Baumanagement für militärische Einrichtungen im 19. Jhr

Köbis17

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Hallo Zusammen,

Wilhelmshaven ist immerwieder interessant für mich, wurde doch hier Mitte des 19. Jahrhundert eine Kriegshafenstadt aus dem Nichts der Nordseeküste aufgebaut. Doch so ein Aufbau, einer Festung, Kanäle und Hafenanlagen bedarf vieler Arbeitskräfte und moderne Technik, um den Aufbau voranzutreiben.

Aber wie wurde der Aufbau zu jener Zeit organisiert. Öffentliche Ausschreibung waren da wohl kein Mittel, sich entsprechenden Handwerksfirmen zum Bauauftrag zu bewegen. So kam der Aufbau von Wilhelmshaven, der nach dem Landerwerb 1853 begonnen hatte, vorerst langsam in Gang, wegen Streichungen von Geldern durch den preußischen Landtag. Als Arbeitsmittel dienten Schaufeln und Schubkarren, vereinzelt standen auch schon Dampframmen zur Verfügung.

Ursprünglich sollte eine Festung um die Hafenanlagen errichtet werden und so begann z.B. der Bau der Heppenser Batterie Dezember 1863, bei dem das Pionierbataillon 7 aus Minden für den Aufbau von Unterkünften herangezogen wurde. Für den weiteren Aufbau der Anlagen wurden aus verschiedensten Regionen Militäreinheiten zusammengezogen, um die Anlagen zu errichten.

Doch war es grundsätzlich so, daß für solche Anlagen, wie z.B. Wilhelmshaven, das Militär zum Bau herangezogen wurde und wie wurden entsprechende Handwerker in dem Bau einbezogen und wie sah die Verwaltung solcher Baumaßnahmen damals aus?

Würde mich sehr interessieren, wie die Struktur aussah, im Baumanagement für solche großen militärischen Anlagen, wie dem Kriegshafen, Wilhelmshaven.
 
Mir ist eigentlich über die Frühphase nur folgende Literatur bekannt

Koop/Galle/Klein: Von der Kaiserlichen Werft zum Marinearsenal Wilhelmshaven
Koop/Mulitze: Die Marine in Wilhelmshaven

dazu noch (enthält aber nichts Spezielles zu Wilhelmshaven):
Sondhaus, Lawrence: Preparing for Weltpolitik - German Sea Power before the Tirpitz Era

Es gibt wohl auch noch eine Wilhelmshavener Chronik von 1969 zum 100-jährigen, die ist mir aber unbekannt.
 
Mir ist eigentlich über die Frühphase nur folgende Literatur bekannt

Koop/Galle/Klein: Von der Kaiserlichen Werft zum Marinearsenal Wilhelmshaven
Koop/Mulitze: Die Marine in Wilhelmshaven

dazu noch (enthält aber nichts Spezielles zu Wilhelmshaven):
Sondhaus, Lawrence: Preparing for Weltpolitik - German Sea Power before the Tirpitz Era

Es gibt wohl auch noch eine Wilhelmshavener Chronik von 1969 zum 100-jährigen, die ist mir aber unbekannt.

Oh ha, natürlich ist das erstgenannte Buch meine Quelle, aber Wilhelmshaven sollte nur als Beispiel dienen. Mir ging es um die allgemeine Struktur der Bauvergabe an Handwerksfirmen oder doch über das Militär mit den Pionieren ...
 
Oh ha, natürlich ist das erstgenannte Buch meine Quelle, aber Wilhelmshaven sollte nur als Beispiel dienen. Mir ging es um die allgemeine Struktur der Bauvergabe an Handwerksfirmen oder doch über das Militär mit den Pionieren ...

Ein ganz spezielles Thema.

Vermutlich werden die Hafenstrukturen von Unternehmen errichtet worden sein, ähnlich wie die Erweiterungen in Bremen und Hamburg. Wenn man da aber an Details interessiert ist, geht das wohl nur über Aktenrecherche, siehe hier:

http://startext.net-build.de:8080/b....htm?kid=04ccbd1c-7166-4404-b579-1dae2c5b662d

RM 1 Kaiserliche Admiralität, dort unter 5. Erwerb und Aufbau des Jadegebietes

Dort scheint es beachtliche Aktenbestände zu geben.:pfeif:
 
Meines Wissens sind solche Maßnahmen mit privaten Vertragsnehmern durchgeführt worden, die von einer Militärkommission überwacht wurden.

Ich hatte mal einen interessanten Text über den Bau einer größeren preussischen Festung im 19. Jahrhunder gelesen, weiss leider nicht mehr welche. Das Bauvorhaben wurde von Seiten der Obrigkeit offensichtlich auch als Kojunkturmaßnahme für strukturschwache Gegenden angesehen. Es wurden ausdrücklich Überlegungen dazu gemacht, wie viele Handwerker aus der Umgebung dadurch in Lohn und Brot kommen würden.

Die Festlegung der Garnisonen übrigens auch. Verarmte Gemeinden in Brandenburg bekamen schon im 18. Jahrhundert Regimenter als Garnison zugewiesen um das wirtschaftliche Leben anzukurbeln. Als später, im 19. Jahrhundert Kasernen gebaut wurden, hat dieses sich wirtschaftlich auch positiv auf die lokalen Handwerker und deren Gemeinden ausgewirkt.
 
@Köbis17

Zu den Pionier- und Ingeniertruppen findest Du hier Informationen:

http://startext.net-build.de:8080/b...ndex.htm?kid=0846CA7E491A4A7F87AFC7E17DA5094C

Dort sind auch die Findbücher des Kriegsministeriums sowie weiterer zentralen Behörden aufgeführt, ebenfalls Literatur.

Mir ist irgendwie erinnerlich, daß es auch eine Festungsbaukommission (?) gab, diese Findbücher habe ich noch nicht gefunden, also wird weitergestöbert.

M.
 
Oh ha, natürlich ist das erstgenannte Buch meine Quelle, aber Wilhelmshaven sollte nur als Beispiel dienen. Mir ging es um die allgemeine Struktur der Bauvergabe an Handwerksfirmen oder doch über das Militär mit den Pionieren ...


Warum in die Ferne schweifen....

Köbis, das Gute liegt so nah.

Die Bundesfestung Ulm!
Du kannst mit dem Fahrrad hin:winke:
Der Förderverein ist überaus aktiv.
Die Festung ist recht kpl. (für deutsche Verhältnisse) bis heute erhalten.
Die Baugeschichte ist mW (habe irgendwo eine Broschüre, aber wo?)recht gut dokumentiert.

also, Wochenende nach Ulm
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin

Wären die Pionier- und Ingeniertruppen prinzipiell überhaupt in der Lage gewesen, solche Großprojekte durchzuführen?

Gruß
Andreas
 
Moin

Wären die Pionier- und Ingeniertruppen prinzipiell überhaupt in der Lage gewesen, solche Großprojekte durchzuführen?

Gruß
Andreas

Natürlich nicht.

aus Wiki:
Nach der endgültigen Niederlage Napoleons (1815) war man sich einig, dass eine Sicherung der Länder auch nach innen zu erfolgen habe. Die Bundesfestungen waren eines der wenigen Projekte des deutschen Bundes, die verwirklicht wurden. Die Bundesfestung Ulm wurde im Zeitraum von 1842 bis 1859 vom preußischen Festungsbaudirektor und damaligen Oberst Moritz Karl Ernst von Prittwitz und Gaffron entworfen und unter seiner Leitung erbaut. Bei ihrer Errichtung waren bis zu 10.000 Arbeiter tätig. Die Leitung auf bayerischer Seite hatte der Major Theodor Ritter von Hildebrandt inne.
 
Doch so ein Aufbau, einer Festung, Kanäle und Hafenanlagen bedarf vieler Arbeitskräfte und moderne Technik, um den Aufbau voranzutreiben.
(...)
Würde mich sehr interessieren, wie die Struktur aussah, im Baumanagement für solche großen militärischen Anlagen, wie dem Kriegshafen, Wilhelmshaven.
:weinen::weinen:
ein Faden, der mit den befestigten Kriegshäfen zu tun hat, und ich sehe ihn über ein Jahr zu spät...

In der Zeit des Deutschen Bundes und des Kaiserreichs war das Militär im Bereich des Festungsbaus ein beliebter Arbeitgeber: zwar musste ohne unsere heutigen Bagger und Kräne schwer geschuftet werden, aber es wurde auch gut, pünktlich und regelmäßig bezahlt.
=> administrative und finanzielle Maßnahmen, aber auch bautechnische sind bei den Reichsfestungen Köln und Mainz sehr umfangreich dokumentiert.
ungemein detaillierte bürokratische Akten (Grundstückskäufe, Mittelbewilligungen etc.) zu Mainz finden in den Jahrbüchern und den laufenden Zeitschriften von INTERFEST
bzgl. Köln ist das exzellente und opulente, seinen Preis wahrlich werte Buch Festungsstadt Köln, das Bollwerk im Westen mehr als nur ergiebig - als kleiner Vorgeschmack, weil sich da ein Bild einer Festungsbaustelle befindet: Grosser Buchband: Die stärkste Festung im Westen | Köln Übersicht- Kölner Stadt-Anzeiger
(so interessant, da im flachland, köln auch ist, aber die reichsfestung metz war größer, moderner und liegt nach wie vor noch westlicher)

1.
über den Ausbau, Neubau, Modernisierung, Armierung aber auch Demolition einer Festung machten höhe Militärs Eingaben, wobei durchaus schon Kostenplanungen mitgeliefert wurde - in aller Regel wurden die Mittel bewilligt (19. bis frühes 20. Jh. ist ja die Ära der wenigen, aber teuren Großfestungen) und auch nachträglich erhöht
2.
Gelände vermessen - fortifikatorische Gesamtplanung - fortifikatorische Details besorgten die "Genieoffiziere" -- der oberste Festungsingenieur hatte die Gesamtleitung zu koordinieren
3.
Bekanntmachungen über das Arbeitsplatzangebot machten die Runde (es gab quasi Wander- oder Saisonarbeiter, die von Festung zu Festung zogen) und zogen auch die lokale Bevölkerung an.
==> auch örtliche Betriebe aller Art wurden engagiert (Handwerker), ja es entstanden sogar neue Privatbetriebe (z.B. Ziegeleien um Köln), für technische Spezialitäten wurden die entsprechenden Betriebe (Elektrik, Tunnelbau, Waffensysteme etc.) herangezogen

nicht anders verfuhr man beim Bau der befestigten Kriegshäfen (ich würde sie eher Küstenfestungen nennen) wie Cuxhaven, Wilhelmshaven, Helgoland, Kiel oder an der seinerzeit österreichischen Adriaküste Pula und Bucht von Kotor. (freilich kamen Wasserbauingenieure und auch Berater von der Marine hinzu, z.B. brauchte man Feuerleitpläne, welche die im Hafen befindlichen eigenen Schiffe oder anfahrende eigene Schiffe nicht beschädigten; eine komplexe Aufgabe, möglichst geschickt arrangierte feuerfreie Linien und Zonen zu planen, aber auch das Zusammenwirken von Küstenbatterien und Kriegsschiffen)
==> zu Helgoland und Pula gibt es Bücher, die auch die Baugeschichte ausführlich erklären
Helgoland Teil 1
Erwin A. Gerstenberger: Festung Pola: Die Verteidigungsanlagen des k. (u.) k.Hauptkriegshafens 1823-1918
Kiel hat einen eigenen umfangreichen Aufsatz in: Nutzung und Erhalt historischer Großfestungen (Tagungsband) - in diesem Band wird auch Cuxhaven behandelt (wobei es auch Bücher zum Fort Kugelbake gibt)
Kotor findet sich einigermaßen dokumentiert bei INTERFEST
 
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