Zumindest zeigen die Gerichtsakten, dass sie sich an die Ereignisse in Zusammenhang mit der eigenen Tätigkeit erinnerten. In welchen Zeiteinteilungen geplant oder gedacht wurde, wird komplizierter zu ermitteln sein. Zumal die Einteilung in Jahreszeiten sehr wohl mit Realitäten wie Aussaat und Ernte zu tun hat.
Und ich würde dem neuen Kleinen Mittelhochdeutschen Wörterbuch hinsichtlich des herbest/hervest zubilligen, dass mehr und gründlicher analysierte Quellen benutzt wurden als in Grimms Wörterbuch. (Lexers maßgebliches Handwörterbuch entstand erst später.)
Aber Lili hat natürlich recht, dass man in Deutchland immer den Dialekt berücksichtigen muss. Der Nachteil des Großteils der Mittelhochdeutschen Quellen ist ja, dass eine Hochsprache benutzt wurde. Natürlich belegen sie, welche Wörter es schon gab, aber die alltägliche Sprache war vielleicht konservativer.
Aber auch Naqia liegt nicht ganz falsch: Die Einteilung des Jahres war nicht immer und zu allen Zwecken nur in 4 Jahreszeiten üblich.
Laut Grotefend, der ja ein Praxishandbuch ist, welches zudem als Sammlung des Wissens der deutschen Archivare und Historiker zum Thema gelten kann, sind mehrere Einteilungen zu unterscheiden:
1- Zweiteilung in Sommer und Winter (Dies und die oben erwähnten Belegschwierigkeiten begründeten wohl die veraltete Vermutung, dass Frühling und Herbst im Deutschen zunächst nicht benutzt wurden. Den Klammerinhalt habe ich im Kopf, und bin zu beschäftigt, ihn nachzuschlagen.) Hier gab es unterschiedliche Stichtage. Ich nenne mal die, die der Grotefend für Deutschland nennt:
a- Michaelis (29.Sept.) und Ostern
b- Martini (11.Nov.) und Walpurgis (1.Mai)
c- nur für die Niederlande (meint hier auch Westfalen und Niedersachsen): Matthei (21. Sept.) und Gertrud (17.März) (Für ältere Leute in Ostwestfalen kann ich bezeugen, dass Gertrud bei ihnen immer noch als Ende der kalten Jahreszeit gilt.)
Die Grenzen werden/wurden auch Wintertag und Sommertag genannt.
In Weistümern wird für die Zweiteilung verwendet:
im rise und im love; bi Stroh und bi grase, was natürlich dem jeweiligen Dialekt angepasst werden muss.
2-Dreiteilung nach den Gepflogenheiten der Landgerichte/des ungebotenen Things:
Mittwinter (25.12.), Ostern, Mittsommer (24. Juni) oder
Zwölften (6.1.), Ostern, Pfingsten
3-Vierteilung in Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Hierbei konnten die Zeiträume abweichen:
a- wie heute: Tag- und Nachtgleichen, 'ebennacht' genannt (21. März und 21. Sept.); Solstitien, 'sungichten' genannt, aber nicht einfach nach dem regelmäßigen Datum 21, aber auch ohne Rücksicht auf die Verschiebungen: 25. Dezember und 24. Juni.
b- Die genannten Termine wurden bisweilen auf die XII. Kalenden Januarii, Apr., Jul. und Oct. gelegt. (21. Dezember, 21. März, 20. Juni, 20. Sept.)
c- Verlegung auf die Quatembertage, also Mittwoch bis Samstag nach Invocavit (1. Fastensonntag), Ostern, Pfingsten, Kreuzerhöhung (14. Sept.) und Lucie (13. Dez.)