination mit Leistungen des Sozialstaats dem „Volksgenossen“ bereitzustellen.
Dazu gehörte auch die propagandistisch überhöhte Inszenierung des Autobahnbaus, der Käfer von VW, der Volksempfänger, Kraft durch Freude etc. (vgl. dazu beispielsweise Pross, Edelmann & Müller) die als Modernisierungsstrategien einer sich neu formierenden post-absolutistischen kapitalistischen Gesellschaft verstanden werden konnten (vgl. Bavaj).
Zu diesem Aspekt der auch deutlich machen soll, dass die NS-Wähler auch konkrete Erwartungen an die Verbesserung ihrer Lage durch Hitler hatten, kommt zunehmend auch das repressive Element in der Form der Gestapo etc. und der Ausschalltung alternativer, freier Informationsquellen.
Von Mosse wurde dieser Prozess der Angleichung innerhalb der Gesellschaft und die Gleichschaltung von Meinungen als "Nationalisierung der Massen" bezeichnet. Die Inszenierung des Volkes im Rahmen von Massenveranstaltungen verstärkte den Druck aus einer "formierten Gesellschaft" auf die Gegner des NS-Regimes entweder sich anzupassen, in den Widerstand zu gehen, in die innere Emigration oder faktisch Deutschland zu verlassen.
Insofern war der „propagandistische Effekt“ in der NS-Herrschaftspraxis ein komplexes Bündel an Maßnahmen, die mit „Zuckerbrot und Peitsche“ in Kombination mit dem Lernen im Rahmen der „klassischen Konditionierung“ durch Anreiz und Strafe, beschrieben werden kann.
Bavaj, Riccardo (2003): Die Ambivalenz der Moderne im Nationalsozialismus. Eine Bilanz der Forschung. München: Oldenbourg.
Edelman, Murray (1976): Politik als Ritual. Die symbolische Funktion staatlicher Institutionen und politischen Handelns. Frankfurt: Campus-Verl.
Herbst, Ludolf (2011): Hitlers Charisma. Die Erfindung eines deutschen Messias. Frankfurt, M.: Fischer-Taschenbuch-Verlag
Mosse, George L. (1993): Die Nationalisierung der Massen. Politische Symbolik und Massenbewegungen von den Befreiungskriegen bis zum Dritten Reich.Frankfurt/Main: Campus-Verlag
Müller, Claus (1975): Politik und Kommunikation. Zur politischen Soziologie von Sprache Sozialisation und Legitimation. München: List
Pross, Harry (1974): Politische Symbolik. Theorie und Praxis der öffentlichen Kommunikation. Stuttgart: W. Kohlhammer
Ruggiero, Thomas E. (2000): Uses and Gratifications Theory in the 21st Century. In: Mass Communication and Society 3 (1), S. 3–37.