Burschenschaften

Ganz im Gegensatz zu Lilis These vom heutigen "braunen Sumpf" mußte ich allerdings bei vielen Bünden vor allem in der BRD eine nahezu devote Zeitgeisterei und Traditionsvergessenheit feststellen. In Österreich scheint mir dies nicht der Fall zu sein.

Traditionspflege gehört manchmal auch zum Zeitgeist. Zudem ist es m.E. nicht verkehrt, in der Gegenwart zu leben und die letzten 200 Jahre Menschheitsentwicklung zur Kenntnis zu nehmen.
 
Ganz im Gegensatz zu Lilis These vom heutigen "braunen Sumpf" mußte ich allerdings bei vielen Bünden vor allem in der BRD eine nahezu devote Zeitgeisterei und Traditionsvergessenheit feststellen.
Wobei mir auch nicht ganz klar ist, worin du diese "devote" Zeitgeisterei siehst.
Irgendwie klingt das negativ.
 
Er meint damit wohl, das die meisten Verbindungen in der BRD sich kritisch mit ihrer Vergangenheit auseinanderstzen, was in Österreich nicht so der Fall zu sein scheint.
Ich muss aber betonen das der "braune Sumpf" maßlos übertrieben ist.
Alle Burschenschaften in Deutschland machen etwa 10 bis 15 Prozent (ca. 150-200 von 1500-2200) aller Verbindungen aus. Davon sind dann 120 in der Deutschen Burschenschaft und davon sind grade mal 46 in der Burschenschaftlichen Gemeinschaft. In letzterer findest du dann auch so Vereine wie Danubia München die wirklich an den rechten Rand gehören. Der Rest ist zwar streng konservativ, aber harmlos.
 
Wobei mir auch nicht ganz klar ist, worin du diese "devote" Zeitgeisterei siehst.
Irgendwie klingt das negativ.

Diese Art der verklausulierten Klage, daß sich alles&alle vorgeblich pflichtschuldigst an einem als 'links' apostrophierten 'Zeitgeist' orientieren, ihm geradezu hinterliefen, und das aufrechte Eintreten für eine als angeblich eigenständig dargestellte (oder auch nonkonforme) Meinung sei offenbar derzeit unmodern, ist in weit rechts stehenden Kreisen en vogue. Alle anderen klagen eher darüber, daß rechtsextremes Gedankengut immer weitere Akzeptanz in der 'Mitte' findet. Es ist wie immer eine Frage der Perspektive....
 
Diese Art der verklausulierten Klage, daß sich alles&alle vorgeblich pflichtschuldigst an einem als 'links' apostrophierten 'Zeitgeist' orientieren, ihm geradezu hinterliefen, und das aufrechte Eintreten für eine als angeblich eigenständig dargestellte (oder auch nonkonforme) Meinung sei offenbar derzeit unmodern, ist in weit rechts stehenden Kreisen en vogue. Alle anderen klagen eher darüber, daß rechtsextremes Gedankengut immer weitere Akzeptanz in der 'Mitte' findet. Es ist wie immer eine Frage der Perspektive....
Ja, da hast Du wohl Recht.
Aber mich interessieren die konkreten Punkte, aus denen dieses undurchdachte Hinterherlaufen hinter einem links dominierten Zeitgeist besteht.
Ist zwar schon 20 Jahre her, aber ich habe eigentlich spasseshalber mal alle Arten von Studentenverbindungen besucht, wobei dies manchmal nur mithilfe von Studienkollegen und heimlich möglich war, weil Frauen generell keinen Zutritt hatten.
Und da sehe ich die Sache mit dem konservativ aber harmlos halt ein wenig eng. Manche waren schon sehr, sehr, sehr konservativ. Alle diese durchgehend schlagend und farbentragend und mit germanisierenden Namen.
Für mein Empfinden war das schon sehr weit rechts, um nicht braun zu sagen.

Natürlich gab es dann auch noch die etwas liberaleren Verbindungen ( in dem Fall alle konfessionell, nicht schlagend sondern nur trinkend und auch nur bei besonderen Anlässen im Hause farbentragend, wohl aber eine Fahne habend)
Ist es nun devoter Zeitgeist, Frauen einzladen, mitmachen zu lassen, ausländische Studenten mitmachen zu lassen oder ist das noch "traditioneller" zu sehen?
 
Ist es nun devoter Zeitgeist, Frauen einzladen, mitmachen zu lassen, ausländische Studenten mitmachen zu lassen oder ist das noch "traditioneller" zu sehen?

Es ist sicher nicht "devoter Zeitgeist", das Frauen aufgenommen werden, nicht mehr geschlagen wird, Ausländer aufgenommen werden usw...
Es gibt eben Verbindungen die Progressiver sind als andere. Manchmal geht so ein Experiment auch schief (etwa das Aufnehmen von Frauen) und betreffende Verbindungen gehen dann ein.
Mit dem "devoten Zeitgeist" ist eher gemeint, das eben einige Verbindungen nicht gewillt sind jeden Schritt mit zu machen und eben einen eher "ungestörten" Patriotismus haben. Letzteres hat aber nichts mit übersteigertem Nationalismus der Rechten zu tun.

Und da sehe ich die Sache mit dem konservativ aber harmlos halt ein wenig eng. Manche waren schon sehr, sehr, sehr konservativ. Alle diese durchgehend schlagend und farbentragend und mit germanisierenden Namen.
Für mein Empfinden war das schon sehr weit rechts, um nicht braun zu sagen.

Also, Verbindungen stehen eben zu eine gewissen Traditionen und Werten, das kann schon sehr konservativ erscheinen. Jedoch ist auch die rechteste Burschenschaft basisdemokratisch organisiert, siehe Conventsprinzip.
Ich denke, es kommt aber auch darauf an wie man "Rechts" definiert.
Es gibt Leute aus deren Sicht die CDU etwa schon rechtsextrem ist. Das ist natürlich völlig übertrieben, aber das ist eben eines von vielen möglichen Extremen.
 
Ist zwar schon 20 Jahre her, aber ich habe eigentlich spasseshalber mal alle Arten von Studentenverbindungen besucht, wobei dies manchmal nur mithilfe von Studienkollegen und heimlich möglich war, weil Frauen generell keinen Zutritt hatten.

Da warst du wohl zu falscher Zeit am falschen Ort; als ich vor 35 Jahren in Heidelberg studierte, gab es schon Verbindungen, zu denen Frauen offen Zutritt hatten.
 
Da warst du wohl zu falscher Zeit am falschen Ort; als ich vor 35 Jahren in Heidelberg studierte, gab es schon Verbindungen, zu denen Frauen offen Zutritt hatten.
Ja doch, ich habe selbst interessante Abende bei Bierzipfeltrinken und mit anderen Traditionalien verbracht.
Es gab damals sogar Frauenverbindungen (Burschenschaften haben die sich aus naheliegenden Gründen nicht genannt).
Ich habe mal nachgeschaut, die beiden, die mir als besonders konservativ (nicht unbedingt besonders patriotisch) aufgefallen waren, sind im DB.
Sind da die besonders "konservativen" organisiert?
Eden hat das meiner Meinung nach angedeutet, sprach aber nur von einem politischen Bezug der Burschenschaften im DB.
 
Ich habe mal nachgeschaut, die beiden, die mir als besonders konservativ (nicht unbedingt besonders patriotisch) aufgefallen waren, sind im DB.
Sind da die besonders "konservativen" organisiert?
Eden hat das meiner Meinung nach angedeutet, sprach aber nur von einem politischen Bezug der Burschenschaften im DB.

Die Geschichte ist etwas kompliziert. Das Ziel der DB war, als Rückgriff auf die "Urburschenschaft" alle Burschenschaften zu vereinigen, wobei es immer wieder einige, unter keinem Dachverband stehende Burschenschaften gab. Ab den 1970er Jahren herrschte in der DB ein etwas konservativerer Kurs, weshalb einige Burschenschaften ausgeschlossen wurden oder aus dem Dachverband austraten. Einige von ihnen nehmen übrigens auch Frauen auf. Aufgrund innerer Spannungen traten einige liberale Burschenschaften 1996 aus der DB aus und gründeten die "Neue Deutsche Burschenschaft". Die NDB ist deshalb liberal organisiert.
 
Traditionspflege gehört manchmal auch zum Zeitgeist. Zudem ist es m.E. nicht verkehrt, in der Gegenwart zu leben und die letzten 200 Jahre Menschheitsentwicklung zur Kenntnis zu nehmen.

Ja, da hast Du wohl Recht.
Ist zwar schon 20 Jahre her, aber ich habe eigentlich spasseshalber mal alle Arten von Studentenverbindungen besucht, wobei dies manchmal nur mithilfe von Studienkollegen und heimlich möglich war, weil Frauen generell keinen Zutritt hatten.
Und da sehe ich die Sache mit dem konservativ aber harmlos halt ein wenig eng. Manche waren schon sehr, sehr, sehr konservativ. Alle diese durchgehend schlagend und farbentragend und mit germanisierenden Namen.
Für mein Empfinden war das schon sehr weit rechts, um nicht braun zu sagen.

Natürlich gab es dann auch noch die etwas liberaleren Verbindungen (in dem Fall alle konfessionell, nicht schlagend sondern nur trinkend und auch nur bei besonderen Anlässen im Hause farbentragend, wohl aber eine Fahne habend)
Ist es nun devoter Zeitgeist, Frauen einzladen, mitmachen zu lassen, ausländische Studenten mitmachen zu lassen oder ist das noch "traditioneller" zu sehen?

Nun, es kommt auf den Mittelweg darauf an. So hat unser Schweizerische Studentenverein (früher katholisch-konservativ) bereits 1968 die Aufnahme von Frauen, und 1977 die Aufnahme von Mitgliedern aller christlichen Konfessionen beschlossen. Gleichzeitig fand ab 1990 nach den etwas schwierigeren 1970er und 1980er Jahren wieder ein Rückgriff auf die alten Faben und Formen statt, in welchem auch der couleurstudentische Geist wieder mehr betont wird. Das Eine muss das andere also nicht ausschliessen.
Es ist übrigens nicht so, dass Burschenschaften = konservativ, und konfessionelle = liberal sind. Prozentual sind politisch gesehen wohl mehr Mitglieder von konfessionellen Verbindungen konservativ (CDU-Wähler) als Mitglieder von Burschenschaften. Auch im Couleurstudentischen Bereich denke ich, dass der CV dass Tragen von Farben stärker regelt als manche Burschenschaft. Doch kommt es auf die Grundhaltung darauf an.
Durch den betont katholischen/protestantischen Grundcharakter von konfessionellen Verbidnungen gibt es keine Probleme, auch Frauen an Anlässen teilhaben zu lassen, Abstinente aufzunehmen und andere Möglichkeiten, welche in der DB wiederum verpönt sind.
 
Aufgrund innerer Spannungen traten einige liberale Burschenschaften 1996 aus der DB aus und gründeten die "Neue Deutsche Burschenschaft". Die NDB ist deshalb liberal organisiert.

Bitte die Frage jetzt nicht missverstehen:
Inwiefern sind die Burschenschaften des NDB liberal(er) organisiert als die des DB?
Stehen organisatorische Fragen mehr im Vordergrund?
 
Durch den betont katholischen/protestantischen Grundcharakter von konfessionellen Verbidnungen gibt es keine Probleme, auch Frauen an Anlässen teilhaben zu lassen, Abstinente aufzunehmen und andere Möglichkeiten, welche in der DB wiederum verpönt sind.

In der Tat waren sämtliche CV-Verbindungen farbentragend und zwar auch anlässlich der geselligen Abende in Damenbegleitung. Das Reglement hinsichtlich diverser Trinktraditionen wurde auch sehr streng beachtet.

Und da Damen halt nie anwesend waren bei den noch traditionelleren DB-Burschenschaften, kann ich auch nicht sagen, ob dieser Traditionstpart da eventuell etwas laxer gehandhabt wurde.

Aber entschuldige bitte, dieser traditionelle Part der Studentenverbindungen ist doch nicht das, was einige von ihnen eher in den Bereich des extrem konservativen politischen Spektrums zu rücken scheint, sondern die Rückbesinnung auf die "nationale" Komponente der Burschenschaften.
 
Bitte die Frage jetzt nicht missverstehen:
Inwiefern sind die Burschenschaften des NDB liberal(er) organisiert als die des DB?
Stehen organisatorische Fragen mehr im Vordergrund?

Hallo Penseo

Da ich selber nicht Burschenschafter bin, kenne ich die Details auch nicht so genau. Meines Wissens bezieht sich liberal sowohl auf die innere Organisation, als auch auf die Politik. So nimmt die NDB auch Angehörige anderer Staaten und Wehrdienstverweigerer auf, was bei der DB kaum möglich ist.
Politisch gesehen stehen die Bünde der NBD im liberalen Bereich, während die meisten Mitglieder der DB vorwiegend im rechtskonservativen Bereich stehen.
 
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