Caracalla, Caracallus... seit wann denn...?

Timestheus

Mitglied
Servus...

für meinen historischen Roman, in dem der kleine Caracalla eine zentrale Rolle spielt, müsste ich wissen, wie ich den jungen Mann in der Frühphase vor 200 n.Chr. ansprechen lasse.

a) Weiß jemand ab wann Caracalla den Spitznamen verpasst bekommen hat? War das schon in Kindestagen?
b) Hat man ihn dann als Caracalla oder Caracallus angesprochen?

Danke für sachdienliche Hinweise :)
 
Die englische Wikipedia gibt folgendes an:

According to the 4th century historian Aurelius Victor in his Epitome de Caesaribus, he became known by the agnomen "Caracalla" after a Gallic hooded tunic that he habitually wore and made fashionable.[5] He may have begun wearing it during his campaigns on the Rhine and Danube.[6] Dio generally referred to him as Tarautas, after a famously diminutive and violent gladiator of the time.[7]
Schlussfolgerung: Der adoleszente Caracalla war ein Vorläufer der Gangsterrapper. So wie Caligula 'Stiefelchen' genannt wurde, so wurde halt Caracalla "Kapuzenpulli" oder "Hoody" genannt (ich trug Anfang meines Studiums immer ein Palästinensertuch und Kommilitonen, die sich meinen Namen nicht merken konnten, nannten mich "Pali".)

Tja... Dazu dann ein Beitrag von Werner Robl, einem Dr. der Medizin. Was ich an dem Aufsatz aber gelesen habe, scheint mir ganz plausibel:

Der Verdacht, dass hier nicht ein- und derselbe Feldzug vorliegt, wurde schon früher geäußert,8 zu ei-
nem einhelligen Urteil hat sich die Fachwissenschaft jedoch bis jetzt nicht durchgerungen. Dabei gibt es
ein objektives, von den genannten Geschichtsschreibern und subjektiven Urteilen unabhängiges Zeugnis,
welches die Duplizität des severischen Germanen-Kontaktes beweist:

[...]

Nein, Caracalla muss in der Tat zuvor bereits in Germanien gewesen sein – noch vor Übernahme des
Prinzipats. Genau dies wird ihm auch in einer von den Arvalbrüdern unabhängigen Quelle, der Historia
Augusta, bescheinigt, und wir haben keinen Grund, in diesem Punkt an ihrer Richtigkeit zu zweifeln:

[...]

http://www.robl.de/caracalla/caracalla213.pdf

Demnach wäre Caracalla bereits 208 in Germanien gewesen. Du müsstest das näher prüfen, aber dann hätte er den Beinamen Caracalla mit etwa 20 Jahren erhalten.
Seine Eltern werden ihn Lucius gerufen haben, bzw. Lucie (Vokativ).
 
Servus...

für meinen historischen Roman, in dem der kleine Caracalla eine zentrale Rolle spielt, müsste ich wissen, wie ich den jungen Mann in der Frühphase vor 200 n.Chr. ansprechen lasse.

a) Weiß jemand ab wann Caracalla den Spitznamen verpasst bekommen hat? War das schon in Kindestagen?
b) Hat man ihn dann als Caracalla oder Caracallus angesprochen?

Danke für sachdienliche Hinweise :)

Die Caracalla war ein keltischer Reisemantel, der spätere Kaiser bekam ihn wegen seiner Vorliebe für dieses Kleidungsstück. Die Caracalla war vor allem in der Armee bei Hilfstruppen beliebt. Der Kaiser Caracalla war innerhalb der Armee überaus beliebt. Sein Vater soll zu seinen Söhnen gesagt haben: Seht zu, dass ihr die Soldaten gut versorgt, alles weitere braucht euch nicht zu kümmern." der Kaiser hielt die Soldaten durch Donative bei Laune, und er gab sich als einer der ihren, trug bescheidene Kleidung.

Er behielt in der Armee einen guten Ruf. Caracallas Tante Julia Maesa ließ ihre Tochter Julia Soemias ihren Sohn Elagabal als illegitimen Sohn Caracallas ausgeben. Unter den Senatoren galt Caracalla als unmöglicher Typ, und auch beim Stadtvolk war er unbeliebt. Er ließ 20.000 Anhänger der Grünen (Rennpartei) exekutieren.

Der Name Caracalla ist ein Spitzname ähnlich wie Caligula. Caligula soll diesen Namen gehasst haben, und er konnte sehr ungemütlich werden, nannte ihn jemand so.

Caracalla wurde geboren als Lucius Septimius Bassianus. Seine Mutter Julia Domna stammte aus einer vornehmen Familie in Emesa Syrien (Homs), aus der zahlreiche Priester des Elagabal-Kultes hervorgingen. Sein Vater L.Septimius Severus stammte aus Leptis magna in Libyen aus nicht sehr vornehmer Familie. Er setzte sich aber in einem überaus grausamen Bürgerkrieg gegen seine Kontrahenten Pescennius Niger und Clodius Albinus durch. Die dürftige Legitimität seiner Herrschaft versuchte er durch eine fiktive Adoption der antoninischen Dynastie zu legitimieren. er nannte sich Sohn Marc Aurels und Bruder des Commodus, und Caracalla erhielt den Namen Marcus Aurelius Antoninus. Die Verleihung des Bürgerrechts an alle freien Reichsbewohner heißt daher Constitutio Antoniniana.

Ich halte es für wahrscheinlich, dass Caracalla diesen Beinamen erst als junger Mann erhielt, als die Öffentlichkeit Notiz von den Thronfolgern nahm, und ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass jemand es gewagt hätte, Caracalla so anzureden. Ebenso wenig wie man im Bundestag gesagt hätte: "das Wort hat der Dicke, die Birne". Das wäre ein Akt der Respektlosigkeit gewesen. Caracalla konnte sehr ungemütlich werden, wenn er sich beleidigt fühlte. So nannte man ihn bestenfalls hinter vorgehaltener Hand, wenn man unter sich war. In der Historia Augusta ist von "Bassianus" und Geta die Rede, wenn es um die Kronprinzenzeit ging und in späteren Jahren von Kaiser Antoninus Caracalla.

In der Familie wird man ihn mit Lucius, Bassianus später auch Antoninus angeredet haben.
 
Danke, das hilft mir weiter...

Dann kann ich "Lucius, Bassianus später auch Antoninus" nehmen und gegen später, wenn ihn jemand beleidigen oder spötteln will will eben Caracalla.

Tja... jetzt bleibt nur noch das Problem für die Leser. Wie sollen sie von Anfang an erkennen, dass es sich um einen der Protagonisten um Caracalla handelt, wenn ich die ersten 3/4 des Buches ihn nur Lucius, Bassianus oder Antoninus nennen darf.

Ich werde wohl auf einen "künstlerischen" Trick bauen müssen - ihn 208 voller Begeisterung so einen Mantel verpassen - jemand spöttelt über die Caracalla - gibt ihm den Spitznamen und verliert dabei den Kopf und der Name verschwindet erst einmal wieder (hat sich aber bereits herum gesprochen). Oder so ähnlich... hm.

PS: @El Quijote
Danke nochmals für das PDF - da stehen historische gute interessante verwertbare Infos drin!
 
Ich führe mal die Namen und Titel Caracallas auf:

Geboren 188 als L. Septimius Bassianus.

Durch die (fiktive) Adoption seines Vaters durch Marc Aurel bekam er den Namen Marcus Aurelius Antoninus. Er wurde nach der Adoption auch von seinem Vater als Nachfolger designiert. Cassius Dio ( 78, 9, 2) überliefert die Titulatur M. Aurelius Antoninus Caesar. Diesen Titel trug er seit 196. Caesar war in der späteren Kaiserzeit ein Titel der Thronfolger. Er begleitete seinen Vater auf den Partherfeldzug wurde wie dieser als Imperator ausgerufen (198). Nach dem Tod seines Vaters wurde er Kaiser die vollständige Titulatur war: Imperator Caesar Marcus Aurelius Severus Antoninus Augustus.

Die Severer galten den konservativen Nobiles als Parvenüs, auch wenn Septimius Severus Gattin Julia Domna aus bester Familie stammte. Viele Senatoren hätten Pescennius Niger oder Albinus bevorzugt. Der Bürgerkrieg dauerte noch an, als die Prätendenten schon tot waren. Antiochia ad Orontem, Byzanz und andere alte Städte wurden lange belagert, einige geplündert und mit Verlust von Privilegien bestraft. Die Severer hatten daher keinen leichten Stand, und es war durchaus naheliegend, dass sie sich auf die Armee stützten.
Caracalla nahm von Anfang an Titel wie Imperator und Augustus an. Viele seiner Vorgänger hatten den Titel Imperator und Augustus abgelehnt oder erst nach bestimmten Erfolgen angenommen.

Caracalla hatte, als er auf dem Kriegspfad wandelte in Germanien einige Erfolge. Schließlich begeisterte er sich für die Imitatio Alexanders. Er bat den Patherkönig, ihm seine Tochter zur Frau zu geben. Schließlich fiel er in das Partherreich ein. Einige Einheiten ließ er mit altmakedonischen Uniformen und Waffen ausrüsten. Das stieß auf gesunden Skeptizismus der Truppe. Das Partherreich war aber durch innere Kämpfe geschwächt, und bald sollte sich ein neues Königshaus, die Sas(s)aniden bilden. Caracalla aber brachte vor allem seine krankhafte Paranoia das Verderben. Der Prätorianerpräfekt Macrinus, ein an sich tüchtiger Mann befürchtete, auf die schwarze Liste Caracallas zu kommen, und er ließ Caracalla beim privatesten aller Geschäfte umbringen.

Die Feindschaft zu seinem Bruder ging bis auf die Kindheit zurück. L. Septimius Bassianus und P. Septimius Geta waren seit frühester Jugend verfeindet. Beide waren begeisterte Anhänger des Rennsports, und bei einem Palastrennen war Caracalla aus dem Wagen gestürzt und sich ein Bein gebrochen, wofür er Geta die Schuld gab. Beide wurden Mitregentes des Vaters Caracalla seit 198. Geta war Fan der Grünen, Caracalla der Blauen. Der Circus war ein Ort, um Unmut zu äußern und zu demonstrieren. Cassius Dio berichtet von einer Demo unter Commodus gegen dessen Prätorianerpräfekten M. Aurelius Cleander. Daraufhin hatte Commodus Cleander exekutiert und dem Mob seinen Leichnam überlassen. Auch unter Caracalla kam es zu einer Unmutsäußerung gegen Caracalla, worauf Caracalla Fans der Grünen massakrieren ließ und insgesamt 20.000 Anhänger und angebliche Parteigänger Getas umbringen ließ. Ein grauenhaftes Massaker, da es sich auf die Stadt Rom und nähere Umgebung beschränkte.

Für den Mord an seinem Bruder Geta bat er diesen um ein vertrauliches Versöhnungsgespräch in Anwesenheit ihrer Mutter. Geta fühlte sich sicher und wurde umgebracht, Julia Domna selbst wurde leicht an der Hand verletzt. Auf diese ungewöhnliche und sehr gebildete Frau gingen vernünftige Reformen und Regierungsmaßnahmen Caracallas im Wesentlichen zurück. Sie korrespondierte mit Origines. Überhaupt waren die Frauen dieser afrikanisch-syrischen Dynastie bemerkenswert.

Es war Julias Schwester Maesa zu verdanken, dass eine Nebenlinie der Severer wieder an die Macht kam. Macrinus war ein fähiger Mann, allerdings unbeliebt, weil er die Armee nicht so verwöhnte wie Caracalla. Sie ließ einen minderjährigen Sohn, Elagabal, ihrer Tochter Julia Soemias als illegitimen Sohn Caracallas ausgeben. Als ihre Truppen fliehen wollten, hielten Julia Maesa und Julia Soemias Fliehende auf. Für Elagabal erledigte seine Oma Julia Maesa die Regierungsgeschäfte. Als er völlig abdrehte, sorgte sie rechtzeitig dafür, dass er seinen Cousin Severus Alexander adoptierte. Dieser war menschlich der bei weitem sympathischste Severer, auch wenn abschätzig gesagt wurde, er sei weder ein Severer, noch ein Alexander gewesen. Was ihm fehlte, waren militärische Erfahrungen. Gegen die Sasaniden konnte er einige Erfolge erreichen, als er aber versuchte, gegen Subsidien Frieden mit Juthungen und anderen Stämmen zu schließen, wurde er mit seiner Mutter von Soldaten umgebracht, die Maximinus Thrax zum Kaiser ausriefen, womit die Reichskrise des 3. Jahrhunderts begann.
 
Caracalla war anscheinend ausgesprochen germanophil. Er stellte wieder eine germanische Haustruppe auf, wie die julisch-claudische Dynastie getan hat, mochte Lebensmittel aus Germanien und trug zeitweise eine blonde Perücke. In seinem Charakter hatte er Ähnlichkeiten mit Commodus und Caligula. Wie Commodus hatte er eine sehr gute Ausbildung genossen. Beide seiner Eltern, besonders die Mutter, waren sehr gebildet, aufgeschlossen für die Philosophie. Wie Commdus gebärdete sich aber auch Caracalla ausgesprochen anti-intellektuell. Kaum Interesse für die schönen Künste, dafür aber für Jagd, Venationen, Gladiatoren, Wagenlenker. Bei beiden Signale an Soldaten und Gladiatoren einer der ihren zu sein.

Caracalla begriff, dass seine Macht auf der Armee basierte, Septimius Severus soll seinen Söhnen das "Regierungsprogramm" vorgegeben: Sorgt gut für die Soldaten, gewinnt sie für euch- alles andere kann euch gestohlen bleiben. Über die militärischen Fähigkeiten von Septimius Severus gehen die Meinungen auseinander. Alfred Heuss war der Ansicht, dass Septimius Severus Qualitäten als Heerführer vor allem darin bestand, gute Offiziere zu haben und guten Offizieren vertrauensvolle Posten zu geben. Trotzdem kannte Septimius Severus die Armee gut, er wusste was Soldaten und Offiziere dachten, was sie sich wünschten, und er war ein guter Organisator. Seine Mutter Julia Domna hatte den Ehrentitel Mater Castrorum, Mutter der Feldlager erhalten, sie hatte ihren Mann auf alle Feldzüge begleitet und hatte Entbehrungen mit der Truppe geteilt.

Die Voraussetzungen, sich die Armee gewogen zu machen, war günstig für Caracalla. Sein Regierungsstil war darauf angelegt, sich die Sympathie der Armee zu gewinnen und zu erhalten. Er hat früh auf Feldzügen seine Eltern begleitet, und er wurde, wie Commodus, früh mit hohen und höchsten Ämtern betraut und systematisch als Nachfolger aufgebaut. Caracallas Vorliebe für den gleichnamigen Mantel war sicher nicht nur eine Frage des persönlichen Geschmacks, sondern in gewisser Weise auch Programm.

Der Kronprinz/ Kaiser pflegt einen einfachen Geschmack,

- pflegt einen soldatischen Geschmack
- zeigt der Armee ich bin einer von euch
-zeigt wem die Sympathie gilt: der Armee
-zeigt damit auch, wer die Macht im Staat hat
-zeigt auch wer sie nicht hat: der Senat
- zeigt Caracalla statt Toga und damit auch
-Der Kaiser ist nicht mehr Princeps senatus, Primus inter Pares
- sondern ein allmächtiger Soldatenkaiser geworden.

Das alles schwingt in dem Spitznamen Caracalla mit. Es ist kein reiner Zufall, dass er ausgerechnet mit diesem Spitznamen in die Geschichte eingegangen ist.
 
für meinen historischen Roman, in dem der kleine Caracalla eine zentrale Rolle spielt, müsste ich wissen, wie ich den jungen Mann in der Frühphase vor 200 n.Chr. ansprechen lasse.

a) Weiß jemand ab wann Caracalla den Spitznamen verpasst bekommen hat? War das schon in Kindestagen?
b) Hat man ihn dann als Caracalla oder Caracallus angesprochen?
Unter dem Namen "Caracalla" ist der Kaiser nur heute allgemein bekannt. In antiken Quellen wurde der Spitzname nur selten erwähnt (Historia Augusta, Epitome de Caesaribus, Eutropius), nie als generelle Bezeichnung des Kaisers. Cassius Dio, Herodian und Zosimos nannten ihn Antoninus. In der Historia Augusta wurde er hauptsächlich Bassianus und Antoninus genannt.

Wann "Caracalla" aufkam, lässt sich wohl (auch wegen der seltenen Erwähnung) nicht mehr genau feststellen. (Gibbon meinte überhaupt, der Spitzname sei posthum.) Lediglich die Historia Augusta behauptet, dass er selbst sich den Namen zugelegt habe. (Offiziell geführt hat er ihn freilich nicht.) Laut der Epitome de Caesaribus hingegen war es wohl eine Fremdbezeichnung.

Gebräuchlicher ist die Form "Caracalla". Die Variante "Caracallus" findet sich anscheinend nur in der Historia Augusta.

Es stellt sich also die Frage, ob und wie verbreitet "Caracalla" zu des Kaisers Lebzeiten tatsächlich war.

Wenn Dein Roman authentisch wirken soll, solltest Du den Kaiser daher wohl besser Antoninus nennen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, das hilft mir weiter...

Dann kann ich "Lucius, Bassianus später auch Antoninus" nehmen und gegen später, wenn ihn jemand beleidigen oder spötteln will will eben Caracalla.

Tja... jetzt bleibt nur noch das Problem für die Leser. Wie sollen sie von Anfang an erkennen, dass es sich um einen der Protagonisten um Caracalla handelt, wenn ich die ersten 3/4 des Buches ihn nur Lucius, Bassianus oder Antoninus nennen darf.

Ich werde wohl auf einen "künstlerischen" Trick bauen müssen - ihn 208 voller Begeisterung so einen Mantel verpassen - jemand spöttelt über die Caracalla - gibt ihm den Spitznamen und verliert dabei den Kopf und der Name verschwindet erst einmal wieder (hat sich aber bereits herum gesprochen). Oder so ähnlich... hm.

PS: @El Quijote
Danke nochmals für das PDF - da stehen historische gute interessante verwertbare Infos drin!

Genaues weiß man leider nicht, und in der Literatur muss man sich ohnehin gewisse Freiheiten nehmen. Ob Caracalla wirklich es als Affront betrachtet hätte, wenn er bei seinem Spitznamen genannt wurde, ist auch mehr oder weniger Vermutung. Bei Caligula ist es aus schriftlichen Quellen (Sueton)ausdrücklich belegt.

Caligula wurde als Kind von seiner Mutter Agrippina mit Kindersandalen "Komisstypus" ausgestattet. Caligula war "aristokratischer", Er war ein Urenkel von Augustus wie Marc Anton, sein Vater Germanicus, er hasste es, wenn Agrippa ein verdienter Admiral zur kaiserlichen Familie gerechnet wurde, warf ihm niedere Geburt vor. Er hing zwar auch mit Wagenlenkern und Gladiatoren ab, aber er hat keineswegs so "proletenhafte" Attitüden kultiviert wie Commodus und Caracalla, die ganz bewusst sich von dem Stil Marc Aurels abheben wollten. Caracalla war von besten Lehrern unterrichtet worden, hatte eine klassische Bildung erlebt, gab sich aber bewusst ruppig und vulgär, versuchte bewusst, einen mürrischen, strengen, gefährlichen Gesichtsausdruck aufzulegen.

Caligula ist ein Diminutiv von Caliga, der Komisssandale. Dass Caligula den Spitznamen nicht mochte ist verständlich. Bei Caracalla spricht viel dafür, dass er sich seinen Nick-Namen durch eigene Iniative erarbeitet hat. El Quichote hat zutreffend bemerkt dass Caracalla eher etwas Jugendliches, Macho-mäßiges, Outlaw-Militarylook-Artiges verkörpert.

So ganz genau weiß man halt auch nicht, ob man sich die Caracalla eher wie eine Lacerna (ein dunkler Kapuzenmantel) vorstellen muss, ob es ein Umhang, eine Pelerine oder eine Art Poncho gewesen ist. Sicher aber ist, dass es ein Kleidungsstück war, das eher in den nördlichen Grenzprovinzen, Britannien, Germanien getragen wurde von Militär und Leuten, die in unsicheren, wilden Provinzen Tätigkeiten wie Kopfgeldjäger, Tierfänger, Berufsjäger o. ä. nachgehen. Die Caracalla war so etwas wie der "Trench-Coat der Antike". Der Trenchcoat, die Kultbekleidung von Humphrey Bogart oder Columbo war ursprünglich in den Schützengräben (Trenches) aufgekommen und wurde bevorzugt von Militär getragen, obwohl nicht unbedingt vorschriftsmäßig.
 
Unter dem Namen "Caracalla" ist der Kaiser nur heute allgemein bekannt. In antiken Quellen wurde der Spitzname nur selten erwähnt
zu den beiden großen eintrittsfreien Thermen in Rom gehörte die Caracalla-Therme, welche zuletzt König Theoderich hatte renovieren lassen - der Grund, sie hier zu erwähnen: seit wann hat diese antike Therme ihren Namen? Unbekannt war sie ja nicht und wurde noch in der Renaissance gehörig geschröpft (allerlei wertvolles rausgeholt, findet sich heute im Vatikanmuseum)
 
Der Roman beginnt mit ihm als Kind und endet mit seiner Ermordung. Er ist aber nur der Nebencharakter des "Helden" in dem Roman. Dennoch spielt er neben der anderen Severer Sippe eine wichtige Rolle. Eine grausame Rolle.

Ich werde ihn also generell mit Lucius, Bassianus und später Antoninus betiteln.

ABER - das ist kein wissenschaftlicher historischer Roman - eher ein spannender Geschichten Roman in einem historischen Umfeld. Sprich die Leser sind zu mindestens 3/4 mit allgemeinen Wissen geschlagen und daher eher weniger mit den Details vertraut.

Jetzt muss man die Leser aber auch hervor holen - sprich es müssen auch Klischees bedient werden - und auch nicht unbedingt historisch Interessierte stellen sich bei den Namen Caligula, Nero oder Caracalla sofort etwas (schreckliches) vor.

Daher muss ich irgendwie einen unhistorischen Trick machen um relativ am Anfang wenigstens 1-2x dem Leser klar zu machen - DAS ist der Kerl, den man später Caracalla nennen wird. Das ist mein Problem. Da versuche ich nun als Autor den Spagat zwischen historisch und Roman Fiktion irgendwie einigermaßen hinzubekommen :(
 
Da kommt mir spontan eine Idee... er kommt mit einer Caracalla irgendwie "in Berührung" und zieht sie an. Das gefällt ihm - dem kleinen Kind / Jugendlichen. Das könnte bereits um 195 n.Chr. passieren, als sein Vater in Germanien gegen Clodius Albinus kämpft (Trier) und so einen Mantel dem Sohn mit bringt. Der zieht ihn an und rennt damit im Feldlager / Palast herum.

Sein Bruder Geta macht sich lustig über den viel zu langen Mantel und meint er solle aufpassen, nachher würde es ihm so gehen wie dem Caligula, dem hat man auch einen solchen Spitznamen verpasst und nachher würden ihn alle am Ende noch auf alle Zeiten Caracalla nennen...

Der wirft verärgert den Mantel weg... oder schlingt ihn um den Hals seines Bruders Geta und beide gehen aufeinander los etc. etc. etc.

Und dann kann ich das Thema ad acta legen erst mal.
 
Ich weiß ja nicht, wie Dein Roman aufgebaut sein soll und worum es konkret gehen soll, aber spontan würde mir einfallen:
Der Roman beginnt Jahrzehnte nach Caracallas Tod. Die gealterte Hauptfigur des Romans erinnert sich vor ein paar Zuhörern zurück: "Ja, als ich noch jung war, das waren noch Zeiten. Septimius Severus und sein Sohn Antoninus, das waren noch Kaiser. Den Antoninus nennt Ihr ja heute gerne Caracalla, aber wir nannten ihn damals noch nicht so. Eigentlich hieß er Bassianus, und dann Antoninus. ..." Und dann wechselt der Roman irgendwann in die Zeit zurück, um die es gehen soll.
 
Ich weiß ja nicht, wie Dein Roman aufgebaut sein soll und worum es konkret gehen soll, aber spontan würde mir einfallen:

Das ist tatsächlich so - ich möchte nicht zu viel verraten - aber der Roman beginnt, dass der Protagonist mit seiner Tochter zurück in die Heimat Judäa fährt. Er fährt nach der Ermordung des Caracalla durch Macrinus zurück in die Heimat. Auf dem Schiff fragt seine Tochter wohin die Fahrt geht - er meint nach Hause - sie meint: nach Hause ist doch Rom?! Dann erzählt er seiner Tochter woher sie wirklich kommen und die Rückblende beginnt...

Hier könnte ich den Caracalla also einbauen. Sofern die Tochter wissen müsste, dass Caracalla eine wichtige Rolle in der Erwähnung der Rückblende nötig wäre... aber das ließe sich einbauen.
 
(Kneipenszene)
"heute sind wir ja alle römische Bürger, aber damals, als der Bassianus noch nicht Kaiser war"
"häh? was für ein Bassidingsbums?"
"na der Caracalla, du Vollpfosten"
"was heißt hier Vollpfosten? Das Bürgerrecht haben wir alle, auch du, vom Kaiser Antoninus, die Constitutio Antoniniana, Bitteschön wer ist jetzt der Vollpfosten?"
"immer noch du: der Caracalla war doch der Kaiser Antoninus"
 
Zurück zum Namensgebrauch: Der Zeitzeuge Cassius Dio schrieb, dass das Volk den Kaiser nach seinem Tod nicht mehr Antoninus genannt habe, sondern teils Bassianus (nach seinem eigentlichen Namen), teils Caracallus, teils Tarautas (nach einem Gladiator). Das legt nahe, dass der Spitzname wirklich erst posthum (zumindest in größerem Umfang) gebräuchlich wurde.
 
Zurück
Oben