Allein die Entwicklung einer eigenen Schrift anstelle der Übernahme und Anpassung einer fremden stellt schon eine große Leistung dar. Europa hat das nicht zu bieten: Sowohl die Griechische Schrift, als auch die lateinische und kyrillische wie auch die Runen stellen nur Weiterentwicklungen dar.
Historisch waren mangelnde Sicherheit und übertrieben viele, übertrieben hohe oder willkürliche Zölle das größte Handelsrisiko. Ursprünglich waren die Mongolen dabei besonders gefürchtet. Schon unter Dschingis Khan kam es zu gewaltigen Verbesserungen und unter seinen Nachfolgern war es wohl der sicherste Ort für Fernhändler. Es wurde auch nicht nur mit Luxuswaren gehandelt. Ostasien hatte etwa einen Mangel an Leinen. Die Polos handelten mit Edelsteinen, die sie in Ballen westfälischen Leinens als glaubwürdiger Fracht verstecken konnten. In vielen Gegenden mit Sandböden, auch außerhalb Westfalens, waren Leinen (und Wolle) das, was auch Landwirte gegen Geld verkauen konnten.Und das hatte durchaus großen Einfluss.
Die mongolischen Gesetze hatten Jahrhunderte lang eine Wirkung wie der Code Napoleon in Europa und den westlichen Ländern. Auch das ist immateriell, aber genauso hoch zu bewerten wie große Kunstsammlungen und bedeutende Bauten. Aber auch da gibt es einiges zu nennen, wozu aber schon Beispiele genannt wurden.
Das könnte fortgesetzt werden, aber wichtiger ist, dass es überall, wo Menschen leben, zivilisatorische Leistungen gibt. Die gegenteilige Auffassung wurde im 20. Jahrhundert überwunden. Es gibt keine menschliche Gesellschaft ohne eine Ordnung, ohne Kultur und ohne Kunst. Die Rede von barbarischen, primitiven, kultur- und geschichtslosen Völkern sollte der Vergangenheit angehören. Die Frage muss lauten, welche Besonderheiten, welche Errungenschaften eine Gesellschaft hervorgebracht hat, nicht ob sie Leistungen hervorgebracht hat und übrigens auch nicht, warum sie es nicht tat.
Natürlich haben die älteren Ansichten noch heute negative Auswirkungen: Ethnien sehen sich kulturell marginalisiert oder halten an ihrer vermeintlich einzigen Errungenschaft in teils absurder Weise fest. Solche Auswirkungen von Dünkeln und Vorurteilen sind bis heute auch in Deutschland wirksam. Es gibt immer noch Sprecher von Dialekten, die sich ihrer Fähigkeit schämen, weil es ihnen in der Schule eingebläut wurde. Karneval und Schützenfeste gelten, obwohl längst als Weltkulturerbe anerkannt, vielen Leuten als zügellose Alkoholisierung der unteren Schichten. Ich rede nicht davon, dass einzelne eine Tradition aufgrund eines Affekts nicht mögen. Ich rede davon, dass Scheinargumente genannt werden, um Traditionen als eigentlicher Kultur entgegenstehend zu disqualifizieren. Jemand kann aus Gründen der Hygiene und des Brandschutzes ablehnen, dass "Rapper um brennende Mülltonnen tanzen", aber selbst, wenn das so wahr wäre, bliebe jene Musikrichtung, so gräßlich sie sich für mich auch zumeist anhört, eine kulturelle Errungenschaft. Ich mag ja auch nicht jeden Komponisten der Klassik, ohne da gleich alle Kultur abzusprechen. Die Kritik von Inhalten, die Gewalt verherrlichen, steht auf einem anderen Blatt und steht ja auch nicht gegen die Kunstform.