Amerikanische Darstellungen
Um noch mal auf die Ausgangsfrage einzugehen:
Ich hatte die eine oder andere Folge schon mal im Fernsehen gesehen und mir nun noch mal das gesamte DVD-Pack angeschaut.
Die historischen Orte und zeitlichen Abläufe sind natürlich korrekt. Die Amerikaner "lieben" Heldengeschichten und dazu scheint zu gehören, dass der Gegner etwas dämlich dargestellt wird. In eigentlichen allen US-Kriegsfilmen seit dem 2.Weltkrieg inklusive der bekannten Vietnam- und jüngeren Golfkriegstreifen werden scheinbar immer wieder Statisten von der Straße gegriffen, in irgendwelche Uniformen gesteckt und dazu angehalten, wild durcheinander zu laufen und auf Kommando Pfiff tot umzufallen.
So auch in Band of Brothers. Auf der letzten DVD sagt der echte Major Winters, die deutschen Soldaten waren gute Soldaten. Im gesamten Film laufen dieselben deutschen Soldaten aufrecht wie Idioten umher, rufen die ganze Zeit herum und lassen sich abschlachten, während GI's in der Regel ganz unglücklich durch umherfliegende Granatsplitter oder Artilleriebeschuss sowie Querschläger zu Schaden kommen. Dazu hier und da ein bellendes MG, hinter dem sich scheinbar feige und skrupellos die Nazis kauern und auf alles schießen, das sich bewegt. Da wird dann schnell mal eine Handgranate hingeworfen und gut ist. Ego-Shooter-Niveau Level Anfänger.
Zu dieser subjektiven Beobachtung zwei Argumente:
Einerseits ist bekannt, dass 1944 an der Westfront viele sehr junge und sehr alte Soldaten eingesetzt wurden, da der Großteil der Truppen an der Ostfront kämpfte. Es ist auch bekannt, dass viele der "gefürchteten" Einheiten mittlerweile mit der 2. oder 3. Garnitur kämpften, da sie an der Ostfront schon das eine oder andere Mal nahezu vollständig aufgerieben worden waren. Folgt man dem Pfad, dann war das vielleicht tatsächlich der in BoB illustrierte Hühnerhaufen. Nur dann ist ja eigentlich nicht klar, wieso die GI's 6 Monate bis nach Deutschland brauchten (Westfeldzug 4 Wochen) und über 200.000 Mann verloren?
Folgt man der Argumentation von Major Winters, dass es sich in der Tat um gute Soldaten handelte, lassen sich damit die Verluste der GI's schon eher erklären, nur dann sind die Darstellungen im Film lächerlich. Die dort gezeigten Soldaten wären aufgrund ihres taktischen Verhaltens im Gefecht in 4 Wochen besiegt gewesen und eine Armee mit einer derart schlechten infanteristischen Ausbildung hätte nicht mal Dänemark besetzten können, geschweige denn ganz bis nach Moskau marschieren.
Ich warte noch auf eine filmische Darstellung ohne die üblichen Stereotype (BoB:"Die deutschen Soldaten waren Jungs wie wir, die SS und die Spezialeinheiten, das waren die bösen..."), die den Ereignissen gerecht wird. Man schaue sich dazu mal Steiner-Das Eiserne Kreuz Teil 1 an, da wurde ein Feldwebel dargestellt, der schon die 1.Klasse "Räuber und Gendarm" hinter sich hatte (ducken, täuschen, verwirren, leise sein)...die einzige mir bekannte Ausnahme in der Videothek amerikanischer Kriegsschinken.
Diese filmische Aufarbeitung des aussichtslosen Kämpfens in einem verbrecherischen und sinnlosen Krieg kann nur aus Deutschland kommen. Der Film Stalingrad ging in diese Richtung, wobei der Grat zwischen Pathos und Sinnlosigkeit sehr sehr schmal ist und man vermutlich doch warten wird, bis alle Zeitzeugen unter der Erde sind...