Blitzkrieg und Besatzungspolitik

N

Nico

Gast
Hallo Leute,

ich hatte im Geschi Unterricht ein Referat über die Blitzkriege gehalten, also Polenfeldzug bis zum Scheitern vor Moskau.
Das Referat war echt gelungen, nur haben wir eine Geschi Lehrerin, die doch recht seltsam ist.
Das Problem ist, sie sagt, ich hätte die Besatzungspolitik in Polen vergessen. Ich habe gesagt, dass gehört doch garnicht zum Blitzkrieg dazu, weil es keine Auswirkungen auf das militärische Vorrücken hat.
Nun wollt ich mal eine andere Meinung einholen. Meint ihr das gehört wirklich zu dem Thema Blitzkriege? Wenn man jedes Land im Detail angeguckt hätte, dann hätte der Vortrag viel zu lange gedauert, desswegen war es meine Aufgabe nur einen Überblick zu geben.
Wenn das nicht dazu gehört, wie könnte ich sie denn dann davon überzeugen?
Das wär echt wichtig, weil die will mir dafür mal locker um die 1 1/2 Noten für das Referat abziehen.
 
@Nico, das Problem ist, dass du dich offenbar auf rein militärische Aspekte gestürzt hast. Das mögen manche spannend finden, andere langweilst du damit. Wenn du nicht gerade einen strammen Reserveoffizier als Geschichtslehrer hast, kommt das nicht so gut an. Du hast dich zu sehr im Thema eingeschränkt, anstatt eine Abfolge von Schlachten und Frontverläufen zu schildern, hättest du das breiter anlegen sollen und dann Polen oder ein anderes Land in den Fokus setzen. So sehe ich das.
 
Erstmal Danke für die schnelle Antwort.
Ich hatte auch ein Land näher beschrieben, nämlich Frankreich.
Es ist auch nicht so, dass ich nur das militärische Vorgehen beschrieben habe, die Politik hatte auch eine größere Rolle gespielt, nur war Polen jetzt nicht der Mittelpunkt, was sich meine Lehrerin offenbar gewünscht hatte.
Nur ist die Frage dann, ob das gerecht ist, dafür soviel von der Note abzuziehen, obwohl sie vorher gar nicht darauf hingewiesen hat, dass Polen genauer betrachtet werden soll?
 
Ich gehe auch einmal davon aus, daß deine Geschichtslehrerin nicht die Militärhistorie meinte, wie sie an Militärakademien gelehrt wird, sondern schlicht und einfach einen Bildungsauftrag hat, der euch zu mündigen politisch interessierten Staatsbürgern heranziehen soll. Und dazu gehören im Besonderen eben auch die besonders dunklen Schattenseiten des nationalsozialistischen Regimes.
 
Ja ihr habt natürlich recht, aber als Fragepunkt für den Vortrag hatte sie genannt, wie gelang es so viel Gebiet in der kurzen Zeit zu erobern.
Das man etwas über die Konzentrationslager in Polen hätte sagen können ist ja total in Ordnung, aber wie hätte ich ahnen sollen, dass sie mit dem Thema Blitzkriege, im Speziellen die Besatzungspolitik in Polen meint? Ich finde es unfair, mir dafür jetzt soviel von der Referatsnote abzuziehen, da die Besatzungspolitik ja nur indirekt etwas mit den Blitzkriegen zu tun hat.
 
Erstmal Danke für die schnelle Antwort.
Ich hatte auch ein Land näher beschrieben, nämlich Frankreich.
Es ist auch nicht so, dass ich nur das militärische Vorgehen beschrieben habe, die Politik hatte auch eine größere Rolle gespielt, nur war Polen jetzt nicht der Mittelpunkt, was sich meine Lehrerin offenbar gewünscht hatte.
Nur ist die Frage dann, ob das gerecht ist, dafür soviel von der Note abzuziehen, obwohl sie vorher gar nicht darauf hingewiesen hat, dass Polen genauer betrachtet werden soll?


Dann schilder doch noch die Besatzungspolitik in Polen, vergleiche sie mit Deinen Frankreich-Ausführungen darüber, und Du machst die 2 Noten wieder gut.

Wenn du ums "verrecken" militärisch weiter machen willst, denn vergleich doch mal den Umgang mit russischen und mit westalliierten Gefangenen.
 
Ja ihr habt natürlich recht, aber als Fragepunkt für den Vortrag hatte sie genannt, wie gelang es so viel Gebiet in der kurzen Zeit zu erobern.
Das man etwas über die Konzentrationslager in Polen hätte sagen können ist ja total in Ordnung, aber wie hätte ich ahnen sollen, dass sie mit dem Thema Blitzkriege, im Speziellen die Besatzungspolitik in Polen meint? Ich finde es unfair, mir dafür jetzt soviel von der Referatsnote abzuziehen, da die Besatzungspolitik ja nur indirekt etwas mit den Blitzkriegen zu tun hat.

Bei der Besatzungspolitik geht es nicht nur um die Konzentrationslager. Hier hättest du was über den Aufbau der Militärverwaltung, die Einsatzgruppen usw. was sagen können.

Dann wie wurde das Generalgouvernement aufgebaut.

usw. usw.

Die Besatzungspolitik hat meiner Ansicht nach viel mit dem Blitzkrieg zu tun. Hier hättest du was über die Planung sagen können, wurde der Blitzkrieg und der Aufbau einer Miltiärverwaltung gleichzeitig geplant oder war die Verwaltung Zufall/Schnellschuss
 
Ja ihr habt natürlich recht, aber als Fragepunkt für den Vortrag hatte sie genannt, wie gelang es so viel Gebiet in der kurzen Zeit zu erobern.

Wenn dies die Fragestellung war, dann gehört doch die Besatzungspolitik wie beispielsweise die Einrichtung einer Militär- und später der Zivilverwaltung, Vertreibung der polnischen Bevölkerung, die polnische Exilregierung, der polnische Widerstand und natürlich das grauenhafte System der Konzentrationslager m.E. nicht zum Thema. Ich kann nämlich nicht erkennen, weshalb dies eine Vorausetzung für den schnellen, überwältigenden militärischen Erfolg der Wehrmacht in Polen war. Das gehört doch wohl eher zum Thema Folgen der militärischen Niederlage Polens.


Ursachen für den schnellen Verlauf des Feldzuges gegen Polen waren, das die deutsche Wehrmacht es sehr erfolgreich verstanden hat, ihren höheren Grad der Motorisierung auszunutzen. Beispielhaft sei hier das überaus wirksame Zusammenspiel von Panzern und Flugzeugen genannt. Des Weiteren darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass die deutsche Ausbildung, insbesondere die Generalstabsausbildung sich auf einen sehr hohen Stand befand, was man von der polnischen nicht behaupten kann.
 
Ich hatte auch ein Land näher beschrieben, nämlich Frankreich.

Wie ausführlich hast Du die Besatzungspolitik gegenüber Frankreich beschrieben? Hast Du in dem Zusammenhang etwaige Unterschiede zu anderen Ländern erwähnt und begründet, warum Du Frankreich ausgewählt hast?

Ja ihr habt natürlich recht, aber als Fragepunkt für den Vortrag hatte sie genannt, wie gelang es so viel Gebiet in der kurzen Zeit zu erobern.
Wenn das die Fragestellung war und es insbesondere ausdrücklich erobern hieß, dann solltest Du deine Argumentation darauf stützen. Hast Du es schriftlich? Dann frag deine Lehrerin, welcher Teil deines Vortrages in Anbetracht dieser Fragestellung gekürzt hätte werden können um Platz für die Besatzungspolitik in Polen zu gewinnen.
 
Wenn die Fragestellung tatsächlich so war, wie beschrieben, dann hast Du Dir nichts vorzuwerfen. Nicht Du hast das Thema verfehlt, es war offensichtlich falsch gestellt.

Ich hatte mal ein ähnliches Erlebnis im Studium:
Der Dozent, übrigens tatsächlich ein strammer Reserveoffizier, gab mir ein Referat zum Thema "Kriegstechnische Neuerungen des ersten Weltkriegs"
Das hielt ich ihm denn auch (U-Boote, Militärluftfahrt, Maschinengewehr usw...) und er war nicht zufrieden. Er hätte den Schwerpunkt auf dem Umstand haben wollen, was diese Neuerungen für den Menschen, den einzelen Soldaten bedeuteten. Die konkreten Neuerungen selber hätten gar nicht erwähnt zu werden brauchen (sic!), das Referat hätte sich allein damit befassen sollen, wie menschenverachtend und unpersönlich der Krieg geworden war. (Stichwort: "Menschenmaterial" - habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass der Begriff "Schülermaterial" im Lehramt ganz offiziell und ernsthaft verwendet wird? Nein, es geht nicht um Arbeitsmaterial, mit dem die Schüler arbeiten sollen, es bezeichnet tatsächlich die Gesamtheit der Schüler, mit denen ein Lehrer im Rahmen einer Unterrichtseinheit planen muss. :D) Lediglich auf den Einsatz von Gas von deutscher Seite(!) hätte gezielt besonders kritisch eingegangen werden sollen. (Wie wir wissen, waren die Deutschen die einzigen, die im ersten Weltkrieg Chemiewaffen einsetzten...)

Die überwältigende Mehrheit der deutschen Geschichtslehrer und -professoren kann aber nicht anders, frag mich bitte nicht warum.
Die tatsächliche Militärgeschichte hat weder im LA-Studium noch im Unterricht etwas zu suchen, selbst wenn das Thema eigentlich so gestellt ist, dass kaum ein anderer Schluss möglich ist. Gewünscht ist, speziell in der Zeit seit 1900 und ganz speziell wenn Deutschland betroffen ist, eigentlich immer ein kritischer ethisch- moralischer Ansatz.
Einfach für die Zukunft merken und im Wiederholungsfalle ganz deutlich und energisch nachfragen.
 
@Panzerreiter: Wenn die Fragestellung tatsächlich so war, wie beschrieben, dann hast Du Dir nichts vorzuwerfen. Nicht Du hast das Thema verfehlt, es war offensichtlich falsch gestellt.

Ich persönlich tippe ja eher darauf, dass der Fragesteller im Rahmen 2. Weltkrieg das Thema mehr oder weniger frei gestalten konnte und etwas zu sehr sein Steckenpferd ausgelebt hat.
 
Gast:
Ja ihr habt natürlich recht, aber als Fragepunkt für den Vortrag hatte sie genannt, wie gelang es so viel Gebiet in der kurzen Zeit zu erobern.
Wenn ich davon ausgehe, dass das so stimmt, und ich habe derzeit wenig Anlass, daran zu zweifeln, dann ist die Fragestellung tatsächlich bemerkenswert präzise auf die Eroberung fokussiert und nicht auf die Besatzung. Den Unterschied auf einen einzigen Buchstaben reduziert (was möglicherweise auch der Kernpunkt des Missverständnisses gewesen sein könnte): Besetzung gegen Besatzung.

Es ist an sich die Aufgabe des Lehrers, eine Aufgabe so präzise zu formulieren, dass sie nur schwer bis gar nicht missverstanden werden kann, zumindest, solange er selbst gewisse Erwartungen hat, die er erfüllt sehen möchte. Wenn das Thema tatsächlich frei hätte gestaltet werden können, dann müsste man sich auch nach der Gestaltung des Schülers richten, ohne wenn und aber.
Ich tippe daher eben, wie beschrieben, auf eine gewisse symptomatische Pseudofreiheit, über deren Existenz an der Schule man als Schüler einfach informiert sein sollte. Solange man das weiß, kann man ja damit planen.

Möglich wäre natürlich, das ist richtig, dass unseren Gast seine Erinnerung etwas trügt und die tatsächliche Fragestellung der Lehrerin etwas anders nuanciert war. Das ist aber nur eine Möglichkeit und davon von vornherein auszugehen, täte unserem Gast eben unter Umständen Unrecht. Allerdings, und da muss ich BB natürlich zustimmen, möglich wäre es natürlich und der geschätzte Gast sollte noch mal präzise nachdenken oder nachschauen, wie das Thema nun exakt gestellt war.

Grundsätzlich ist auch anzumerken, dass ich das Referat ja nicht miterlebt habe und daher nichts dazu sagen kann, ob womöglich einige Punkte unausgewogen vertieft wurden oder der Inhalt nicht ausreichend didaktisch aufbereitet war. Auch hier hat BB evetuell schon Recht. Vielleicht war das Referat selbst etwas zu sehr zu einer strategischen Lehrstunde geworden, die an den Zuhöreren konzeptionell vorbei gehen musste. All das würde einen signifikanten Punktabzug schon rechtfertigen. Es bleibt aber derzeit, nach den Äußerungen des Fragestellers, hauptsächlich so, dass die generelle thematische Ausrichtung des Referats nicht den Wünschen der Lehrkraft entsprochen zu haben scheint. Und da muss ich, wiederum unter der Prämisse, dass die Aussagen des Fragestellers zutreffen, der Lehrkraft derzeit die Hauptschuld geben. Die oben zitierte Frage war in dieser Form durchaus präzise und drängte eine thematische Fokussierung auf den Blitzkrieg auf.
 
Wenn ich davon ausgehe, dass das so stimmt, und ich habe derzeit wenig Anlass, daran zu zweifeln, dann ist die Fragestellung tatsächlich bemerkenswert präzise auf die Eroberung fokussiert und nicht auf die Besatzung. Den Unterschied auf einen einzigen Buchstaben reduziert (was möglicherweise auch der Kernpunkt des Missverständnisses gewesen sein könnte): Besetzung gegen Besatzung.

Man könnte aber durchaus eine Verbindung sehen, in der Fragestellung:
Wieso/Warum eigentlich Blitzkrieg?

Zum einen kann das auf die politische Konstellation überleiten (bei Polen das rasche Verschieben der Wehrmacht zur schwach gedeckten Westfront; bei Frankreich 1940 die fehlende Substanz für den weiteren Sitzkrieg, die Problematik des weiteren russischen Verhaltens), aber man kann das auch ökonomisch=rüstungswirtschaftlich betrachten: das Deutsche Reich war 1939 nicht in der Lage, einen längeren Krieg durchzuhalten, und rettete sich jeweils in mit den Eroberungskriegen über die Monate. Erst der Frankreichfeldzug löste beispielsweise die rumänischen Verzögerungen der Öllieferungen.
 
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