Caesar und Cleopatra

Monika

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Hallo ihr Lieben,

ich habe mir vor kurzem den Film Cleopatra (Billy Zane, Leonor Varela) angeschaut und mir kommt es so vor, das so einiges in historischer Hinsicht
vernachlässigt wurde.
Es wurde nicht erwähnt, warum überhaupt Caesar nach Ägypten kam, auch wurde die Jagd auf Pompeius nicht sonderlich erwähnt. Der 1. Teil des Films gewinnt zwar an Tempo, aber der 2. Teil schwächt m. E. sehr ab.
Hier werden historische Ereignisse einfach umgangen oder zeitlich verschoben - und auch nicht präzise! Im Film ging Cleopatra mit ihren Sohn Caesarion nach Rom.
Auch wurde nicht gezeigt, das Cleopatra mit Antonius auch Zwillinge gezeugt hatte und nach dem Tod Cleopatras nahm Oktavian die Beiden mit nach Rom.

Soviel ich weis, hatte die Gemahlin des Octavian die Zwillinge großgezogen?
Oder irre ich mich jetzt? Oktavian ließ aber Caesarion ermorden. Somit war für ihn ein Rivale ausgelöscht.


Ich habe mir eine Doku angeschaut. Dort wurde gezeigt, das Caesar nicht mehr den Sohn gesehen hat. Er wurde ermordet, als Cleopatra schwanger war.

Hat jemand von euch diesen Film von dem Regisseur Franc Roddam gesehen und ist auch mit der Darstellung in Hinsicht History nicht einverstanden?
Ich bin es nicht so ganz... und es beschäftigt mich jetzt sehr.

Mich würde es sehr interessieren, was ihr von diesem Werk hält.

LG Monika
 
Ich habe den Film schon vor längerer Zeit gesehen, kann mich also nicht mehr an alle Details erinnern. Ich war aber auch nur mäßig angetan. Fazit: Hübsche Hauptdarstellerin, durchaus ein paar Schauwerte, für eine TV-Produktion aber trotzdem etwas überambitioniert (die Schlacht von Philippi geriet, wenn ich mich recht erinnere, dann doch etwas mickrig), außerdem nahm man es mit den Fakten nicht so genau, und Octavian wurde, soweit ich mich erinnere, allzu einseitig als Schurke dargestellt.

Die Zwillinge wurden nicht von Augustus' Gattin Livia großgezogen, sondern von seiner Schwester Octavia (der betrogenen Exfrau des untreuen Antonius!).

Zu Caesarion:
Wie gesagt, ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, aber möglicherweise verwechselst Du etwas bzw. hat die Dokumentation etwas missverständlich dargestellt. Caesarion wurde bereits 47 v. Chr. geboren. Dass Kleopatra ihn mitgenommen hat, als sie Caesar in Rom besuchte, ist meines Wissens nicht eindeutig belegt.
Dass Kleopatra schwanger war, als Caesar ermordet wurde, ist nur eine Spekulation, die auf einer spekulativen Interpretation einer Stelle in einem Cicero-Brief basiert. Jedenfalls war sie nicht mit Caesarion schwanger. Mehr dazu und zu ihren Kindern hier:
http://www.geschichtsforum.de/f24/cleopatras-nachkommen-38641/
http://www.geschichtsforum.de/588261-post26.html
 
Es ist schon sehr lange her, als ich es damals im Fernsehen gesehen habe. Es muss also um 1999 herum gewesen sein. Zum Glück habe ich mich damals nicht näher mit der Thematik beschäftigt. Für einen TV-Film war der Aufwand bedeutend und die Schauspielerriege mit Billy Zane, Rupert Grave und Timothy Dalton recht anständig besetzt. Beide fand ich sogar recht glaubhaft, mag auch die zeitgenössische Filmkritik recht harsch mit ihnen umgegangen sein. Auch wenn manches trotz dem Aufwand A unhistorisch war und B billiger als ein Kinoprojekt wirkte, gab es aber auch bestimmte Aspekte, die mir sehr gut gefielen. Darunter will ich vor allem nennen, dass mir Cleopatra selbst nie wie eine Heilige oder eine Statue vorkam. Dass Leonor Valera obendrein damals keine besondere Filmerfahrung hatte, hat sogar zu dem Eindruck beigetragen, sie sei halt auch nur ein normaler Mensch. Von der Perspektive her sind auch heute vielleicht als Fehlentscheidungen bewertete Entschlüsse Cleopatras wie ihrem Abzug der ägyptischen Flotte bei Actium begreiflicher.
Letztlich ist es doch so, dass man selbst in 177 Minuten kein so facettenreiches Leben wie das eines Ceasar oder einer Cleopatra hinein pressen kann.
 
Ja, eine Leistung steckt wohl dahinter. Man hat einen enormen Aufwand gebracht schon allein mit der Kulisse. Da gebe ich dir vollkommen Recht.
Vorerst habe ich auch vermutet, dass der gesamte Ablauf/Inhalt des Films historisch so ziemlich belegt ist. Sicher ist das was gezeigt wird - entweder verschwommen, oder ausgelassen -
schon gut dargestellt. Aber, sorry, das reicht mir nicht ganz aus.

Z. B. wird gezeigt, das Caesarion auf einem Schiff fortgeschafft wurde (glaube Indien). Ob das auch historisch stimmt? Ich vermute, Caesarion hatte Ägypten nie verlassen, sondern wurde nur "versteckt" vor Augustus an einem unbekannten Ort.

Es wird auch gezeigt, das Caesar nach Ägypten gekommen ist, um seine Schiffe mit Korn zu beladen. Doch kam er aus ganz anderen Gründen, denn hierbei ging es doch um Rivalitäten zwischen Pompeius und Caesar. Pompeius hatte es nicht gefallen, das Caesar als Prokonsul gewählt wurde, denn Pompeius hatte ja auch nach Macht gestrebt.
Oder irre ich mich jetzt?

EDIT:
Danke Ravenik: Das war mir nicht so klar mit der Erziehung der Kinder Kleopatras.
 
Zuletzt bearbeitet:
Z. B. wird gezeigt, das Caesarion auf einem Schiff fortgeschafft wurde (glaube Indien). Ob das auch historisch stimmt? Ich vermute, Caesarion hatte Ägypten nie verlassen, sondern wurde nur "versteckt" vor Augustus an einem unbekannten Ort.

Durch Cassius Dio ist zumindest überliefert, dass er sich auf den Weg nach Äthiopien gemacht hat, aber gefangen und getötet wurde.
 
Z. B. wird gezeigt, das Caesarion auf einem Schiff fortgeschafft wurde (glaube Indien). Ob das auch historisch stimmt? Ich vermute, Caesarion hatte Ägypten nie verlassen, sondern wurde nur "versteckt" vor Augustus an einem unbekannten Ort.
Plutarch (Antonius 81-82) berichtet tatsächlich, dass Caesarion von seiner Mutter mit Schätzen über Äthiopien nach Indien geschickt wurde. Sein Erzieher Rhodon überredete ihn jedoch zur Umkehr, weil Octavian dem Caesarion die Herrschaft über Ägypten angeboten habe. Octavian schwankte noch, wie er mit Caesarion verfahren sollte, wurde dann aber vom Philosophen Areios zur Hinrichtung überredet.
Cassius Dio (51,15) stellt das knapper dar: Bei ihm floh Caesarion auf dem Landweg nach Äthiopien, wurde aber unterwegs eingeholt und getötet.

Die beiden Darstellungen lassen sich nicht unter einen Hut bringen. Ich vermute mal, dass in Rom vielleicht gar nicht so genau bekannt wurde, wie Caesarion endete.
Dass Octavian dem Caesarion ernsthaft die Herrschaft angeboten habe, kann man getrost ausschließen. Wenn an Plutarchs Version überhaupt etwas dran ist, dann handelte es sich bei diesem Angebot entweder um eine Finte, auf die Caesarion prompt hereinfiel, oder überhaupt um eine Erfindung des Rhodon, der seinen Schützling dann wohl verraten hat. (Da Rhodon wohl nicht so doof gewesen sein kann, das ernst zu nehmen, vermute ich Letzteres.) Ich kann mir allerdings auch nicht so recht vorstellen, dass der schon fast erwachsene Caesarion wirklich geglaubt hat, dass er Ägypten behalten dürfe. Wenn ihm bloß Schonung versprochen worden wäre, okay, aber das Reich wäre doch zu übertrieben gewesen.
Ich halte daher die Cassius Dio-Version allemal für glaubwürdiger. Vielleicht geben aber auch beide bloß Gerüchte wieder.

Doch kam er aus ganz anderen Gründen, denn hierbei ging es doch um Rivalitäten zwischen Pompeius und Caesar. Pompeius hatte es nicht gefallen, das Caesar als Prokonsul gewählt wurde, denn Pompeius hatte ja auch nach Macht gestrebt.
Oder irre ich mich jetzt?
Nicht so ganz. Es ist schwierig, das jetzt in angemessener Kürze halbwegs präzise darzustellen, darum nur so viel: Caesar und Pompeius waren im Rahmen des ersten Triumvirats bekanntlich jahrelang politische Verbündete (und Pompeius obendrein Caesars Schwiegersohn). Da Caesar nach seinem ersten Konsulat als Prokonsul nach Gallien ging (was im vollsten Einverständnis mit Pompeius erfolgte), während Pompeius in Italien blieb, traten sie sich auch nicht wirklich gegenseitig auf die Füße, sodass die Zusammenarbeit leidlich klappte. (Ganz zurückgezogen hat sich Caesar aus der römischen Politik während seiner Abwesenheit natürlich nicht, sondern wahrte durchaus seine Interessen in Rom.) Nach dem Tod von Caesars Tochter und dem Tod des Dritten im Bunde, Crassus, gelang es Caesars Gegnern allerdings zunehmend, Pompeius in ihr Lager zu ziehen. (U. a. heiratete er jetzt die Tochter eines Caesar-Gegners.)
Allerdings strebten zunächst weder Caesar noch Pompeius wirklich nach der Macht. Caesar hatte das Problem, dass er befürchten musste, dass er nach Ende seiner Statthalterschaft (wenn er somit seine Immunität verlieren würde) von seinen innenpolitischen Gegnern vor Gericht gestellt würde. Um das zu vermeiden, wollte er erneut Konsul werden. Genau das wollten seine Gegner aber verhindern. Caesar ging es somit primär um seine persönliche Sicherheit. Dass er sich auf einen Bürgerkrieg einließ, war somit vermutlich eher eine Verzweiflungstat als Teil eines langgehegten Plans zur Machtergreifung.
Pompeius andererseits war generell niemand, der nach der Alleinherrschaft strebte. Das zeigte sich deutlich, als er von seinem großen Feldzug im Nahen Osten zurückkehrte und sein Heer einfach entließ, statt zu putschen. Was er wollte, war eher eine Stellung als angesehener und einflussreicher erster Bürger. Dass ihm der Senat genau das verweigerte, war der Grund gewesen, weshalb er sich mit Caesar und Crassus zusammengetan hatte. Als das Triumvirat zerbrach, war er keineswegs die treibende Kraft Richtung Bürgerkrieg, sondern wurde von den fanatischen Caesar-Hassern eher instrumentalisiert, da sie ein Aushängeschild und einen erprobten Feldherrn brauchten.
Der Bürgerkrieg lässt sich somit keineswegs auf eine Rivalität zwischen Caesar und Pompeius reduzieren, auch nicht auf einen Machtkampf der beiden.

Nach der von ihm verlorenen Schlacht bei Pharsalos floh Pompeius nach Ägypten, wurde aber bei seiner Landung ermordet. Caesar kam nach Ägypten, weil er Pompeius verfolgte.
 
Cassius Dio (51,15) stellt das knapper dar: Bei ihm floh Caesarion auf dem Landweg nach Äthiopien, wurde aber unterwegs eingeholt und getötet.

Die beiden Darstellungen lassen sich nicht unter einen Hut bringen.

Die Probleme hätte ich jetzt nicht unbedingt. Ich verstehe die Stelle bei Cassius Dio eher als verknappten Bericht. Der Widerspruch besteht in der freiwilligen Umkehr bzw. darin, dass Caesarion eingeholt wurde. Muss man aber Cassius Dio wirklich so verstehen, dass ägyptische Prinz stante pede getötet wurde? Sicher, ohne andere Quellen würde man das sicher so verstehen.
 
Sehr amüsant aus heutiger Perspektive die teilweise arg billig wirkenden PC-Animationen wie die der Schlacht bei Actium.

Ansonsten: solche Happyendvarianten wie hier sind doch eher Standard. :pfeif:
 
Leonor Varela fand ich für die Hauptrolle fast zu hübsch, aber es entsprach wohl einfach den Erwartungen des Publikums, dass Kleopatra sehr attraktiv sein müsse. Die historische Kleopatra hingegen soll eher mit ihrem Wesen, ihrem Charme und dem sie umgebenden Flair bezaubert haben als mit ihrem Aussehen, das eher guter Durchschnitt gewesen sein soll.
 
Ich habe den Film vor Jahren gesehen, er wurde damals ziemlich verrissen, vor allem die Hauptdarstellerin, deren Leistung als blamabel bezeichnet wurde und die eben nicht die Klasse einer Elizabeth Taylor habe. (Eigentlich interessant, da der "Cleopatra"-Film mit Elizabeth Taylor, Richard Burton und Rex Harrison seinerzeit, als er im Kino war, wie ich gelesen habe, auch ziemlich verrissen wurde. Zu meiner Zeit galt er bereits als Klassiker.)

Sehr viel Eindruck hat der Film mit Leonor Varela bei mir wohl nicht hinterlassen, da ich mich kaum an ihn erinnere. Bei der Darstellung der Beziehung Cleopatra - Mark Anton, so ein Eindruck, hatten sie sich jedenfalls weniger an Shakespeares "Antony and Cleopatra" orientiert als im "Taylor-Burton-Film". Von der Dramaturgie her fand in diesem Film geschickter gelöst, dass Cleopatra und Mark Anton zwar im ersten Teil kein Liebespaar sind (da geht es um sie und Caesar), aber bereits miteinander zu tun bekommen, womit sich ihre spätere Beziehung hier bereits sozusagen "anbahnt".
 
Zuletzt bearbeitet:
Die beiden Darstellungen lassen sich nicht unter einen Hut bringen. Ich vermute mal, dass in Rom vielleicht gar nicht so genau bekannt wurde, wie Caesarion endete.
Dass Octavian dem Caesarion ernsthaft die Herrschaft angeboten habe, kann man getrost ausschließen. Wenn an Plutarchs Version überhaupt etwas dran ist, dann handelte es sich bei diesem Angebot entweder um eine Finte, auf die Caesarion prompt hereinfiel, oder überhaupt um eine Erfindung des Rhodon, der seinen Schützling dann wohl verraten hat. (Da Rhodon wohl nicht so doof gewesen sein kann, das ernst zu nehmen, vermute ich Letzteres.) Ich kann mir allerdings auch nicht so recht vorstellen, dass der schon fast erwachsene Caesarion wirklich geglaubt hat, dass er Ägypten behalten dürfe. Wenn ihm bloß Schonung versprochen worden wäre, okay, aber das Reich wäre doch zu übertrieben gewesen.
Ich halte daher die Cassius Dio-Version allemal für glaubwürdiger. Vielleicht geben aber auch beide bloß Gerüchte wieder.



Nie und nimmer hab ich auch nicht vermutet, das Oktavian dem Caesarion die Herrschaft angeboten haben könnte.
Wenn man Plutarch glauben sollte (was mir bisher unbekannt war) war das sicher eine Finte.


Nicht so ganz. Es ist schwierig, das jetzt in angemessener Kürze halbwegs präzise darzustellen, darum nur so viel: Caesar und Pompeius waren im Rahmen des ersten Triumvirats bekanntlich jahrelang politische Verbündete (und Pompeius obendrein Caesars Schwiegersohn). Da Caesar nach seinem ersten Konsulat als Prokonsul nach Gallien ging (was im vollsten Einverständnis mit Pompeius erfolgte), während Pompeius in Italien blieb, traten sie sich auch nicht wirklich gegenseitig auf die Füße, sodass die Zusammenarbeit leidlich klappte. (Ganz zurückgezogen hat sich Caesar aus der römischen Politik während seiner Abwesenheit natürlich nicht, sondern wahrte durchaus seine Interessen in Rom.)


Soweit ist es mir auch bekannt. Pompeius hat ihm sogar militärisch in Gallien unterstützt.

Allerdings strebten zunächst weder Caesar noch Pompeius wirklich nach der Macht. Caesar hatte das Problem, dass er befürchten musste, dass er nach Ende seiner Statthalterschaft (wenn er somit seine Immunität verlieren würde) von seinen innenpolitischen Gegnern vor Gericht gestellt würde. Um das zu vermeiden, wollte er erneut Konsul werden. Genau das wollten seine Gegner aber verhindern. Caesar ging es somit primär um seine persönliche Sicherheit. Dass er sich auf einen Bürgerkrieg einließ, war somit vermutlich eher eine Verzweiflungstat als Teil eines langgehegten Plans zur Machtergreifung.
Pompeius andererseits war generell niemand, der nach der Alleinherrschaft strebte. Das zeigte sich deutlich, als er von seinem großen Feldzug im Nahen Osten zurückkehrte und sein Heer einfach entließ, statt zu putschen. Was er wollte, war eher eine Stellung als angesehener und einflussreicher erster Bürger. Dass ihm der Senat genau das verweigerte, war der Grund gewesen, weshalb er sich mit Caesar und Crassus zusammengetan hatte. Als das Triumvirat zerbrach, war er keineswegs die treibende Kraft Richtung Bürgerkrieg, sondern wurde von den fanatischen Caesar-Hassern eher instrumentalisiert, da sie ein Aushängeschild und einen erprobten Feldherrn brauchten.
Der Bürgerkrieg lässt sich somit keineswegs auf eine Rivalität zwischen Caesar und Pompeius reduzieren, auch nicht auf einen Machtkampf der beiden.

ich muss zugeben, dass meine Kenntnisse zu deinem Text noch verschwommen waren. Ich muss noch viel, viel lesen :)

Nach der von ihm verlorenen Schlacht bei Pharsalos floh Pompeius nach Ägypten, wurde aber bei seiner Landung ermordet. Caesar kam nach Ägypten, weil er Pompeius verfolgte.


Soweit ich mich erinnere wurde Pompeius auf Befehl des Königs Ptolemaius XIII. ermordet. Da ist mir aber noch etwas unklar bitte: Hatte der König Kenntnisse über Pompeius? Caesar hatte mit ihm engeren Kontakt oder nur oberflächlich? Wie kam es dazu, das er den Befehl gab Pompeius zu töten?
Hab auch mal ins Netz geschaut, aber bin nicht recht schlau draus geworden.:grübel:
 
Die Probleme hätte ich jetzt nicht unbedingt. Ich verstehe die Stelle bei Cassius Dio eher als verknappten Bericht. Der Widerspruch besteht in der freiwilligen Umkehr bzw. darin, dass Caesarion eingeholt wurde. Muss man aber Cassius Dio wirklich so verstehen, dass ägyptische Prinz stante pede getötet wurde? Sicher, ohne andere Quellen würde man das sicher so verstehen.
Dem Wortlaut nach würde ich das schon so verstehen (wobei natürlich auch Cassius Dio seine Quelle missverstanden haben kann).
Er schreibt: καταφυγών, εὐθὺς ἐσφάγη, Καισαρίων δὲ ἐς Αἰθιοπίαν φεύγων κατελήφθη "hinabfliehend aber wurde Caesarion nach Äthiopien fliehend ergriffen und unverzüglich getötet"
Die Wendung εὐθὺς ἐσφάγη verstehe ich also so, dass er sofort nach seiner Ergreifung auf der Flucht getötet wurde und nicht etwa wieder zurückgebracht.
 
Soweit ich mich erinnere wurde Pompeius auf Befehl des Königs Ptolemaius XIII. ermordet. Da ist mir aber noch etwas unklar bitte: Hatte der König Kenntnisse über Pompeius? Caesar hatte mit ihm engeren Kontakt oder nur oberflächlich? Wie kam es dazu, das er den Befehl gab Pompeius zu töten?
Hab auch mal ins Netz geschaut, aber bin nicht recht schlau draus geworden.:grübel:
Ptolemaios XIII. war noch ein Kind, von seinen Beratern, die die Regentschaft führten (insbesondere der Eunuch und Schatzmeister Potheinos, der Rhetoriklehrer Theodotos und der Feldherr Achillas), abhängig, und befand sich im Konflikt mit seiner Schwester Kleopatra. Sein Vater Ptolemaios XII. war einige Jahre davor aus Ägypten vertrieben worden und hatte in Italien Zuflucht gefunden. Pompeius hatte sich damals für dessen (schließlich erfolgte) Wiedereinsetzung stark gemacht. Seither waren in Ägypten auch noch sog. "Gabinianer" stationiert, Soldaten aus dem römischen Expeditionskorps (benannt nach dem früheren Kommandanten Gabinius), mit dem Ptolemaios XII. wiedereingesetzt worden war und die jetzt für Ptolemaios XIII. arbeiteten. Bei diesen Gabinianern handelte es sich zum Teil um Veteranen von Pompeius.
Jetzt, nach der Niederlage bei Pharsalos, hoffte Pompeius im Gegenzug auf freundliche Aufnahme in Ägypten und schickte unter ausdrücklicher Berufung auf die freundschaftlichen Beziehungen zum Vater eine Gesandtschaft an Ptolemaios XIII. Diese Gesandten nahmen aber nebenher auch gleich Kontakt mit den Gabinianern auf.
Die Berater des Königs, die von alldem erfuhren, hatten aber gar keine Freude mit Pompeius' Gesuch. Sie wollten nicht, dass das Land in den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius hineingezogen wird (schon gar nicht auf der Seite von Pompeius, der offenkundig auf dem absteigenden Ast war), außerdem waren sie besorgt, dass sich Pompeius mit den Gabinianern in die ägyptische Innenpolitik einmischen bzw. sie als Druckmittel verwenden könnte. Die einen wollten Pompeius trotzdem aufnehmen, die anderen ihn ganz abweisen. Den Ausschlag gab Theodotos, der beides verwarf und zur scheinbaren Aufnahme mitsamt anschließender Ermordung riet: Wenn man Pompeius aufnehmen würde, würde man sich Caesar zum Feind machen und Pompeius womöglich die Macht in Ägypten zu übernehmen versuchen. Wenn man ihn abweisen, aber ziehenlassen würde, würde man sich mit Pompeius und Caesar anlegen. Also lieber gleich ermorden und sich dadurch Caesars Dank erwerben.
Offiziell gaben sie den Gesandten daher eine freundliche Antwort, planten aber insgeheim die Ermordung des Pompeius. Treibende Kräfte waren Potheinos und Theodotos. Den Befehl zur Durchführung erhielten Achillas und der abtrünnige ehemalige römische Militärtribun Lucius Septimius, ein Gabinianer, der früher selbst als Centurio unter Pompeius in dessen Piratenkrieg gedient hatte und nun für die Ägypter arbeitete, sowie der Centurio Salvius.
 
Nur eine Überlegung:
Caesar war sicher der Nutznießer - den Gegner wurde er so los, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen und die Ermordung bot ihm einen idealen Vorwand, um sich in die "ägyptischen" Verhältnisse einzumischen.

Da er sich politisch letztlich behauptete, ging seine Rechnung auf, vorausgesetzt er steckte hinter dem Ganzen. Allerdings scheint es dafür keine Hinweise zu geben, die so etwas andeuten würden. Eine solche (negative) Rolle wurde ihm von der Nachwelt auch bei literarischer Bearbeitung nie zugestanden.
 
Dass Caesar hinter Pompeius' Ermordung stecken würde, wurde, soweit ich es überblicke, nicht einmal von den ihm missgünstigsten antiken Autoren behauptet.

Es wäre auch faktisch kaum möglich gewesen: Zwischen der Schlacht bei Pharsalos und Pompeius' Ermordung vergingen nur etwa eineinhalb Monate. Vor der Schlacht wusste Caesar gar nicht, wie die Schlacht ausgehen würde und was danach sein würde. Nach der Schlacht floh Pompeius hin und her: Zunächst über Larissa (in Thessalien) nach Amphipolis (an der Nordküste der Ägäis), von dort nach Mytilene (auf Lesbos), wo seine Frau und sein Sohn auf ihn warteten. Dann segelte er nach Pamphylien, Kilikien und Zypern. Zunächst wollte er nach Antiochia in Syrien, erfuhr aber, dass er dort unerwünscht war und nicht aufgenommen würde. Er beriet mit seinen Gefährten, ob er zu den Parthern oder nach Africa zu Iuba reisen sollte, bis sich schließlich die Ägypten-Variante durchsetzte.
Zwischen dem Entschluss, nach Ägypten zu reisen, bzw. der Ankunft dort und dem Mord dürften nur wenige Tage vergangen sein. Es wäre wohl unmöglich gewesen, dass Caesar noch Kenntnis davon erlangte und einen Boten nach Ägypten schickte, der dort Überzeugungsarbeit leistete, den Pompeius zu ermorden. In der Zeit, in der Pompeius von Zypern nach Ägypten segelte und dort auf eine Entscheidung wartete, hätte Caesar (der damals entweder noch in Griechenland oder in der Provinz Asia war) von Pompeius' Entscheidung erfahren müssen und einen Boten nach Ägypten schicken, der zumindest etwa zeitgleich mit Pompeius dort eingetroffen wäre.
Um Pompeius' Ermordung anzuzetteln, hätte Caesar das wohl längerfristig vorbereiten müssen. Er konnte aber unmöglich wissen, dass Pompeius im Fall einer Niederlage ausgerechnet nach Ägypten fliehen würde. Er hätte also vorbeugend nach jedem halbwegs plausiblen Ort rund ums Mittelmeer Boten schicken müssen, um die dortigen Autoritäten für ein Attentat zu gewinnen.

Großen Nutzen hatte Caesar von Pompeius' Ermordung außerdem ohnehin nicht: Pompeius war besiegt, sein Feldherrn-Nimbus war dahin, die Republikaner hatten sich zerstreut. Sogar die Republikaner selbst hatten ihn schon abgeschrieben und machten ihre weiteren Pläne ohne ihn.

Dass er die Ermordung anzettelte, um einen Vorwand zu haben, um sich in die "ägyptischen" Verhältnisse einzumischen, glaube ich ebensowenig. Caesar war bei seiner Ankunft in Ägypten völlig unvorbereitet, weder war er mit der dortigen Situation wirklich vertraut noch hatte er ausreichend Truppen mit. Nach einem längerfristig vorbereiteten Plan sieht seine Intervention, die ihn beinahe Kopf und Kragen gekostet hätte, absolut nicht aus.
 
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