Bewertung der Locarno Verträge

maat

Neues Mitglied
Hey,

ich habe doch noch eine Frage bezüglich der Bewertung der Verträge von Locarno.

Im Großen und Ganzen finde ich, dass die Verträge mehr positive Aspekte aufweisen.

Einerseits trugen sie temporär zur Friedenssicherung in Europa bei, das diplomatische Klimat verbesserte sich, Deutschland durchbrach die internationale Isolation, die deutsch-französischen Verhältnisse verbesserten sich, Deutschland wurde in den Völkerbund aufgenommen, es erfolgte allmähliche Entmilitarisierung der besetzten Gebiete.

Allerdings ließ sich Deutschland die Möglichkeit offen, die Ostgrenzen zu verletzen (vielleicht nur um die rechten Gruppierungen zu besänftigen). Durch die Akzeptanz der Westgrenzen und somit den Verzicht auf die verlorenen Territorien wurden Rechtsradikale empört, durch einen Vertrag mit dem "kapitalistischem Westen" die Linksradikalen.
Außerdem wurde ja noch dieser Freundschaftsvertrag mit der UdSSR geschlossen.

Gibt es vielleicht langfristigere negative Folgen, die durch diese Verträge hervorgerufen wurden? Wie werden die Verträge denn allgemein im historischen Kotext bewertet?

Vielen Dank im Voraus!
 
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Danke, aber diese Links beinhalten leider nicht mehr Informationen, als ich schon habe. Und zu einer wirklichen Bewertung kommt es auch nicht...
 
Die langfristigen negativen Folgen hast Du bereits selbst genannt: das Erstarken der extremen Parteien (insbesondere rechts außen), denen Locarno Argumentations- und Agitationsmaterial lieferte.
 
Gab es denn keine weiteren langfristigen Folgen?

Mir ist besonders wichtig, wie die Verträge generell bewertet werden.
Es gibt hier nur so viele Vorteile, allerdings auch gravierende Folgen.

Also kann man die Verträge von Locarno nicht einseitig (positiv oder negativ) bewerten?
 
Die langfristigen negativen Folgen hast Du bereits selbst genannt: das Erstarken der extremen Parteien (insbesondere rechts außen), denen Locarno Argumentations- und Agitationsmaterial lieferte.

Was man allerdings von den nachfolgenden Reichstagswahlen 1928 nicht gerade behaupten kann, weder links noch rechts.
Reichstagswahl ? Wikipedia

Die DNVP zog sich allerdings anläßlich Locarno aus der Regierung zurück, Luther blieb allerdings zunächst weiterhin Reichskanzler einer bürgerlichen Koalition. Bei den Wahlen 1930ff. ging es wieder eher um die "Klassiker" Versailles, dazu den für das (Wieder-)Erstarken der Rechten bedeutenden Young-Plan und Wirtschaftskrise.

Locarno brachte den Ausgleich mit dem Westen und die Anerkennung der Westgrenzen nach dem Ersten Weltkrieg, dazu die besonders von Großbritannien gewünschte und betriebene Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund (damit verknüpft).
 
Auf jeden Fall konnte er den 2. Weltkrieg nicht verhindern.

Bündnissystem : Völkerbund 1920, Locarnopakt 1925, Briand Kellogg Pakt 1928 ( Kriegsächtung von 63 der bestehenden 76 souveränen staaten)

Positiv: zu erwartende Auflösung der Millitärblöcke, Friedenssicherung durch politische und wirtschaftliche Vernetzung einer immer größeren zahl von Staaten

Negativ: Lähmung der unterschiedlichen Interessen der Partnerländer bei häufig vorhandenem zwang zur Einstimmigkeit,
Ökonomische Machtballung
 
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Sehr gut. Vielen Dank Euch, dass Ihr mit geholfen habt der Sache mehr oder weniger auf den Grund zu gehen!
 
Du bist aber leicht zufrieden zu stellen.

Nicht nur, dass auf den link von @pitbull nach vier Minuten die Antwort kommt... :devil:

... für die historische Bewertung "auf den Grund" reicht offenbar auch die deutsche Sichtweise. :D
 
Eigentlich bin ich nicht leicht zufrieden zu stellen, sonst hätte ich nicht ständig nachgehackt.

Dass auch noch mehr kommen wird, erwarte ich um diese Uhrzeit nicht, und morgen ist shcon der Vortrag.

Ich fühle mich einfach nur in der Annahme bestätigt, dass man den Vertrag weder als nur positiv oder negativ bezeichnen kann.

Die Folgen der Verträge habe ich soweit einigermaßen zusammen. Daraus kann ich meine persönliche Haltung zum Thema herleiten.

Deutsche Sichtweise würde bei mir eigentlich nicht so wirklich passen, aber das steht ja nicht wirklich zur Debatte ;)
 
Deutsche Sichtweise würde bei mir eigentlich nicht so wirklich passen, aber das steht ja nicht wirklich zur Debatte ;)

Das war aber ganz wertfrei bzgl. der Vertragsparteien, ich hätte auch germanozentrische Sichtweise schreiben können.

Viel Glück beim Vortrag! :winke:
 
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