Barock - ABERGLAUBE

Hoi zäme

Volkskundlich kenne ich das Aufbewahren der Fruchtblase von Pferden. Die Häute wurden getrocknet und an speziell dafür vorgesehenen Hacken an die Scheunenand gehängt. Oder in Obstbäume (glaub Nussbäume, kann mich aber nicht mehr recht entsinnen). Das soll vor Unglück schützen...

Dazu gibt es auch eine wissenschaftliche Abhandlung. Habe ich irgendwo, täte ich aber suchen müssen...

Gruss Pelzer


.
 
Kleine Info am Rande:
Freud und der Prophet Mohammed sollen mit Glückshaube geboren sein ...
 
Wäsche waschen und auf der Leine; zwischen Weihnachten und Neujahr!

Meine Mutter sagte immer zu uns Kindern:

"Wäsche wäscht man nicht zwischen Weihnachten und Neujahr - das bringt Unglück"!

Ich habe mich bisher erfolglos bemüht, den Ursprung dieses weitverbreiteten Aberglaubens herauszufinden, leider ohne Erfolg. Jeder kennt ihn, keiner kann Näheres sagen. Nur viele die ich kenne und auch ich, obwohl nicht abergläubisch, halten uns daran.
Vielleicht kann ja hier im Forum jemand etwas zum Hintergrund dieses Aberglauben sagen.

In freudiger Erwartung; mit besten Grüßen

Simplicissimus
 
Das hat wohl damit zu tun, dass man vor den hohen Feiertagen sich selbst und Haus und Hof reinigte. Nur wer "faul" war musste das zwischen den Feiertagen erledigen. Man sagt ja auch "Sich regen bringt Segen". Zudem ging man davon aus, dass man den Dreck, also das Schlechte mit ins Neue Jahr übernehmen würde. Es galt also vor dem Jahreswechsel alles in Ordnung zu bringen und Balast abzuwerfen.
 
Hm, wäre das eine Weisheit aus dem Barock, würde ich sagen, man hat einfach zwischen Weihnachten und Neujahr durchweg gefeiert und kein anständiger Mensch wäre darauf gekommen und hätte dazu Zeit gehabt zu waschen. :grübel:
 
Das hat wohl damit zu tun, dass man vor den hohen Feiertagen sich selbst und Haus und Hof reinigte. Nur wer "faul" war musste das zwischen den Feiertagen erledigen. Man sagt ja auch "Sich regen bringt Segen". Zudem ging man davon aus, dass man den Dreck, also das Schlechte mit ins Neue Jahr übernehmen würde. Es galt also vor dem Jahreswechsel alles in Ordnung zu bringen und Balast abzuwerfen.

Nachtrag:
Am schlimmsten war dabei wohl weisse Wäsche. Manche
Traumdeuter behaupten auch heute noch, dass "weisse Wäsche waschen" eine Todesankündigung ist. Auch meine Mutter sagt, dass sie von weisser Wäsche auf der Leine träumt, bevor ein Verwandter stirbt.
 
Es galt also vor dem Jahreswechsel alles in Ordnung zu bringen und Balast abzuwerfen.
Wo steht das in der Bibel ? Ist das wissenschaftlich begründet ?

Wenn nicht, ist es wohl Aberglaube.

Aber es erfüllt doch eine ordnende gesellschaftliche Funktion (Bewertung von Verhalten, Schaffung von Wertnormen) und ist damit "rational", oder ? Eine solche Funktion erfüllt überigens auch der Glaube an Hexen.
 
Hm, wäre das eine Weisheit aus dem Barock, würde ich sagen, man hat einfach zwischen Weihnachten und Neujahr durchweg gefeiert und kein anständiger Mensch wäre darauf gekommen und hätte dazu Zeit gehabt zu waschen. :grübel:

Hey Brissotin,

Habe null Ahnung aus welcher Epoche/Zeit dieser Aberglaube stammt. Aber ich glaube auch nicht, dass das einfache Volk - zu keiner Zeit - zwischen Weihnachten und Neujahr durchgehend gefeiert hat.
 
Nachtrag:
Am schlimmsten war dabei wohl weisse Wäsche. Manche
Traumdeuter behaupten auch heute noch, dass "weisse Wäsche waschen" eine Todesankündigung ist. Auch meine Mutter sagt, dass sie von weisser Wäsche auf der Leine träumt, bevor ein Verwandter stirbt.

Hmm, das würde vielleicht - bezogen auf Bettwäsche - ähnlich wie Leinentücher; auf die "Leine hängen" (also gewaschen) - passen; im Hinblick auf den Ausspruch: "bringt Unglück".
 
Ja, es ging dabei wohl auch eher darum, dass zwischen den Feiertagen und erst recht zum Jahreswechsel keine Wäsche auf den Leinen hängen sollte/durfte. Um das Waschen ging es gar nicht so sehr. :grübel:
 
Okay. ich verstehe ja noch dass die seltene Glückshaube dem ursprünglichen Träger Glück bringen sollte, wie man es ja auch Sonntagskindern andichtet, ....

Vielleicht kommt der Sonntagskind- Glücksgedanke daher, dass das Kind sauber verpackt und rein zur Welt kommt und nicht blutverschmiert wie normalerweise.

Aber es ist definitiv die Fruchtblase

Das hat mir eine Babykrankenschwester auch bestätigt. Ist wirklich äusserst selten ...

Was mich hier eher wundert ist, dass man vor diesen "besonderen" Kindern nicht Angst hatte. Das kam andererseits ja auch häufiger vor, ihr "Anderssein" als Teufelswerk abzutun ...

So selten kann das nicht sein. Das Baby hat die Fruchtblase über dem Kopf, wenn diese nicht vorher platzt. Das war bei meiner Geburt so und auch bei meiner Tochter, weil meine Mutter und ich gegen Ende der Schwangerschaft nur noch wenig Fruchtwasser hatten. Was nicht prall ist, kann nicht platzen.

Wo steht das in der Bibel ? Ist das wissenschaftlich begründet ?

Wenn nicht, ist es wohl Aberglaube.

Aber es erfüllt doch eine ordnende gesellschaftliche Funktion (Bewertung von Verhalten, Schaffung von Wertnormen) und ist damit "rational", oder ? Eine solche Funktion erfüllt überigens auch der Glaube an Hexen.

Das Wäscheaufhängverbot würde ich auch den gesellschaftlichen Normen zuordnen. In die gleiche Richtung geht "Einfahrt und Bürgersteig auf dem Dorf müssen bis Samstag mittag gefegt sein" oder "Winterdreck aus den Vorgärten muß bis Ostern geräumt sein", sonst kommt man ins Gerede.

Ist das schon seit dem Barock so?
 
Wahrscheinlich hängt er mit dem vorchristlichen Glauben zusammen. Bei der Literatur zu Frau Holle kann man hier einiges finden. Haar, Zöpfe, Flachs, Spinnen, Weben hatten eine besondere religiöse Bedeutung. Die Nornen und Parzen weben den Schicksalsfaden und schneiden ihn am Ende ab. Die Walküren weben den Schlachttod auf ein Leinentuch. In den Rauh - oder Unternächten durfte auch kein Flachs gesponnen werden. Nach einer Sage des Harzes spinnt Frau Holle aus dem Flachs, den sie in den Zwölften auf dem Wocken findet, ein Netz. Mit diesem Netz fischt sie die, wohl Seelen, welche im nächsten Jahr sterben sollen. In den zwölf Nächten, zwischen der längsten Nacht und dem 6. Januar muss das Flachs gesponnen sein, Wäsche darf nicht gewaschen und aufgehangen werden, sonst wird Frau Holle oder Berchta, bzw. Frau Harke diejenigen bestrafen. :winke:

http://www.sagen.at/texte/sagen/sagen_jahr/rauhnaecht.html

In den Rauhnächten sah man auch das Wilde Heer, welches aus Geistergestalten Gestorbener bestand und teilweise von Wodan oder Frau Holle geführt wurde. Möglicherweise wurden die Seelen der Verstorbenen in dieser Zeit in die Unterwelt geführt.
 
Zuletzt bearbeitet:
In den Rauhnächten sah man auch das Wilde Heer, welches aus Geistergestalten Gestorbener bestand und teilweise von Wodan oder Frau Holle geführt wurde. Möglicherweise wurde die Seelen der Verstorbenen in dieser Zeit in die Unterwelt geführt.

Das Thema ist Aberglauben im Barock.
Die meisten Beiträge haben von heute rückgeschlossen. Zugegeben nicht die ideale Methode, wovon ausgehend folgerst du @Haetius?
 
So selten kann das nicht sein. Das Baby hat die Fruchtblase über dem Kopf, wenn diese nicht vorher platzt. Das war bei meiner Geburt so und auch bei meiner Tochter, weil meine Mutter und ich gegen Ende der Schwangerschaft nur noch wenig Fruchtwasser hatten. Was nicht prall ist, kann nicht platzen.
Susanne, die Babykrankenschwester hatte wohl davon gehört, aber keines "ihrer Babys" war mit Glückshaube geboren.
Wie zuvor gesagt soll aber Freud damit geboren sein und der Prophet Mohammed auch ...

PS:mad:rena8
Das heisst, dass übertragene Kinder eher nicht damit zur Welt kommen, sondern Frühchen, versteh ich dich richtig?
 
Das Thema ist Aberglauben im Barock.
Die meisten Beiträge haben von heute rückgeschlossen. Zugegeben nicht die ideale Methode, wovon ausgehend folgerst du @Haetius?
na ein Mitglied Simplicissimus wollte doch wissen, warum um die Weihnachtszeit keine Wäsche aufgehängt werden darf? Das hängt eben mit der Sage um Frau Holle und die Zeit der Rauhnächte/Unternächte zusammen. Es ist vorchristlicher Glaube. Ich wollte nur die Frage beantworten. :winke: Man glaubte eben, wenn das Flachs nicht bis zu den Rauhnächten gesponnen ist und die Wäsche nicht fertig, wird man von Frau Holle bestraft.

Es gibt hierzu verschiedene Volksüberlieferungen. Man kann sie in Sagensammlungen um Frau Holle teilweise nachlesen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Jagd
http://brauchtumskalender.ooe-volkskultur.at/brauch-39-rauhnaechte
http://www.diegoettin.de/pmw/pmwiki.php/Main/VerboteRauhnaechte
http://www.orakelimweb.de/rauhnacht.htm
 
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Susanne, die Babykrankenschwester hatte wohl davon gehört, aber keines "ihrer Babys" war mit Glückshaube geboren.
Wie zuvor gesagt soll aber Freud damit geboren sein und der Prophet Mohammed auch ...

PS:mad:rena8
Das heisst, dass übertragene Kinder eher nicht damit zur Welt kommen, sondern Frühchen, versteh ich dich richtig?

ich erkläre es so, wie ich es mir immer vorgestellt habe, obwohl ich keine Hebamme bin.
Also, das Baby schwimmt in der Fruchtblase im Fruchtwasser. Bei vielen Geburten kommt es während der Wehenphase, manchmal auch vorher, zum Blasensprung, dann läuft das Fruchtwasser ab, was die Geburt beschleunigt. Da meist der Kopf des Kindes zuerst kommt, wird dieser durch den Riß in der Fruchtblase getrieben = das Baby hat keine Glückshaube. Manchmal reißt die Hebamme die Blase auch ein, um die Geburt zu beschleunigen.
Ist in der Fruchtblase nur noch wenig Wasser, platzt sie nicht und das Kind wird von der Fruchtblase umhüllt geboren. Das soll so aussehen, wie ein Strumpf über dem Gesicht, hat meine Hebamme gesagt. Das ist die Glückshaube, die aber ganz schnell von der Hebamme eingerissen werden muß, sonst ist das schweres Pech, weil das Kind nicht atmen kann.
Ob das Kind ein Frühchen oder übertragen ist, hat mW nichts damit zu tun.
Ich hatte meiner Hebamme vor der Geburt erzählt, dass ich mit Glückshaube geboren wurde und so rechnete sie bei der Geburt meiner Tochter auch damit, zumal ich keinen Blasensprung hatte. Vielleicht ist es genetisch bedingt, ob man viel Fruchtwasser bildet oder es früh zurückgebildet wird, das wird mir jetzt aber zu medizinisch.

Um die Geburt und ihre Rückstände wurde allgemein eine besondere Mythologie gesponnen. Mir wurde erzählt, dass mein Vater die Nachgeburt =Placenta und weitere "Abfälle" unter dem Apfelbaum vergraben hat. Das machte man so, heute kommt die in den Krankenhausmüll, glaube ich???, wenn sie nicht für Placentubex C verwendet wurde. http://www.kugener.com/abfrage.php?id=1006&show=1
Die Käseschmiere soll außerdem eine hervorragende Handcreme sein, sagte meine Hebamme.

Man kann dieses Vergraben der Nachgeburt natürlich praktisch begründen. Es war nicht gewollt, dass sich unser Hofhund oder Wildtiere die Nachgeburt vom Kompost oder aus dem Müll holten, deshalb wurde sie vergraben. Einen anderen Grund hätte mein Vater bzw. die beiden Omas, die ihn zum Buddeln losschickten, nicht angegeben. Ich habe sie nicht gefragt, ich bin jedoch sicher, die Antwort hätte gelautet: "Das gehört sich so", genauso wie es sich nicht gehört "zwischen den Tagen Wäsche aufzuhängen".
Und nun ist die Frage, ob das im Barock schon so begründet wurde oder ob die "abergläubischen" Gründe den Menschen damals noch geläufiger waren.

:still:puh, jetzt habe ich noch haarscharf die Kurve zum Barock genommen.
Geburtsgeschichten haben bei Frauen in etwa den Stellenwert von Kriegsgeschichten, mit starkem Hang OT zu werden. :winke:
 
Dass man nicht Wäsche aufhängen darf in der Zeit der Rauhnächte/Unternächte usw. wird oft bezeugt und mit dem vorchristlichen Glauben vor allem mit dem Wilden Heer und Frau Holle bzw.Wodan in Verbindung gebracht.

Das Begraben unter dem Apfelbaum könnte natürlich auch einen besonderen mythologischen Hintergrund zu haben. Der Apfel galt auch als Symbol der Frau Holle, aber auch des Apollon. Ich hab dazu ja schon einiges geschrieben. Frau Holle als Erdenmutter nahm vor allem die Seelen von Kindern und Frauen mit sich in der Gestalt von Heimchen. Allerdings habe ich von dem Brauch noch nichts gehört. :winke:
 
Also beim Hollunder, der auch als Baum der Frau Holle gilt, ist das begraben der Nachgeburt bekannt:

Aus einem niederländischen, handschriftlichen Arzneibuch des 18. Jahrhunderts ist der Volksglaube bekannt, dass ein Bauer die Nachgeburt einer Kuh, die das erste Mal gekalbt hat, unter einen Holunterstrauch vergraben soll, damit das Kalb weder verzaubert, noch der Kuh die Milch genommen werden kann. Wenn es der Milch eines Bauern an Rahm fehlt, so soll der Bauer etwas von der Milch unter den Holunder gießen.

http://www.landaktiv.de/seiten/hollehof.html
 
die Nachgeburt einer Kuh, die das erste Mal gekalbt hat
Kulturgechichtlich, also wie der Mensch sich selbst in der Welt wahrnimmt, ist übrigens der Begriff der "Nachgeburt" bzw. des "Mutterkuchens". Dieser ist nämlich nicht, wie wir meinen (wollen), Teil der Mutter, sondern vielmehr Teil des Kindes.

Bei den ersten Zellteilungen entsteht die Plazenta als Teil des Fötus'. Dieser schwimt ein Bisschen herum und hakt sich dann mit den polypenartigen Fangarmen der Plazenta irgendwo an der Gebärmutterwand fest. Er kann als autonomes Wesen betrachtet werden, der sich etwa wie ein Parasit verhält.

Wenn er eine ungünstige Stelle erwischt hat und zu wenig Zucker bekommt, schüttet er ein Hormon aus, das die Zuckerproduktion des Wirtes (bzw. der Mutter) anregt. Dann bekommt er mehr und die Mutter Schwangerschaftsdiabetes.

Aber das wollen wir nicht so haben. Wir glauben lieber an das identitätslose Samenkorn, das im Bauch der Mutter wächst bzw. mit Hlfe"ihrer" Plazenta von dieser gewachsen wird. Das passt uns besser in den Kram.

Interessante Lektüre dazu : G. Hüther, I. Krens "Das Geheimnis der ersten neun Monate"
 
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