Bewaffnung der Soldaten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg?

Dark_mod

Mitglied
Weis jemand etwas dazu? Oder hat jemand ein Bild von einem Soldaten auf englischer Seite und eines von einem Minuteman?
Zeit um 1775
Das Ganze ist für einen Vergleich zwischen den beiden Parteien.
Hoffe jemand weis etwas.
M.f.G. Dark Mod
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Standardgewehr war auf beiden Seiten zu Beginn des Krieges die Brown Bess Muskete, die sowohl die Briten, wie die Amerikaner, aber auch die Hessen und Braunschweiger benutzten . Auf amerikanischer Seite dürften dann im weiteren Verlauf auch viele französische Gewehre wie die Charleville Muskete von 1777 benutzt worden sein. Eine legendäre Waffe der Riflemen war die Pennsylvania oder Kentuckyrifle wie sie auch Coopers Romanheld Hawkey benutzt. Man sagte, ein geübter Schütze konnte damit auf 150 Schritt ein Eichhörnchen treffen. Es war das eine sehr langläufige, gezogene und relativ kleinkalibrige Waffe. Daß diese Riflemen durchaus gefährlich waren, bewiesen die Anordnungen der Hessen, die bereits nach ihrer ersten Schlacht bei Flatbush 1776, 24 Stunden nach der Landung, befahlen, daß die Offiziere ihre Tressen abnehmen sollten, um keine Zielscheibe abzugeben. Allerdings berichten viele hessische Söldner, daß sie diese Riflemen für nicht allzu gefährlich hielten, und da die langen Gewehre keine Vorrichtung besaßen, um ein Bajonett zu befestigen, kam es oft vor, daß diese Einheiten vor britischen oder deutschen Truppen flüchteten. Bei den ersten Schlachten konnten die Amerikaner den schnell feuernden hessischen truppen nicht standhalten und bei Flatbush wurden etliche von ihnen mit Bajonetten an die Bäume genagelt.
Dennoch setzten auch die Briten und deutschen Hilfstruppen leichte Infanterie ein, die mit gezogenen Gewehren bewaffnet waren. Hessen-Kassel hatte schon im 17. Jahrhundert Jäger eingesetzt, die gezogene Büchsen besaßen. Das Jägercorps war eine Elitetruppe, die aus gelernten Forstleuten und hervorragenden Schützen bestand. Die Jäger waren vom Wachdienst befreit und bekamen fast doppelt soviel Sold wie ein Grenadier, 1 Pfund Sterling im Monat. Die Jäger benutzten gezogene Stutzen aus heimischer Produktion. Diese Waffen waren ebenso treffsicher wie die Langgewehre der Amerikaner, allerdings handlicher, eine Pennsylvania Rifle konnte man nur im Stehen laden. Einen Präzisionsschuß zu laden, dauerte allerdings länger, als mit vorgefertigten Papierpatronen. Die Büchsen hatten am Kolben ein Pflasterfach, das Schußpflaster enthielt. Die Jäger kämpften "a` la debandand", das heißt, zwei Mann schossen, zwei andere gaben ihnen Feuerschutz, bis sie neu geladen hatten. Da auch die Jägerstutzen kein Bajonett besaßen, hatten die Jäger für den Nahkampf einen langen Hirschfänger.
Abbildungen der Truppen des 18. und 19. Jahrhunderts finden sich reichlich in Liliane und Fred Funcken Historische Uniformen. Das ist ein Standardwerk, daß sich in vielen Bibliotheken findet. Darin steht auch viel zur Bewaffnung. Ein schönes Buch mit Abbildungen der hessischen Regimenter ist von Hans Peter Böhm "Hessisches Militär". Ein Klassiker, der sich ausführlich mit den Hessen und Braunschweigern beschäftigt, ist Max Eelkings "Die deutschen Hülfstruppen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1775-1783".
 
Ich würde einmal annehmen, dass durch die französischen Waffenlieferungen die Rebellen zusehends mehr französische Musketen bekommen haben. Ich tippe allerdings eher auf das Vorgängermodell 1763 (habe auch schon die Bezeichnung M1766 gelesen).
Erst die Franzosen, die mit Rochambeau kamen, habe ich im Hinterkopf, sollen die neuesten Uniformen und Musketen getragen haben, die Frankreich gerade produzierte.
Hier sollte man viele Links finden zu Briten wie Rebellen. Normalerweise haben die Reenactmentgruppen zum Unabhängigkeitskrieg auch gutes Bildmaterial: http://www.britishbrigade.org/
http://www.brigade.org/
 
Da möchte ich dann noch auf eine recht seriöse Reenactmentgruppe verweisen, die ich von einigen Aktionswochenenden und Happenings kenne und die sich den Hessians verschrieben haben (hessisches Jägerkorps und Füsilierregiment von Ditfurth, eine andere Darstellergruppe spielt Hessen Darmstädter Leibgarde oder The King´s German Legion.
http://www.hessenmilitaer.de
Das
 
Da möchte ich dann noch auf eine recht seriöse Reenactmentgruppe verweisen, die ich von einigen Aktionswochenenden und Happenings kenne und die sich den Hessians verschrieben haben (hessisches Jägerkorps und Füsilierregiment von Ditfurth, eine andere Darstellergruppe spielt Hessen Darmstädter Leibgarde oder The King´s German Legion.
http://www.hessenmilitaer.de
Das Vorgängermodell der Charleville Muskete, nannte man dieses Gewehr nicht auch Gribeuval Muskete?
 
Da möchte ich dann noch auf eine recht seriöse Reenactmentgruppe verweisen, die ich von einigen Aktionswochenenden und Happenings kenne und die sich den Hessians verschrieben haben (hessisches Jägerkorps und Füsilierregiment von Ditfurth, eine andere Darstellergruppe spielt Hessen Darmstädter Leibgarde oder The King´s German Legion.
http://www.hessenmilitaer.de
 
Da möchte ich dann noch auf eine recht seriöse Reenactmentgruppe verweisen, die ich von einigen Aktionswochenenden und Happenings kenne und die sich den Hessians verschrieben haben (hessisches Jägerkorps und Füsilierregiment von Ditfurth, eine andere Darstellergruppe spielt Hessen Darmstädter Leibgarde oder The King´s German Legion.

Das Vorgängermodell der Charleville Muskete, nannte man dieses Gewehr nicht auch Gribeuval Muskete?
Ich kenne mich mit Musekten nicht so gut aus. Mein Halbwissen fängt er nach 1783 an und endet dann auch schon ganz schnell. Ich kenne Gribeauval (in einem Beitrag von mir falsch geschrieben) nur mit Artillerie in Verbindung gebracht, was vom französischen Wiki unterstützt wird. http://fr.wikipedia.org/wiki/Jean-Baptiste_Vaquette_de_Gribeauval Leider habe ich im Netz auf die Schnelle nicht mehr zu diesem bedeutenden Mann gefunden.

@ Scorpio
Wenn Du die Ditfurther kennst, haben wir uns sicherlich schonmal gesehen. Vielleicht in Fulda (?).

Übrigens der Link funktioniert nicht. http://www.hessen-militaer.de/ Vielleicht hast Du nur den Bindestrich vergessen Scorpio.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, @Brissotin!
Ich kenne die Ditfurther von einem Aktionswochende 2003 im Comoedienhaus in Hanau Wilhelmsbad, zu dem ich als Referent eingeladen war. In Fulda war ich schon seit Jahren nicht mehr, aber ich wollte mir diesen Sommer verschiedene Happenings ansehen, ich habe ja auch noch eine Einladung von Altmeister Tib. Gabinius, da läuft man sich vielleicht einmal über den Weg, ich würde mich sehr freuen.
 
Danke für die zahlreichen Antworten.
Das Problem ist bei mir dass mein Wissen eher ab 1850 anfängt deshalb hatte ich keine Ahnung was damals auf dem Markt war oder besser gesagt benutzt wurde.
Werde mich einmal über Google umhören was die von euch genannten Waffen do für Durchschlagskraft, etc. haben.
Das Ganze ist wie gesagt für einen Vergleich der Verluste mit der Ausrüstung der jeweiligen Soldaten.
 
Es ist ein wenig off topic, dennoch dürfte dieser Aufsatz interessant für Dich sein, @Dark mod: Marcus Junkelmann: "Ein greuliches Spectaculum, die Schlacht von Höchstädt, The Battle of Blenheim 1704. Den Aufsatz gibt es als PDF im Internet oder in "Brennpunkt Europas, Die Schlacht von Höchstädt, The Battle of Blenheim 1704. Dr. Junkelmann hält wie immer, was man sich von ihm versprechen kann. Er schreibt darin auch über die Wirkung der Steinschloßwaffen. Die Mündungsgeschwindigkeit soll höher gewesen sein, als bei modernen Militärgewehren. Auf kurze Entfernungen war die Wirkung verheerend und haute einen Mann um. Die runden Kugeln hatten aber einen großen Luftwiderstand, so daß es auf größere Entfernungen zu Prellschüssen kam. Übrigens führte Marlboroughs Infanterie im Spanischen Erbfolgekrieg bereits ein Modell, daß der Brown Bess Muskete sehr ähnlich war. Diese war ein überaus zuverlässiges und robustes Militärgewehr, das gut hundert Jahre im Gebrauch war. Die ersten Modelle stammen von 1725-1730. Seit den 1730er Jahren verfügte das Modell über einen stählernen Ladestock und eine Vorrichtung, ein Dillenbajonett aufzupflanzen. Die Länge wurde von 115cm auf 105 cm verkürzt. Brown Bess Musketen galten als sehr robust und solche und ähnliche Waffen wurden auch in andere Staaten, z. B. Rußland exportiert. Es war eine der besten Musketen des 18. Jahrhunderts, und noch in den Napoleonischen Kriegen bewährte sie sich. Die Wirkung dieser großkalibrigen Waffe war eine verheerende, und die meisten Vorderladerfreaks und Reenacter halten sie durchaus für besser, als die französische Charlevillemuskete von 1777, die Waffe der napoleonischen Armeen. Eine recht gute Waffe war auch die Maria Theresia Muskete von 1757, die ebenfalls noch in den Napoleonischen Kriegen verwendung fand. Erstaunlich finde ich, daß alle diese Waffen kaum modifiziert wurden. Im Prinzip hatte die Armee Marlboroughs die gleiche Waffe wie die des Herzogs Ferdinands von Braunschweig und die Truppen Wellingtons.Die Berührungslöcher wurden im Verlauf des 18. Jahrhundert konisch ausgebohrt, so daß das Pulver automatisch auf die Pfanne rieselte, wenn man eine Papierpatrone einführte. Die Feuergeschwindigkeit konnte so auf 4-5 Schuß in der Minute erhöht werden. Mit Exerziermunition sollen die besten Musketiere sogar auf 5-6 Schuß gekommen sein. Die Grenadiere Friedrich des Großen brachten das Kunststück fertig, im gehen zu laden. Voltaire schrieb 1758 an den Marquis d´ Argens:

"Ich bin wie sie der Meinung, daß der König von Preußen kurzsichtig ist, aber er besitzt das höchste Talent für das Spiel, das er spielt, die Schnelligkeit. Bedenken Sie, wie gestählte, kräftige, regelmäßig funktionierende Maschinen kämpfen müssen, die ihren Chef jeden Tag sehen, der sie persönlich kennt und mit dem Hut in der Hand ermahnt, ihre Pflicht zu tun. Erinnern sie sich, wie diese Kerle den Seitenschritt und den Geschwindschritt durchführen, wie sie die Patrone verschwinden lassen, wie sie sechs bis sieben Schuß in der Minute abfeuern."


Das deutsche Büchsenmacherhandwerk hatte im 18. Jahrhundert Weltruf. Vor allem Suhl besaß einen guten Ruf. Eine interessante Waffe war die Kuchenreuthersche Flinte, die in Handarbeit, aber mit industriell vorgefertigten teilen produziert wurde. Man konnte bei dem Büchsenmacher Kuchenreuther eine Waffe nach Maß bestellen und problemlos Ersatzteile bekommen, falls ein Teil beschädigt wurde. Eine späte Hommage an diese Waffe findet sich noch in dem Film "Münchhausen", in dem der Diener des Barons, Christian Kuchenreuther eine Wunderwaffe besitzt.

Die Pennsylvaniarifle geht übrigens auch auf deutsche Büchsenmacher zurück, von denen viele aus Suhl stammten. Die amerikanischen Pioniere brauchten eine Waffe, die für Großwild geeignet war. Eine Muskete wie die Brown Bess befriedigte auf kurze Distanzen, auf größere Entfernung brauchte man ein gezogenes Gewehr. Da man Pulver und Blei nicht überall kaufen konnte, war es von Vorteil, eine kleinere Kugel zu verschießen. Das Kaliber der Langgewehre war etwa 11, 5 mm, während die Brown Bess 19mm hatte. Von einem Pfund Blei konnte man 40 Kugeln für ein Langgewehr, aber nur 16 für die Brown Bess gießen.
 
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Übrigens führte Marlboroughs Infanterie im Spanischen Erbfolgekrieg bereits ein Modell, daß der Brown Bess Muskete sehr ähnlich war. Diese war ein überaus zuverlässiges und robustes Militärgewehr, das gut hundert Jahre im Gebrauch war. Die ersten Modelle stammen von 1725-1730. Seit den 1730er Jahren verfügte das Modell über einen stählernen Ladestock und eine Vorrichtung, ein Dillenbajonett aufzupflanzen. Die Länge wurde von 115cm auf 105 cm verkürzt.
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Brown Bess Musketen galten als sehr robust und solche und ähnliche Waffen wurden auch in andere Staaten, z. B. Rußland exportiert. Es war eine der besten Musketen des 18. Jahrhunderts, und noch in den Napoleonischen Kriegen bewährte sie sich. Die Wirkung dieser großkalibrigen Waffe war eine verheerende, und die meisten Vorderladerfreaks und Reenacter halten sie durchaus für besser, als die französische Charlevillemuskete von 1777, die Waffe der napoleonischen Armeen.
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Im Prinzip hatte die Armee Marlboroughs die gleiche Waffe wie die des Herzogs Ferdinands von Braunschweig und die Truppen Wellingtons.Die Berührungslöcher wurden im Verlauf des 18. Jahrhundert konisch ausgebohrt, so daß das Pulver automatisch auf die Pfanne rieselte, wenn man eine Papierpatrone einführte.
Die Feuergeschwindigkeit konnte so auf 4-5 Schuß in der Minute erhöht werden. Mit Exerziermunition sollen die besten Musketiere sogar auf 5-6 Schuß gekommen sein.
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Die Grenadiere Friedrich des Großen brachten das Kunststück fertig, im gehen zu laden. Voltaire schrieb 1758 an den Marquis d´ Argens:
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115cm, das ist schon fast eine Büchse. http://de.wikipedia.org/wiki/Brown-Bess
Die Brown Bess hatte ungefähr eine Länge von 1,48 m, die Charleville eine von 1,52 m. Die Länge war für die Musketen nicht unwichtig, Jagdflinten, wie auch die Kentuckyrifles waren nicht umsonst fast mannshoch.
In Frankreich wurde sich lange dagegen gestreubt auch kürzere Musketen auszugeben. In der Napoleonischen Zeit bekamen dann die Voltigeurs und andere Truppen mit besonders kleinen Soldaten Dragonergewehre (nach dem Modell 1777 bzw. An IX corrigé). Außerdem muss man auch an die Reichweite im Falle eines Bajonettangriffes oder zur Abwehr von Reitern denken.
2.
Der Hauptvorteil der Charleville liegt in den Laufringen, welche die Gewehre dauerhafter gemacht haben sollen. In Österreich wurden Laufringe schon recht früh eingeführt, in Preußen erst nach der Niederlage von 1807. Dass dabei der Charleville einige abgeschaut wurde, spricht für sich.
Es ist wohl so, dass das Steinschlosssystem mit den Neuerungen wie eiserner Ladestock etc. ausgereizt war. Das konische Zündloch führte auch zu Problemen, weshalb es sich nicht überall durchsetzte. In Preußen wäre an dem Neupreußischen Modell 1809 noch der Feuerschirm an der Batterie als Neuerung zu nennen.
3.
Da muss ich aber ganz laut widersprechen bzw. einschränken. Das mit den Pfannen, die sich selber füllten, gab es meines Wissens nur in Österreich. Die Preußen beispielsweise behielten bis 1806 den Kuhfuß, der natürlich immer wieder verändert wurde.
4.
Sagen wir so, das Laden im Gehen ist kein Problem, nur dass es in Preußen per Reglement vorgeschrieben wurde, das ist das Besondere.
 
Deine Ausführungen zur Länge der Musketen von ca 1,40-1,50m sind korrekt, es handelt sich um einen Übertragungsfehler von mir. Bei Angaben wie dem konischen Zündloch sind natürlich auf praktischer Erfahrung basierende Erkenntnisse sehr hilfreich, da oft nicht nachprüfbare Faktoide übernommen werden. 1, 05 m kam wohl eher für die Jägerstutzen und Pflasterbüchsen der deutschen Hilfstruppen in Frage. Es waren das aber Waffen, die in punkto Treffsicherheit durchaus mit den amerikanischen Büchsen mithalten konnten, vermutlich sogar den Vorteil boten, daß man sie kniend nachladen konnte.
Es gibt übrigens noch eine Schrift über die Kampfesweise und Guerillataktik der Jäger dokumentiert: Johann Ewald, der Kleine Krieg.
Der Capitaine Ewald war ein sehr beliebter Kommandeur eines Jägerbataillions, der nach dem Unabhängigkeitskrieg in dänischen Diensten bis zum Generalmajor avancierte. Sein Buch ist sozusagen ein Handbuch für den Guerillakrieg. Es ist eine sehr informative Quelle, die man in vielen Bibliotheken findet, oft auch in englischer Übersetzung.
Die Träger der Aufstandsbewegung gegen die französische Besatzung im Jahre 1806 oder beim Dörnbergischen Aufstand 1809 waren übrigens vielfach altgediente Unteroffiziere des Unabhängigkeitskrieges, die versuchten, die Lehren aus dem Amerikafeldzug anzuwenden. Die Einschüchterung der Loyalisten und die Guerillataktik hielten sie verantwortlich für den Erfolg der Amerikaner. 1806 und 1809 konnte diese Aufstandsbewegung in Deutschland ebensowenig erfolgreich sein, wie der preußische Major von Schill oder Andreas Hofer, aber die gleiche Taktik ließ die Franzosen in Spanien nicht mehr zur Ruhe kommen.
 
Natürlich ist ein Vergleich zwischen den beiden Parteien sehr wichtig. Die Bewaffnung und die Taktik bedingten dabei natürlich einander. Die städtischen Milizen werden den britischen Regulars bezüglich der Ausrüstung geähnelt haben.
Vorrangig geht es hier ja um 1775, also das Jahr von Lexington und Concorde sowie der Schlacht von Bunker Hill. Zu dem Zeitpunkt hatte die Armee weitesgehend noch nicht die Strukturierung und Ausrüstung wie dann später die Continental Army unter Washington, der allerdings schon im Juni '75 den Oberbefehl erhielt. Bei den ersten Aufgeboten bei Lexington muss man also auf amerikanischer Seite eher von Milizionären mit zivilen Waffen ausgehen.
Diese Kentucky-Rifles waren ja nicht für das Salvenfeuer von regulärer Linieninfanterie vorgesehen, sondern eher für die Jagd, den recht präzisen Schuss. So erklären sich die Erfolge der Amerikaner aus Deckungen heraus, also aus Verschanzungen (Bunker Hill) oder auf marschierende Truppen (Rückmarsch der Briten nach den Gefechten bei Concord und Lexington). Während der Schlacht muss sich das geringe Kaliber ausgewirkt haben. Nach vielen Schüssen werden die Läufe von innen verkrustet (angeblich, das Problem kenne ich mit meiner Charleville nicht, ich schieße aber auch nicht mit Kugeln). Die Gewehre der Briten, besagte Brown Bess, ließen sich aber sicherlich schneller laden. Außerdem konnten fehlende Teile durch die Massenfertigung der militärischen Gewehre eher ausgewechselt werden. Die Organisation auch der Reperatur der Waffen (alle Gewerke bis zum Gewehrschäfter waren bei den professionellen Armeen bei den Truppen vorhanden) musste bei den Briten weit besser sein. Über den mehr als mangelhaften Umgang mit dem militärischen Material soll sich Steuben sehr echauffiert haben.
 
Die Büchsen waren in der Regel Jagdwaffen und sozusagen Maßanfertigungen für finanziell potentere Kunden. Daher waren sie weit weniger verbreitet, als es moderne Filmproduktionen suggerieren. Aber für den Mythos des Westens ist natürlich ein Gewehr wie die legendäre Kentuckyrifle ein gefundenes Fressen, sozusagen die Winchester 73 des 18. Jahrhunderts, das Pioniere wie Daniel Boone, Jim Bridger, Davy Crocket oder Jim Bowie führten, oder Coopers Romanheld Nathaniel Bumpo. Eine späte Hommage an dieses "Wundergewehr" findet sich ja noch in dem Film "The Last of the Mohicans".

Gemessen am Einsatzzeitraum, den Kriegsschauplätzen auf denen sie eingesetzt wurde, und nicht zuletzt wegen des Bumms und der Durchschlagkraft, würde ich allerdings der guten alten Brown Bessie vor allen Musketen den Vorrang geben. Ich hatte in den USA mal Gelegenheit, hervorragende Repliken eines Langgewehrs, allerdings mit Perkussionszündung und einer Brown Bessie auszuprobieren. Ich mag großkalibrige Waffen, die den richtigen Bumms haben, und für die lange Distanz bin ich ein zu schlechter Schütze, um mit einer solchen Präzisionswaffe wirklich bessere Ergebnisse zu haben. Auf Perkussionszündung umgebaute Brown Bess Modelle fanden noch während des Sepoy Aufstands 1858 Verwendung. Obwohl die Pulverqualität heute ganz sicher eine bessere als im 18. Jahrhundert war, gab es ziemlich viel Pulverschleim. Wie es da in der Hitze des Gefechts, nach einigen Salvenschüssen ausgesehen haben muß, kann ich mir lebhaft vorstellen, und ich verstand besser, weshalb noch bis in die napoleonische Zeit so viele Offiziere den Bajonettangriff propagierten. Bei Gettysburg soll man Gewehre gefunden haben, die in Gefechtspanik von den Soldaten mit bis zu sechs Kugeln geladen wurden.
 
Ja, Büchsen sind grundsätzlich gezogene Waffen, die Musketen waren eigentlich Flinten. Bei Pistolen zum Beispiel unterscheidet man zwischen gezogenen "Sport-" und ungerieften "Duellpistolen". Bei Duellen selbst wurden keine gezogenen Pistolen verwendet. Vielleicht noch eine letzte Reminiszenz des alten Gottesurteils. Die gezogenen "Sportpistolen" verwendete man aber, um für Duelle zu trainieren.
Auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz spielten Feuerwaffen eine zunehmend wichtigere Rolle und die klimatischen Bedingungen ließen eine buchstabengemäße Befolgung des Exerzierreglements kaum noch zu, und die hessischen Offiziere ließen dabei manche abenteuerlichen Kleidungsbräuche durchgehen. Die Offiziere selbst legten schon nach der ersten Schlacht die Spontons ab und bewaffneten sich stattdessen mit Karabinern und Pistolen. Die oft lästigen Degen schnallte man sich zum Entsetzen mancher Offiziere über die Schulter, statt sie am Portepee´ zu tragen.
 
Da die Briten ja auch recht rasch dazu lernten und leichte Infanterie aufstellten bzw. vermehrten, fällt das Urteil über einen eindeutigen Unterschied zwischen den Kontrahenten zusehends schwerer. Die Loyalisten waren ja nicht selten auch wie leichte Infanterie oder Kavallerie (Tarleton zum Bsp.) ausgerüstet und uniformiert.

@ Dark_mod
Ich würde an Deiner Stelle ein konkretes beispielhaftes Gefecht oder ein Gemälde hernehmen zum Vergleich. Das hier ist ja ziemlich bekannt: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:The_death_of_general_warren_at_the_battle_of_bunker_hill.jpg
Anhand von sowas kannst Du gleich Vergleiche ziehen, auch wenn die Szenerie natürlich zur Veranschaulichung des Hauptthemas komprimiert ist. Man erkennt ja ziemlich genau die Musketen der Briten mit ihren Bajonetten (die sie auch einsetzen, obgleich die Art von Gestikulieren natürlich von Trumbull völlig überzogen ist). Die Zahl der Offiziere wirkt natürlich auch unrealistisch. Fakt ist, dass die Rebellen gegen die britischen Soldaten im Bajonettkampf keine Chance hatten, wobei sich wieder der Mangel an militärischen Gewehren ausgewirkt haben muss. (Steuben soll erst dem Bajonett die Bedeutung beigemessen haben, die es in Europa seit je her besaß.)
Hier noch ein Link zur Schlacht: http://www.britishbattles.com/bunker-hill.htm
 
Ich denke, das eine Waffe wie die Pennsylvaniarifle auch gut für propagandistische Zwecke geeignet war. Ich habe in einem Buch eine Abbildung der Schlacht von Lexington gefunden, dabei werden Amerikaner gezeigt, wie sie mit ihren langläufigen Gewehren auf die Briten schießen.
ich verfüge nicht über genug Erfahrungen auf diesem Gebiet, um absolute Wertungen zu fällen, doch erscheint mir die deutsche Pflasterbüchse für den Guerillakrieg als die handlichere Waffe.
Noch nicht erwähnt haben wir bisher ein sehr gutes britisches Gewehr, die Bakerrifle, die 1800 entwickelt wurde. Es hatte ein Kaliber von 17, 8 mm und mehr Ähnlichkeit mit den deutschen Jägerstutzen, als mit den amerikanischen Langgewehren. Diese Waffe war für den Präzisions- nicht für den Salvenschuß gedacht. Einige Experten halten die Bakerrifle, durchaus nicht ganz zu Unrecht, für die beste Büchse ihrer Zeit. Bakerrifles mit Perkussionszündung waren noch im Krimkrieg in Gebrauch.
 
In der Historienmalerei erscheint das aufgepflanzte Bajonett tatsächlich die Waffe der Briten zu sein. Ich habe eine Abbildung der Schlacht von Princeton gefunden. Es zeigt Briten und Amerikaner im Nahkampf. Im Vordergrund liegt ein amerikanischer Offizier neben seinem gefallenen Pferd am Boden, den Degen entschlossen in der Rechten, während er mit der Linken in das bajonett greift, mit dem ihn ein britischer Grenadier zu durchbohren versucht. ein anderer amerikanischer Offizier liegt zurückgebogen über einer Kanone und greift mit der Hand ebenfalls in ein Bajonett, mit dem ein anderer Grenadier gerade zustößt. Von links reitet Washington ins Bild (der Held kommt wie auf dem Alexander Mosaik von Pompei immer von links) den Degen gezogen. Im Hintergrund tobt die Schlacht und flattert die "Stars and Stripes"
 
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