Du gehst von einem rationalen Publikum aus.
Richtig.
Wir alle kennen hinreichend Beispiele, wie sich Täter zu Opfern stilisieren, teilweise mit Hilfe der Sanktionierenden, nämlich dann, wenn die Sanktion dem Gerechtigkeitsempfinden des Publikums wegen zu großer Härte widerspricht (siehe Katalonien 2017).
Naja, bei allem Respekt, darauf was Hitler mit seinem Putsch in München veranstaltet hatte, stand theoretisch die Todesstrafe und selbst wenn es mit Rücksicht auf die sehr turbulenten Zeiten darauf einen Rabatt gegeben hätte, hätte er sich über eine langjährige Haftstrafe und eine Abschiebung nach Österreich nicht beschweren können.
Ein paar Monate Festungshaft* kann man angesichts dessen, was da veranstaltet worden war kaum eine besonders große Härte nennen.
Aber schau hm auch mal auf Trump, der zwar Gerichtsprozesse anhängen hat, bisher aber äußerst milde behandelt wurde, sich dennoch bereits vor seiner Abwahl als Opfer verkaufte - und seine Anhänger glauben ihm das (wobei man das freilich glauben wollen muss).
Ich glaube nicht, dass die das glauben.
Es interessiert sie nur einfach nicht, weil sie insgesamt kein Interesse an der Demoratie haben sondern lediglich eines an der Durchsetzung ihrer politischen Vorstellungen.
Davon abgesehen sehe ich da noch immer 2 wesentliche Unterschiede:
1. Trump ist nicht persönlich an der Spitze seiner Annhänger in den Bürgerbräukeller marschiert und hat mit der Pistole in der Hand das dort versammelte Publikum festgsetzt und persönlich Vertreter der Staatsmacht, der Polizei und der Armee mit der Waffe bedroht um sie zu zwingen bei einem Umsturz mitzumachen.
2. Trump behauptete unrechtmäßig aus dem Amt gedrängt zu werden und forderte Präsident zu bleiben, damit stellte er Vorgänge innerhalb des Systems infrage, aber jedenfalls offiziell nicht das System ann und für sich.
Das war bei Hitler annders. Der machte aus seinen Umsturzabsichten 1923 ja keinen Hehl. Und wenn man sich das so genannte Parteiprogramm der Nazis von 1920 mal anschaut oder mal die so genannte provisorische Verfassung bedenkt, die sich die Hitler-Putschisten zurecht gebastelt hatten für wen und was da alles die Todesstrafe, die Aberkennung von Bürgerrechten/Grundrechten gefordert wurde........
Das ist, würde ich mal sagen nen bisschen Viel des guten (bzw. viel mehr Schlechten) um noch glaubwürdig für irgendwen das arme Opfer markieren zu können.
In anderen Kontexten hat Hitler natürlich eine entsprechende Opferrethorik gepflegt, z.B. im Bezug auf Deutschland und das Deutsche Volk (oder was er dafür hielt) als Ganzes.
Die gesammte Polemisierung gegen den Friedesvertrag von Versailles etc. schlugen natürlich in diese Kerbe.
Aber im Hinblick auf seine Person oder die Nazi-Partei ann und für sich?
*und damit Behandlung als politischr Straftäter, obwohl man ihn wegen bewaffneter Geiselnahme und anderer Delikte auch als gewöhnlichen Kriminellen hätte behandeln und ins ins Gefängnis werfen können.