Cao Cao - Held oder Tyrann?

M

Matti

Gast
Ich hätte einmal die Frage, ob man den chinesischen Herrscher als Held oder als Tyrann bezeichnen sollte? (Mir Begründung wenn möglich)
 
Was macht denn einen Helden aus? Hat Cao Cao entsprechende Eigenschaften?
Was macht einen Tyrannen aus? Hat Cao Cao entsprechende Eigenschaften?
Wird eine Fragestellung, die so dichotomisch gestellt ist der Ambivalenz von Menschen gerecht?
 
Es bedürfte schon einer abwegigen Definition von "Held", wenn Cao Cao diesen Ehrentitel verdienen sollte. Die Quellenlage zeigt, dass er ein Machtmensch war, der alles kurz und klein schlug, was sich ihm in den Weg stellte bzw. von dem er glaubte, es stände ihm im Weg. Einmal ließ er die Bewohner einer ganzen Stadt - Männer, Frauen und Kinder - massakrieren, weil ein Soldat des Stadtgouverneurs Cao Caos Vater getötet hatte. Mit Heldentum hat das nichts zu tun. Seine Macht über China erlangte er nach vielen Schlachten durch die Kontrolle über den minderjährigen Kaiser Xian (15 Jahre), in dessen Namen er als Kanzler nach Belieben eigene Edikte erlassen konnte. Politische Gegner wurden gnadenlos getötet, oft zusammen mit ihren unschuldigen Familien.

War er ein Tyrann? Natürlich, wenn man der Definition des Aristoteles folgt:

(Nikomachische Ethik, Kap. 12)

Von diesen ist die beste das Königtum, die schlechteste die Timokratie. (1160b) Die Ausartung des Königtums ist die Tyrannis, die Gewaltherrschaft. Beide sind Alleinherrschaften, aber sehr stark von einander verschieden. Der Tyrann ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht, der König auf das Wohl seiner Untertanen.

Das Wohl seiner Untertanen interessierte Cao Cao nicht. Die Bevölkerung war durch die vielen Kriege vor seiner Machtübernahme gravierend dezimiert worden (Schätzungen gehen bis zu 90 %). Was an Bauern übriggeblieben war, wurde von Cao Cao zu Zwangsarbeitern versklavt. Sie dürften ihre Heimatgegend nicht verlassen, mussten bei Bedarf für ihn als Soldaten dienen und unbezahlte Extra-Arbeiten leisten. Den wenigen "freien" Bauern ging es auch nicht besser, sie konnten nach Belieben umgesiedelt werden, um irgendwo Zwangsarbeit zu leisten.

Ergo verdient Cao Cao den Titel Tyrann sehr wohl.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Definition von "Held", war in früheren Zeiten auch eine ganz andere, als das was heute darunter verstanden wird.
Ob nun Herakles oder Siegfried, beide würden in heutiger Zeit, mit ihren Taten, wohl kaum noch als Helden bezeichnet.
 
Es bedürfte schon einer abwegigen Definition von "Held", wenn Cao Cao diesen Ehrentitel verdienen sollte. Die Quellenlage zeigt, dass er ein Machtmensch war, der alles kurz und klein schlug, was sich ihm in den Weg stellte bzw. von dem er glaubte, es stände ihm im Weg. Einmal ließ er die Bewohner einer ganzen Stadt - Männer, Frauen und Kinder - massakrieren, weil ein Soldat des Stadtgouverneurs Cao Caos Vater getötet hatte. Mit Heldentum hat das nichts zu tun. Seine Macht über China erlangte er nach vielen Schlachten durch die Kontrolle über den minderjährigen Kaiser Xian (15 Jahre), in dessen Namen er als Kanzler nach Belieben eigene Edikte erlassen konnte. Politische Gegner wurden gnadenlos getötet, oft zusammen mit ihren unschuldigen Familien.

War er ein Tyrann? Natürlich, wenn man der Definition des Aristoteles folgt:

(Nikomachische Ethik, Kap. 12)

Von diesen ist die beste das Königtum, die schlechteste die Timokratie. (1160b) Die Ausartung des Königtums ist die Tyrannis, die Gewaltherrschaft. Beide sind Alleinherrschaften, aber sehr stark von einander verschieden. Der Tyrann ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht, der König auf das Wohl seiner Untertanen.

Das Wohl seiner Untertanen interessierte Cao Cao nicht. Die Bevölkerung war durch die vielen Kriege vor seiner Machtübernahme gravierend dezimiert worden (Schätzungen gehen bis zu 90 %). Was an Bauern übriggeblieben war, wurde von Cao Cao zu Zwangsarbeitern versklavt. Sie dürften ihre Heimatgegend nicht verlassen, mussten bei Bedarf für ihn als Soldaten dienen und unbezahlte Extra-Arbeiten leisten. Den wenigen "freien" Bauern ging es auch nicht besser, sie konnten nach Belieben umgesiedelt werden, um irgendwo Zwangsarbeit zu leisten.

Ergo verdient Cao Cao den Titel Tyrann sehr wohl.


Hallo!

Ich kann deinen Ausführungen leider überhaupt nicht zustimmen. Du bewertest die Taten und Vorgehensweise von Cao Cao aus heutiger Sicht.
Um eine wirklich fundierte Analyse seiner Persönlichkeit und der Legitimation des Titels eines "Helden" gerecht zu werden, musst du seine Person aus der damaligen Sicht berücksichtigen.
Für seine Untertanen und die folgenden Generationen war er ein Held und wird auch heute noch als dieser verehrt.

Aus deiner heutigen Sicht, scheint dir das Leben als Bauer im damaligen Reich, sehr "unlebenswert" zu erscheinen, geh aber mal davon aus, das du in solch ein System hineingeboren wirst, kennst seit der Geburt nichts anderes,

Deshalb würdest du mit der damaligen Sichtweise, komplett anders urteilen. Unsere Moral ist kein deut gewichtiger als die damalige Moral und Weltanschauung. Alle haben ihre Daseinsberechtigung, auch wenn uns das heute übel aufstößt.
 
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