C-14-Datierung von Bronze?

Riothamus

Aktives Mitglied
Die Kapitolinische Wölfin soll mit Hilfe der C-14-Methode in das 11. oder 12. Jahrhundert datiert worden sein.

Für mich stellt sich da die Frage, wie dies möglich ist, da ja Bronze bekanntlich kein organisches Material ist.

Ich würde bei so einer Nachricht davon ausgehen, dass Verschmutzungen untersucht wurden, die aber nur einen Terminus ante quem begründen können.

Das ist hier aber offensichtlich nicht gemeint.

Kann mir also jemand erklären, was da wie untersucht wurde? Oder warum man Bronze so datieren kann?
 
Ein kleiner Buchtip:

Maria R.-Alföldi, Edilberto Formigli und Johannes Fried
Die römische Wölfin. Ein antikes Monument stürzt von seinem Sockel
Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann
Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main,
Band XLIX, Nr. 1, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2011,
ISBN 978-3-515-09876-2, 161 Seiten, 48 Euro
 
Der dort als Beleg angeführte italienische Zeitungsartikel aus Fußnote 9 sagt:
La tecnica della spettrometria di massa con acceleratore ha permesso di estrarre e analizzare campioni organici adatti alla datazione con il radiocarbonio.
Es wurden also "geeignete organische Proben" extrahiert und analysiert.
 
Hm, das hört sich so an, als ob etwas im Inneren gefunden wurde. Allerdings habe ich im Kopf, dass die Wölfin schon länger so beschädigt war, dass sie an unauffälliger Stelle offen war. Aber das mag ich auch verwechseln.

Nur für diese Frage ist mir das Buch zu teuer, werde es aber beim nächsten Besuch der nächst erreichbaren Bibliothek einsehen.
 
Der dort als Beleg angeführte italienische Zeitungsartikel aus Fußnote 9 sagt:
La tecnica della spettrometria di massa con acceleratore ha permesso di estrarre e analizzare campioni organici adatti alla datazione con il radiocarbonio.
Es wurden also "geeignete organische Proben" extrahiert und analysiert.

Das finde ich interessant.
Es müssten also auch viele andere Schmelzen der C14-Methode zugänglich sein. (Sofern diese nicht elektrisch unter Schutzgas, und ohne Kohlenstoffelektroden, erschmolzen wurden; sondern über fossilem Feuer mit Holz oder Kohle)

Wie das aktuell technisch ging, weiß ich nicht.
Ein kleines Stück wird man wohl herauslöst haben; und den Kohlenstoff isoliert.
 
Ein paar Details zur Methode gibt es in Lucio Calcagnile, Nuclear Techniques For The Analysis And Dating Of Cultural Heritage With The Tandetron Accelerator At The CEDAD, 2014 auch kostenlos und online. Soweit ich als Laie das verstehe, werden beim Bronzeguß im Wachsausschmelzverfahren bestimmte organische Komponenten beigemischt, die die Gußform (?) haltbarer machen und vor allem Risse durch Vergasung (?) des Wachses verhindern sollen. Rückstände dieser organischen Beimengungen wurden an 28 verschiedenen Stellen im Innern der Statue entnommen und untersucht:
The Capitoline She-Wolf was made with the technique of lost-wax casting. The casting contains numerous plant remains which were added to give firmness to the mixture and to facilitate the expulsion of fumes during its treatment with high temperature. [...] In particular, the resulting average of the 28 datings made on internal parts, from the head to the tail, led to establishing the absolute chronology of the she-wolf between 1021 and 1153 with a confidence level of 95.4%.
 
Ein paar Details zur Methode gibt es in Lucio Calcagnile, Nuclear Techniques For The Analysis And Dating Of Cultural Heritage With The Tandetron Accelerator At The CEDAD, 2014 auch kostenlos und online. Soweit ich als Laie das verstehe, werden beim Bronzeguß im Wachsausschmelzverfahren bestimmte organische Komponenten beigemischt, die die Gußform (?) haltbarer machen und vor allem Risse durch Vergasung (?) des Wachses verhindern sollen. Rückstände dieser organischen Beimengungen wurden an 28 verschiedenen Stellen im Innern der Statue entnommen und untersucht:

Das sind also keine "Verunreinigungen" durch das Schmelzen mit fossilem (Kohlenstoff) Feuer, sondern Rückstände oder Einschließungen durch die Gussformen?
 
Aber wie wird das von späteren Verunreinigungen unterschieden? Auch in Rom kommt man ja nicht gänzlich ohne Heizung aus. Und wo man es riecht, ist ja auch Kohlenstoff in der Luft, der sich als Schmutz ablagert.
 
Die Proben wurden aus dem Inneren der Statue entnommen, es müsste sich also um Einschlüsse handeln, die durch das Gießen entstanden sind.
 
Ein paar Details zur Methode gibt es in Lucio Calcagnile, Nuclear Techniques For The Analysis And Dating Of Cultural Heritage With The Tandetron Accelerator At The CEDAD, 2014 auch kostenlos und online. Soweit ich als Laie das verstehe, werden beim Bronzeguß im Wachsausschmelzverfahren bestimmte organische Komponenten beigemischt, die die Gußform (?) haltbarer machen und vor allem Risse durch Vergasung (?) des Wachses verhindern sollen. Rückstände dieser organischen Beimengungen wurden an 28 verschiedenen Stellen im Innern der Statue entnommen und untersucht:

So wie ich es verstehe hat man der Lehmform, die um den Wachskern gelegt wurde, Pflanzenfasern beigemengt.
Ob das auch für den Wachskern selber galt kann ich aus dem verlinkten Artikel nicht entnehmen. (Übrigens: toller Link! Kompliment)
Erstaunlich ist, dass sich überhaupt erkennbare Pflanzenreste (Korn und Faser - Figure 8) im Guss finden. Das spräche eher für oberfächennahe (kühlere) Regionen, also für die Lehmform und nicht für den heisseren Kern.

Die Proben fielen im Rahmen von Restaurationsarbeiten an. Dabei bohrt man eher keine Löcher hinein.
Interessant finde ich auch das "hole under the belly of the Capitoline She-Wolfe". Steckte da Lehm drin, welches man später herauspopelte?

Grüße hatl
 
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