Baal kontra dem keltischen Bel

letztergisone

unvergessen
Hallo,

Kann man annehmen daß es eine Verwandtschaft oder gar Identität von Baal zu einigen anderen Göttern abendländischer Mythologien gibt. Zum Beispiel zu dem keltischen Bel oder dem nordischen Baldr oder Baldur ?
Hier mitten in Hessen, gibt es in einem Waldgebiet einen "Baalsplatz" und der Verfasser einer Dorfchronik verweißt dabei auf den kanaanäschen Gott Baal.
Was ich mir nicht vorstellen kann.

der letzte
 
Solcherart Volksetymologien gibt es einige. In Köln z. B. wurde dem nördlichen Tor der Colonia tatsächlich ein "Porta Paphiae" angedichtet, da es allgemein "Pfaffepötzche" genannt wurde und aus römischer Zeit eine "Marspforte" bekannt war. Natürlich bezog sich das Pfaffepötzche auf die Pfaffen des benachbarten Domklosters und nicht auf die ausgesprochen lokale, ausgesprochen mediterrane Venus von Paphos.
Ich kenn mich mit deutscher Lingusitik zwar nicht aus, vermute aber hinter dem Baalsplatz eher was anderes – wenn es Bezug haben sollte zum kanaanitischen Baal, dann weil in humanistischen Zeiten damit ein alter heidnischer Platz verflucht werden sollte. Aber das ist nur ein Schuss ins Dunkle und wahrscheinlich genauso falsch wie das Venus Paphia – Pfaffepötzche.
 
Wenn man beachtet das Belenus (Bel) en Gott des Lichtes war und Baal der Gott des Wetters, der mit Zeus und Seth gleichgesetzt wurde, glaube ich eher nicht das die beide verwandt waren. Kann es nicht sein das ein christlicher Missionar eine Opferstelle für irgend ein Gott, was er nach dem Alten Testament generalisierend als "Baalanbetung" bezeichnete?
 
Wenn man beachtet das Belenus (Bel) en Gott des Lichtes war und Baal der Gott des Wetters, der mit Zeus und Seth gleichgesetzt wurde, glaube ich eher nicht das die beide verwandt waren. Kann es nicht sein das ein christlicher Missionar eine Opferstelle für irgend ein Gott, was er nach dem Alten Testament generalisierend als "Baalanbetung" bezeichnete?

Die ersten christlichen Missionare haben eher den Odin, Wotan und Saxnot beim Namen genannt. Erst nach der Lutherbibel verbreitete sich "Baalsanbetung" als Bezeichnung für Götzendienst im (deutschen) Kirchenjargon.

Baale gab's als semitische Gottheiten für jeden Zweck und Anlass und Ort; "Baal" heißt ja letztlich nichts als "Herr"(gott). Gleichsetzung mit Zeus und Iuppiter: d'accord.
 
Sicher gibt es sie, die "Parallelen", denn schliesslich entwickeln sich die Kulturen ja weiter und mit ihnen eben auch "Kulte".

Doch wenn man die Kulte miteinander vergleicht, sollte man aber auch Attribute und Symbolismus nicht ausser Acht lassen.

Baal zum Beispiel war ein Wettergott und ein Fruchtbarkeitsgott

Belenos war zwar auch ein Fruchtbarkeitsgott, tendierte aber mehr zum Sonnengott. Zwar findet man hier sicherlich manche Parallelen zum germanischen Baldr, doch zu Baal wohl eher weniger.

Bei den Kelten ist es eh eine komplizierte Angelegenheit, zumal sich die Gottheiten von Region zu Region unterschieden und jeweils einer Vielzahl von Göttern und Göttinnen gehuldigt wurde.

Wohl dem, der da den Durchblick hat.
 
Zusammenhängen wird beides nicht...

schließlich ist das alte Keltisch eine Indo-Europäishe Sprache und der Name Belenos´hängt wohl wurzeletymologisch mit "Hell, Licht" zusammen (genau wie Baldr auch, ohne dass beide zwangsweise verwandt sein müssten).

Baal stammt IIRC aus einer westsemitischen Sprache und hat andere etymologien.

Oberflächliche Ähnlichkeiten sind dazu angetan Laien zu täuschen, häufig finden sich solche herleitungen in pseudowissenschaftlichen Pubikationen oder in veralteten Werken, aus einer Zeit bevor die moderne Sprachwissenschaft überhaupt existierte.Im Mittelalter waren aber solche Ähnlichkeiten wahre Goldgruben für "Chronisten" die sich aus heidnischen Sagengestalten, römisch-griechischen Gottheiten, Tacitusfragmenten und biblischen Figuren umfangreiche "historische Werke" zurechtzimmerten... berühmte Beispiele dafür: der irische Lebhor gabhala Erenn oder die altnordische Snorra-Edda aber es gibt zahllose weitere solcher, hochinteressanten aber historisch nicht wirklich glaubwürdigen, Werke.

Vielleicht gab es da wirklich mal einen Belenos oder Balder-Platz...

vielleicht wars aber auch ein Platz den ein Mann oder eine Familie namens Paltar angelegt hatte oder ein Balzplatz von Tieren...

vermutlich wars irgendetwas anderes.
 
Die Vermutung liegt natürlich äußerst nahe, dass einem Heimatforscher die Fantasie durchgegangen ist. Die Deutung von Orts- und Flurnamen ist ohnehin schon verwegen und spekulativ, auch wenn man nicht auf phönizische Götter zurückgreift.
Interessant wäre dann wie alt der Name des Waldgebietes ist und wie ältere Formen geschrieben wurden, vielleicht Bahlplatz, Bohlplatz, Balplatz....?
Gut möglich das ein gelehrte Deutung eine ältere Form überlagert hat. Der Teutoburger Wald hieß ja auch mal Osning. Und beim Baalplatz ersetzt der biblische den klassischen Morast.;)

Weniger bekannt als die Appel-Apfel-Linie in deutschen Dialektlandschaft ist die Unterscheidung von Abbel und Appel, die irgendwo durch das deutsche Sprachgebiet verläuft geht. Und Hessen ist Abbel-Land, von Kassel bis Frankfurt.
Was hochdeutsch Apfel und niederdeutsch Appel heißt, kann in Hessen Abbel genannt werden.
Hinter einem Baalplatz steckt vielleicht ein Pfahlplatz.:grübel:
 
Scherz, die Appel-Apfel-Linie! Für einen echten Hessen eine harte Aussage.

Die älteren Namen des Waldgebietes lauten Walberg, Wallberg, Wallenberg, Wolberg und ab dem 17 Jahrhundert Wollenberg.
off platt: Woilwerück.

Der Ort wird als Boal bezeichnet, bis in die 30er des letzten Jahrhunderts kamen dort, am dritten Pfingstfeiertag, die Jugendlichen aus den umliegenden Ortschaften dort hin, um zu feiern und zu tanzen (im dem Heimatbuch steht: um auf grünen Rasen unter einer knorrigen Eiche zu tanzen).
Von der Stadt Wetter aus soll es eine Allee, geschmückt mit alten Fichten am Wegesrand, dorthin gegeben haben.
 
bis in die 30er des letzten Jahrhunderts kamen dort, am dritten Pfingstfeiertag, die Jugendlichen aus den umliegenden Ortschaften dort hin, um zu feiern und zu tanzen (im dem Heimatbuch steht: um auf grünen Rasen unter einer knorrigen Eiche zu tanzen).

Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig. Himmler wollte mal einen altgermanischen Volkstanz vorführen lassen, bis ihn einer der Ahnenerbemitarbeiter darauf aufmerksam machte, dass die Uraufführung dieses Tanzes 1919 war. =)
 
Hallo letzter gisone,stelle gerade fest,daß wir mehr oder weniger Nachbarn sind.
Auf alte Dorfchroniken wird ich mich als Quelle bezüglich historischer Ereignisse nicht verlassen.Meist waren es die Dorflehrer der wilhelminischen Ära die solch unsäglichen Mist zusammenreimten.Zu solchen Dichtungen kamen noch die Blut- und Boden -ergüsse der braunen Ära.Ab hier gab es keine Kelten mehr ,sondern nur noch Germanen.Außerdem haben die Lehrer schon immer einen Drang gehabt Ihr Publikum mit ihrem normen Halbwissen zu begeistern.Sowas hat sich dann bis in die siebziger Jahre des 20ten Jahrhunderts gehalten.Erst dann fiel es auf und man fing an ,so etwas aus den Heimatkundebüchern der Grundschulen zu entfernen.
 
Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig. Himmler wollte mal einen altgermanischen Volkstanz vorführen lassen, bis ihn einer der Ahnenerbemitarbeiter darauf aufmerksam machte, dass die Uraufführung dieses Tanzes 1919 war. =)

Hallo,
laut Aussagen einiger älterer Dorfbewohner, fand dieses Tanzvergnügen schon 32 oder 33 sein Ende.
Geh mal davon aus das es dann nicht in diese Ecke gepasst hat.
 
Hallo letzter gisone,stelle gerade fest,daß wir mehr oder weniger Nachbarn sind.
Auf alte Dorfchroniken wird ich mich als Quelle bezüglich historischer Ereignisse nicht verlassen.Meist waren es die Dorflehrer der wilhelminischen Ära die solch unsäglichen Mist zusammenreimten.Zu solchen Dichtungen kamen noch die Blut- und Boden -ergüsse der braunen Ära.Ab hier gab es keine Kelten mehr ,sondern nur noch Germanen.Außerdem haben die Lehrer schon immer einen Drang gehabt Ihr Publikum mit ihrem normen Halbwissen zu begeistern.Sowas hat sich dann bis in die siebziger Jahre des 20ten Jahrhunderts gehalten.Erst dann fiel es auf und man fing an ,so etwas aus den Heimatkundebüchern der Grundschulen zu entfernen.

Hallo,
es war ein Dorflehrer aus dieser Ära, das seine Schilderungen leicht bis mittel übertrieben sind, ist nicht zu leugnen. Auf der anderen Steite geben sie uns doch einen gewissen Bezug zu dieser Zeit wieder, was Sitten und Gebräuche angeht.

Dieses Waldstück ist voll dieser Plätze und Geschichten, so das man Abende damit füllen könnte. :pfeif:
 
Kult Veränderungen

Sicher gibt es sie, die "Parallelen", denn schliesslich entwickeln sich die Kulturen ja weiter und mit ihnen eben auch "Kulte".
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Wohl dem, der da den Durchblick hat.


Richtig! Ich habe ihn überhaupt nicht. Welche einführende Literatur, die die Götter 'Entstehungen' und 'Wanderungen' derselben aus kulturgeschichtlicher Sicht für den europäischen Raum beschreibt, kann denn empfohlen werden?

Mit bestem Gruß
Matrone
 
Richtig! Ich habe ihn überhaupt nicht. Welche einführende Literatur, die die Götter 'Entstehungen' und 'Wanderungen' derselben aus kulturgeschichtlicher Sicht für den europäischen Raum beschreibt, kann denn empfohlen werden?

Mit bestem Gruß
Matrone

Falls Du Englisch kannst: es gibt ein ziemlich gutes Buch "The gods of the Celts and the Indo-Europeans" von Garrett S. Olmsted. Ich habe es bei der Universität Innsbruck kaufen können. Leider fehlen dort aber die Phönizischen Götter! Ansonsten ziemlich komplett (wenn man vielleicht von Hinduismus absieht, der ja quasi unendlich viele Götter hat, aber die wichtigen sind schon im Buch).
 
Falls Du Englisch kannst: es gibt ein ziemlich gutes Buch "The gods of the Celts and the Indo-Europeans" von Garrett S. Olmsted. Ich habe es bei der Universität Innsbruck kaufen können. Leider fehlen dort aber die Phönizischen Götter! Ansonsten ziemlich komplett (wenn man vielleicht von Hinduismus absieht, der ja quasi unendlich viele Götter hat, aber die wichtigen sind schon im Buch).

Die Phönizier waren ja auch keine Indoeuropäer und erst recht keine Kelten. ;)
 
Falls Du Englisch kannst: es gibt ein ziemlich gutes Buch "The gods of the Celts and the Indo-Europeans" von Garrett S. Olmsted. Leider fehlen dort aber die Phönizischen Götter!

Wenn es um die indoeuropäischen und keltischen Götter geht, kannst keine phönizischen Gottheiten erwarten. Oder habe ich da etwas falsch verstanden? :grübel:
 
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