Auswirkung der Reichsgründung

Linn

Neues Mitglied
Hallo,
habe eine interessante Aussage gelesen, weiß aber leider nichts damit anzufangen.
Wenn nach der Revolution 1948/49 bereits ein deutscher Nationalstaat (also durch Reichsgründung von unten) entstanden wäre, wäre es nicht zu Kriegen im 20. Jahrhundert gekommen.

Kann mir jmd den Zusammenhang erklären?
Danke
 
Hallo,
habe eine interessante Aussage gelesen, weiß aber leider nichts damit anzufangen.
Wenn nach der Revolution 1948/49 bereits ein deutscher Nationalstaat (also durch Reichsgründung von unten) entstanden wäre, wäre es nicht zu Kriegen im 20. Jahrhundert gekommen.

Kann mir jmd den Zusammenhang erklären?
Danke

Du meinst sicher die Revolution von 1848/49.:winke:

Wir können nicht wissen, wie sich ein Deutsches Reich, welches von unten gegründet und demokratischer verfasst wäre, im Zeitalter des Imperialismus agiert hätte. Die Demokratien USA, Großbritannien und Frankreich haben sich auf internationaler Bühne ganz gewiss nicht vor den drei Kaiserreichen verstecken müssen. Im Juli 1914 hielt kein Staat die Erhaltung des Friedens für so wichtig, als das er dafür möglicherweise ein Prestigeverlust in Kauf genommen hätte.
 
Mal davon abgesehen, dass nicht klar ist, ob die These auf eine Groß- oder Klein-Deutsche Lösung abstellt, ist sie natürlich höchst spekulativ, zudem wohl eher geeignet - quasi durch die Hintertür - Deutschland die alleinige Schuld an den Weltkriegen zu geben. Wohl mehr als sehr fragwürdig.

Grüße
excideuil
 
Der Zusammenhang soll wohl sein, dass die verspätete Reichsgründung am angeblich besonders ausgeprägten Nationalismus des deutschen Reiches schuld sein soll.
Ich finde das Ganze vor allem extrem spekulativ, aber auch wie die anderen bereits schrieben, eine Art Schuldzuweisung, welche dem Deutschen Reich wohl die alleinige Schuld am 1. WK zuschieben will.
Was den unangenehmen Nationalismus anbelangt, so empfand den bereits Heine. Heinrich Heine ? Wikipedia

Für mich ist das eine Diskussion, wo man vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt. Wie bewertet man das Modell des Nationalstaates überhaupt, wenn man eine frühere Entwicklung zum Nationalstaat als so positiv bewertet?
 
Du meinst sicher die Revolution von 1848/49.:winke:

Wir können nicht wissen, wie sich ein Deutsches Reich, welches von unten gegründet und demokratischer verfasst wäre, im Zeitalter des Imperialismus agiert hätte. Die Demokratien USA, Großbritannien und Frankreich haben sich auf internationaler Bühne ganz gewiss nicht vor den drei Kaiserreichen verstecken müssen. Im Juli 1914 hielt kein Staat die Erhaltung des Friedens für so wichtig, als das er dafür möglicherweise ein Prestigeverlust in Kauf genommen hätte.


Eben man kann es nicht wissen. Vor allem was wäre das für ein deutscher Staat in Europa geworden? Eine konstitutionelle oder parlamentarische Monarchie, eine Republik? Was wäre aus den Fürstenhäusern den Hohenzollern, Habsburgern, Wittelsbachern geworden und welchen Einfluss hätten die beiden Großmächte Preußen und Österreich innerhalb eines Nationalstaats gespielt? Wäre das eine großdeutsche oder kleindeutsche Variante geworden? Welche Grenzen hätte ein solches Deutschland gehabt, welche nationalen Minderheiten hätte es aufgenommen und welche Rechte hätte es ihnen zugebilligt, welche Amtssprachen gesprochen worden? Hätte ein solches Deutschland Kolonien haben wollen, einen Platz an der Sonne? Welche Amtssprachen hätte es gegeben- nur Deutsch, "anständig Deutsch" oder vielleicht auch Französisch, Italienisch, Slowenisch, Polnisch, Sorbisch, Flämisch, Tschechisch, Dänisch,Chinesisch, Polynesisch und Kisuaheli?
Wie wäre ein deutscher Nationalstaat mit dem Nationalismus seiner Nachbarn und Minderheiten umgegangen? Würden über Namibia und Kamerun noch die deutschen Farben wehen und welche wären das Schwarz-weiß-rot oder Schwarz- Rot- Gold?
 
Der Zusammenhang soll wohl sein, dass die verspätete Reichsgründung am angeblich besonders ausgeprägten Nationalismus des deutschen Reiches schuld sein soll.
Ich finde das Ganze vor allem extrem spekulativ, aber auch wie die anderen bereits schrieben, eine Art Schuldzuweisung, welche dem Deutschen Reich wohl die alleinige Schuld am 1. WK zuschieben will.
Was den unangenehmen Nationalismus anbelangt, so empfand den bereits Heine. Heinrich Heine ? Wikipedia

Für mich ist das eine Diskussion, wo man vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt. Wie bewertet man das Modell des Nationalstaates überhaupt, wenn man eine frühere Entwicklung zum Nationalstaat als so positiv bewertet?

Man wird sich fragen dürfen, seit wann die Deutschen sich überhaupt als Nation verstehen, wer sich als Deutscher betrachtete oder als tschechischer, galizischer Jude sich literarisch der deutschen Sprache bediente wie Franz Kafka und Joseph Roth. Betrachtet man die Entwicklung einiger Nationalstaaten, die im 19. Jhd unabhängig wurden oder wie Polen, das erst nach dem 1.Weltkrieg wieder entstand, so erscheint das Ideal des kompakten Nationalstaates weit weniger glanzvoll, denn selbst dort wo ein Staatsvolk die Mehrheit besaß, gab es zahlreiche ethnische Minderheiten, die unterdrückt wurden. In der Donaumonarchie betrieb Ungarn seit dem Ausgleich vopn 1867 eine Zwangsmaryasierung und unterdrückte Minderheiten wie Slowaken und Ruthenen. Tschechen und Polen, die nach dem Untergang der Donaumonarchie eigene Nationalstaaten erhielten, taten das Gleiche mit anderen Minderheiten. Die Balkankriege gaben einen Vorgeschmack auf ethnische Säuberungen und Vertreibungen. Multinationale Staatsgebilde wie das Osmanische Reich und die Donaumonarchie die im 19. Jhd- Teil durchaus mit einer gewissen Berechtigung als erzreaktionäre Gebilde oder als "Völkerkerker" kritisiert wurden, schneiden, was die Behandlung und den Umgang mit verschiedenen Nationalitäten und Minderheiten nicht schlechter ab, als manche demokratische, republikanische Gebilde, die wie Polen und die Tchechoslowakei aus der Konkursmasse der Donaumonarchie, bzw des Zarenreichs entstanden. Joseph Roth sprach einmal von einem "Weltösterreichertum", das ihm Kosmopolitismus und nationale Identität zugleich gewährte, während der junge Adolf Hitler die "Phäakenstadt Wien" mit all den Slawen und Juden verabscheute und bedauerte, dass er als Deutschösterreicher nicht in einem "rein deutschen" Reich lebte.
 
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