Ariovist schrieb:
Beim Aufschlagspunkt schiebt sich unweigerlich alles zusammen. Stürzende Soldaten hier,etwas auf die hinteren Glieder zurückweichenden Soldaten da und die nachströmenden Krieger aus dem Keil noch oben drauf. An ein sofortiges aufsprengen des Rechtecks sobald beide aufeinanderschlagen,kann ich nicht glauben.
Dies ist damit auch keineswegs gemeint, denn ich vermute du hast gerade ein Bild vor Augen, bei dem Soldaten in alle Richtungen verspritzt werden.
Aufsprengen meint in diesem Fall, dass die Formation durcheinander kommt, die Soldaten nicht mehr in Reih und Glied stehen und beginnen "allein" zu kämpfen, was unweigerlich mit Bewegung verbunden ist, und dann kommt es zu dem von mir angesprochenen "Platz verschaffen. Dabei entsteht eine Eigendynamik die auch auf engstem Raum funktioniert, und eine Ausbreitung des Kampfgebietes bedeutet, das schieben wirkt sich dabei vor allem auch auf die durch den Aufschlag nicht betroffenen Soldaten aus, die natürlich ebenso reagieren.
Um mal bildlich zu werden: der Keil fährt in die "weiche" Masse hinein, und zerschneidet einen großen Teil davon (die Toten hinterlassen Raum). Hier ist der kritische Moment, gelingt es nicht hinein zu fahren und dabei den ein oder anderen Gegner zu erledigen presst sich der Keil von hinten nach vorne zusammen, es gibt also keine Möglichkeit, geeignete Waffen zu benutzen, da nun die römische Formationstaktik greift und den Feind einfach nieder"walzt" (da ist es wieder
).
Hat der Keil eingeschnitten ist der Raum natürlich enger, als er bei einem frontalen Angriff gewesen wäre, aber gibt aufgrund der "eigenen Leute im Rücken" noch immer Ausweichmöglichkeit und somit Platz für den Einsatz der eigenen Waffen.
Genau(!) werden wir das aber wohl niemals sagen können, da die Beschreibungen solcher Einfälle sehr rudimentär sind, nirgendwo jedoch wird von einem Waffenwechsel berichtet oder läßt sich auf derartiges aus dem Fundgut schließen.
Abträglich ist ein Zurückweichen nicht, da man zu diesem Zeitpunkt dann entweder schon im "Gegner" drin ist, oder versagt hat.
Als notdürftige(?) Alternative noch das Messer oder der Dolch. Die "Umstände und die Beteiligten" sollten also dem Keilangriff Rechnung tragen. Mit anderen Worten : mehr Input bitte!
Damit ein Messerkämpfer gegen einen Legionär bestehen kann, braucht er, was erstmal erstaunlich klingt, Raum. Frontal wird er sein Ziel nicht erreichen, er muß durch Bewegung und Finten in die Seite und möglichst nah an den Legionär herankommen. Erst dann kann er um das Scutum herum und eine Lücke in der Lorica suchen (wenn es sich um eine Segmentata oder Squamata handelt). zudem verhindert dann erst die Nähe den Einsatz des Gladius. Wenn er dann noch Pech hat, greift der Legionär sofort zu seinem Dolch.
Es hängt also sehr stark von Umständen, Bewaffnung und Erfahrung / Training der Männer ab, ob derartiges fruchtet. Das Gladius ist für einen dichten Kampf auf jeden Fall besser geeignet als Messer oder Dolch. Erst wenn man wirklich fast Körper an Körper klebt hat der Dolch leichte Vorteile.
Bei der antiken Kav. ist man,wie mir scheint einstimmig, der Meinung,das diese nicht zum Schockangriff fähig war.
Wo hast du das her? Es gab diverse Völker der antike, welche derartige Kav. nutzen. So die Sarmaten, Parther, Perser, Römer ab dem 3. Jh....
die Erstens weil die Pferde zu klein dafür waren und zweitens weil man noch keine Sättel hatte,also der Stoß mit der Lanze mehr von der Armkraft abhing, als von der kinetischen Energie des Pferdes und seines Reiters.
Auch wieder falsch. Der römische Hörnchensattel erfüllte in etwa die Erfordernisse des ritterlichen Wiegensattels u.ä, Konstruktionen. Die Pferde der Römer waren in der Tat kleiner, dies ist aber nicht zwangsläufig ein Problem im frontalen Angriff.
Allerdings hat wohl auch die Antike Kavallerie den Feind direkt angegriffen. Auch die leichten,eigentlich mit Wurfspeeren ausgerüstete. Ich berufe mich da vor allem auf die numidische, die ja als beste leichte Kavallerie seiner Zeit galt und ebenfalls den Feind direkt angegriffen haben (Bsp.Cannäa).
Natürlich ist es immer wieder vorgekommen, die Frage ist allerdings ob die numidische Leichte einen Schockangriff ausführte oder nicht doch tuschierend am Rand vorbei ritt und weiter warf bis die Formation zusammenbrach und die Römer in Panik gerieten, bevor sie "eintauchten".
Es wäre also durchausmöglich das die germanischen leichten Krieger für eben den für die Kav. gefährlichen Umstand des "zum stehen kommens" gedacht waren, um die Kavalleristen wieder freizukämpfen.
Jedem Kav. Angriff dieser Art muß sofort ein Infanterieangriff folgen. Das gebietet die Logik.
Fraglich wäre dann natürlich,was sie die ganze Zeit davor machten. Wenn die Kav. vorher noch ihre ganzen Speere werfen,würde natürlich auch ein "verdecktes und schnelles Mitführen der INf." recht sinnfrei sein.
Wie gesagt, ob leichte Kav. direkt für einen Schockangriff eingesetzt wurde ist ausgesprochen fraglich (und falls doch ausgesprochen dumm). Ihre Angriffe können erst zu einem Frontalangriff genutzt werden, wenn der Feind eh schon beschäftigt ist oder Auflösungserscheinungen zeigt.
Einen vorgetragenen Angriff IN die Formation hinein, dafür gab es bestimmte Kavallerie...aber das gehört nicht in den Bereich der Germanen.