Beginen und Zünfte

Marushka

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Liebes Forum,
derzeit beschäftige ich mit mit den mittelalterlichen Frauenzünften in Köln. Immer wieder taucht auf, dass die Frauen starke Konkurrenz durch die Beginen hatten. Die Seidmacherinnen z.B. haben bei ihrer Zunftgründung eingebracht, sie wollten sich eine gemeinschaftliche Form geben, um sich gegen "Einfälle von außen" zu schützen. In der Forschung ist umstritten, ob damit technische Neuerungen gemeint sind (z.B. Kesingers Spinnrad) oder auch die Beginen. Was mir nicht klar ist: Warum stellen die Beginen eine so große Konkurrenz zu den Zünften dar? Welche Vorteile hatten sie? Lag es daran, dass sie auf dem Markt freier agieren konnten, weil sie den Zunftregeln nicht unterlagen? Oder dass sie ihre Waren billiger absetzen konnten?
Ich freue mich über eure Unterstützung,
vielen Dank!
 
Du weist was die Beginen waren? Damit ist dann klar das kein so großer Gewinn anfallen mußte, wie bei Handwerkern, bzw das hat nicht zur Ethik der Beginen gepasst.
Beginen_und_Begarden
 
Warum stellen die Beginen eine so große Konkurrenz zu den Zünften dar? Welche Vorteile hatten sie? Lag es daran, dass sie auf dem Markt freier agieren konnten, weil sie den Zunftregeln nicht unterlagen?
Handwerker einer mehr oder weniger abgesonderten Gemeinschaft (Bsp. Glaubensgemeinschaft, Königshof) waren nicht an die örtlichen Zunftregeln gebunden, sofern sie ihre Waren nur innerhalb ihrer Gruppierung vertrieben. Möglich war aber der Export abseits des Wirkungsbereichs der örtlichen Zunft.
Der große Vorteil solcher Werkstätten war auf deutschsprachigen Gebieten, die von der Zunft begrenzte Anzahl der Beschäftigten überschreiten zu können.(in Frankreich bspw. hatten ungebundene Handwerker andere Vorteile, v.a. die berufsüberschreitende Produktion, die sonst sehr eng definiert war)

Ich weiß so gut wie nichts über die Beginen, könnte mir aber vorstellen, dass ihre handwerkliche Tätigkeit von der entsprechenden örtlichen Zunft als Konkurrenz empfunden wurde: 1. sicherlich, da sie als Käufer entfielen; und evtl. 2., da sie ihre Waren dorthin exportierten, wo auch die zunftgebundenen Handwerker Geschäfte machen wollten.(womit evtl. jene »Einfälle von außen« gemeint ist?) Dass sie in Armut lebten, heißt nicht, dass sie kein Geld für ihre wohltätigen Institutionen benötigten.
 
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Lieber Apvar, klar weiß ich, wer die Beginen waren - daher habe ich mich gewundert. Es ist aber wohl ein falsches Bild von den Beginen, zu glauben, sie wären nur auf Kleinproduktion und wenig Gewinn angewiesen. Es kommt darauf an, nach welchem Muster sie lebten, das war regional sehr unterschiedlich - wenn ich mich richtig erinnere, waren wirklich das Armutsideal lebende Beginen eher im niederländischen Raum zu finden und weniger in großen Städten. Geht man von einer nur geringen Produktionskraft aus, ist nicht erklärlich, wieso sie in Konkurrenz treten konnten.
Ich habe mittlerweile eine Antwort gefunden bei Eberhard Isenmann, "Die deutsche Stadt im Mittelalter": Darin heißt es, Beginen seien maßgeblich in der Produktion von Textil, Bier und auch Kupfer gewesen, teilweise mit eigenen Mühlen ausgestattet und wurden vom Rat zunächst großzügig von Abgaben befreit (z.B. von Verkehrsabgaben), wodurch sie in Konkurrenz traten.

Liebe Mashenka, danke auch für deine Antwort!! Dass die Beginen als Käufer der Waren entfielen, die sie ja selbst produzierten, ist ein guter Gedanke und macht sicher noch zusätzlich Druck auf die Zünfte. VIelen Dank!
 
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