Caporetto

Ich frage mich warum die Italiener bei Kaporette 1917 so schlecht kämpften.
Manche Einheiten ließen die österreichisch-ungarischen und deutschen Einheiten einfach vorbeimaschieren, ohne auch nur einen Schuss abzugeben.
Ganze Einheiten ließen sich da einfach überrollen!
Warum war die italienische Kampfmoral so schlecht?
Stimmt es, dass der Italiener als Soldat nichts taugt, wie so oft behauptet?
Also die Bersaglieri und Alpini, rekrutierten sich auch aus den Alpen, wurden ja von den Österreichern immer hoch gelobt.
Und auch Radetzky äußerte sich positiv über die norditlienischen Truppen,1848.
Ich hoffe ihr wi0ßt auf was ich hinauswill?
Vielen Dank!
 
Der "Schnauze Voll" Virus ist ja 1917 ziemlich umgegangen. Bei den Russen im Februar, bei den Franzosen, warum nicht auch bei den Italienern. 3 Jahre Krieg im Hochgebirge, warum wusste wohl keiner so richtig. Wird wohl alles so ein bißchen reingespielt haben.
So richtig gerechnet haben sie wohl nicht mit einem Angriff im Spätherbst, Gas wurde auch eingesetzt. Aber trotzdem, der einzige gelungene Durchbruch des 1. Weltkriegs. Respekt ÖU. Rommel und Schörner haben für gleichen Berg den Pour le merit bekommen.
Die Italiener haben, um die Flucht zu stoppen "Dezimiert", jeder 10. einer fliehenden Einheit wurde erschossen. Ein in der Neuzeit meines Wissens beispielloser Vorgang.

Grüße Repo
 
Ich denke, die Alpini und Bersaglieri muss man zunächst mal ganz ausnehmen. Die Alpini wurden lokal rekrutiert und eingesetzt und hatten deshalb auch im Einsatz immer einen ganz besonderen Bezug zu ihrem Heimatgebiet.
Die Bersaglieri waren schon in der piemontesischen Armee eine ausgesprochene Elitetruppe mit viel besserer Ausbildung und Bewaffnung, ausgerüstet als schnelle Truppe, die sogar Kavallerie ersetzen konnte.

Die normale italienische Linien-Infanterie rekrutierte sich überwiegend aus gezogenen Bauern, denen jeder ideologische Bezug zu diesem Kriege und zur "Italianitá" fehlte. Städter konnten der Rekrutierung zur Armee entziehen, sogar Ministerpräsident Salandra fand nichts dabei, dass keiner seiner drei Söhne Soldat wurde. Soldaten, die Bauern in der Romagna waren, fragten schon bald ihre Offiziere an der Front am Isonzo, warum man eigentlich für so karge Böden Krieg führen sollte. Außerdem herrschte in der italienischen Armee ein extremes Klassendenken, noch viel schlimmer als in der italienischen Gesellschaft des Vorkrieges. Die Soldaten wurden von den Offizieren äußerst brutal behandelt, für geringste Vergehen außerordentlich hart bestraft. Dagegen ließen es sich die Offiziere gut gehen, ein Schriftsteller, der als Offizier diente (ich glaube Gadda) hat mal dem Sinne nach geschrieben, dass es bei den Festen der Offiziere gastronomisch an nichts fehlte, Champagner, Grappa, Kuchen, Fleisch, alles war in beliebiger Menge da, wie im Frieden. Die Soldaten mißtrauten den Offizieren, sprachen in ihrer Gegenwart möglichst im Dialekt, den die Offiziere nicht verstanden.
Die Führung der Truppe war auch sehr schlecht, zb ließ man Verbände über Monate ohne Ablösung in der Frontlinie.
Die Mißstimmung, die sich hier aufgebaut hatte, kulminierte schließlich bei Caporetto.
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Die Führung der Truppe war auch sehr schlecht, zb ließ man Verbände über Monate ohne Ablösung in der Frontlinie.
Die Mißstimmung, die sich hier aufgebaut hatte, kulminierte schließlich bei Caporetto.
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Österreich-Ungarn lies seine Truppen auch lange an der Front, mangels Verstärkung.
Entscheidend dürfte wohl sein, dass man in Österreich-Ungarn:
a)Den Heimatboden verteidigte (Kärntner, Tiroler, Vorarlberger, Kroaten, Slowenen)
b)Viele Elite-Einheiten an der Front hatte (Bosniaken-Regimenter, Kaiserjäger....)
c)Die Italiener für den Verrat haßte.
 
c)Die Italiener für den Verrat haßte.
Ist das belegt, dass sich die Soldaten um sowas scherten?
Solche Aspekte hinterfrage ich immer, weil in zeitgenössischen Quellen so ziemlich aller Kriege immer nur zur Motivation zwei Dinge vorherschen: Anfeuerung durch den Befehlshaber durch Erinnerung an Pflichten usw. und noch viel mehr der Wunsch sich für den Tod eines anderen zu rächen oder sich dafür zu rächen, dass der Gegenüber einem das Leben nehmen will.
 
Ist das belegt, dass sich die Soldaten um sowas scherten?
Solche Aspekte hinterfrage ich immer, weil in zeitgenössischen Quellen so ziemlich aller Kriege immer nur zur Motivation zwei Dinge vorherschen: Anfeuerung durch den Befehlshaber durch will.

Das ist natürlich so eine Frage. Die Umstände von Italiens Kriegseintritt sind aber schon ein bißchen "difizil". So ist es schon vorstellbar, dass es dieses Denken in der ÖU Armee gab.
Es ist glaube ich auch seit Andreas Hofers Zeiten beispiellos, dass eine Armee wochenlang von Schützenvereinen aufgehalten wurde.

Grüße Repo
 
Ist das belegt, dass sich die Soldaten um sowas scherten?

In Kriegen ist immer viel Emotionales im Spiel, auch bei den Soldaten.
Den Italienern war auch durchaus klar, was ihr Verhalten bedeutete. Im August 1914 hatten die Italiener bereits einen Kriegseintritt überlegt, und in diesem Zusammenahang schrieb der damalige Außenminister San Giuliano an Ministerpräsident Salandra, man dürfe sich nicht verhehlen, dass ein solcher Kireg in ganz Europa als ein Akt der Unehrlichkeit gesehen würde.

Als dann Italien in den Krieg eintrat, war man nicht allzu optimistisch angesichts der etwa vierfachen personellen Überlegenheit der Italiener an der Isonzofront. Conrad rechnete damit, dass die Italiener "schon bald unsere Befestigungen demolieren und in unser Gebiet einrücken" könnten. Fünf Wochen später könnten sie dann vor Wien stehen. Tatsächlich aber zeigte sich in der Monarchie eine emotionale Erschütterung über das Verhalten der Italiener, gepaart auch mit einer gewissen Geringschätzung. In Tirol etwa herrschte angesichts der hohen Verluste der Tiroler Truppen in Russland und auf dem Balkan eine eher bedrückte Stimmung, die sich jetzt in eine Art Kriegsbegeisterung gegenüber Italien wandelte. Aber auch Truppen aus anderen Volkern der Monarchie, die etwa in Russland zum Teil regimenterweise übergelaufen waren, kämpften gegen die Italiener mit großem Einsatzwillen, und das hielt bis zuletzt an. Als sich im Herbst 1918 nach dem Zusammenbruch der Salonikifront bereits Auflösungserscheinungen in der Armee zeigten und die ungarische Regierung etwa die Truppen zurückrief, änderte sich das nicht. Bei dem Angriff der Italiener gemeinsam mit Briten, Franzosen und Amerikanern am 24. Oktober 1918 verteidigten sich die Truppen, darunterTschechen, Polen, Ruthenen und Ungarn, immer noch so, als ob es keine zusammenbrechende Front oder eine in Auflösung befindliche Monarchie gab.
Das führte sogar dazu, dass das Armeeoberkommando dem Kaiser am Abend meldete, der Angrifff habe begonnen, aber es bestehe kein Grund zur Besorgnis. Die im Hinterland liegenden Reserven weigerten sich allerdings, noch einmal an die Front zu gehen Zuerst die Slowenen, dann die Ungarn, Tschechen, Kroaten. Und damit war letztlich der militärische Zusammenbruch unvermeidlich.

Wenn man dabei bedenkt, dass die mangelhafte Versorgung mit Nahrungsmitteln auch auf die Fronttruppen schon längst übergegriffen hatte, wenn man bedenkt, dass bei der Juni-Offensive 1918 am Piave den Soldaten aufgetragen war, Beute zu machen und zur Versorgung nach Hause zu schicken, wenn man bedenkt, dass Angriffe dort zum Teil wegen der körperlichen Schwäche der Soldaten abgebrochen werden mussten, dann sieht man, dass der Krieg der kuk Monarchie mit Italien eine ganz besondere emotionale Dimension hatte, auch bei den Soldaten.
 
Bleibt nur noch die Frage warum Italien niemals endgültig zusammenbrach?
Ich meine die Niederlage in der Sommeroffensive 1916 und dann Karfeit 1917, das müsste den meisten Staaten wohl den Rest geben.
 
Bleibt nur noch die Frage warum Italien niemals endgültig zusammenbrach?
Ich meine die Niederlage in der Sommeroffensive 1916 und dann Karfeit 1917, das müsste den meisten Staaten wohl den Rest geben.

Massivste alliierte Hilfe.
Und, nicht zu vergessen, vermutlich waren die ital. Soldaten an der Piave der Meinung, dass es nun um ihre Heimat ging.

Hindenburg schreibt in seinen Erinnerungen, dass man sehr viele Gegner geschlagen hätte, aber keinen einzigen hätte "endgültig" ausschalten können.
Weder die Italiener, noch die Serben, nicht die Rumänen, nicht die Orientarmee.

Grüße Repo
 
Zuletzt bearbeitet:
Bleibt nur noch die Frage warum Italien niemals endgültig zusammenbrach?
Ich meine die Niederlage in der Sommeroffensive 1916 und dann Karfeit 1917, das müsste den meisten Staaten wohl den Rest geben.

Die Sommeroffensive 1916 im Bereich der Sieben Gemeinden war strategisch angelegt und ein überaus kühnes Unternehmen. Mit 2 Armeen aus Hoch- und Mittelgebirge bei noch 20 cm Schnee anzutreten und von da aus die Poebene zu gewinnen und 250.000 italienische Soldaten abzuschneiden, das war wirklich ein kühnes Konzept. Dazu war die kuk Armee in diesem Abschnitt personell 1.5-fach überlegen. Die Italiener konnten dem Angriff nirgendwo standhalten,
Dieser Erfolg wurde jedoch nicht ausgenützt, obwohl das Armeeoberkommando rücksichtsloses Vorantreiben des Angriffs sehen wollte. Dass das nicht geschah, hatte seinen Grund darin, dass das Heeresgruppenkommando angeordnet hatte, dass mit Menschenleben besonders schonend umgegangen werden sollte. Erzherzog Karl, der spätere Kaiser, hatte für sein Korps sogar unmittelbar vor Angriffsbeginn angeordnet, dass jeder Kommandant, der übermäßige Verluste habe, von ihm unnachsichtig zur Verantwortung gezogen werden würde.
Diese Befehle hatten zur Folge, dass die kuk Armeen nach dem Durchbruch nicht vorwärts stürmten und jede Chance nutzten, sondern nur sehr zögernd den weichenden Italienern folgten. Weil man dort am leichtesten durchgebrochen war, wo die stärkste Artillerie war, wollte man unbedingt die Artillerie nachziehen, was im Gebirge sehr schwierig war. So legte man gar am 6. Angriffstag einen vollen Ruhetag ein. Das war menschenschonend, brachte aber den Angriff nicht voran. Am 8. Angriffstag etwa hatte das Korps von Erzherzog Karl keinen einzigen Verlust, was nur bedeuten konnte, dass garnicht gekämpft wurde.
Diese selbst verschuldete Verlangsamung der kuk Offensive führte dazu, dass die Italiener mit Hilfe des guten Eisenbahnnetzes ene gewaltige Truppenverschiebung vornehmen konnten und die kuk Armeen an den letzten Gebirgsstöcken vor dem Eintritt in die Poebene aufgehalten wurden.
Der Krieg stand damals einige Tage auf des Messers Schneide und es gibt seriöse Stimmen, die sagen, dass im Mai 1916 vor dem Monte Pasubio, Monte Meletta und Monte Cimone der Krieg verloren wurde. Man stelle sich vor, der Durchbruch in die Ebene, der möglich gewesen wäre, wäre tatsächlich erfolgt und die gesamte italienische Armee der Isonzofront wäre im Juni 1916 abgeschnitten worden. Italien hätte das nicht überlebt.
So blieb die Offensive 1916 ein taktischer Erfolg, war aber strategisch ein grandioser Fehlschlag.

Dass der moralische Zusammenbruch bei der 2. italienischen Armee nach Caporetto nicht zum Zusammenbruch Italiens führte, hatte einen anderen Grund. Auch hier ging nach dem Durchbruch nach Venetien der Vormarsch nicht so schnell, wie er hatte sein sollen. Die Truppen kamen in eine Gegend, die in ihren Augen ein Paradies war, mit Lebensmitteln in Hülle und Fülle, und jeder wollte erst mal einen Teil daran haben. Aber der wesentliche Grund war: Die 3. italienische Armee des Herzogs von Aosta war zwar in den Rückzug mit hineingerissen worden, hatte aber nur kleinere Gefechte zu bestehen gehabt. Sie konnte eine Verteidigungslinie am Piave aufbauen, in die sukzessive englische und französische Verstärkungen eingeschoben wurde. England und Frankreich rechneten mit einem Sofortbedarf für die Front von 6 englischen und 4 französischen Divisionen. Sie schlossen auch eine mögliche Revolution in Italien nicht aus und rechneten für den Fall mit noch höherem Bedarf. Aber bei aller Anstrengung konnten diese Truppen erst nach und nach kommen. Dass es also nicht weiter ging hatte auch damit zu tun, dass die Nachschublinien der Östereicher und Deutschen überdehnt waren. Es war keine Munition mehr da, er war kein einziges Geschütz mehr vorne.Der Nachschub blieb stecken, weil die Fuhrwerke die Straßenoberfläche zerstört hatten. Man kam also noch über den Piave, aber konnte den beherrschenden Höhenrücken des Montello ebensowenig nehmen wie den Monte Grappa.
Der Erfolg von Caporetto überstieg jedes Maß dessen, was die Planung vorgesehen hatte. Das Armeeoberkommando wollte eigentlich nur den Tagliamento erreichen, dass es der Piave wurde, war nicht geplant und deshalb auch logistisch nicht entsprechend vorbereitet.
In beiden Fällen, im Sommer 1916 und im Herbst 1917, ist ein strategisch entscheidender Erfolg letztlich an Mängeln der Führung auf seiten der Mittelmächte gescheitert.
 
Zu den militärisch durchaus beachtlichen Erfolgen der deutsch-österreichischen Armee in der 12. Isonzoschlacht bei Karfreit/Caporetto ist noch anzumerken, daß das "Wunder von Karfreit" nicht zuletzt auch auf dem größten Einsatz von Giftgas im Ersten Weltkrieg basierten. Aus über 1000 Gaswerfern feuerte man Grün- und Blaukreuzgranaten auf die italienischen Stellungen ab. Grünkreuz war ein Phosgengas, dagegen existierten dann spätestens 1916 wirksame Gasmasken. Die Deutschen, führend auf dem Sektor der chemischen Kriegsführung, entwickelte im Sommer 1917 den "Maskenbrecher" Clark, Blaukreuz, der zusammen mit Grünkreuz im Juli 1917 erstmals in Flandern getestet wurde.
Die Kombination der beiden Gase nannte man Buntkreuz. Und das vergaste Gelände nannte man im Militärjargon "bunte Räume" Die Italiener waren darauf in keiner Weise vorbereitet, teilweise gar nicht mit Gasmasken ausgestattet. Das vergaste Gelände konnte stellenweise ohne jeden Widerstand durchquert werden. die italienische Artillerie wurde ausgeschaltet, Kriegsteilnehmer berichteten von italienischen Batterien deren Besatzungen, vom Gas überascht, tot an die Geschütze gelehnt aufgefunden wurden.
 
Es gibt noch einen wesentlichen Aspekt der Oktober-Offensive 1917, der meist nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit findet.

Der Eisenbahnreferent im Armeeoberkommando, Generalmajor Straub, gab einen Überblick über die Transportsituation und seine Meldung wurde mit dem Vermerk "Den Herren Gruppenchefs vorgelesen. Ad Acta" versehen.
Darin rechnete Straub vor, dass von den rd. 105000 gedeckten Güterwaggons der kuk Monarchie 60-70 % und von den 170000 offenen 40 % für Militärtransporte benötigt würden, um den Aufmarsch logistisch zu sichern. Dieser Bedarf würde sich nach Beendigung des Aufmarsches erhöhen, um Nachschub nach vorn und Verwundete nach hinten zu brigen. Diese Inanspruchnahme durch Militärtransporte werde zu einer drastischen Reduktion des zivilen Bedarfs an rollendem Material führen, der eigentlich in dieser Jahreszeit wegen der notwendigen Zuschübe an Heizmaterial und Nahrungsmitteln besonders hoch sei. "Laut Angabe des Volksernährungsamtes und des k.k. Eisenbahnministeriums sind allein in Österreich 85000 Waggons mit Erdäpfeln zu verfrachten." Dies müsse abgeschlossen sein, bevor Frost einsetze. Allein Wien habe einen Kartoffelbedarf von 200 - 300 Waggons täglich, es könnten aber nur 20 - 50 geliefert werden. "Die Ernährungssituation breiter Bevölkerungsschichten in Wien wird bei Fortdauer dieser geringen Kartoffelzufuhr unhaltbar. Ebenso in allen übrigen größeren Städten, wo die Verhältnisse ähnlich sind." Neben dem Mangel an Waggons habe die hohe Beanspruchung durch Militärtransporte zu einer Reparaturquote zwischen 36 und 40 % bei den Lokomoliven geführt, gegenüber 14 % im Frieden. Straub folgerte daraus, dass sich die Monarchie Operationen wie die gegenwärtige angesichts der Verpflegungssituation der großen Städte und auch der auf Zuschub angewiesenen ländlichen Gebiete nicht leisten könne.

Das bedeutet ja nichts anderes, als dass diese Offensive, je größer der Erfolg umso mehr, durch eine Verschlechterung der Versorgung im Hinterland erkauft wurde. Je siegreicher die Truppen, umso kritischer die Situation im Hinterland.

Die vierseitige Meldung Straubs wurde dem übrigen Armeeoberkommando am 20. Oktober 1917 bekannt, vier Tage vor Beginn des Angriffs. Ändern an den Planungen ließ sich da nichts mehr.

Schon Anfang 1916 und Anfang 1917 hatte es in der Monarchie wegen der schlechten Versorgungslage der Zivilbevölkerung kleinere Streiks gegeben. Anfang 1918 brachen wieder verbreitete Streiks in vielen Teilen der Monarchie aus, und Arbeiter erklärten, sie würden erst wieder arbeiten, wenn Mehl und Fett verteilt würden. In diese Hungertreiks mischten jetzt auch politische Forderungen, wie sofortige Beendigung des Krieges und das Ganze nahm einen eher revolutionären Charakter an. Letzlich wurde die Situation durch den Einmarsch in die Ukraine zum Gewinn zusätzlicher Versorgung noch einmal beschwichtigt.

So war der Sieg von Caporetto und der Vormarsch zum Piave, bei aller militärisch positiven Wirkung, auf Kosten der Situation im Hinterland erzielt worden und hatte Spätfolgen, mit denen niemand gerechnet hatte. Außer vielleicht Generalmajor Straub.
 
Ich bitte aber auch zu bedenken, dass auch 40-45 nach jedem längeren Vormarsch der Angreifer teilweise recht lange brauchte um seine Truppen zu "entwirren", wieder aufzufüllen, den Nachschub nach wieder zur Truppe zu bringen usw. usf..
So ist die Rote Armee von Oktober 44 bis Januar 45 an der Weichsel und von Februar bis April 45 an der Oder stehen geblieben. Obwohl der Gegner beidesmal bis zur Vernichtung geschlagen war. Und an der Oder taten sie sich dann im April auch überaus schwer, trotz gigantischer Übermacht.

Dass Italien nicht endgültig zusammengebrochen ist, würde ich eher den Alliierten positiv anrechnen, als den Mittelmächten negativ.

Grüße Repo
 
Zwischenfrage:
Kann man Italien eigentlich im 1. Weltkrieg als Siegermacht bezeichnen?
Nach dem, was ich hier gelesen habe, wohl eher nicht. Mit welchem Recht beanspruchten sie den dann nach dem Krieg Südtirol und bekamen es im Endeffekt auch zugesprochen?
 
Da weiß Wikipedia eine Antwort drauf:

Nach dem für das Habsburger Vielvölkerreich (Kaiserreich Österreich-Ungarn) verlorenen Ersten Weltkrieg wurde 1920 das zu 97 % deutschsprachige Südtirol von Italien annektiert. Dies kam durch den Umstand zustande, dass die Truppen des Habsburger Kaisers den vereinbarten Waffenstillstand von Villa Giusti 24 Stunden zu früh, nämlich am 3. November, angetreten hatten und die italienischen Truppen dadurch die österreichisch-ungarischen Stellungen überwinden und innerhalb weniger Tage von der Front im Trentino bis nach Innsbruck vorstoßen konnten.
Obwohl die neue Republik Deutschösterreich ganz Deutschtirol für sich beanspruchte, wurde im Friedensvertrag von Saint-Germain die Angliederung des südlich des Brenner liegenden Teils Tirols - gegen den Willen der dortigen Bevölkerung - an Italien besiegelt: England und Frankreich hatten bereits im Londoner Vertrag von 1915 Italien die Brennergrenze und andere Gebiete zugesichert, um dessen Kriegseintritt an der Seite der westlichen Alliierten zu erkaufen. In Österreich, vorwiegend in Innsbruck, wurden daraufhin als Solidaritätsbekundungen Straßen und Plätze nach Südtiroler Orten umbenannt (vgl.: Südtirolerplatz). Ähnliches geschah auch in Deutschland, z. B. in München.
 
Ich bitte aber auch zu bedenken, dass auch 40-45 nach jedem längeren Vormarsch der Angreifer teilweise recht lange brauchte um seine Truppen zu "entwirren", wieder aufzufüllen, den Nachschub nach wieder zur Truppe zu bringen usw. usf..
So ist die Rote Armee von Oktober 44 bis Januar 45 an der Weichsel und von Februar bis April 45 an der Oder stehen geblieben. Obwohl der Gegner beidesmal bis zur Vernichtung geschlagen war. Und an der Oder taten sie sich dann im April auch überaus schwer, trotz gigantischer Übermacht.

Grüße Repo

Das ist schon richtig.

Aber es ist auch nicht zu leugnen, dass die 3. italienische Armee von Emmanuele Philiberto Duca d'Aosta die neue Verteidigungslinie am Piave aufgebaut hat und die britischen und französischen Verbände erst später an die Front kamen. Die 3. Armee lag ja südlich des Durchbruchsgebietes gegenüber der 1. und 2. kuk Isonzo-Armee. Sie musste zurück, um nicht abgeschnitten zu werden, hatte aber nur wenige Gefechte zu bestehen, und sie war nicht so demoralisiert wie die 2. italienische Armee. So hielt sie am Fluss und nördlich die entscheidenden Höhenzüge des Mondello und der Angriff blieb am 9./10. November hier stecken. Nördlich des Mondello standen die deutschen und österreichischen Verbände in Feltre bereits westlich des Piave, allerdings erst am 12. November wegen des durch das Gebirge schwierigeren Vormarschweges. Nun konnte nur ein Umfassen der Piave-Front von Norden die Offensive noch einmal voranbringen, aber dies erforderte die Eroberung des Grappa-Gebietes. Der Angriff kam im späteren November bis auf wenige Kilometer an den Monte Grappa heran, blieb aber dann stecken, denn inzwischen hatte der Winter eingesetzt.

Hoffnungen setzte das kuk Armeeoberkommando auch noch auf einen Ablenkungsangriff der kuk 10. Armee von der Hochfläche der Sieben Gemeinden in Südtirol her, aber er setzte erst am 10. November ein, als hier bereits Schnee fiel und kam nur einige Kilometer voran.

Die ersten englischen Truppen wurden nach meinen Unterlagen am 4. Dezember und die ersten französischen am 5. Dezember 1917 eingesetzt. Das war gegen Ende der schweren Kämpfe im Grappa-Gebiet zu einem Zeitpunkt, als man bereits begann, die deutschen Truppen abzutransportieren.

Der Zusammenbruch ganz Italiens wurde allseits erhofft oder befürchtet, in der kuk Monarchie, in Deutschland, in Italien und bei seinen Alliierten. Aber die Front wieder stabilisiert haben die Italiener allein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwischenfrage:
Kann man Italien eigentlich im 1. Weltkrieg als Siegermacht bezeichnen?
Nach dem, was ich hier gelesen habe, wohl eher nicht. Mit welchem Recht beanspruchten sie den dann nach dem Krieg Südtirol und bekamen es im Endeffekt auch zugesprochen?

1.) Italien gehörte zu den Alliierten, die den Krieg gewonnen haben und zählte damit quasi automatisch zu den Siegern, auch wenn es selbst ohne umfangreiche alliierte Hilfe nicht hätte bestehen können.

2.) Bei Kriegsende standen die italienischen Truppen weit im Feindesland, bis Innsbruck. Vom ÖU-Gegner war kaum noch Gegenwehr zu erfahren, da sich das K.u.K.-Reich in Auflösung befand.

3.) Das wichtige Motiv für den italienischen Kriegsbeitritt waren die Versprechen Englands und Frankreichs 1915, den Italienern u.a. die Brenner-Grenze zuzugestehen.
 
1.) 3.) Das wichtige Motiv für den italienischen Kriegsbeitritt waren die Versprechen Englands und Frankreichs 1915, den Italienern u.a. die Brenner-Grenze zuzugestehen.

Und für den Weltfrieden fatal waren die Versprechungen die dann letzlich nicht eingehalten wurden. Dalmatien und Albanien. Wie bei den Japanern, den Arabern und den Juden. Nicht eingehalten werden konnten, weil die selben Gebiete jeweils mindestens 2 "Interessenten" versprochen wurden.

Grüße Repo
 
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