Bögen der Antike

Dieses Thema im Forum "Sonstiges im Altertum" wurde erstellt von SergejKorolev, 9. August 2008.

  1. Grüße!


    Ich möchte hier gerne mal eine Anführung aller typen von Bögen machen, die in der Antike verwendet wurden, die unglaubliche vielfalt aufzeigen, und gerne mit euch einen Vergleich zwischen den einzelnen antiken Bögen und den heutigen Sportbögen vergleichen.

    Dieses Thema wurde bereits in den Threads
    hier:
    http://www.geschichtsforum.de/f34/pfeil-und-bogen-den-antiken-auseinandersetzungen-21888/
    hier
    http://www.geschichtsforum.de/f77/berittene-bogensch-tzen-21459/
    und hier
    http://www.geschichtsforum.de/f43/englische-langbogen-2892/

    zum Teil behandelt.

    Ich möchte aber trotzdem hier explizit die einzelnen Typen anführen, und bitte daher darum, es nicht mit einem anderen Thread "zusammenzuschmeissen".
     
  2. Bögen der Agypter und Assyrer

    Ägyptischer Kompositbogen

    Die Komposittechnologie haben die Ägypter von den Hyksos übernommen. In ihren Ländereien war das Rohmaterial für Bögen begrenzt, so dass sie auf diese Technologie umsteigen mussten.

    Der ägyptische Kompositbogen wurde aus Holz, Horn und Tiersehnen hergestellt. Optisch ähnelte er den Langbögen die in W-Europa üblich waren, war denen aber leistungsmäßig leicht überlegen.

    Assyrischer Kompositbogen

    Die Bögen der Assyrer waren, wie auch die Ägyptischen, Kompositbögen, waren aber Kürzer.

    Von der Form her besaßen die assyrischen Bögen bereits einen nach vorn geschwungenen Wurfarm, um die die Abschussgeschwindigkeit des Pfeiles zu erhöhen.


     

    Anhänge:

  3. balticbirdy

    balticbirdy Ehemaliges Mitglied

    Interessanter Thread, auch wenn ich nur mitlesen kann. Könntest du auch Daten (Zugkraft, Reichweite, Vor-und Nachteile) liefern?
     
  4. Die Bögen der Skythen

    Die Bögen der Skythen

    Vom Reitervolk der Skythen kamen die wohl bekanntesten Bögen der Antike. Die Skythenbögen waren Kompositbögen, aufgrund des beschränkten Baumaterials in der Steppe.

    Sie waren extrem kurz (bis zu 80cm?!), und hatten bereits die Formgebung, die typische heutige Bögen, die in den olympischen Spielen verwendet werden, auszeichnet: Die Wurfarme wurden nach vorne (in Schussrichtung) gebogen, um so die Geschwindigkeit des Pfeiles zu erhöhen. Das Resultat war eine ausserordentliche Durchschlagskraft.

    Bald verwendeten auch die umgebenden Völker der Skythen diese Bögen, so das bald auch Daker und Thraker diesen Bogen, als auch den speziellen Köcher, den gorytos, verwendeten, in dem der Bogen und die Pfeile verstaut werden konnten.

    Die Daker übernahmen von den Skythen auch die Truppengattung der berittenen Bogenschützen, genau wie die Geten.

    Die Thraker setzten den Bogen allerdings als Infanteriebogner ein. Sie waren weitaus verbreiteter als Steinschleudern, blieben aber dennoch in der Minderheit der leichten Infanterie. Zumeist wurden sie bei den nördlichen Stämmen eingesetzt (Serden, Triballer). In der Schlacht von Pydna kämpften thrakische Bogner seite an seite mit den berühmten Bogenschützen aus Kreta, und wurden für mit ihnen gleichwertig befunden.

    Auch bei den Griechen wurder der Bogen eingesetzt, allerdings in wesntlich geringerer Stückzahl als bei Thrakern oder Dakern. Sie werden aber oft in Antiken Darstellungen abgebildet, wo sie meistens als Amorbogen bekannt geworden sind.
     

    Anhänge:

  5. Vieles kannst du hier sehen:
    http://www.geschichtsforum.de/f34/pfeil-und-bogen-den-antiken-auseinandersetzungen-21888/

    Bzgl. Reichweite:

    In einer Inschrift in einem alten Griechischen Grab in Olbia, steht, das Anaxgoras, Sohn von Dimagoras, einen Pfeil 282 orgyiai (521,6m) weit geschossen haben soll. (Quelle: Osprey Publishing MAA 137 "The Scythians" von Dr. E V Cernenko)

    Vor- und Nachteile:

    Aus eigener Erfahrung kann ich nur den Skythenbogen mit einem bulgaro-magyarischen Bogen vergleichen:

    Der Skythenbogen ist, aufgrund seiner geringeren größe, schwieriger präzise zu schiessen. Er handhabt sich allerdings auch sehr angenehm.

    Der Ägypterbogen scheint, wenn ich ihn nach der Formgebung beurteile, einfacher zu schiessen zu sein, hat aber auch weniger Durchschlagskraft und einen schlechteren Wirkungsgrad.

    Beim Assyrer kann ich erstmals hier den Kommentar vom Bogenmacher, der sie herstellt, reitstellen:

    mEn besser als der Ägypter.
     
  6. Themistokles

    Themistokles Aktives Mitglied

    Aufgrund der fast dreieckigen Form des Agyptischen frage ich mich aber, ob der sehr haltbar war. Auf mich als Laien wirkt es so, als wirke knapp ober- und unterhalb des Bogens viel Kraft (gerade im Vergleich zu dem restlichen Arm).
    Auffällig beim griechischen Bogeneinsatz (auch an der von Dir gezeigten, schön bemalten Statue zu sehen) ist, dass mit dem Bogen gleich der Schütze "importiert wurde. Ein griechischer Bogenschütze war doch praktisch immer Kreter oder Skythe?!
     
  7. Nakharar

    Nakharar Neues Mitglied

    Interessanter Beitrag!
    Mich würden die Verbreitungsgebiete der antiken Bögen interessieren. Im westlichen Mittelmeerraum (Rom, Griechenland) dominierten ja eher andere Fernkampfwaffen, wie Wurfspeere (Peltasten oder Velites als "Leichte Infanterie") oder Schleudern, auch wenn kretische Bogenschützen begehrte Söldner waren. Wie sah es dort mit Bögen aus?
     
  8. decebal

    decebal Neues Mitglied

    ich frage mich was die kreter soviel besser machen konnten als die anderen griechischen bogenschützen.gibt es quellen die besagen dass die kreter beliebte söldner waren??

    @SK: daker und geten sind ein und dass selbe.wenn man unbedingt differenzieren möchte dann kann man die geten als teilstamm der daker betrachten die weiter östlich(donaumündung) als die anderen daker lebten
     
  9. deSilva

    deSilva Neues Mitglied

    Vielleicht sollte man auch was zu den Bogenmachern sagen!
    Sind Bogenschützen und Bogenmacher in der Antike häufig identisch? (So wie "Ötzi"?) Bekanntlich dauert es auch einige Zeit, bis man gut Bogenschießen lernt (das war wohl ein Argument für die Armbrüste).

    Steckt hier also irgendwo ein "Monopol"?
     
  10. balticbirdy

    balticbirdy Ehemaliges Mitglied

    Das ist m.E. noch nicht ausdiskutiert, @hyo hat gute Argumente dafür gebracht, dass sie vielleicht verwandt, aber nicht identisch waren.
    http://www.geschichtsforum.de/f34/daker-geten-4397/index4.html
     
  11. decebal

    decebal Neues Mitglied

    dass ist zwar offtopic(sry dass ich damit angefangen habe) aber ich vertrete hier die meinung des wissenschaftlichen mainstreams.
    zu den bögen der daker:hat man bögen im heutigen rumänien gefunden oder sind die bögen auf der trajansäule abgebildet.
    wie stehts eigentlich um die kelten benutzten diese auch bögen??
     
  12. Der ägyptische Bogen war nur deshalb haltbar, weil er eben aus Kompositmaterial bestand. Ein Holzbogen mit dieser Form würde sehr schnell brechen.

    Oder Thraker...aber stimmt. Auch wenn es auch Griechen gab, die mit dem Bogen schossen.

    Die Kreter haben mWn ebenfalls Kompositbögen verwendet. Allerdings ist mir nicht ganz klar welcher Typus (entweder Skythisch oder Assyrisch).

    Die Römer haben ebenfallls Kompositbögen (meistens Syrischen Typus) verwendet. Aber auch hier bestand das Gros aus Kretern.

    Bei den Kretern war das Bogenschießen eine Tradition, genauso wie bei den Skythen. Bei anderen Völkerschaften war die Tradition des Bogenschießens bei weitem nicht so ausgeprägt. Dafür waren es andere Waffen/Waffengattungen zB Thraker = gute Peltasten oder baleraische Steinschleuderer.

    Jein. Man kann es so sagen, das einen "Erfinder" gibt, und die anderen kaufen es entweder beim "Erfinder" selber oder kopieren es. So war es zB bei dem ägyptischen Bogen, den sie von den Hyksos übernommen hatten. Es dürfte zwischen Dakern, Thrakern und Skythen ganz ähnlich gewesen sein.

    Es ist eher selten das der Schütze selber seinen Bogen herstellt. Speziell Kompositbögen waren sehr aufwändig in der Herstellung.

    Ergo: Man kann es mit der heutigen Zeit mit den Kalashnikovs vergleichen: Sie wurde hauptsächlich in Russland gebaut und auch dort "Erfunden", und andere Staaten kaufen sie entweder direkt in Russland oder bauen sie in Lizenz oder kopieren sie, bzw. erstellen Derivate (hier kann man als Bogenbsp. den Hunnenbogen sehen).

    mWn wurden meistens Pfeilspitzen gefunden.

    Die Kelten waren eher Steinschleuderer und Speerwerfer, und Bögen waren eher rar gesäht. Wenn sie Bögen verwendet haben, dann entweder Holzbögen, oder das was die Umgebung benutzt hat.

    Ich habe hier ne Karte gemacht, um die Verbreitung der einzelnen Bogentypen zu veranschaulichen
     

    Anhänge:

    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 10. August 2008
  13. Themistokles

    Themistokles Aktives Mitglied

     
  14. Waren die Athener "marines" nicht Bogenschützen...aber es ist ziemlich sicher so, wie du schreibst.
     
  15. Mike Hammer

    Mike Hammer Neues Mitglied

    Ich habe selber ein paar Jahre Bogen geschossen und hatte damals auch Fachliteratur gekauft. In einem dieser Bücher stand drin, dass die Kreter Kompositbögen hatten.

    Ansonsten wurde ja schon geschrieben, dass sie von klein im Bogenschießen geübt waren und da die übrigen Griechen kaum leichte Truppen hatten, waren sie sehr als Söldner begehrt. Die Römer hatten sie später auch gerne als Bogenschützensöldner benommen.

    Solche Spezialisierungen sind nicht unüblich, Rhoder waren z.B. als gute Schleuderer begehrt in der hellenistischen Welt, die Römer beschäftigten sie auch gerne. Die Karthager nahmen gerne balearische Schleuderer als Söldner und Spezialisten in ihre Heere.

    Scheint wohl in der damaligen "Söldnerwelt" einige Spezialisierungen gegeben zu haben.
     
  16. Stimmt, man kann das aber noch im Mittelalter beobachten:

    Bulgaren: berittene Bogenschützen und Infanteriebogner

    Kumanen: berittene Bogenschützen

    Trapezunter = Infanteriebogner

    Serben: Bogenreiter + Schwere Kavallerie

    Byzantiner: Kataphrakte

    Russen: Vor allem Infanteristen

    Westeurpäer: Vor allem schwere Kavallerie

    usw.
     
  17. Mike Hammer

    Mike Hammer Neues Mitglied

    Hallo,
    nicht jedes dieser Völker hat aber Söldner für kriegsführende Mächte "geliefert".

    Anscheinend war für die Kreter, Balearen, Rhoder in der Antike (oder Schweizer im späteren Mittelalter), sowie für viele Nomadenvölker das Söldnertum eine wichtige Quelle zusätzliches Einkommen zu verdienen.

    War eben eine legitime Möglichkeit für junge Männer sich auszutoben, Abenteuer zu erleben und auch noch Geld und Beute zu verdienen.

    Deine o.a. Bilder finde ich sehr interessant, danke dafür :)
     
  18. Nakharar

    Nakharar Neues Mitglied

    Ein sehr detaillierter Bericht über berittene Bogenschütze-Söldner: Reiternomaden - berittene Bogenschtzen - Kimmerier Skythen
    Die ganze Seite ist äußert empfehlenswert und stellt die Geschichte der Söldner von den Anfängen bis zur Gegenwart dar, einziger Wehrmutstropfen ist, dass man bei vielen Artikeln nur die Einleitung lesen kann und dann bezahlen muss (10ct. pro Artikel).
     
  19. Die genannten waren alle Söldner (ausgenommen die Byzantiner).

    Danke für den Link...

    Ich lade mal ein paar Bilder antiker Bogenschützen hoch...
     

    Anhänge:

  20. Mike Hammer

    Mike Hammer Neues Mitglied

    Wusste ich nicht.

    Bulgaren: berittene Bogenschützen und Infanteriebogner

    => Wo waren die frühen Bulgaren Söldner ? Bei den Byzantinern ?


    Trapezunter = Infanteriebogner

    => Neee, das war doch nur eine ganz kleine Armee. Wo haben die denn als Söldner angeheuert ? Soweit ich weis, hatten die alle Hände voll zu tun ihre Unabhängigkeit zu bewahren.

    Serben: Bogenreiter + Schwere Kavallerie

    => Wenn ich es richtig im Kopf habe hat bei einer Gelegenheit oder Schlacht ein serbisches Kontigent von serbischen Reitern Byzanz geholfen.
    Ob das Söldner waren kann ich nicht sagen. Dachte, dass wären Hilfstruppen von irgendeinem serbischen Fürsten ?
     

Diese Seite empfehlen