Augmented Reality im Geschichtsunterricht?

El Quijote

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Seit einigen Jahren ist Augmented Reality groß im Kommen, wird von Museen diskutiert und teilweise implementiert. Nun ist sie auch im Gespräch für den Geschichtsunterricht. Zeitzeugen sollen auch nach ihrem Tod im Geschichtsunterricht von ihren Erlebnissen erzählen können.

„Meine Geschichte darf nicht verloren gehen“: WDR holt Zeitzeugen per Augmented-Reality-App digital ins Klassenzimmer

Teilweise wird das sogar so aufwändig gemacht - wie im Holocaust-Museum in Chicago - das die Hologramme auf Fragen einigermaßen individuell reagieren können. Ein Computer anaalysiert die Frage und ruft dann eine entsprechend beim Dreh antizipierte Antwort ab.

Aufgezeichnet wurden die Hologramme in Kalifornien. Fritzie Fritzshall musste stundenlang in einer grünen Kugel sitzen. Kameras von allen Seiten. 2.000 Fragen hat sie beantwortet. Nie wusste sie, welche als nächstes kommt: "Die Aufnahmen für das Hologramm über fünf Tage haben mich zurück gebracht nach Auschwitz, zurück in den Transport, mir war wieder kalt, ich hatte wieder Hunger. Ich brauchte Zeit, um darüber hinweg zu kommen."
Erinnern an den Holocaust - Hologramme in Chicago
Prinzipiell finde ich das mit den Hologrammen im Museum eine gute Idee. Im Schulunterricht bin ich skeptisch. Letztendlich handelt es sich natürlich um eine Möglichkeit, der Problematik des biologisch unausweichlichen Wegsterbens von Zeitzeugen zu begegnen. Aber auf der anderen Seite ist eine Filmaufnahme doch authentischer als ein Hologramm, welches physische Anwesenheit suggeriert, die nicht da ist. Damit unterscheidet sich das Hologramm nicht mehr von der Computeranimation. Die Frage ist also, ob nicht die Authentizität unter der Technik leidet.

Wie seht ihr das?
 
Aber auf der anderen Seite ist eine Filmaufnahme doch authentischer als ein Hologramm, welches physische Anwesenheit suggeriert, die nicht da ist. Damit unterscheidet sich das Hologramm nicht mehr von der Computeranimation. Die Frage ist also, ob nicht die Authentizität unter der Technik leidet.

Der psychologische Effekt ist bei Hologrammen, gerade wegen der suggestiven Pseudo-Präsenz, sicherlich stärker als bei Filmaufnahmen. Letztere gehen bei den meisten Menschen, überfüttert von visuellen Reizen, wie sie nun einmal sind, "links rein und rechts raus", Holos aber wirken wegen der spektakulären Visualität und Detailtreue intensiver und nachhaltiger. Und natürlich unterscheidet sich ein authentisch produziertes Holo von einer Computeranimation nicht weniger als eine Autobiographie von einem Roman. Wenn das Publikum eines Holo um seinen dokumentarischen Charakter weiß, dann wird es das Holo als dokumentarisch (und also authentisch) wahrnehmen und von Entertainment-Holos zu unterscheiden wissen, so wie man eine Autobiographie von einem Roman unterscheidet. Das Authentizitätsproblem ist bei textlichen und filmischen Medien ohnehin nicht geringer. Dass eine Filmaufnahme eine "physische Anwesenheit" weniger intensiv suggeriert als ein Holo, verdankt sich ja nur ihres geringeren Realitätseffekts, was aber kein Indiz höherer Authentizität ist, sondern einer limitierteren Technik.

Die Gretchenfrage lautet bei dokumentarischen Holos nicht anders als bei dokumentarischen Texten und Filmaufnahmen: Wie seriös sind sie produziert?

Hologramm einer Holocaust-Zeugin:

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Ein Beispiel dafür, wie nahe Autobiographie und Roman technisch beisammen liegen: Ist der folgende Text einem Roman oder einer Autobiographie entnommen?

Kaum dem Wasser entronnen, schon bin ich da. Eine kleine, warme Sozialwohnung. Ich liege im Bett und lausche den Geräuschen der Umgebung. Ein altes Pärchen streitet sich, als es unter meinem Fenster vorübergeht. Wir befinden uns in Yiewsley, im Haus Nummer 8, in der Whitethorn Avenue. Yiewsley war ein Dorf, in dem es nachts sehr still wurde, weil es nicht viele Autos gab, und nach halb elf hatte sowieso alles geschlossen. An den Wochenenden wurde bei den Partys im Haus Nummer 8 die Nacht zum Tag gemacht. Aber unter der Woche, wenn ich mich in mein Bett kuschelte, war es weit und breit der einzige Krach, wenn sich Belle und ihr Mann George um elf aus dem „Red Cow“ auf den Nachhauseweg machten. Belle war alt und schlaksig, George gedrungen und noch älter, und beide liefen immer mit 15 Meter Abstand zwischen sich die Whitethorn Avenue entlang und stritten miteinander, was die Lungen hergaben. Sie drehte sich um und schrie: „Wag es nicht noch einmal, so mit mir zu sprechen.“ Ich lag dann im Bett und dachte: Hier kommt Belle. Eine Minute später schrie dann George los: „Halt deinen Mund, du alte Kuh!“ Und ich sagte mir: Ach, da ist ja auch George. Man konnte die Uhr nach den beiden stellen.
 
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Ist der folgende Text einem Roman oder einer Autobiographie entnommen?
Ziemlich sicher einem Roman. Es fehlt der Abstand einer Autobiographie, viel zu viel Gewicht auf Nebensächlichkeiten, die zwar einen Roman lebendig machen, aber in der Autobiographie eher vom eigentlichen Sujet ablenken.
 
Das Hauptproblem ist die technische Seite, es gibt keine zufriedenstellende Technik um Hologramme darzustellen, es wird zwar alles mögliche probiert aber letztlich ist das alles noch Experiment und sauteuer. Mag sein dass sich manche Museen diesen Aufwand leisten können aber Schulen sicher noch lange nicht.
Für Schulen technisch und finanziell machbar wäre VR.
 
Ziemlich sicher einem Roman. Es fehlt der Abstand einer Autobiographie, viel zu viel Gewicht auf Nebensächlichkeiten, die zwar einen Roman lebendig machen, aber in der Autobiographie eher vom eigentlichen Sujet ablenken.

Die Passage stammt aus der deutschen Fassung der Autobiographie des Rolling-Stones-Gitarristen Ronnie Wood.

Das Hauptproblem ist die technische Seite, es gibt keine zufriedenstellende Technik um Hologramme darzustellen, es wird zwar alles mögliche probiert aber letztlich ist das alles noch Experiment und sauteuer

In Pasadena wird intensiv daran geforscht:

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Das Hauptproblem ist die technische Seite, es gibt keine zufriedenstellende Technik um Hologramme darzustellen, es wird zwar alles mögliche probiert aber letztlich ist das alles noch Experiment und sauteuer. Mag sein dass sich manche Museen diesen Aufwand leisten können aber Schulen sicher noch lange nicht.
Für Schulen technisch und finanziell machbar wäre VR.
Die Welt bleibt nicht stehen.
 
Seit einigen Jahren ist Augmented Reality groß im Kommen, wird von Museen diskutiert und teilweise implementiert. Nun ist sie auch im Gespräch für den Geschichtsunterricht. Zeitzeugen sollen auch nach ihrem Tod im Geschichtsunterricht von ihren Erlebnissen erzählen können.
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Wie seht ihr das?
Geht's Dir um AR im allgemeinen oder diese sehr spezifische Anwendung mit interaktiven Hologrammen im besonderen?

Der von thane verlinkte Text listet kurz und prägnant die verschiedenen Aspekte und Anwendungen auf, die unter "Augmented Reality" subsumiert werden. Insgesamt finde ich das Thema ausgesprochen spannend, gerade auch für Archäologen und Historiker, wobei nicht alle Anwendungsmöglichkeiten mich gleichermaßen überzeugen. Speziell holografische Aufzeichnungen von Menschen, mit denen man als Nutzer scheinbar in Dialog treten kann, sehe ich skeptisch, weil mich der Mehrwert gegenüber herkömmlichen Aufnahmetechniken nicht überzeugt, wenn ich den immensen technischen Aufwand dazu in Relation setze.

Generell ist die heute verfügbare Technik noch der limitierende Faktor für wirklich aufwendige AR-Anwendungen, wie balkanese schon angemerkt hat. Da müssen wir noch nicht mal über Hologramme reden, die per Laser projeziert werden und ohne Hilfsmittel für den Betrachter sichtbar sind. Es gibt im katalonischen Empúries z.B. die Möglichkeit, sich über eine AR-App für Smartphone/Tablet die per Gerätekamera auf das Display geholten real sichtbaren Fundamente und Mauerreste aus griechischer und römischer Zeit mit Rekonstruktionen der Gebäude anzureichern. So gut ich den Ansatz finde, die Umsetzung ist - mit Verlaub - noch ziemlich armselig, erinnert an Computerspielgrafik von vor 20 Jahren. Ähnliches gilt für die zerstörte jüdische Synagoge in Münschen, die per AR das heutige Stadtbild überlagert (ein Kaufhaus steht da heute, glaube ich); wenn ich da auf's Display gucke und das Smartphone langsam über die Fassade schwenke, zieht die generierte AR-Darstellung einfach recht zäh nach, zudem sind die Gyroskope in gewöhnlichen Consumergeräten schlicht nicht präzise genug für eine saubere Positionierung und echt wirkende Perspektivberechnung. Aber georeferenzierte (oder per QR-Code getriggerte) Infoboxen mit einfacher Text-/Bilddarstellung in frei wählbarer Sprache, das ist absolutes low-tech AR, billig umsetzbar und hoffentlich bald Standard in jedem Museum.
 
Speziell holografische Aufzeichnungen von Menschen, mit denen man als Nutzer scheinbar in Dialog treten kann, sehe ich skeptisch, weil mich der Mehrwert gegenüber herkömmlichen Aufnahmetechniken nicht überzeugt, wenn ich den immensen technischen Aufwand dazu in Relation setze.
Ich finde schon interessant, dass die Chicagoer die Möglichkeiten miteinbezogen haben, dass man dem Hologramm fragen stellen und dieses darauf reagieren kann. Natürlich stehen dahinter Algorithmen, d.h. der Computer analysiert nicht nur die benutzten Worte sondern wohl auch den Tonfall, in dem die Frage gestellt ist und kannn dann aufgrund der Vielzahl an Stundenmaterial die vom Zeitzeugen entsprechend gegebene Antwort abspielen.
Das finde ich technisch faszinierend. Aber ich sehe hierin die Gefahr, dass die Authentizität verloren geht. Denn, klar, die Antworten sind alle von dem jeweiligen Zeitzeugen irgendwann mal gegeben worden. Aber der soll dann irgendwann mal, 20, 30 Jahre nach seinem Ableben auf Fragen neugieriger Schüler, Historiker, Studenten bis hin zum Revisionisten antworten.

Es gibt im katalonischen Empúries z.B. die Möglichkeit, sich über eine AR-App für Smartphone/Tablet die per Gerätekamera auf das Display geholten real sichtbaren Fundamente und Mauerreste aus griechischer und römischer Zeit mit Rekonstruktionen der Gebäude anzureichern. So gut ich den Ansatz finde, die Umsetzung ist - mit Verlaub - noch ziemlich armselig, erinnert an Computerspielgrafik von vor 20 Jahren.
Ich hab's leider noch nie nach Empúries geschafft.
In Andalusien gibt es das für verschiedene archäologischee Stätten, wo man sich die Geschichte eines Bauwerks und seine Funktion ansehen kann. On auch auf dem Tablet, weiß ich nicht, normalerweise wird das auf Leinwand geworfen, dauert etwa zehn Minuten und wird nach fünf Minuten wiederholt. Das sind wahrscheinlich dieselben Filmchen, wie du aus Ampurias kennst. Ich hab die Filmchen bisher auch immer als hinreichend wahrgenommmen. Sie vermitteln eine Vorstellung vom Ort, wenn auch die Bewegungen der Figuren, z.B. eines Ḥammām-Besuchers, etwas hölzern wirken. Aber es reicht aus, um eine bessere Vorstellung vom Gebäude und seuner Umgebung zum Zeitpunkt seiner Funktion zu erlangen. Solche Filme muss man ja auch erst mal produzieren und sie kosten Geld. Ich verstehe schon, dass sie in technisch so schnelllebigen Zeiten, wie den unseren, lange über den den Zeitpunkt an dem sie als lege artis gelten könnten hinaus, gezeigt werden. Sonst müsste man sie womöglich jedes Jahr ersetzen. Das mögen IT-ler anders sehen.
 
Ich finde schon interessant, dass die Chicagoer die Möglichkeiten miteinbezogen haben, dass man dem Hologramm fragen stellen und dieses darauf reagieren kann. Natürlich stehen dahinter Algorithmen, d.h. der Computer analysiert nicht nur die benutzten Worte sondern wohl auch den Tonfall, in dem die Frage gestellt ist und kannn dann aufgrund der Vielzahl an Stundenmaterial die vom Zeitzeugen entsprechend gegebene Antwort abspielen.
Ich bin mir der Wirkung auf das Publikum nicht sicher. Meine persönliche Einschätzung und pures Bauchgefühl: 1. Eine zusammenhängende Filmaufnahme nehme ich als dokumentarisch wahr. Ist da ein Algorithmus zwischengeschaltet, der auf meine Frage/ meine Schlagworte hin nur ein Fragment dieser Filmaufnahme zeigt, kann ich nicht sicher sein, wie der Kontext dieser Szene im gesamten Filmdokument aussieht. 2. Wird mir nicht eine Filmaufnahme gezeigt, sondern die 3D-Projektion eines 3D-Scans, sind zwischen Aufnahme und Wiedergabe auch wieder Algorithmen geschaltet, die mich mißtrauisch werden lassen. Wir sind mittlerweile soweit, realistisch wirkende Darstellungen von Menschen rein von Algorithmen berechnen zu lassen und so z.B. längst verstorbene Schauspieler in Hollywood-Filmen "auftreten" zu lassen. Wenn mir also ein derart offensichtlich digital aufbereitetes Videodokument gezeigt wird, drängt sich mir förmlich der Gedanke auf, das könnte insgesamt Fake sein. Letztlich ist das verwandt mit der Diskussion um Restaurieren und Rekonstruieren von Baudenkmälern.
In Andalusien gibt es das für verschiedene archäologischee Stätten, wo man sich die Geschichte eines Bauwerks und seine Funktion ansehen kann. On auch auf dem Tablet, weiß ich nicht, normalerweise wird das auf Leinwand geworfen, dauert etwa zehn Minuten und wird nach fünf Minuten wiederholt. Das sind wahrscheinlich dieselben Filmchen, wie du aus Ampurias kennst.
AR ist schon was anderes als diese Filmchen. Oder auch wieder nicht... Letztlich wird in beiden Fällen die Rekonstruktion von Gebäuden von Algorithmen als Drahtmodell berechnet, die Oberflächen mit hoffentlich realistisch wirkenden Texturen tapeziert, dazu noch Licht und Schatten kalkuliert und dargestellt usw. Je feiner das Drahtmodell, je realistischer die Texturen, desto aufwendiger die Berechnung. Selbst mit modernster Technik werden CGI-Kulissen in Hollywood-Filmen (noch) nicht in Echtzeit ins Kamerabild hineinprojeziert, müssen sie aber auch nicht. Bei Augmented Reality muß dieses sogenannte Rendern aber in Echtzeit passieren, weil der Nutzer den Kameraschwenk, den Zoom, den Blickwinkel, den aktuellen Sonnenstand usw. jedesmal neu bestimmt, nicht der Regisseur einmalig.
Was theoretisch schon heute möglich ist und irgendwann in absehbarer Zeit auch in AR-Anwendungen auf z.B. dem Smartphone, kann man in den komplett virtuell gerenderten Welten moderner Computerspiele bestaunen. Ich empfehle mal einen Blick auf "Assassin's Creed: Odyssey" zu werfen. Ein realistischer wirkendes Bild des antiken Griechenlands hab' ich noch nie präsentiert bekommen, schon gar nicht mit der Option, mich nach Belieben in der Landschaft zu bewegen.
So, und nun vergleiche ich das mit dem, was aktuell in Empúries in die AR-Ansicht eines real existierenden Ruinenfeldes gerendert wird. "Assassin's Creed: Odyssey" hätte vor 20 Jahren so ausgesehen... Es gibt auf YouTube einige Videos, in denen man sich ganz gut einen Eindruck verschaffen kann, ohne selbst Empúries besuchen zu müssen. Gleiches gilt für das genannte Computerspiel.
 
Ich bin mir der Wirkung auf das Publikum nicht sicher. Meine persönliche Einschätzung und pures Bauchgefühl: 1. Eine zusammenhängende Filmaufnahme nehme ich als dokumentarisch wahr. Ist da ein Algorithmus zwischengeschaltet, der auf meine Frage/ meine Schlagworte hin nur ein Fragment dieser Filmaufnahme zeigt, kann ich nicht sicher sein, wie der Kontext dieser Szene im gesamten Filmdokument aussieht. 2. Wird mir nicht eine Filmaufnahme gezeigt, sondern die 3D-Projektion eines 3D-Scans, sind zwischen Aufnahme und Wiedergabe auch wieder Algorithmen geschaltet, die mich mißtrauisch werden lassen. Wir sind mittlerweile soweit, realistisch wirkende Darstellungen von Menschen rein von Algorithmen berechnen zu lassen und so z.B. längst verstorbene Schauspieler in Hollywood-Filmen "auftreten" zu lassen. Wenn mir also ein derart offensichtlich digital aufbereitetes Videodokument gezeigt wird, drängt sich mir förmlich der Gedanke auf, das könnte insgesamt Fake sein.

Das entspricht etwa dem, was ich im Eingangsbeitrag schrieb:

Prinzipiell finde ich das mit den Hologrammen im Museum eine gute Idee. Im Schulunterricht bin ich skeptisch. Letztendlich handelt es sich natürlich um eine Möglichkeit, der Problematik des biologisch unausweichlichen Wegsterbens von Zeitzeugen zu begegnen. Aber auf der anderen Seite ist eine Filmaufnahme doch authentischer als ein Hologramm, welches physische Anwesenheit suggeriert, die nicht da ist. Damit unterscheidet sich das Hologramm nicht mehr von der Computeranimation. Die Frage ist also, ob nicht die Authentizität unter der Technik leidet.

Ich empfehle mal einen Blick auf "Assassin's Creed: Odyssey" zu werfen. Ein realistischer wirkendes Bild des antiken Griechenlands hab' ich noch nie präsentiert bekommen, schon gar nicht mit der Option, mich nach Belieben in der Landschaft zu bewegen.
Angesehen davon, dass mein Rechner die Leistung nicht bringt, vermeide ich solche Spiele, da hohes Suchtpotential. (Hier im Forum kann ich mich wenigstens - Achtung, klingt hochtrabend - intellektuell ein wenig austoben.)
 
Was theoretisch schon heute möglich ist und irgendwann in absehbarer Zeit auch in AR-Anwendungen auf z.B. dem Smartphone, kann man in den komplett virtuell gerenderten Welten moderner Computerspiele bestaunen.
so ist es
und was die Inhalte angeht, ich halt ein gefilmtes Interview auch für authentischer als irgendein gerendertes Wesen das vorgefertigte Texte von sich gibt; interessant wär ja vielleicht ein neuronales Netz mit diesen Texten zu trainieren.
 
Das finde ich technisch faszinierend. Aber ich sehe hierin die Gefahr, dass die Authentizität verloren geht. Denn, klar, die Antworten sind alle von dem jeweiligen Zeitzeugen irgendwann mal gegeben worden. Aber der soll dann irgendwann mal, 20, 30 Jahre nach seinem Ableben auf Fragen neugieriger Schüler, Historiker, Studenten bis hin zum Revisionisten antworten.
Bzw. eine nicht vorhandene Authentizität suggeriert wird.
Man lernt nicht dadurch nachzudenken, indem man möglichst sinnlich betrachtet,
sondern dadurch, dass man mit einem Mindestmaß an Distanziertheit Themen erschließt.
Solche faszinierenden technische Gimmicks sind allenfalls geeignet Interesse zu wecken, nicht jedoch für die Hauptaufgabe der Schule: Den Schülern die Fähigkeit des Denkens zu vermitteln.
Der derzeitige Trend den Unterricht zu digitalisieren ist insgesamt zweifelhaft.
 
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