Bündnissystem Bismarcks

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Wurden die Einzelnen Bündnisse eigentlich gegenseitig abgelöst , also wurde z.B. aus dem Zweibund der Dreibund? Oder blieb der 1. auch bestehen?
Und wie stand eigentlich der Kaiser dazu?!
 
Deine Frage hat eigentlich einen realpolitischen Hintegrund. Die Bündnispolitik von Bismarck orientierte sich immer an dem Zwang, einen Ausgleich zwischen Österreich-Ungarn und Russalnd herzustellen, aufgrund des Interesses auf dem Balkan. Gleichzeitig brauchte das DR die Partnerschaft zu Ö-U, um überhaupt eine hegemoniale Position in Europa zu besitzen und auch die Partnerschaft zu Russland, um einem Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland zu entgehen.

In diesem Sinne ist die "Uneindeutigkeit" der Verträge vermutlich bewußt so von Bismarck "konstruiert" worden, um das nicht zu bewertende "Restrisiko" bei eventuellen Kriegen zu erhöhen.

Die "Uneindeutigkeit" hat vermutlich dazu beigetragen, die Konfrontation zwischen dem DR und insbesondere Russland zu reduzieren.
 
Wurden die Einzelnen Bündnisse eigentlich gegenseitig abgelöst , also wurde z.B. aus dem Zweibund der Dreibund? Oder blieb der 1. auch bestehen?
Und wie stand eigentlich der Kaiser dazu?!
Die beiden Verträge existierten parallel zueinander, Zweibund mit Spitze gegen Rußland und Dreibund mit Spitze gegen Frankreich.
Zumindest in Bezug auf den Zweibund nahm Wilhelm eine skeptische Position ein.
1. Weil Spitze gegen Rußland und nicht gegen Erzfeind Frankreich.
2. Mit Rußland durch familiäre Beziehungen und als preussicher Herrscher traditionell gute Beziehungen.
Zudem konnte Bismarck den Kaiser nur mit Rücktrittsdrohung "überzeugen" und im Vertrag wurde wohl auch auf Wilhelms Wunsch im Art.4 festgehalten
Zit"...,und haben aus diesem Grunde zu einer Mittheilung für jetzt keinen Anlaß; sollte sich aber diese Hoffnung wider Erwarten als eine irrthümliche erweisen, so würden die beiden hohen Contrahenten es als eine Pflicht der Loyalität erkennen, den Kaiser Alexander mindestens vertraulich darüber zu verständigen, daß sie einen Angriff auf einen von ihnen als gegen beide gerichtet betrachten müßten."
Hier wird auf ein von Wilhelm inizierte Zusammenkunft in Alexandrowo verwiesen bei der Wilhelm gewisse Zusagen gemacht hat die nachträglich im Konflikt mit dem Zweibundvertrag stehen. Inwieweit hier Wortbruch stattfand kann ich nicht sagen, wäre fein wenn jemand etwas zu dieser Zusammenkunft sagen könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bismarck und seine Bündnisse

Hallo. Ich habe da mal ne Frage. Und zwar, eigentlich habe ich das Thema rund um Bismarck ganz gut verstanden. Nun ist aber meine Frage,

Auf welche Mächte baute Bismarck, welche grenzte er aus? Und warum?

Und dann noch wie sah das Bündnissystem Bismarcks im Vergleich mit dem 1890 aus? Bzw. Was war am Bündnis 1890 anders als davor im Bündnissystem? Und warum?

Ich glaube, da war irgendwas mit Frankreich ausgrenzen und so? Oder sehe ich das falsch bzw. ist das anders?

Währe schön wenn ihr mir dies beantworten könntet.

Vielen Dank im Voraus!!!
 
Re...Bündnisse.

Also sehe ich das Richtig, wenn ich sage, das Bismark Österreich, Russland, Rumänien , Italien, England und Türkei vor 1890 in den verschiedenen Bündnissen bevorzugte also auf diese Mächte baute und nur Frankreich ausgrenzte oder gab es noch mehr, die er ausgrenzte?

Ab 1890 war es dann der Sogenannte Zweibund - Richtig?

Darin war ja Frankreich und Russland und Bismarck lehnte ja ein Bündnis mit den Briten ab. Nachher ein Dreibund England, Frankreich und Russland. Das Deutsche Reich mit Österreich-Ungarn und Italien als Bündniss.

Ist das soweit alles richtig???
 
Also sehe ich das Richtig, wenn ich sage, das Bismark Österreich, Russland, Rumänien , Italien, England und Türkei vor 1890 in den verschiedenen Bündnissen bevorzugte also auf diese Mächte baute und nur Frankreich ausgrenzte oder gab es noch mehr, die er ausgrenzte?

Ab 1890 war es dann der Sogenannte Zweibund - Richtig?

Darin war ja Frankreich und Russland und Bismarck lehnte ja ein Bündnis mit den Briten ab. Nachher ein Dreibund England, Frankreich und Russland. Das Deutsche Reich mit Österreich-Ungarn und Italien als Bündniss.

Ist das soweit alles richtig???


Ist noch ziemlich durcheinander, auch die Jahreszahl 1890 passt nicht. Einen knappen Überblick mit recht guten Schaubildern gibt´s hier: Bündnissystem Bismarcks ? Wikipedia
 
Hallo ihr lieben menschen da draußen :)<3
bitte.bitte.bitte. hilft mir so schnell wie möglich :*!
ich brauch unbedingt ne gute note im geschichtsunterricht sonst kom ich auf
die realschule :S!

In wiefern verändert sich das Bündnisssystem nach Bismarck Rücktritt (1892-1914)
 
Über das "vorher" mit Bezug zur Jahreszahl 1887 kann man schon ins Grübeln kommen ... ;)

Aber egal.

Parallel zu Rückversicherungsvertrag und zur Mittelmeerentente gab es eine interessante interne Entwicklung im Deutschen Kaiserreich: Der Wechsel der Planungen gegen Frankreich durch Waldersees Vabanqueplanung und Schwerpunktbildung (ähnlich Schlieffen 1905) als Präventivkriegsüberlegung 1886/87 sowie die "Winterkrise" 1887/88, erneut mit Präventivkriegsüberlegungen gegen den "Koloß auf tönernen Füßen" (Rußland) und dem "Kriegsrat" vom Dezember 1887.

Die internen militärischen Überlegungen stehen eigentlich diametral den (natürlich nur inoffiziellen) politischen Überlegungen gegenüber und zeigen, welches Sicherheitsniveau Bismarcks Bündnissystem überhaupt noch zugerechnet wurde - nämlich nahe Null. Bismarck schaffte es nochmals, die Generalität im Zaum zu halten, allerdings formal mit der Begründung mangelnder Kriegsbereitschaft und einem notwendig erforderlichen Zeitgewinn bis zum Losschlagen:

"Ich möchte eine Mitverantwortung für irgendwelches Hinausschieben des Zeitpunkts unserer höheren Kampfbereitschaft nicht zu tragen haben, wenn es gelingt, den Kriegsausbruch soweit hinauszuschieben, daß wir mit unserer Neubewaffnung hätten fertig sein können, wir es aber dann nicht sind, weil wir heute mit dem Beginn unserer Einrichtung dazu Zeit verloren hätten."
(Bismarck, Sylvestermemorandum 1887)

Als an der Legende des Sicherheitssystems in den 1890ern gekratzt wurde, und insbesondere die Frage des Rückversicherungsvertrages eine Rolle in verpaßten Gelegenheiten spielte, war sich der alte Mann nicht zu schade, seine Nachfolger mit Indiskretionen zu desavouieren. Offenbar war er nach seinem Ausscheiden aus der Verantwortung überzeugter von der Stabilität seiner politischen Bündnisse als in den Jahren vor dem Aussscheiden.:still:

Die Legenden über Bismarcks außenpolitisches Erbe und die Fehler der Nachfolger halten sich offenbar bis heute. :devil:
 
thanepower schrieb:
Gleichzeitig brauchte das DR die Partnerschaft zu Ö-U, um überhaupt eine hegemoniale Position in Europa zu besitzen und auch die Partnerschaft zu Russland, um einem Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland zu entgehen.


Eine nicht ganz unwesentliche Intention Bismarks in Sachen Zweibund dürfte aber gewesen sein, dass das Zarenreich, nach dem für Russland höchst unerfreulichen Berliner Kongress, wieder an das Deutsche reich "heranzuholen". Russland war nämlich ganz außerordentlich erbost über die Dienste des ehrlichen Maklers.

Im Zweifelsfall hätte Bismarck Österreich-Ungarn für Russland fallen gelassen. Der Alpdruck eines mögliches Zweifrontenkrieges war sehr stark ausgeprägt.
 
Bismarcks Bündnissystem

Hey,

ich muss über das Bündnissystem von Bismarck eine Abipräsentation machen... Dabei wollte ich das Modell, also wie er vorging/was er für Bündnisse schloss, vorstellen und dann auf Schwachstellen in dem Modell eingehen, falls es welche gab. Außerdem hab ich mich gefragt, ob das Bündnissystem ein zukunftsfähiges Modell war oder von Anfang an zum Scheitern verurteilt war?! Könnt ihr mir vielleicht ein bisschen helfen? Also vor allem wo ihr Schwachstellen seht?
Ich persönlich sehe eine Schwachstelle darin, dass das ganze Modell nur auf Bismarck angepasst war. Das ganze System war sehr labil, weil die Verträge/Bündnisse geheim bleiben mussten... Außerdem überkreuzten sich ja auch die Abmachungen der Bündnisse..
Kann ich diese Argumente bringen?

Danke schonmal :)
 
Stell uns doch erst einmal vor, was du hast. Dann können wir das eine oder andere beitragen.
 
Das ist ein umfangreiches Thema, wie lang soll denn die Präsentation sein, ist das mündlich oder schriftlich? Willst du nicht lieber dazu etwas in ein paar Büchern lesen, um verschiedene Auffassungen von Historikern kennen zu lernen?

Kurz zum Bismarckschen System: man kann es meiner Meinung nach nur verstehen, wenn man sich klar macht, was es nicht war. Bismarck wollte kein verlässliches Bündnissystem schaffen, mit klaren Strukturen, Verbündeten und potentiellen Gegnern, wie es seine Nachfolger betrieben haben. Er sah das als besten Weg in einen europäischen Krieg. Sein System zielte darauf ab, von Tag zu Tag ein Gleichgewicht der vorhandenen Mächte zu halten, alle gegeneinander auszuspielen, bei den Weltmächten (Großbritannien, Russland) vorhandene Gegensätze auszunutzen, um sie an der Dominanz in Europa zu hindern, dabei Deutschland als den uneigennützigen, weil saturierten und interesselosen, Friedensgaranten zu etablieren. Die Verträge mit den Beteiligten wurden von Bismarck nicht gemacht, um im Notfall (d.h. Krieg) eingehalten zu werden, sondern um den Eintritt des Notfalls zu verhindern. Daher war es egal, daß sich teilweise widersprüchliche Regeln darin befanden.

Diese Politik klappte mal besser, mal schlechter, insgesamt klappte sie. Ich glaube nicht, daß sie nur an die Person Bismarcks gebunden war, was die technische Durchführung anging. Das hätten andere auch hingekriegt. Man empfand das System aus ideologischen Gründen für nicht mehr passend und gab es daher bewusst auf.
 
Hier der Text des Kissinger Diktates. Er ist hilfreich für das Verständis von Bismarcks Außenpolitik.

"Ich wünsche, daß wir, ohne es zu auffällig zu machen, doch die Engländer ermutigen, wenn sie Absichten auf Ägypten haben: ich halte es in unserem Interesse und für unsere Zukunft (für) eine nützliche Gestaltung, einen Ausgleich zwischen England und Rußland zu fördern, der ähnliche gute Beziehungen zwischen beiden, wie im Beginn dieses Jahrhunderts, und demnächst Freundschaft beider mit uns in Aussicht stellt. Ein solches Ziel bleibt vielleicht unerreicht, aber wissen kann man das auch nicht. Wenn England und Rußland auf der Basis, daß ersteres Ägypten, letzteres das Schwarze Meer hat, einig würden, so wären beide in der Lage, auf lange Zeit mit Erhaltung des status quo zufrieden zu sein, und doch wieder in ihren größten Interessen auf eine Rivalität angewiesen, die sie zur Teilnahme an Koalitionen gegen uns, abgesehn von den inneren Schwierigkeiten Englands für dergleichen, kaum fähig macht.

Ein französisches Blatt sagte neulich von mir, ich hätte »le cauchemar des coalitions«; diese Art Alp wird für einen deutschen Minister noch lange, und vielleicht immer, ein sehr berechtigter bleiben. Koalitionen gegen uns können auf westmächtlicher Basis mit Zutritt Österreichs sich bilden, gefährlicher vielleicht noch auf russisch-österreichisch-französischer; eine große Intimität zwischen zweien der 3 letztgenannten Mächte würde der dritten unter ihnen jederzeit das Mittel zu einem sehr empfindlichen Drucke auf uns bieten.



In der Sorge vor diesen Eventualitäten, nicht sofort, aber im Laufe der Jahre, würde ich als wünschenswerte Ergebnisse der orientalischen Krisis für uns ansehn:
1. Gravitierung der russischen und der österreichischen Interessen und gegenseitigen Rivalitäten nach Osten hin, 2. der Anlaß für Rußland, eine starke Defensivstellung im Orient und an seinen Küsten zu nehmen, und unseres Bündnisses zu bedürfen, 3. für England und Rußland ein befriedigender Status quo, der ihnen dasselbe Interesse an Erhaltung des Bestehenden gibt, welches wir haben, 4. Loslösung Englands von dem uns feindlich bleibenden Frankreich wegen Ägyptens und des Mittelmeers, 5. Beziehungen zwischen Rußland und Österreich, welche es beiden schwierig machen, die antideutsche Konspiration gegen uns gemeinsam herzustellen, zu welcher zentralistische oder klerikale Elemente in Österreich etwa geneigt sein möchten.
Wenn ich arbeitsfähig wäre, könnte ich das Bild vervollständigen und feiner ausarbeiten, welches mir vorschwebt: nicht das irgend eines Ländererwerbes, sondern das einer politischen Gesamtsituation, in welcher alle Mächte außer Frankreich unser bedürfen, und von Koalitionen gegen uns durch ihre Beziehungen zueinander nach Möglichkeit abgehalten werden............."

Quelle: Bismarck und die preußisch-deutsche Politik, 1871–1890, hg. von Michael Stürmer München 1973. Text Nr. 40, S. 100 f., Deutscher Taschenbuch Verlag.
 
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