Bleibt nur noch die Frage warum Italien niemals endgültig zusammenbrach?
Ich meine die Niederlage in der Sommeroffensive 1916 und dann Karfeit 1917, das müsste den meisten Staaten wohl den Rest geben.
Die Sommeroffensive 1916 im Bereich der Sieben Gemeinden war strategisch angelegt und ein überaus kühnes Unternehmen. Mit 2 Armeen aus Hoch- und Mittelgebirge bei noch 20 cm Schnee anzutreten und von da aus die Poebene zu gewinnen und 250.000 italienische Soldaten abzuschneiden, das war wirklich ein kühnes Konzept. Dazu war die kuk Armee in diesem Abschnitt personell 1.5-fach überlegen. Die Italiener konnten dem Angriff nirgendwo standhalten,
Dieser Erfolg wurde jedoch nicht ausgenützt, obwohl das Armeeoberkommando rücksichtsloses Vorantreiben des Angriffs sehen wollte. Dass das nicht geschah, hatte seinen Grund darin, dass das Heeresgruppenkommando angeordnet hatte, dass mit Menschenleben besonders schonend umgegangen werden sollte. Erzherzog Karl, der spätere Kaiser, hatte für sein Korps sogar unmittelbar vor Angriffsbeginn angeordnet, dass jeder Kommandant, der übermäßige Verluste habe, von ihm unnachsichtig zur Verantwortung gezogen werden würde.
Diese Befehle hatten zur Folge, dass die kuk Armeen nach dem Durchbruch nicht vorwärts stürmten und jede Chance nutzten, sondern nur sehr zögernd den weichenden Italienern folgten. Weil man dort am leichtesten durchgebrochen war, wo die stärkste Artillerie war, wollte man unbedingt die Artillerie nachziehen, was im Gebirge sehr schwierig war. So legte man gar am 6. Angriffstag einen vollen Ruhetag ein. Das war menschenschonend, brachte aber den Angriff nicht voran. Am 8. Angriffstag etwa hatte das Korps von Erzherzog Karl keinen einzigen Verlust, was nur bedeuten konnte, dass garnicht gekämpft wurde.
Diese selbst verschuldete Verlangsamung der kuk Offensive führte dazu, dass die Italiener mit Hilfe des guten Eisenbahnnetzes ene gewaltige Truppenverschiebung vornehmen konnten und die kuk Armeen an den letzten Gebirgsstöcken vor dem Eintritt in die Poebene aufgehalten wurden.
Der Krieg stand damals einige Tage auf des Messers Schneide und es gibt seriöse Stimmen, die sagen, dass im Mai 1916 vor dem Monte Pasubio, Monte Meletta und Monte Cimone der Krieg verloren wurde. Man stelle sich vor, der Durchbruch in die Ebene, der möglich gewesen wäre, wäre tatsächlich erfolgt und die gesamte italienische Armee der Isonzofront wäre im Juni 1916 abgeschnitten worden. Italien hätte das nicht überlebt.
So blieb die Offensive 1916 ein taktischer Erfolg, war aber strategisch ein grandioser Fehlschlag.
Dass der moralische Zusammenbruch bei der 2. italienischen Armee nach Caporetto nicht zum Zusammenbruch Italiens führte, hatte einen anderen Grund. Auch hier ging nach dem Durchbruch nach Venetien der Vormarsch nicht so schnell, wie er hatte sein sollen. Die Truppen kamen in eine Gegend, die in ihren Augen ein Paradies war, mit Lebensmitteln in Hülle und Fülle, und jeder wollte erst mal einen Teil daran haben. Aber der wesentliche Grund war: Die 3. italienische Armee des Herzogs von Aosta war zwar in den Rückzug mit hineingerissen worden, hatte aber nur kleinere Gefechte zu bestehen gehabt. Sie konnte eine Verteidigungslinie am Piave aufbauen, in die sukzessive englische und französische Verstärkungen eingeschoben wurde. England und Frankreich rechneten mit einem Sofortbedarf für die Front von 6 englischen und 4 französischen Divisionen. Sie schlossen auch eine mögliche Revolution in Italien nicht aus und rechneten für den Fall mit noch höherem Bedarf. Aber bei aller Anstrengung konnten diese Truppen erst nach und nach kommen. Dass es also nicht weiter ging hatte auch damit zu tun, dass die Nachschublinien der Östereicher und Deutschen überdehnt waren. Es war keine Munition mehr da, er war kein einziges Geschütz mehr vorne.Der Nachschub blieb stecken, weil die Fuhrwerke die Straßenoberfläche zerstört hatten. Man kam also noch über den Piave, aber konnte den beherrschenden Höhenrücken des Montello ebensowenig nehmen wie den Monte Grappa.
Der Erfolg von Caporetto überstieg jedes Maß dessen, was die Planung vorgesehen hatte. Das Armeeoberkommando wollte eigentlich nur den Tagliamento erreichen, dass es der Piave wurde, war nicht geplant und deshalb auch logistisch nicht entsprechend vorbereitet.
In beiden Fällen, im Sommer 1916 und im Herbst 1917, ist ein strategisch entscheidender Erfolg letztlich an Mängeln der Führung auf seiten der Mittelmächte gescheitert.