Auseinandersetzungen Athen und Ägina

chrissie

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Hallo liebe Geschichtsinteressierte und /-kenner,

ich versuche mir derzeit Wissen über die Zeit vor und während der Perserkriege anzueignen und stoße dabei immer und immer wieder auf magere Hinweise, dass Ägina Athen überfallen habe, Athen verzweifelt versucht habe, Ägina unter Kontrolle zu bekommen und dies dann auch irgendwann geschafft habe, woraufhin Ägina von Athen übernommen worden sei.

Aber WARUM hatten sich Athen und Ägina überhaupt in der Wolle, was war da passiert dass eine solche kriegerische Abneigung bestand und seit wann ging das schon so? Das Internet gibt diesbezüglich leider kaum was her, und auch in Geschichtsbüchern finde ich wie gesagt immer nur SEHR kurze Hinweise darauf, DASS es so war, aber nicht, WARUM es so war und wann das alles bereits begann, denn die Übernahme Äginas durch Athen scheint erst nach der großen athenischen Erfolge stattgefunden zu haben, die Auseinandersetzungen begannen jedoch offenbar schon weit früher.

Hat jemand Wissen dazu oder kann mir aussagekräftige weiterführende Literatur hierzu empfehlen?
 
Der Grund für die Feindschaft zwischen Aigina und Athen liegt, laut Herodot darin, dass sich die Insel von ihrer Mutterstadt Epidauros befreite und anfing Krieg gegen diese zu führen. Im Laufe dieses Konfliktes raubten die Aigineten zwei Götterbilder welche aus attischen Ölbäumen hergestellt waren. Für diese schuldete Epidauros den athenischen Göttern jährliche Opfer. Nach Meinung von Athen und Epidauros war die Pflicht des jährlichen Opfers nun auf Aigina übergegangen. Die Aigineten weigerten sich aber dieser Pflicht Folge zu leisten und so kam es zum Krieg.
Als Athen nun Aigina angriff, standen den Inselbewohnern argivische Truppen (Argos) bei was zur Niederlage der Athener führte. Diese Auseinandersetzung fand wahrscheinlich im 1. Jahrzehnt des 6. Jh. statt (unterschiedliche Datierungen sind möglich), da sich hier auch der allmähliche Aufstieg Aiginas abzeichnet. Um 600 v. Chr. beginnt auch die aiginetische Münzprägung, was für einen wirtschaftlichen Aufschwung und somit für eine Ausweitung der Handels- bzw. Seemacht spricht.
In diese Zeit fallen auch die Reformen Solons, von denen zwei auch gegen Aigina gerichtet seien konnten. Gemeint sind die Abschaffung des aigenetischen Maß- und Gewichtssystems (der Gebrauch des aiginetischen Fußes im vorsolonischen Athen ist jedoch meines Wissens nicht nachgewiesen) und das Verbot der Getreideausfuhr. Zweiteres dürfte Aigina wesentlich stärker getroffen haben, da die Insel im Gegensatz zu den anderen Nachbarn Athens nur über eine geringe landwirtschaftlich nutzbare Fläche verfügte.
Wirtschaftliche und machtpolitische Interessen sind ein Hauptgrund für den anhaltenden Konflikt zwischen den beiden Polis. Die Auseinandersetzung zieht sich noch über einen langen Zeitraum hin und endet schließlich 459 v. Chr. als Athen die verhasste Rivalen ausschaltet und zum Eintritt in den attisch-delischen Seebund zwingt. Die Insel wird mit einem enormen Jahrestribut von 30 Talenten belegt.


[FONT=&quot]Tausend Klaus, Amphiktyonie und Symmachie: Formen zwischenstaatlicher Beziehungen im archaischen Griechenland, S. 106 ff., Stuttgart 1992 (Habilitationsschrift)

LG
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das klingt sehr interessant, und wie hat sich dann dieses Verhältnis VOR der Ausschaltung Äginas entwickelt, als die Perserkriege schon am Laufen waren? Ägina hatte sich ja den Persern unterworfen, hatte dann nicht Athen schon versucht, da irgendwie die Kontrolle drüber zu erhalten? Inwiefern hatten sie damit Erfolg?

Und nachdem Ägina dem Seebund eingegliedert wurde war Ruhe im Karton und sie haben immer brav ihre Tribute bezahlt?
 
das klingt sehr interessant, und wie hat sich dann dieses Verhältnis VOR der Ausschaltung Äginas entwickelt, als die Perserkriege schon am Laufen waren? Ägina hatte sich ja den Persern unterworfen, hatte dann nicht Athen schon versucht, da irgendwie die Kontrolle drüber zu erhalten? Inwiefern hatten sie damit Erfolg?

Und nachdem Ägina dem Seebund eingegliedert wurde war Ruhe im Karton und sie haben immer brav ihre Tribute bezahlt?

Hmmm… Soweit mir bekannt ist hat sich Aigina nicht den Persern unterworfen (zumindest nicht Xerxes) sondern stand im Bündnis gegen diese an der Seite von Sparta und Athen. Ein Teil der Auswanderer von Salamis fand sogar Zuflucht auf der Insel.
Im Jahr 481 v. Chr. berief Sparta eine Versammlung aller mit ihm verbündeten Polis ein (nicht der peloponnesische Bund) um über Gegenmaßnahmen gegen den drohenden Angriff der Perser zu beratschlagen. Dazu mussten alle Streitigkeiten zwischen den Bundespartnern, insbesondere Aigina und Athen, beigelegt werden. Die beiden Polis schlossen also einen, wie wir es vielleicht heute nennen würden, Nichtangriffspakt (Spondai) ab der auf etwa 30 Jahre beschränkt war. Dieser wurde dann aber von den Aigineeten um 464/3 gebrochen, woraufhin die Athen, wie schon beschrieben, Aigina ausschaltete.

Baltrusch Ernst, Symmachi und Spondai: Untersuchungen zum griechischen Völkerrecht der archaischen und klassischen Zeit (8.-5. Jahrhundert v. Chr.), S.34 ff., Berlin 1994 (Habilitationsschrift)


LG
 
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