Beweisbarkeit vergangener Ereignisse

Nach meiner bisherigen Auffassung ist das Stattfinden vergangene Ereignisse nicht beweisbar.
Man kann bloß sehr plausibel machen, dass sie tatsächlich stattfanden.
...
Kann man historische Ereignisse beweisen?

@Akrasia

Kein uninteressantes erkenntnistheoretisches Problem. Die Frage ist allerdings die, was ist ein "Beweis"? Wie würdest Du "Beweis" definieren wollen, also was hätte "Beweisfunktion"?

Das von Dir zitierte Buch läßt diese Frage auch offen und verweißt auf den Unterschied zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften, enthält sich aber der Definition eines allgemeingültigen "Beweisbegriffes".

M.
 
Nach meiner bisherigen Auffassung ist das Stattfinden vergangene Ereignisse nicht beweisbar.
Man kann bloß sehr plausibel machen, dass sie tatsächlich stattfanden.


Wie ist die Meinung hier im Forum?
Kann man historische Ereignisse beweisen?


P.S:
Siehe auch
Einführung in die Geschichtswissenschaft - Peter Borowsky, Barbara Vogel, Heide Wunder - Google Books
S. 17 ff.

Wenn es für ein historisches Ereignis ausreichend Quellen, (Überreste, Inschriften, schriftliche Quellen oder womöglich Zeitzeugen, Überlebende gibt, lässt sich dieses Ereignis auch schlüssig beweisen. Erkenntnisse aus anderen Geistes-oder Naturwissenschaften oder historische Hilfswissenschaften können Auskünfte geben, wo schriftliche Quellen fehlen.

so brach im Jahre 79 n. Chr. der Vesuv aus und begrub die Städte Pompeji und Herculaneum. Der Vulkanausbruch wird von Sueton kurz, von Plinius dem Jüngeren ausführlicher beschrieben. Es gibt Ausgrabungen und Funde, die sich sehr genau datieren lassen, und wir kennen sogar Namen von Menschen, die in Pompeji lebten und starben. es lässt sich meist sogar sagen, wo zeitgenössische Quellen übertreiben oder lügen, doch es kommt auch vor, dass schriftliche Zeugnisse, denen man misstraut, nachträglich bestätigt werden wie es bei Plinius dem Jüngeren und seiner Beschreibung des Vesuvausbruchs der Fall ist.

Die Behauptung, es ließe sich ja nicht das Gegenteil beweisen oder es ließe sich gar nichts beweisen, und das was man wisse, sei alles gefälscht- hört man auch gelegentlich im GF- muss gesehen werden,als das was es ist, ein Totschlagsargument und eine Phrase von Geschichtsrevisionisten. die davon überzeugt sind, dass der Sieger die Gesachichte schreibt.

Über das Niveau der Historiographie, der Geschichtsschreibung ist die Geschichtswissenschaft lange hinaus gewachsen. Historiker, die genau die gleichen Quellen bearbeiten, werden, wenn sie seriös arbeiten, ganz unabhängig von der eigenen politischen Einstellung zu sehr ähnlichen Ergebnissen bei der Eruierung von Fakten kommen, mag die Interpretation auch zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Den Autoren des Buches geht es nicht um die Frage, ob etwas "bewiesen" werden kann, sondern um die Frage, wie historische Ereignisse in ihrer damaligen Bedeutung angemessen "rekonstruiert" werden.

Also im Kern die Frage, ob ein Historiker eine "neutrale" Deutung vornimmt, oder ob er eine einseitige Deutung von Ereignissen vornimmt.

Das Problem tritt bereits bei Ereignissen auf, die nur wenige Jahre zurückliegen, und wird zusätzlich erschwert, je länger die Periode zurück liegt.

Das liegt zum einen an den Quellen, die zur Interpretation zur Verfügung stehen und es liegt auch an dem Problem, dass heutige Historiker ein anderes Wertesystem aufweisen wie vor beispielsweise 200 Jahren. Und es deswegen einen hohen Grad an "Empathie" bedarf, die damaligen Zusammenhänge im Lichte der vorhandenen Quellen korrekt zu bewerten.

Historiker, die genau die gleichen Quellen bearbeiten, werden, wenn sie seriös arbeiten, ganz unabhängig von der eigenen politischen Einstellung zu sehr ähnlichen Ergebnissen bei der Eruierung von Fakten kommen, mag die Interpretation auch zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Für bestimmte Bereiche der Forschung sehe ich das auch so. Beispielsweise im Bereich der Stalinismusforschung ergeben sich teilweise Annäherungen von ursprünglich divergenten Einschätzungen. Und Bewegung in die Neubewertung des Stalinismus hat vor allem die Öffnung von Archiven der UdSSR gebracht und die Bereitschaft von allen Seiten, eine neue Bewertung vorzunehmen, allerdings bestehen auch weiterhin Unterschiede in der Einschätzung.

Und es ergibt sich ein dritter Aspekt. Historiker nutzen sehr unterschiedliche Methoden, um ihren Gegenstand zu beschreiben. Die "Annales"-Schule greift beispielsweise intensiv auf die Wirtschafts- und Sozialstatistik zu und kommt so zu ihren Erkenntnissen. Andere Ansätze, beispielsweise aus dem Bereich der "Bielefelder" analytischen Historiographie, kombinieren einerseits den Einfluss von Strukturen, den Handlungsrahmen von Individuen und die entsprechenden Ideologien. Relativ radikal grenzen sich davon die "narrativen" Konstruktivisten ab, die Geschichte als "Geschichten" erzählen.

Vor diesem Hintergrund wird ersichtlich, dass die Rekonstruktion von Geschichte unterschiedlich erfolgt. In diesem Sinne wird die Darstellung von historischen Ereignissen auch völlig unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund der Darstellung stellen. Allerdings können die Ansätz m.E. auch nur sehr unterschiedlich für sich intersubjektive Nachprüfbarkeit, als ein Kriterium für eine neutrale Sichtweise auf den historischen Gegenstand, beanspruchen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erstaunt mich so eine Fragestellung.

Erstaunt mich vor allem deshalb, weil man z.B. bei jedem Museumsbesuch historische Quellen, sehr oft auch im Original, vorfindet.
Um nur ein Bespiel zu nennen, wo man Beweismittel, Beweisstücke etc. finden kann.
Ich hätte ebenso gut von Archiven und ähnlichen schreiben können.

Liegt hier möglicherweise eine Verwechslung vor?

Hin und wieder wird man manchesmal mit der Gegenfrage konfrontiert, warst Du dabei?

Dazu ein kleines Erlebnis aus uralter Zeit...
An einem Zirkelnachmittag „schreibender Arbeiter“ (war mal eine Bewegung in der DDR) taucht mal ein Schriftsteller auf – war so um 1960 -, der hatte etwas über Thomas Müntzer geschrieben.
Er erzählte uns, der Verlagslektor hatte ihm die Frage gestellt, kannten sie Thomas Müntzer? :)
 
Wenn man historische Ereignisse nicht beweisen könnte, könnte man auch Morde und andere Verbrechen nicht vor Gericht bringen und müsste sagen, man muss Mörder und Verbrecher alle frei laufen lassen. Denn die Tat selbst ist ja immer in der Vergangenheit passiert zum Zeitpunkt der Verhandlung (wenn auch nicht so weit in der Vergangenheit wie andere historische Ereignisse.)

Historische Ereignisse beweist man genauso wie in Gerichtsverhandlungen auch argumentiert wird:

Augenzeugen - die jedoch immer subjektiv gefärbt sind
Medien von Zeit- oder Augenzeugen (heute auch mal Video- oder Handyaufnahmen, früher Schriftstücke und Zeichnungen) - die jedoch immer ausgewertet werden müssen.
Forensische Beweise - die immer zu einem Ganzen zusammen gepuzzelt werden müssen.

Um all das auszuwerten braucht es Logik, Interesse, Empathie und größtmögliche Objektivität. Größtmögliche Objektivität erreicht man z.B. dadurch, dass man verschiedene Wissenschaftler mit ihrer jeweiligen Auslegung zu Wort kommen lässt und dann wiederum diese Gesamtschau unabhängig von jenen Wissenschaftler bewertet. Da wo Schnittmengen sind kann man davon ausgehen, dass die Beweise eindeutig sind, da wo Widersprüche in den Auslegungen sind wird es für die Forschung interessant und sie kann sich daran machen neue Beweise zu suchen, die in die eine oder andere Auslegungsrichtung deuten.

Beweis im Sinne von "Augenzeuge, war dabei" gibt es in Form von Schriftstücken (quasi schriftlichen Zeugenaussagen *g) aber man sollte Augenzeugen auch nicht überbewerten und muss auch diese in der Gesamtschau sehen.

Wenn ein Augenzeuge sagt: "Sie waren zu zweit"
Der zweite: "Der Mann saß auf dem Sofa"
und der dritte: "Die Frau saß neben dem Mann"
und der vierte: "Das Sofa war schwarz."
und der fünfte: "Die hatten voll coole Sitzmöbel aus Leder!"

Dann hört sich das auf den ersten oberflächlichen Blick an als ob jeder von etwas anderem spricht. Aber auf den zweiten stellt man vielleicht fest, dass ein Mann und eine Frau nebeneinander auf einem Ledersofa saßen. Vielleicht stellt man aber auch fest, dass es nur Kunstleder war und dass es eigentlich 2 Männer waren und einer davon nur androgyn aussah. Aber deshalb zu sagen, man könne gar nichts beweisen ist meiner Meinung nach falsch. Man darf nur nicht den Fehler machen, seine eigene Lieblingsauslegung der Beweise für die für alle Zeiten sichere und einzige Wahrheit zu halten. Wenn neue Erkenntnisse gefunden werden, muss die eigene Auslegung zu den Beweisen (und das sind eben nicht die Beweise selbst) neu überprüft werden.

Es ist also gar nicht das Beweisen, das unsicher ist, sondern das Auslegen der Beweise.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oder etwas wissenschaftlicher formuliert:

Eine Wissenschaft setzt sich zusammen aus Sätzen, welche widerum aus definierten, konstanten, allgemeingültigen Begriffen zusammensetzt sind. Die Verbindung dieser Sätze (Teile) setzen sich dann zur Wissenschaft (dem Ganzen) zusammen. Ziel einer Wissenschaftstheorie ist das Erklären einer menschlichen Tätigkeit oder von einem Bestandteil der Wirklichkeit. Wirklichkeit will von den Menschen nicht nur gemeistert, sondern vor allem begriffen werden. Die empirische Methode soll sich stets historisch-kritisch entwickeln um zu vermeiden, dass einerseits der Geschichtsschreibung nicht wissenschaftlich betrachtet wird und andererseits, dass versucht wird Grundsätze (die keine Urteile über die Wirklichkeit darstellen) an die Wirklichkeit anzupassen.

Während die Naturwissenschaft die psycho-physischen Teile der Menschennatur betrachtet, betrachtet die Geisteswissenschaft die gesellschaftlich-geschichtliche Wirklichkeit und versucht diese zu erklären/analysieren/begreifen.

Nach Bollnow sind Geisteswissenschaftler gegenüber Naturwissenschafltern unsicher, weil sie ihre Wissenschaftlichkeit nicht begründen können. Er geht davon aus, dass es schwer bis unmöglich ist einen Text genau so zu verstehen, wie ihn der Verfasser selbst verstanden hat. Deshalb muss ein Leser einen Text immer interpretieren. Die Geisteswissenschaft, die jeweils die Texte anderer Geisteswissenschaftler auf ihre Art liest und deutet, führt durch die Deutung die jeweilgen Texte weiter. Dies ist nach Bollnow aber keine methodische Schwierigkeit, sondern Ausdruck der Überzeugungen von Geisteswissenschaft, dass das Geistige unerschöpflich sei. Aufgrund dieser Überlegungen widmet sich Bollnow nun der Frage nach der Objektivität der Geisteswissenschaften. Weder kann die Geisteswissenschaft Allgemeingültigkeit wie die Naturwissenschaften (Naturgesetzte) für sich erreichen, noch ist sie subjektiv willkürlich. Die Tatsache, dass sowohl der Interpret (Wissenschaftler) als auch der zu untersuchende Gegenstand Teil des Ganzen sind sei nach Misch, auf den sich Bollnow hier bezieht, eine Form von Objektivität der Geisteswissenschaften. Daraus ergeben sich nach Bollonow Probleme:

Alles was ist sollte nach wissenschaftlichem Verständnis erst empirisch beschrieben werden, bevor es theoretisch analysiert wird. (=Tatsachenbeschreibung vor Theoriebildung), was aber ist Beschreibung?

Beschreibungen sind ihrem Wesen nach genau und dienen dem Zweck, dem Gegenüber eine "ihm fehlende Vorstellung" (Seite 2) Beschreibungen arbeiten die in dem zu Beschreibenden innewohnende Ordnung heraus.

Um nun wissenschaftlich arbeiten zu können müssen die Beschreibungen durch die Schlüsse, die daraus gezogen werden verifiziert werden. Wissenschaftliche Diskussionen können deshalb nur dann entstehen, wenn die Beschreibungen strikt von den Schlüssen getrennt werden, und sind dann eine Auseinandersetzung mit den Beschreibungen zum Zwecke der Identifizierung in der Wirklichkeit durch verschiedene Herangehensweisen. Wenn Zweifel an dem Beschriebenen entsteht, dann muss das Beobachtete von einem anderen Wissenschaftler erneut beschrieben werden.

Es ist nun möglich davon auszugehen, dass es nicht nötig ist, dass jeder Wissenschaftler immer neu bereits beschriebenes neu beschreibt. Er kann sich auf andere Wissenschaftler vor ihm beziehen und das bereits erarbeitete hinnehmen und weiterführen. "Dabei ergibt sich aber die Gefahr, daß sich die Forschung zu weit von den in der Beschreibung vermittelten anschaulichen Gegebenheiten entfernt" (Seite 5)

Wie müssen Beschreibungen aufgebaut sein um wissenschaftliche, sich selbtkritisch prüfende Diskussionen zu ermöglichen?

Verhältnis Beobachtung/Beschreibung:

These: Zuerst wird etwas beobachtet, dann wird das Beobachtete beschrieben.

Antithese: Nicht alles was man beobachten kann, kann man beschreiben und nicht alles was man beschreiben kann kann man auch beobachten.

Synthese: Aufmerksame, filterfreie, detailierte, ergebnisoffene Beobachtung und unroutinierte, hingebungsvolle, sprachlich am Gegenstand orientierte Wiedergabe im Bewusstsein der schöpferischen, die Wirklichkeit hinter den unbewussten Vorraussetzungen sichtbarmachende, Leistung, die einer solchen Beschreibung innewohnt. Wissenschaft beginnt mit Gegenstandsbeschreibungen, muss diese Beschreibungen aber immer wieder wiederholen um ihre eigenen Ansätze zu überprüfen.

Wissenschaft und Beschreibungen stehen in wechselseitiger Abhängigkeit und immer neue, detailiertere Beschreibungen sind eine treibende Kraft einer selbstkritischen Wisschenschaft.

Siehe:

Bollnow - Das Verstehen
Dillthey Einleitung in die Geisteswissenschaften In: H.-M. Gerlach (Hrsg.): Chrestomathie zur Geschichte der neuesten und gegenwärtigen bürgerlichen Philosophie in 2 Bänden. Band 1.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Akrasia

Kein uninteressantes erkenntnistheoretisches Problem. Die Frage ist allerdings die, was ist ein "Beweis"? Wie würdest Du "Beweis" definieren wollen, also was hätte "Beweisfunktion"?

Das von Dir zitierte Buch läßt diese Frage auch offen und verweißt auf den Unterschied zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften, enthält sich aber der Definition eines allgemeingültigen "Beweisbegriffes".

M.

Definitionsversuch:

Bewiesen ist etwas erst, wenn aus logischen Gründen nur noch ein Schluss möglich, d.h. bei allen anderen Alternativen würde man sich in Widersprüche verstricken.
 
Wenn es für ein historisches Ereignis ausreichend Quellen, (Überreste, Inschriften, schriftliche Quellen oder womöglich Zeitzeugen, Überlebende gibt, lässt sich dieses Ereignis auch schlüssig beweisen. Erkenntnisse aus anderen Geistes-oder Naturwissenschaften oder historische Hilfswissenschaften können Auskünfte geben, wo schriftliche Quellen fehlen.

.....
Man kann aber immer behaupten, dass Quellen (Spuren) gelegt worden seien könnten, um zu täuschen.
Das ist eine Möglichkeit, die immer besteht.
Diese Möglichkeit lässt sich nie gänzlich ausschließen.
Das Einzige, was sich machen lässt, ist, eine Manipulation als unplausibel erscheinen zu lassen.
 
Definitionsversuch:

Bewiesen ist etwas erst, wenn aus logischen Gründen nur noch ein Schluss möglich, d.h. bei allen anderen Alternativen würde man sich in Widersprüche verstricken.

"Beweisbarkeit vergangener Ereignisse", so die Thread Überschrift.
Unter Beachtung Deiner Definition würden mich nun dazu Beispiele interessieren.
Vor allem würde mich auch interessieren, ob Du historische Vorgänge dabei im Auge hast wo man meint es wären welche, aber erfüllen entsprechen Deiner Definition nicht diesen Anspruch.
 
Definitionsversuch:

Bewiesen ist etwas erst, wenn aus logischen Gründen nur noch ein Schluss möglich, d.h. bei allen anderen Alternativen würde man sich in Widersprüche verstricken.

Diese Definition greift aber nicht. Denn es kann durchaus vorkommen, dass neue Quellen gefunden werden. Dies geschah zum Beispiel nach 1990 als die DDR Archive aufgingen und man die Verhörprotokolle der Geschwister Scholl fand. Diese galten bis dahin als verschollen. Es gibt da noch viele andere Beispiele.

Ich weiss nicht ob du die historische Methode kennst. Deshalb eine kurze Erläuterung. Bei dieser Methode versteht man ein kontrolliertes Verfahren zur Herstellung von historischem Wissen.

Der einfachheithalber verlinke ich da mal ein paar Seiten zur historisch kritischen Methode:

Historisch-kritische Methode ? Wikipedia

Exegetische Methodenlehren - LMU München

SEHEPUNKTE - Rezension von: Werkstatt des Historikers - Ausgabe 6 (2006), Nr. 7/8

Dann muss man sich auch klar machen, das Geschichte grundsätzlich gedeutet wird und das kein totales Bild der Vergangenheit gibt, da nicht alles überliefert wurde.

Man sollte sich folgende Fragen an eine Quelle stellen:

Wann und wo wurde sie aufgezeichnet?
Wie viel Zeit verging zwischen den tatsächlichen Geschehen und der Aufzeichnung?
Wer hat sie für wen aufgezeichnet?
Welche Perspektive und mit welcher Absicht wurde sie aufgezeichnet?
Wie sind die Zeugnisse beschaffen?

Dann kann man sich an die äussere und innere Quellenkritik machen, dabei werden folgende Fragen gestellt:

Äussere Kritik:

Wann ist der Text entstanden?
Entstehungsort?
Wer ist der Verfasser?
Wer ist der Adressat?
Gibt es noch Zusatzinformationen zur Entstehung?

Innere Kritik:

Wer spricht in der Quelle und mit welchen Motiven und Wertung?
Was konnte der Verfasser wissen?
Was will der Verfasser berichten?
Wie berichtet der Verfasser?
Werden Anspielungen gemacht?
Gibt es unbekannte Sachverhalte?

Wenn man diese Fragen analysiert hat, kann man mit der Interpretation beginnen. Dazu gehört natürlich auch, dass man sich unterschiedliche Quellen, Literatur etc. hinzuzieht. Das ganze immer wieder überprüft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann aber immer behaupten, dass Quellen (Spuren) gelegt worden seien könnten, um zu täuschen.
Das ist eine Möglichkeit, die immer besteht.
Diese Möglichkeit lässt sich nie gänzlich ausschließen.
Das Einzige, was sich machen lässt, ist, eine Manipulation als unplausibel erscheinen zu lassen.

Gefällscht wurde und wird immer wieder. Im Mittelalter gibt es klare Fälschungen, die aber genau so eine Quelle sein können und auch herbeigezogen werden müssen. Denn sie sagen ja auch einiges aus und wenn man diese Quellen eben nach der historisch kritischen Methode anschaut, dann sieht das auch schon wieder anders aus.
 
"Beweisbarkeit vergangener Ereignisse", so die Thread Überschrift.
Unter Beachtung Deiner Definition würden mich nun dazu Beispiele interessieren.
Vor allem würde mich auch interessieren, ob Du historische Vorgänge dabei im Auge hast wo man meint es wären welche, aber erfüllen entsprechen Deiner Definition nicht diesen Anspruch.
Es geht mir um die prinzipielle Beweisbarkeit vergangener Ereignisse.

Nehmen wir als Beispiel die Berliner Mauer und deren Fall.
Für die Leute, die dortigen Ereignisse aus nächster Nähe miterlebt haben, ist klar, dass die Berliner Mauer und deren Fall eine historische Tatsache ist. (Unter der Voraussetzung, dass die Berliner Mauer und deren Fall eine Tatsache ist.)

Für andere jedoch ist das keinesweg klar.
Die anderen sind auf Quellen oder Spuren angewiesen, die auf die Berliner Mauer und deren Fall hinweisen.
Das Problem bei Quellen oder Spuren ist jedoch, wie oben schon mal angemerkt, dass man nie vollkommen ausschließen kann, dass Quellen oder Spuren gelegt worden sind, um einen falschen Eindruck zu erwecken.
Die Unmöglichkeit des Ausschlusses einer Manipulation führt dazu, dass man sich in der Geschichtswissenschaft nur noch auf der Ebene der Plausibilität befindet,
d.h. unter der Voraussetzung, dass Spuren nicht manipuliert worden sind, erscheint es am Wahrscheinlichsten, dass dieses oder jenes Ereignis stattfand.
 
Es geht mir um die prinzipielle Beweisbarkeit vergangener Ereignisse.

Nehmen wir als Beispiel die Berliner Mauer und deren Fall.
Für die Leute, die dortigen Ereignisse aus nächster Nähe miterlebt haben, ist klar, dass die Berliner Mauer und deren Fall eine historische Tatsache ist. (Unter der Voraussetzung, dass die Berliner Mauer und deren Fall eine Tatsache ist.)

Für andere jedoch ist das keinesweg klar.
Die anderen sind auf Quellen oder Spuren angewiesen, die auf die Berliner Mauer und deren Fall hinweisen.
Das Problem bei Quellen oder Spuren ist jedoch, wie oben schon mal angemerkt, dass man nie vollkommen ausschließen kann, dass Quellen oder Spuren gelegt worden sind, um einen falschen Eindruck zu erwecken.
Die Unmöglichkeit des Ausschlusses einer Manipulation führt dazu, dass man sich in der Geschichtswissenschaft nur noch auf der Ebene der Plausibilität befindet,
d.h. unter der Voraussetzung, dass Spuren nicht manipuliert worden sind, erscheint es am Wahrscheinlichsten, dass dieses oder jenes Ereignis stattfand.

Dein Beispiel greift aber überhaupt nicht. Denn es gibt Fotos, Filmaufnahmen und unzählige Zeugen die dabei waren und die beide Staaten inkl. Mauer erlebt haben. Hier zu schreiben, auch wenn du das nur als Beispiel nimmst, die Mauer hat es so nicht gegeben und der Fall sei eine Manipulation ist nicht mal an den Haaren herbeigezogen, sondern viel schlimmer.

Vielleicht findest du ein besseres Beispiel für deine These. :winke:
 
Das Problem bei Quellen oder Spuren ist jedoch, wie oben schon mal angemerkt, dass man nie vollkommen ausschließen kann, dass Quellen oder Spuren gelegt worden sind, um einen falschen Eindruck zu erwecken.
Die Unmöglichkeit des Ausschlusses einer Manipulation führt dazu, dass man sich in der Geschichtswissenschaft nur noch auf der Ebene der Plausibilität befindet,

Wir befinden uns doch immer auf der Ebene der Plausibilität.
Kannst Du beweisen, dass irgend etwas, was Du für real hältst, auch real ist?
 
Wir befinden uns doch immer auf der Ebene der Plausibilität.
Kannst Du beweisen, dass irgend etwas, was Du für real hältst, auch real ist?

Sowas ähnliches wollte ich auch gerade schreiben. Deine Denkhaltung übersieht, dass Du selber jeden Tag 1000 mal Dinge als gegeben ansiehst und nicht für einen Trick etc. hälst.

Du gehst die Treppen aus dem 10 Stock herunter, weil jemand gesagt hat, dass der Aufprall nach einem Sprung schlecht für Deine Frisur ist. Du glaubst diesen Leuten, die Dich warnen. Warum eigentlich???

Eine Antwort findest Du bei Berger und Luckmann und ihrer Theorie zu gesellschaftlichen Konstruktion von Realität.

Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit: Eine Theorie der ... - Peter Ludwig Berger, Thomas Luckmann - Google Books

Und Du glaubst, dass es eine Demokratie gibt. Ist die Demokratie eigentlich weiblich oder männlich, oder wie sieht sie eigentlich aus. Sie ist ein Konstrukt, dem wir einen bestimmten Sinn zugeschrieben haben und es kollektiv ähnlich interpretieren.

Und die Liste ließe sich nahzu endlos verlängert und zielt darauf ab, dass wir ein kollektive Gedächtnis haben und in diesem kollektiven Gedächtnis werden konsensual historische oder aktuelle Ereignisse abgelegt.

Und diese "Konstruktion der Geschichte" ist ein "Puzzle", bei dem sich unterschiedliche Informationen ergänzen und bestimmte Interpretationen plausibler sind wie andere. Und dieses nehmen wir als akzeptierte Bestandteile für unser kollektives historisches Gedächtnis.
 
(1)
Und die Liste ließe sich nahzu endlos verlängert und zielt darauf ab, dass wir ein kollektive Gedächtnis haben und in diesem kollektiven Gedächtnis werden konsensual historische oder aktuelle Ereignisse abgelegt.
(2)
Und diese "Konstruktion der Geschichte" ist ein "Puzzle", bei dem sich unterschiedliche Informationen ergänzen und bestimmte Interpretationen plausibler sind wie andere. Und dieses nehmen wir als akzeptierte Bestandteile für unser kollektives historisches Gedächtnis.
zwar ist (1) etwas schwerer fassbar, aber das Puzzle (2) enthält eben neben vielen nur schriftlichen (die könnten ja erfunden sein) nun mal auch einige ganz irdisch reale unzweifelhafte Mosaiksteinchen (@Scorpio hat das wunderschöne Beispiel Pompeij / Herculaneum erwähnt) - sokann man sich, wenn man ein ganz skeptischer Hardliner ist, von Realitätsinsel zu Realitätsinsel im Meer der Überlieferungen hangeln und bekommt dabei ein recht übersichtliches Bild der realen vergangenen Geschehnisse. Und da nichts einfach so isoliert herumliegt (im Bild gesprochen: die Inseln schwimmen nicht) fügt sich noch viel mehr an Details hinzu.
 
Man kann aber immer behaupten, dass Quellen (Spuren) gelegt worden seien könnten, um zu täuschen.
Das ist eine Möglichkeit, die immer besteht.
Diese Möglichkeit lässt sich nie gänzlich ausschließen.
Das Einzige, was sich machen lässt, ist, eine Manipulation als unplausibel erscheinen zu lassen.
angenommen irgendjemand würde die Anwesenheit der antiken römischen Zivilisation nördlich der Alpen als Täuschung deklarieren wollen und würde dazu dein Argument (gelegte Quellen etc.) verwenden: wie wahrscheinlich ist, dass eine Geschichtsfälscherbande sämtliche römischen Villen nördlich der Alpen heimlich hingebaut hat? :winke:;)
 
Kannst Du beweisen, dass irgend etwas, was Du für real hältst, auch real ist?
probieren wir es doch umgekehrt:
irgendwer wird von der Missidee geritten, dass alles nur Täuschung sei (ja, klingt nach Descartes, aber unser irgendwer ist nicht so schlau wie Descartes, sondern wählt einen anderen Weg) und begibt sich, da ja nichts wirklich da ist sondern alles Täuschung ist, mit einer Axt ins Rathaus und enthauptet da den Bürgermeister. Prompt kommt die Polizei, das Gericht, und schwupps sitzt unser irgendjemend lebenslänglich in Sicherheitsverwahrung. Das ficht ihn, den Denker, nicht an, im Gegenteil, ihn amüsieren die vielen Täuschungen und Vorgaukelungen. Nach ein paar Tagen beschließt er, mal wieder in seine Lieblingspizzeria zu gehen - aber ach, es klappt nicht: die Tür geht nicht auf. Da hat er dann eine ganz elementare Entdeckung gemacht...
:D:D:D
(Frege erläuterte sowas mal am Exempel einer Ohrfeige, deren Existenz vielleicht zweifelhaft, deren Wirkung aber sehr real ist)
 
Es geht mir um die prinzipielle Beweisbarkeit vergangener Ereignisse.

Nehmen wir als Beispiel die Berliner Mauer und deren Fall.
Für die Leute, die dortigen Ereignisse aus nächster Nähe miterlebt haben, ist klar, dass die Berliner Mauer und deren Fall eine historische Tatsache ist. (Unter der Voraussetzung, dass die Berliner Mauer und deren Fall eine Tatsache ist.)

Für andere jedoch ist das keinesweg klar.
Die anderen sind auf Quellen oder Spuren angewiesen, die auf die Berliner Mauer und deren Fall hinweisen.
Das Problem bei Quellen oder Spuren ist jedoch, wie oben schon mal angemerkt, dass man nie vollkommen ausschließen kann, dass Quellen oder Spuren gelegt worden sind, um einen falschen Eindruck zu erwecken.
Die Unmöglichkeit des Ausschlusses einer Manipulation führt dazu, dass man sich in der Geschichtswissenschaft nur noch auf der Ebene der Plausibilität befindet,
d.h. unter der Voraussetzung, dass Spuren nicht manipuliert worden sind, erscheint es am Wahrscheinlichsten, dass dieses oder jenes Ereignis stattfand.

Also ich tät mal sagen, dass die Mauer vorher da war und jetzt verschwunden ist.
Freilich könnt ich jetzt meinen einer Sinnestäuschung aufgesessen zu sein.
Ich könnt auch bezweifeln, dass heute morgen die Sonne aufging, ja ich könnt sogar annehmen die Sonne selbst sei das Produkt meiner Einbildung.
Es wäre mir ganz unmöglich das Gegenteil zu beweisen.
Sepiola beschreibt das kurz und schön:
Wir befinden uns doch immer auf der Ebene der Plausibilität.
Kannst Du beweisen, dass irgend etwas, was Du für real hältst, auch real ist?
Und der olle Goethe sagt: "Wär nicht das Auge sonnenhaft, Die Sonne könnt es nie erblicken"
Und könnte man nicht Vergangenes verstehen, wie sollte man dann die Gegenwart erkennen?
Wenn ich mir aber vorstellte es wäre per se nicht möglich dies zu entwirren,
was wäre diese Vorstellung?
Na, jedenfalls nicht plausibel..:D
 
Zurück
Oben