Byzanz Bilderstreit

Zu fragen ist ja, ob es politische Hintergründe gibt, oder ob nicht zunächst theologische Gründe vorlagen, die dann in die Politik einflossen. Da unsere Quellen zu den Phasen des Bilderstreits nicht zeitgenössisch sind, ist das alles nur sehr schwer auszumachen. Fest steht, dass im Dekalog (in beiden Varianten) ein Abbildungsverbot Gottes und seiner Geschöpfe festgehalten ist. Dieses Abbildungsverbot - woher auch immer es historisch rührt - ist in der Antike immer mal wieder missachtet worden und hat im Christentum, irgendwann überhaupt keine Bedeutung mehr gehabt (obwohl doch der Dekalog auch im Christentum eine wichtige Rolle spielt). Es ist denkbar, dass hier eine theologische Schule auf diesen „Missstand“ (in Anführungszeichen, weil es sich hier um eine Bewertung der Ikonoklasten handelt) hingewiesen hat. Man liest auch, dass die Berührung mit dem Islam zum Ikonoklasmus geführt habe. Möglich. Allerdings ist da einzuwenden, dass der Islam, so bilderfeindlich er galt und gilt, durchaus mit Bildern umzugehen wusste. Muhammad, Ali und Hussayn werden gerne gesichtslos dargestellt (und damit dem Abbildungsverbot Genüge getan), Abbildungsverbote wurden auf die Qiblawand der Moscheen bezogen.. der Kalifenpalast vom Qusa’yr al-Amra‘a ist für seine Fresken nackter Tänzerinnen (und ein wenig auch für die besiegter Könige) bekannt und die byzantinische Kirche, die zur Hauptmoschee in Damaskus wurde blieb in ihrer der Qubla entgegengesetzten Wand unangetastet. Nur die Mosaiken der Qiblawand wurden gemäß dem Gebot, keine Götzen zu verehren (also sich vor Darstellungen von. Tieren oder Menschen niederzuwerfen) unkenntlich gemacht. Dass die Byzantiner sich dergestalt von einem islamischen Abbildungsverbot beeinflussen ließen, dass sie die Muslime in puncto Abbildungsverbot noch ikonoklastisch überholten, scheint mir zwar nicht unmöglich aber doch zumindest unwahrscheinlich, zumal die frühen umayyadischen Münzen auch noch während des Bilderstreits, als längst ein Kreuz das Bildnis des Kaisers ersetzt hatte, byzantinische Kaisermünzen imitierten und bildliche Darstellungen des Kalifen darbrachten (das Kreuz wurde zur aufrechten Stange reduziert).

File:First_Umayyad_gold_dinar,_Caliph_Abd_al-Malik,_695_CE.jpg
 
Mach im nächsten Semester eine Vorlesung, Byzanz vom Ikonoklasmus bis zum vierten Kreuzzug. Also kann mir jemand sagen was man unbedingt über den Bilderstreit wissen sollte? Das die Quellenlage schwierig ist und man davon heute ausgeht, dass er gar nicht so blutig war wie manchmal dargestellt weiß ich schon. Wie z.B. hat man das Bilderverbot aus der Bibel umgangen? Wobei das ja eigentlich gegen "Götzenbilder" gerichtet ist. Ikonen sind ja eine ganz andere Kunstform.
 
Hallo!

die Ikone und die Frage nach dem richtigen Glauben lässt sich nicht aus dem Bilderstreit heraus"denken".
Der Kampf um Bilder steht ein Kampf um Macht, Herrschaft und die richtige Ordnung des Zusammenlebens. Dami einher geht der Streit um die Objekte, die das alles Verkörpern. Letztlich bleiben die Ursachen zum Bilderstreit umstritten..
 
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