Auflösung der Kriegsakademien '14

YoungArkas

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Ich bin die Tage darauf gestoßen, dass die preußische, wie auch die bayerische Kriegsakademie 1914 zu Beginn des 1. Weltkriegs aufgrund einer Diensvorschrift zur Mobilisierung aufgelöst wurde. Ich verstehe nur die Idee dahinter nicht so ganz. Bei einem Krieg muss man doch in jedem Fall weitere Offiziere ausbilden um Verluste zu ersetzen, warum sollte man dann die bestehende Kriegsakademien, die bisher Offiziere theoretisch ausbildete, im Gefahrenfall auflösen und dann ad hoc an anderer Stelle Offizierslehrgänge einführen? Dass die Lehrgänge kürzer wurden ist verständlich, ebenfalls, das Lehrplan sich ändert, aber, dass die Akademien komplett aufgelöst werden? So wie ich das sehe, war das auch nur in Deutschland so, sowohl in Österreich-Ungarn, wie auch in Frankreich und GB blieben die Militärakademien offen.
 
Bei Wiki findet sich folgende plausible Erklärung:

"Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden beide deutsche Kriegsakademien geschlossen und bis Kriegsende nicht wieder eröffnet, obwohl durch die Entwicklung des Kriegsverlaufs, die Neuaufstellung von Großverbänden bis hin zu Heeresgruppen der Bedarf an akademisch ausgebildeten Kommandeuren und Generalstabsoffizieren stieg. Die Oberste Heeresleitung (OHL) versuchte dem zu entsprechen, indem sie sogenannte Gefechtsübungskurse bzw. Lehrgänge an der Divisionskommadoschule in Solesmes (Frankreich) durchführte. Außerdem bildete sie Generalstabsoffiziere in vierwöchigen Lehrgängen in Sedan aus."
 
Das erklärt aber doch nur, wie die Ausbildung im Krieg ablief. Das man da extra Offiziere in einer "neu" eingerichteten Akademie ausbildet, die dazu noch im Feindesland liegt und die eigene Frontlogistik belastet widerspricht doch dem Schritt die Akademien die in der Heimat lagen zu Kriegsbeginn aufzulösen.
 
Ich verstehe nur die Idee dahinter nicht so ganz.

Offensichtlich entsprach das Modell nicht einer vereinheitlichten Ausbildung von Generalstabsoffizieren zwischen 1871 und 1914, so meine Vermutung.

Man benutzte von Seiten des Kriegsministerium den Kriegsausbruch, um diese beiden Akademien zu schließen. Eigentlich schwer nachvollziehbar, da man, laut KW II vor dem Fallen der Blätter ohnehin wieder zu Hause sein wollte. Somit hätte man sie im Stand-By-Betrieb fortführen können.

Nach dem antizipierten kurzen und gewonnenen Krieg hätte man eine neue, vereinheitlichte Ausbildung durchgeführt, die keine Anbindung an einzelne ursprüngliche Königreiche (in diesem Fall Bayern) mehr aufgewiesen hätte.

Das organisatorische Ziel nach dem kurzen Feldzug von 1914 wäre somit die Zentralisierung und Standardisierung der Ausbildung für alle Generalstabsoffiziere des Heeres gewesen.

Diese Überlegung wäre vermutlich kompatibel gewesen, die ursprünglichen Unterschiede der einzelnen nationalen Kontingente und ihrer Führungsgrundsätze einzuebnen und auf gemeinsame Generalstabsarbeitsgrundsätze zu basieren.

Und damit die "innere Reichsgründung" auch auf dieser wichtigen militärischen Ebene voranzutreiben.
 
Es gibt im Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte einen Hinweis (S 412) auf die Schließung der Akademie schon im April 1914. Es wurde im geheimen befohlen, wegen drohender Kriegsgefahr die Kriegsakademien zu schließen.

Einen Sinn aus unser heutigen Sicht macht das aber auch nicht.
 
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