Begründung Hitlers - Euthanasie Programm

M

Marcoziii

Gast
-Die Nationalsozialisten stützten sich auf die Evolutionstheorie von Charles Darwin
-Seiner Meinung nach überlebten nur die Lebewesen die sich den gegebenen Umständen und Veränderungen der Umwelt am besten anpassen
-Er sprach von „Survival of the fittest”
-Die Theorie wurde von einigen Wissenschaftlern auf das Zusammenleben von Menschen übertragen
-so interpretierte man Darwins Erkenntnisse und versuchte, aus ihnen Schlussfolgerungen für die Gesellschaft und ihre künftige Entwicklung zu ziehen
-Es entstand der Sozialdarwiniusmus, d.h. im Endeffekt, dass auch die Menschen sich nur in einem Kampf ums Überleben befinden.
-Und deswegen ist es das Recht des Stärkeren sich gegen die Schwächeren durchzusetzen und sie zu beseitigen
-Die deutsche Rasse soll dabei den anderen Rassen überlegen sein. Das Idealbild einer deutschen Rasse, ist, dass sie stark, kämpferisch, gebildet sowie blond und blauäugig sind
-der Mensch sollte nun gewissermaßen bei der Evolution „nachhelfen“, um das Starke in seinen Anlagen zu entwickeln und das Schwache auszusondern, und somit die Menschheit evolutionär noch weiter voranzutreiben, dabei sprach man von der sogenannten Rassenhygiene
-Man wollte also die Geburtenrate von Menschen mit erwünschten Erbanlagen fördern und Menschen mit negativ bewerteten Erbanlagen sollten eliminiert werden
-Die Nazis waren deswegen gegenüber „minderwertigen Personen“, also geistig und körperlich behinderten Personen sehr feindlich gestimmt, so dass diese getötet oder sterilisiert wurden
-Deswegen stellten sie Kosten-Nutzen-Rechnungen und Sprüche gegen sie auf.
-Wie zum Beispiel im Folgenden Plakat, das einen sitzenden, offenbar bewegungsunfähigen Mann und hinter ihm ein stehenden Pfleger zeigt. Auch wird der Satz „60.000 Reichsmark kostet dieser Erbkranke die Volksgemeinschaft auf Lebenszeit.“ Sowie der in rot- geschriebene-Hinweis: „Volksgenosse das ist auch dein Geld.“
-Dadurch wird verdeutlicht, dass Behinderte und unheilbar Kranke sollten aus der Volksgemeinschaft ausgegrenzt werden, da sie jedem Volksgenossen nur zur Last fallen würde.
-Die Nationalsozialisten sahen so im Sozialdarwinismus eine Rechtfertigung dafür Menschen, die nicht in die Regime passten zu töten

Findet ihr, dass der Inhalt logisch ist oder fehlt noch irgend etwas?
 
Es ist nicht ganz klar, wer "er" ist. (Natürlich weiß ich, wer mit "er" gemeint ist, aber das ist unpräzise gefasst.)
Der Sozialdarwinismus ist nicht entstanden, er wurde geschaffen.
Du solltest vielleicht auch noch die Unterschiede zwischen der Evolutionstheorie und dem Sozialdarwinismus herausarbeiten. Ist ja nicht so, dass bei objektiver Betrachtung sich der Soziadarwinismus wirklich aus der Evolutionstheorie ergäbe.
 
Ist nicht einfach der Unterschied, dass der Sozialdarwinismus die Menschen meint und die Evolutionstheorie andere Lebewesen?
 
Was meinst du genau mit Unterschieden? Besteht der Unterschied nicht darin, dass laut der Evolutionstheorie alle Lebewesen sich in einem Kampf befinden und beim Sozialdarwinismus ist nur der Mensch gemeint?
 
Nein. Die Evolutionstheorie ist eine wissenschaftlich erkannte, wenn auch heute in Teilen modifizierte Theorie. Der Sozialdarwinismus ist rassistisches Cherrypicking und hat mit Evolutionstheorie in ungefähr so viel gemein, wie die Folterkeller der spanischen Inquisition mit der Bergpredigt.
 
Schau dir doch mal Survival of the fittest an. Tötet da ein Spatz einen anderen? Oder ein Galapagosfink einen anderen? Der Sozialdarwinismus ist eine rassistische Perversion dessen, was Charles Darwin oder Alfred Russell Wallace entdeckt haben. Aus ihren Theorien kann man nicht ableiten, dass es das Recht von Menschen ist, andere zu versklaven und zu töten. Aus ihren Theorien kann man nicht ableiten, dass Artgenossen einander töten. Aus ihren Theorien kann man nicht ableiten, dass Evolution ein von den der Evolution unterworfenen gesteuerter Mechanismus ist. Im Gegenteil kann man aus ihren Theorien ableiten, dass Erfolg im Überleben dazu verhilft, sich erfolgreich fortzupflanzen, jeder Eingriff dort hinein steht also geradezu im Widerspruch zur Evolutionstheorie, weil er im Grunde die Evolution gewaltsam in die eigenen Hände nimmt. Aber das macht eben der Guppy nicht. Der Guppy kann sich mit etwas Glück vorm Hecht retten und sich fortpflanzen. Oder er hat Pech und pflanzt sich nicht fort. Je gesünder und je besser angepasst ein Tier ist, desto höher sind seine Überlebens- und folgerichtig auch seine Fortpflanzungschancen. Attraktivität kommt als Element hinzu. (Das können wir schon bei Fischen und Vögeln sehen und wir würden lügen, wenn wir behaupteten, Attraktivität spiele in der menschlichen Fortpflanzung keine Rolle - aber eben auch nicht die einzige). Attraktivität kann im Aussehn liegen oder in der Kraft. Bei manchen Vogelarten ist das Männchen am attraktivsten, dass die schönsten Nester baut, bei vielen haremsbildenden Säugetieren bestimmt der Kampf unter den Männchen, wer das Rudel oder die Herde übernimmt, bei anderen suchen sich die Weibchen das Männchen aus.
Survival of the fittest heißt: Das Erdmännchen, dass dem Adler entkommt, überlebt und das, welches zu langsam ist (oder sich zu weit vom Loch entfernt hat), stirbt. Hier kommen Chaostheorie und Wahrscheinlichkeitsrechnung zusammen. Und jetzt schau dir noch mal den Sozialdarwinismus an.
 
Ich habe jetzt:

-Die Nationalsozialisten stützten sich auf die Evolutionstheorie von Charles Darwin
-Seiner Meinung nach überleben nur die Lebewesen, die sich den gegebenen Umständen und Veränderungen der Umwelt am besten anpassen können.
-Darwin sprach von „Survival of the fittest”
-Die Theorie wurde von einigen Wissenschaftlern auf das Zusammenleben von Menschen übertragen
-so interpretierte man Darwins Erkenntnisse und versuchte, aus ihnen Schlussfolgerungen für die Gesellschaft und ihre künftige Entwicklung zu ziehen
-Es wurde der Sozialdarwiniusmus erschaffen, diese besagt, dass die Menschheit aus primitiven Lebewesen entstand, die sich weiterentwickelt haben. Bei dieser Entwicklung haben sich einige Rassen besser entwickelt als andere
-Und Hitler griff jetzt auf diese Theorie zurück, dass es das Recht des Stärkeren sich gegen die Schwächeren durchzusetzen und sie zu beseitigen
 
-Seiner Meinung nach überleben nur die Lebewesen, die sich den gegebenen Umständen und Veränderungen der Umwelt am besten anpassen können.
Hat Darwin das wirklich so gesagt?

-Die Theorie wurde von einigen Wissenschaftlern auf das Zusammenleben von Menschen übertragen
Vielleicht auch von Wissenschaflern. In erster Linie aber von rassistischen Politikern, die ihren Rassismus verwissenschaftlichen wollten.

-Es wurde der Sozialdarwiniusmus erschaffen, diese besagt, dass die Menschheit aus primitiven Lebewesen entstand, die sich weiterentwickelt haben. Bei dieser Entwicklung haben sich einige Rassen besser entwickelt als andere
Das stellt eine Verschlimmbesserung der obigen Ausführungen dar. Du behandelst Sozialdarwinismus als handele es sich dabei um eine wissenschaftliche Theorie. Aber das ist er nicht. Sozialdarwinismus ist vor allem die Übertragung des Begriffs struggle of life (den Darwin meines Wissens sogar zurückgezogen hat) auf menschliche Gesellschaften.

Die Nationalsozialisten machten aus dem "Kampf ums Überleben" der im Ursprung gar nicht martialistisch gemeint war (wenn er sich auch dramatisch anhört) den martialistischen Slogan "Leben ist Kampf!".
 
In der offiziellen Begründung etwa der Aktion – Wikipedia T4 war nicht von Mord und Totschlag die Rede. Das war natürlich gemeint, wenn die Rede davon war, dass "minderes Leben" ausgemerzt oder gnädig erlöst wurde. In zahlreichen Schulbüchern fanden sich Textaufgaben, in denen berechnet wurde, was ein "Erbkranker, Schwachsinniger, Idiot etc. den Staat und die Volksgemeinschaft kostete, wie viele erbgesunde Pflegekräfte für die Pflege in Anspruch genommen wurden.

Eingriffe wie Sterilisation wurden als präventive Maßnahmen zum Schutz vor Erbkrankheiten rechtfertigt. Die Einordnung, als Erbkranker konnte allerdings schlimmste Folgen mit jahrelangen beruflichen Nachteilen bedeuten.
 
In Portmanns von Galen-Biographie wird der Kardinal damit zitiert, dass dem "Euthanasie"-Programm der Nazis auch versehrte Veteranen des Ersten Weltkriegs zum Opfer fielen. Wie kam es eigentlich dazu, wie erklärt sich dieser Widerspruch zum Weltbild der Nazis, die das Selbstopfer fürs Vaterland immerhin zur höchsten Tugend erhoben hatten?
 
Kriegsversehrte waren eigentlich keine Opfer von T4 und ähnlichen Aktionen oder Sterilisationen. Wer Opfer geworden sein könnte, waren Leute, die durch ihre Erlebnisse im WKI einen dauerhaften und offensichtlichen psychischen Knacks bekommen haben. Leute, die unter Drogen- und Alkoholabhängigkeit litten, die als „asozial“ oder „arbeitsscheu“ galten, deren Zustand man ihrem Erbgut und nicht ihrer Biographie anlastete. Inwieweit Lamarckismus noch eine Rolle spielte, müsste man in Einzelfällen prüfen. Z.B. war Johann Paul Kremer ein Anhänger lamarckistischer Thesen und unternahm in Auschwitz entsprechende „Forschungen“.
 
Inwieweit Lamarckismus noch eine Rolle spielte, müsste man in Einzelfällen prüfen.
Lamarckismus kann bis ca. 1950 als wissenschaftlicher Mainstream gellten. Erst mit der synthetischen Evolutionstheorie und dem Neodarwinismus galt der Larmarckismus als verworfen. Eine Abgrenzung von Darwinismus und Lamarckismus ergibt davor auch wenig Sinn.

Maßgeblich für die Theoriebidung in Nazi-Deutschland ist wahrscheinlich der Mediziner Eugen Fischer.
Fischer erforschte noch während der Kolonialzeit die Ethnie der "Rehobooter Bastarde" bzw. Baster in Südwest-Afrika. Seine Forschungsfrage war, ob die Vererbungslehre Gregor Mendels auch für Menschen gilt, hier insbesondere für die Baster, die teils von schwarzen Afrikanern, teils von weißen Buren abstammten.

Die Unterscheidung dominanter und rezessiver Vererbung beim Menschen kann zu der Zeit durchaus als progressiv gelten. Im Grunde wusste man Anfang des 20. Jahrhunder noch nicht genau, wie Vererbung funktioniert. Eine befriedigende Antwort zum Ursprung der Variation und der genetischen Vielfalt, konnte Charles Darwin nicht geben. Die neue Mutationstheorie konkurierte mit Lamarckismus und Orthogenese.

Noch vor in den 1920ern stieg Eugen Fischer zu einem einflussreichsten Funktionär im Bereich des "Rassehygiene" und "Eugenik" auf. Die Nazi-Herrschaft beflügelte seine Karriere noch weiter und traf wichtige Entscheidungen.
Fischer war es auch, der die Zwangssterilisation der sogenannten "Rheinlandbastarde" (Menschen afrikanisch-deutscher Abstammung) durchsetzte. Eine wirkliche rechtliche Grundlage hierfür gab es allerdings gar nicht, weil keine Erbkrankheit vorlag. Im Unrechtsstaat der Nazi spielten aber solche Details offensichtlich gar keine Rolle.
 
Eine Unterscheidung rassistischer Verfolgung und Eugenik ist eigentlich kaum möglich. Die Nazis nannten beides "Rassenhygiene".

Gerade bei der Betrachtung der Verfolgung sogenannte "Zigeuner" und "Asozialer" verschwimmen die Grenzen. Jedenfalls haben sich die Nazis nie um eine Differenzierung bemüht.

Ein interessanter Fakt ist, dass die ersten Gaskammern und Gaswagen von den Einsatzgruppen der SS die ersten Gaskammern im Herbst 1939 in Posen errichten um psychische kranken Polen zu ermorden. Gewissermaßen war dies der Start einer deutschen Völkermordpolitik, die im NS-Jargon als "völkische Flurbereinigung" bezeichet wurde.
 
Zuerst einmal ist es Mal ein naturalistischer Fehlschluss, dass was "natürlich" ist auch für den Menschen gut sei. So kann man von einer naturwissenschaftlichen Theorie nicht verlangen, dass diese "moralische" Werte ausgibt. Die menschliche Kultur hat den Menschen zu einem, wenn auch von der Biologie weiter beeinflusst, kulturellen Wesen gemacht und das ist gut so. Würden wir nur, dass machen was natürlich ist, währen die meisten von uns unter der Erde.

Grundsätzlich war die Eugenik und Rassenlehre nur mit Begriffen der Evolutionsbiologie legitimiert, sie folgen nicht daraus. Welche Rassen man jetzt für Höherentwickelt hält, ist nicht biologisch zu begründen. Das war halt typischer Rassismus, wir Nordmänner sind die Creme della Creme der Menschheit und das unsere Führer gar nicht so aussehen ist wurscht.

Eugenik war fast schon Mainstream in der westlichen Welt, die Liste der Wissenschaftler die für Eugenik waren ist sehr lang. Die haben halt wie die Nazis einen naturalistischen Fehlschluss gehabt und wollten künstlich diejenigen Aussortieren, die ihrer Meinung nach nicht lebensfähig waren. Das die meisten dieser Leute nach dieser Logik, selbst im Kindesalter gestorben wären, dass interessierte niemanden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wage zu behaupten, dass der Eugenik nahestehende Denkweisen heute noch verbreitet sind, sie nennen sich nur nicht mehr so. Eltern behinderter Kinder können davon ein Lied singen.

Dass ihre Entscheidung gegen eine Abtreibung als Egoismus gegenüber der finanziell mitbelasteten Allgemeinheit kritisiert wird, gehört noch zu den sachlicheren Kommentaren, die sich diese Paare anhören müssen.

Auch im teilweise verwandten Themenkomplex der Euthanasie findet man Stimmen, die den Wert des Lebens nicht absolut gelten lassen, sondern kollektive statt individuelle Maßstäbe anlegen wollen, welches Leben lebenswert sei.

Ich frage mich, ob das T4-Programm nicht auch insofern eine Generalprobe für den Holocaust war, dass man die Reaktion der Bevölkerung auf den Mord an Menschen testen wollte, deren Verächter sich in jedem Segment der Bevölkerung fanden.
 
Ich frage mich, ob das T4-Programm nicht auch insofern eine Generalprobe für den Holocaust war, dass man die Reaktion der Bevölkerung auf den Mord an Menschen testen wollte, ...
Das würde implizieren, dass der Holocaust von langer Hand geplant war. Das war er aber nicht. Er entwickelte sich aus einer gewissen Dynamik heraus nach dem Überfall auf die Sowjetunion, wenn auch im Einklang mit der nationalsozialistischen Ideologie und dem von Hitler in der reichstagsrede vom 31.1.1939 "prophezeiten" "Untergang der jüdischen Rasse in Europa". Die Dynamik kam also den Nationalsozialisten entgegen und wäre ohne deren Ideologie sicher nie so in Gang gekommen.

Es begann im Prinzip mit einer gewissen Paranoia, dass insbesondere jüdische Männer ein Problem für die kämpfende Truppe im Rücken der Front darstellen würden*, weshalb man vom zwölfjährigen bis zum Greis Juden erschoss. Dann fiel den Leuten auf, dass theoretisch ja auch Frauen Gewehre führen könnten und irgendwann hatte man ein Haus voller jüdischer Kinder unter elf Jahren, die niemand versorgte, in der Nähe einer improvisierten Wehrmachtskaserne. die beschwerten sich über das Geschrei der unversorgten Kinder und die Ordnungspolizei rückte an und wusste nichts besseres, als die Kinder umzubringen. Das war der Beginn des Holocaust. Das führte zu Babi Jar und, da es technische Probleme (Gewehre liefen heiß) und psychische Hemmungen gab letztlich zu Experimenten mit Dieselabgasen und schließlich zur massenhaften Vergasung mit Zyklon B.

Aber Paranoia hin oder her, es gibt hinreichend Zeugnisse (Selbstzeugnisse als auch Überlebendenberichte), dass die aktiv Beteiligten recht genau wussten, dass sie da an einer Schweinerei teilnahmen. Selbst Himmlers Posener Rede, in der er davon spricht, die SS sei bei all dem "sauber geblieben" verrät gewissermaßen, dass man sich des Unrechts bewusst war, denn er hätte dies ja nicht beschwören müssen, wenn er dies selbst geglaubt hätte.

*unter Wehrmacht und Polizei im Feld wurden auch entsprechende Heftchen über den Bandenkrieg verteilt, die solche Paranoia auslösen und verstärken konnte und wohl auch sollte.
 
War aber nicht die Auslöschung der Juden von Hitler von Anfang an geplant, und lediglich die Organisation musste beraten werden?
 
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