Brotlaib-Idole

Brahmenauer

Mitglied
In "Deutschland in der Bronzezeit" von Ernst Probst und im "Atlas der Vorgeschichte" von v.Schnurbein wird etwas über Brotlaib-Idole gesagt, die in Gräbern gefunden werden. Über deren Funktion wird spekuliert - im "Atlas der Vorgeschichte" wird vielleicht die Funktion eines "Lieferscheines" aus dem Fernhandel vermutet.

Kann jemand etwas dazu sagen bzw. hat jemand darüber hinausgehende Argumente?

Herzlichen Dank für Eure Bemühungen.

Brahmenauer
 
Da gibte es einen Link, der sich relativ ausführlich mit der Sache auseinandersetzt:

NEUE BROTLAIBDOLE AUS TON DEM BECKEN DER UNTEREN DONAU


Die Funktion dieser Stücke ist bislang nicht geklärt worden, so daß die von L. Fasani vorgeschlagene Benennung als "geheimnisvolle Objekte" 40 auch weiterhin die Vorsichtigste bleibt. Trotzdem wurden zu ihrer Verwendung einige Hypothesen vorgeschlagen. D. Berciu spricht von Pintadere und glaubt, daß sie bei der Verzierung der Keramik benützt wurden41. G. Bándi ist der Meinung, daß ihr Verbreitungsgebiet mit dem postulierten Bernsteinweg zusammenhängt und die Stücke selbst, als Stempel des Bernsteines in dessen Handel benützt wurden, eine Art Standard der Qualität und der Quantität42. Cornaggia-Castiglioni betrachtet sie als Talismane und verbindet ihre Zeichen mit kosmogonischen Symbolen babylonischen Ursprungs43. In einem unlängst erschienenen Aufsatz, schlagen J. Fogel und J. Langer eine, auf mathematischer Analyse beruhende, eigenartige Deutung vor. Sie sind der Ansicht, daß die Tonplättchen eine numerische Interpretation gestatten und gelangen zur Vermutung, daß die Benützer dieser Stücke ein Zahlensystem auf der Basis 12 verwendet haben, wobei die Zahl 12 nicht als zufällig zu betrachten sei, vor allem dann nicht, wenn man in Betracht zieht, daß diese Zahl von einigen Zivilisationen, z. B. der babylonischen, eine magische Numer bedeutete und die Ordnung des Kosmos und der Perfektion versinnbildlichte. Ohne die Frage der Funktion der Stücke zu klären, neigen die beiden Autoren zur Deutung der Stücke als Talismane44. R. Ra�ajski, der die Benennung "Brotlaibidol" eingeführt hat, entscheidet sich nur scheinbar für eine rituelle Nutzung, denn die Benennung bezieht sich eigentlich streng auf die Morphologie der Stücke. Er schließt die Möglichkeit nicht aus, suggeriert sogar, daß identische Stücke, aus unterschiedlichen Kulturkreisen, eigentlich unterschiedliche Funktionen getragen haben. Er stützt seine Aufnahme auf die Beobachtung, daß die Stücke aus Italien und aus der Slowakei in Siedlungszusammenhängen gefunden wurden, während jene aus Jugoslawien, und Rumänien aus Gräberfeldern stammen45. G. Trnka entscheidet sich für eine rituelle Verwendung und scheidet dabei zwei durchlöcherte Stücke von Steinfurth und Windpassing, die als Anhänger betrachtet werden, aus. Er weist weiter darauf hin, daß die vermuteten Grabzusammenhänge für die Stücke von Banatska Palanka, Vr�ac-At und Prahovo nicht sicher sind46. Die vorausgesetzte unterschiedliche Funktion der Stücke aus dem Gebiet der Unteren Donau, die aus Grabzusammenhängen stammen sollen, kann nicht einwandfrei belegt werden. Die unlängst in Cârna-Rampă, Ghidici und Ostrovu Mare-Colonie geborgenen Stücke weisen darauf hin, daß die "Idole" nicht unbedingt als Bestandteile von Grabbeigaben betrachtet werden müssen. Eigentlich gibt es für keines der Stücke von Gârla Mare sichere Hinweise für eine Grabzugehörigkeit. Nicht einmal für die Tonplättchen aus Ostrovu Mare-Bivolării ist der Grabzusammenhang vollkommen gesichert, solange die Stücke unveröffentlicht bleiben. Für den angenommenen rituellen Charakter dieser Stücke liegen bislang keine klaren Hinweise für eine Provenienz aus klaren kultischen Verbänden vor. Auch wenn die Tontäfelchen aus Bivolării aus Gräber stammen würden, kann ihre Verbindung mit rituellen Praktiken nicht überzeugend argumentiert werden. Das Stück aus Franzhausen, Grab 205, lag an der linken Hüfte des Verstorbenen, wahrscheinlich in einem Beutel, neben einem banalen Stichel, ein Umstand der eher eine profane Benützung des Objektes befürwortet. Die zwei, von G. Trnka erwähnten und als Anhänger gedeuteten Stücke von Steinfurth und Windpassing, können auch als durchlöcherte und am Gürtel hängende Utensilien betrachtet werden. Auch die von G. Bándi angenommene Verbindung mit dem Bernsteinhandel ist nicht wahrscheinlich. Die meisten europäischen Bernsteinfunde konzentrieren sich in den oberen Becken des Rheins und der Donau, also dort wo die "Idole" sehr selten belegt sind. Letztere fehlen dagegen an den Läufen von Oder Elbe, entlang der vermutlichen Abzweigungen des Bernsteinweges. Aus dem Bereich der Gârla Mare-Kultur ist nur ein einziges Stück aus Bernstein bekannt47. Darüber hinaus, wurden nirgends Bernsteinstücke mit idol-ähnlichen Einstempelungen gefunden. Die unmittelbare Benützung als Stempel für die Verzierung der Keramik, muß aus zwei Gründen ausgeschlossen werden: ihre Verwendung zur Stempelung von Motiven auf der rohen Gefäßwand hätte zu hervorgehobenen und nicht zu eingetieften Motiven geführt und wegen ihrer Größe und Starrheit hätten sie die Gefäßwand nicht umhüllen können. Dabei kann allerdings ihre Rolle bei der Verzierung von bestimmten Keramiktypen, wie z. B. die von Ghidici48, Cârna-Rampă ( Taf. 1/7) oder Ostrovu Mare-Colonie49 nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Einen Hinweis dafür bietet, mit wenigen Ausnahmen, das gemeinsamen Vorkommen von Motiven auf Tontäfelchen und auf der Keramik der Gârla Mare-Kultur. Doch auch diese Hypothese ist wenig wahrscheinlich. Es ist nämlich schwierig die Anwesenheit der horizontalen, mit Furchenstich verzierten horizontalen Rillen, die anscheinend überhaupt keinen Nutzen hatten, zu erklären. Überdies gibt es, sowohl in der Slowakei als auch im Gebiet der Unteren Donau identische Stücke, doch fehlt in der Slowakei Keramik, die, mit solchen Motiven verziert wäre. Die Hypothese nach der manche der Motive der Idole, Abdrücke von Früchten darstellen würden, trägt auch nicht zur Lösung der Frage bei. So bleibt leider auch weiterhin, die Funktion dieser Stücke unbekannt.
 
Hallo zusammen!

Bin gerade über dieses Posting gestolpert, da mich die Bedeutung der Brotlaibidole ebenfalls brennend interessiert. Evtl. gibt es im Herbst Antworten - zumindest läßt der für September in Italien geplante internat. Kongress dies hoffen: TAVOLETTE ENIGMATICHE - CONGRESSO

Gruß,
Jörg
 
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