Bayern und Österreicher - Wieviel haben sie gemeinsam?

Rabenstein schrieb:
allem Aberglauben zum Trotz, ich wünsch Dir alles Gute im Voraus, dass Du ja schön feierst... :king:

Und da ist schon ein Unterschied. Zumindest in Wien kann man auch schon einen Tag vorher zum Geburtstag gratulieren. Unüblich, aber, anders als anscheinend in ganz Deutschland, nicht unhöflich.
Und was es zu den Verwandschaften der ehemals bayrischen Österreicher zu den Bayern heute zu sagen gibt, hat Truelove äußerst plausibel dargestellt. Die Vielvölkermonarchie schlägt vollkommen durch, zumindest in den östlichen und südlichen Gegenden. Da finden sich nicht mehr allzuviele urbayrische Nachnamen. Und auch so mancher Westenthaler wurde als Hoyac geboren.
 
hoi zema!

da werden ja mal einige stereotypen aufgewärmt.....
als vorarlberger kann ich den spruch von 'den österreichern' naturgemäss gar nicht hören.:motz:
unser schönes bundesland steht dem deutschen südwesten, der schweiz und selbst den elsässern sprachlich und kulturell um längen näher, als jeder burgenländer, wiener, bayer oder steirer. aber natürlich sind die restlichen acht bundesländer - schrumpfösterreich sozusagen :D - ein ableger der bayern. ob die wiener das wollen oder nicht. natürlich wird das verdrängt. wenn man - wie im strang 'deutsche österreicher' nachzulesen - alles was deutsch ist ablehnt und die eigene geschichte pc-interpretiert, dann kann man selbstverständlich auch die enge verwandtschaft mit den bayern nur in abrede stellen.

shini schrieb:
>>Bayern und Österreich sind zudem schon lange zwei unterschiedliche Staaten, das bedeutet auch, dass unterschiedliche Strukturen vorherrschen. Das beginnt bei der Umsatzsteuer und geht über das Schulsystem bis zu mentalitären Aspekten... <<

klar gibt´s ein anderes staatliches regelwerk. aber kulturelle verwandschaft über legislative normen und strukturen in abrede zu stellen, greift meiner meinung nach zu kurz. gerade die mentalität der bayern und bairischen österreicher (wien vielleicht ausgenommen) ist verblüffend ähnlich.

truelove schrieb:
>>Ich behaupte mal eine echte Östereicherin zu sein, mit böhmischen Urgroßvater aus Budkov in der heutigen Tschechei und einer Ungarischen Urgroßmutter aus Komarom in Oberungarn heute Slovakei. <<

da ist wieder so ein mythos, der direkt aus den sisi-filmen entsprungen zu sein scheint.
die sache mit dem tschechischen opa und der ungarischen oma mag für viele wiener ihre gültigkeit haben, für den rest von österreich (inkl. ostösterreich) sicher nicht. zumindest kenn ich keinen niederösterreicher, salzburger, tiroler,... der eine kuk-typische genealogie vorweisen kann.

natürlich liegt mir perönlich nichts ferner, als unsere schöne bundeshauptstadt mit dem bösen wort des 'wasserkopfes' in verbindung zu bringen :D , aber die ewige gleichsetzung wien = österreich ist natürlich jedem föderalistisch gesinnten österreicher ein dorn im auge.

kleine anekdote zum schluss... als ich während meiner studienzeit in wien in einem callcenter gearbeitet habe, hat mich mal eine gebürtige schwäbin, die schon seit vierzig jahren in wien lebt, angerufen, die mich während des gespräches fragte, woher ich denn komme (jaja... den alemannischen akzent wird man nicht so leicht los :yes: ). nach meiner antwort 'vorarlberg' meinte sie dann überglücklich: "ist das schön mal wieder mit einem landsmann zum schwätze."

grüsse aus der provinz,
tiurik
 
Fischhof schrieb:
Und was es zu den Verwandschaften der ehemals bayrischen Österreicher zu den Bayern heute zu sagen gibt, hat Truelove äußerst plausibel dargestellt. Die Vielvölkermonarchie schlägt vollkommen durch, zumindest in den östlichen und südlichen Gegenden. Da finden sich nicht mehr allzuviele urbayrische Nachnamen. Und auch so mancher Westenthaler wurde als Hoyac geboren.
hoi zema!

das stell ich mal - so wie es hier steht - in abrede. wie bereits in meinem ersten posting formuliert... bitte nicht den sonderfall wien mit dem rest von (ost)österreich gleichsetzen.

ich wohne nun schon seit einiger zeit mitten im ostösterreichischen niederösterreich. da wimmelts von leichtfrieds, hörhahns, babingers, dopplers, mitterbauers, eisbachers, starks, etc, während man svobodas und kovacs vergeblich im telefonbuch sucht.

klar in den burgenländer und kärntner gebieten mit kroatischer bzw slowenischer minderheit ist der fall anders.

grüsse,
tiurik
 
Tiurik schrieb:
da ist wieder so ein mythos, der direkt aus den sisi-filmen entsprungen zu sein scheint.
Wohl, wohl.
Aber auch die Vorstellung, daß Sprach- oder Dialektgrenzen so ziemlich mit Mentalitätsgrenzen zusammenfallen, ist ein Mythos.
 
hyokkose schrieb:
Wohl, wohl.
Aber auch die Vorstellung, daß Sprach- oder Dialektgrenzen so ziemlich mit Mentalitätsgrenzen zusammenfallen, ist ein Mythos.
Der aber gerade im Ländle gerne gepflegt wird. Der Rest ist Innerösterreich... :p
 
Okay in Ostösterreich gibts vielleicht wenig kuk-Namen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass die Leute alle protobayrischer Abstammung sind. Bis wohin ging eigentlich die Besiedlung der Ungarn?
 
rolo schrieb:
Okay in Ostösterreich gibts vielleicht wenig kuk-Namen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass die Leute alle protobayrischer Abstammung sind. Bis wohin ging eigentlich die Besiedlung der Ungarn?
Da hast du schon recht, dass hier nicht ausschließlich Bajuwarisches Siedlungsgebiet war. Es kam im Süden zu einer Slawischen Besiedelung und ganz im Westen haus(t)en die Alemannen. Im Osten waren während der Völkerwanderungszeit die Awaren zuhause (Gräberfunde), und wenn ich mich recht entsinne, fand man im 16. Jahrhundert in Wien auch uralte ungarische Grabsteine von vor der Jahrtausendwende....
 
Bestimmt wurden auch viele kuk-Namen mit der Zeit eingedeutscht.
Gab es denn in der kuk-Monarchie die Möglichkeiten einer freien Wohnortwahl, d.h. eine Böhme durfte nach Österreich ziehen und ein Kroate nach Ungarn wenn er wollte?
 
rolo schrieb:
Okay in Ostösterreich gibts vielleicht wenig kuk-Namen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass die Leute alle protobayrischer Abstammung sind. Bis wohin ging eigentlich die Besiedlung der Ungarn?
hoi rolo!

klar hat es in ostösterreich auch ein slawisches u.U. auch awarisches bevölkerungselement gegeben (nach der völkerwanderungszeit übrigens), dass sich in der heutigen bevölkerung wiederfindet. nur war das eben vor der bairischen ostkolonisation vor über 1000 jahren. mit der vielstrapazierten kuk-(n)ostalgie hat das wenig zu tun. der einfluss der magyaren dürfte meines erachtens eher gering gewesen sein. nach der niederlage bei der schlacht auf dem lechfeld 955 zogen sich die (damals noch heidnischen) magyaren wieder in das heutige ungarn zurück und wurden sesshaft.

@ schini:
zur ortsangabe... ich wohne im mostviertel. glaub aber nicht, dass das den deutschen forumsuser viel sagt. darum die - etwas ausgefallenen - ortsangabe.:D

ob die heidnischen magyaren als nomadisches reitervolk grabsteine hatten kann ich mir kaum vorstellen. mangels fachkenntnis lass ich mich aber gern vom gegenteil überzeugen.

@hyokkose:
>>Wohl, wohl.
Aber auch die Vorstellung, daß Sprach- oder Dialektgrenzen so ziemlich mit Mentalitätsgrenzen zusammenfallen, ist ein Mythos.<<

das kann schon sein, hab ich aber auch nie behauptet bzw generalisiert. ich hab das im fall der bayern und der bairischen österreicher in den raum gestellt. und wenn ich nun, als in niederösterreich lebender meinen onkel in bayern besuche, dann verblüfft es mich eben immer wieder wieviel gemeinsames es gibt und wie wenig trennendes. gerade auch hinsichtlich mentalität. und ja schini... gerade im alemannischen raum erlebe ich das ähnlich :yes:

sehr interessant in diesem zusammenhang war die doku 'mundart grenzenlos', die im jänner auf bayern-alpha ausgestrahlt wurde. die entwicklung des bairischen sprachraumes und der anderen, ebenfalls in bayern gesprochenen dialekte wurde ausführlich und ansprechend aufbereitet.

@rolo:
>>Gab es denn in der kuk-Monarchie die Möglichkeiten einer freien Wohnortwahl, d.h. eine Böhme durfte nach Österreich ziehen und ein Kroate nach Ungarn wenn er wollte?<<

ganz so einfach war das meines wissens nicht. gerade die trennung in eine cisleithanische und transleithanische reichshälfte bedeutete einen erheblichen bürokratischen aufwand , wenn man innerhalb des kuk-gebietes umziehen wollte.


mehr infos über die autochthonen volksgruppen österreichs in der kuk zeit gibts hier:
http://www.rewi.hu-berlin.de/online/fhi/articles/0108reiter.htm
 
Soweit ich weiß sind die Slawen nicht nur in Ostösterreich heimisch gewesen.
Ich habe zwar keine Karte davon, aber die slawischen Völker siedelten sich im Zuge ihrer Wanderung ja auch in Teilen Tirols an.
 
rolo schrieb:
Soweit ich weiß sind die Slawen nicht nur in Ostösterreich heimisch gewesen.
Ich habe zwar keine Karte davon, aber die slawischen Völker siedelten sich im Zuge ihrer Wanderung ja auch in Teilen Tirols an.
das wär mir allerdings neu. meines wissens endeten die slawischen siedlungsgebiete vor der bairischen ostkolonisation im östlichen oberösterreich und von dort südwärts runter bis kärnten.

grüsse tiurik
 
Tiurik schrieb:
zur ortsangabe... ich wohne im mostviertel. glaub aber nicht, dass das den deutschen forumsuser viel sagt. darum die - etwas ausgefallenen - ortsangabe.:D

ob die heidnischen magyaren als nomadisches reitervolk grabsteine hatten kann ich mir kaum vorstellen. mangels fachkenntnis lass ich mich aber gern vom gegenteil überzeugen.
Die Amstettener Gegend habe ich schon vermutet, aber das ist doch nicht die Mitte von Niederösterreich... ;)

Zu den Grabsteinen: Ich habe es in einer Vorlesung zur den (früh)mittelalterlichen Wurzeln Wiens von Klaus Lohrmann gehört. Soweit ich mich erinnern kann, waren die Grabsteine in ungarischer Sprache und häbräischer Schrift beschriftet und wurden beim Neubau der Peterskirche ausgegraben und beschrieben. Später gingen sie dann verloren.
 
Schini schrieb:
Die Amstettener Gegend habe ich schon vermutet, aber das ist doch nicht die Mitte von Niederösterreich... ;)

Natürlich nicht, die Mitte Niederösterreichs ist das Weinviertel!

Schini schrieb:
Zu den Grabsteinen: Ich habe es in einer Vorlesung zur den (früh)mittelalterlichen Wurzeln Wiens von Klaus Lohrmann gehört. Soweit ich mich erinnern kann, waren die Grabsteine in ungarischer Sprache und häbräischer Schrift beschriftet und wurden beim Neubau der Peterskirche ausgegraben und beschrieben. Später gingen sie dann verloren.

Lohrmann ist einfach spitze - seine Vorlesungen gehören zu den unterhaltsamsten und lehrreichsten die ich je gehört habe.
 
Schini schrieb:
Die Amstettener Gegend habe ich schon vermutet, aber das ist doch nicht die Mitte von Niederösterreich... ;) .
das mostviertel reicht ja in den zentralraum. ich wohn eher richtung pölten. also noch mostviertel, aber angrenzend an den zentralraum nö. ich war noch nie in amstetten und bin da auch um einiges entfernt.

Schini schrieb:
Zu den Grabsteinen: Ich habe es in einer Vorlesung zur den (früh)mittelalterlichen Wurzeln Wiens von Klaus Lohrmann gehört. Soweit ich mich erinnern kann, waren die Grabsteine in ungarischer Sprache und häbräischer Schrift beschriftet und wurden beim Neubau der Peterskirche ausgegraben und beschrieben. Später gingen sie dann verloren.
danke für den hinweis. ma lärnt nia us ;) .

grüsse,
tiurik
 
rolo schrieb:
Guck mal hier:
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Slawen.html
unter "Ausbreitung der heutigen Westslawen"
hoi rolo!

danke für den link. leider ist die formulierung etwas missverständlich, wenn da steht, "drangen bis tirol vor". ich denke, dass da der osttiroler-kärntner grenzraum gemeint ist. das ist sicher im bereich des möglichen. das tiroler kernland welches heute ja (durch die trennung von südtirol) von osttirol getrennt ist wurde m.E. allerdings nicht erreicht. wenn du in deinem link auf tirol klickst, dann steht da auch nichts über eine slawische besiedelung.

grüsse,
tiurik
 
Dies ist ein Thema, daß sogar anderststämmige interessiert.
Wie wäre es, eine Initiative ins Leben zu rufen, mit dem Ziel, Altbayern und seine "Ostmärker " weiter zusammenzuführen als es die EU vorsieht?
Die Franken würden es vielleicht unterstützen.
 
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