Cassius Dio und die Begegnung Drusus' an der Elbe

Drusus: Umkehr an der Elbe nach "Begegnung mit der germanischen Seherin".
[Ich ignoriere mal, dass es a) keine Seherin war, sondern eine Göttin und b) dass diese Legende erst über 200 Jahre später bei Cassius Dio auftaucht (wieder so eine Sache, die nur Cassius Dio weiß, nur mal so by the way)]

[mod]Beitrag kopiert aus: Lager der Römer in Thüringen Dort in Originallänge[/mod]
 
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Cassius Dio berichtet nichts über eine Göttin. Er spricht nur von einer übermenschlich großen Frau.

Sowohl die Interpretation als übermenschliches Wesen als auch die einer großen Frau sind legitim.

Da wir uns mit Geschichte und nicht Religion beschäftigen, müssen wir von dem zweiten ausgehen, oder kennzeichnen die Überlieferung von vornherein als falsch, was unzulässig ist.

Da sie Drusus das Ende seiner Taten prophezeit und im Deutschen Seher und Wahrsager synonym verwendet werden, ist korrekt von einer ungewöhnlich großen Seherin zu sprechen. Aus der Seherin eine Priesterin zu machen ist dann schon wieder Spekulation.

Aber kann die Szene der Wahrheit entsprechen?

Kann es in Germanien einen weiblichen Goliath gegeben haben, der als Seherin galt? Das wäre nicht ungewöhnlich, herausstechende körperliche Merkmale gelten in schriftlosen und auch schriftbesitzenden Völkern oft als Zeichen besonderer Begabung oder göttlicher Gnade.

Kann diese mit so einem Spruch Drusus entgegengetreten sein?

Wir sind uns hoffentlich einig, dass wenn dies der Fall war, es inszeniert war. Vielleicht sollte die Elbe als göttlich vorgegebene Grenze gekennzeichnet werden? Das erklärte auch, warum er bis zur Elbe zog, diese aber nicht überschritt. Das berichtete fügt sich also zwanglos in die Ereignisse ein.

Aber was ist mit dem Ende des Drusus?

Ein unglücklicher Zufall, was nolens volens zu konstatieren ist. Aber, wenn es eine Inszenierung gegeben hat, ist dies umgedeutet worden. Und dabei hat sich in der Überlieferung sicher schnell auch das Geagte verändert.

Nun steht es nur bei Dio. Wie kann das nach 200 Jahren sein?

Nun, er kannte Überlieferungen, die wir nicht mehr kennen. Ich erinnere nur an die Geschichte der germanischen Kriege von Plinius. Frühere wie Tacitus mögen von ihrer Abneigung gegen Aberglauben von einer Schilderung abgesehen haben. Auch hier gibt es eine Erklärung.

Sichert dies den Vorfall ab?

Nein. Er kann sich nur ereignet haben. Wir stehen hier vor der Frage, ob ein fast schon religiöses Ereignis echt ist und können wie so häufig nur konstatieren, dass wir es nicht entscheiden können.

Was ist mit Cassius Dio? Kann aus seiner Art der Geschichtsschreibung etwas abgeleitet werden?

Er erfindet zwar allgemeine Beschreibungen und malt gerne Ereignisse aus, aber erfindet dieselben im Grunde nicht. Allerdings sind uns seine Quellen unbekannt. Aus Dios Sicht dürfte es also eine Warnerin gegeben haben. Aber wie zuverlässig die Tradition war, auf der er fußt können wir nicht sagen.

Und was macht der Historiker, wenn etwas nicht kritisierbar ist?

Er sagt, dass es nicht zu entscheiden ist: Vielleicht trat dem jungen Feldherrn eine Warnerin entgegen, vielleicht nicht. In Fällen, in denen das fragliche Ereigniss unwahrscheinlich ist, wird er sagen, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach unhistorisch ist. Nun haben unsere Fragen aber ergeben, dass es für alle Probleme nachvollziehbare und damit gut mögliche Erklärungen gibt. Damit ist nur unbestimmt, ob die Warnung stattfand. Das muss dann aber für alle solche Ereignisse gelten, für die es nur eine späte Quelle gibt. Sie können alle nicht einfach als Faktum dargestellt werden, wenn es keine Momente gibt, die sie wahrscheinlich machen.

Bringt das historisch was?

Nö. Es ist nur eine Geschichte, die vielleicht passierte und aus der daher nichts geschlossen werden kann, weil es ein sehr unsicheres Fundament ist. Es ist aber mnemotechnich interessant: Drusus, war das nicht der, der wegen einer Seherin an der Elbe umgedreht sein soll und dann trotzdem an einem Beinbruch gestorben ist? Wenn der Geschichtslehrer geschickt ist, kann damit eine ganze Menge vermitteln. Er muss natürlich sagen, dass das unsicher ist. Die Geschichte nicht zu nutzen wäre aber dumm. Ja, die Gewaltmärsche mit denen Tiberius nach Germanien zum sterbenden Bruder eilte können dann auch noch diesem Kaiser ein Gesicht, einen Bezug vom Schüler aus geben, der ihn als reale Person und nicht als Gestalt aus dem Geschichtsbuch erscheinen lässt. Und damit wird auch 'seine' Geschichte besser aufgenommen.
 
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Cassius Dio berichtet nichts über eine Göttin. Er spricht nur von einer übermenschlich großen Frau.

Sowohl die Interpretation als übermenschliches Wesen als auch die einer großen Frau sind legitim.

γυνὴ γάρ τις μείζων ἢ κατὰ ἀνθρώπου φύσιν ἀπαντήσασα αὐτῷ ἔφη ‘ποῖ δῆτα ἐπείγῃ, Δροῦσε ἀκόρεστε; οὐ πάντα σοι ταῦτα ἰδεῖν πέπρωται. ἀλλ᾽ ἄπιθι: καὶ γάρ σοι καὶ τῶν ἔργων καὶ τοῦ βίου τελευτὴ ἤδη πάρεστι.’ θαυμαστὸν μὲν οὖν τό τινα φωνὴν παρὰ ῾̣̣̓οῦ δαιμονίου τοιαύτην τῳ γενέσθαι, οὐ μέντοι και ἀπιστεῖν ἔχω: παραχρῆμα γὰρ ἀπέβη, σπουδῇ τε ὑποστρέψαντος αὐτοῦ καὶ ἐν τῇ ὁδῷ νόσῳ τινί, πρὶν ἐπὶ τὸν Ῥῆνον ἐλθεῖν, τελευτήσαντος.​

Sinngemäß:

Eine Frau größer als ein Mensch machte ihn treffen und sagte "unersättlicher Drusus, wohin eilst du, du wirst das andere Ufer nicht sehen und - apropos - eigentlich bist du schon so gut wie tot! Schon unglaublich, dass das irgendjemandem so von der Göttlichkeit passiert ist, aber ich sehe die Geschichte darin bestätigt, dass Drusus eilig Richtung Rhein umkehrte aber durch eine Krankheit starb. [Keine ÜS sondern eine Paraphrase]​

Englische und französische ÜSen, die ich für die Paraphrase herangezogen habe:

For a woman of superhuman size met him and said: "Whither, pray, art thou hastening, insatiable Drusus? It is not fated that thou shalt look upon all these lands. But depart; for the end alike of thy labours and of thy life is already at hand." It is indeed marvellous that such a voice should have come to any man from the Deity, yet I cannot discredit the tale; for Drusus immediately departed, and as he was returning in haste, died on the way of some disease before reaching the Rhine

car une femme d'une grandeur surnaturelle, se présentant à sa rencontre, lui dit : « Où cours-tu avec tant de précipitation, insatiable Drusus? Les destins ne te permettent pas de voir tous ces pays. Va-t'en donc ; aussi bien la fin de tes exploits est arrivée, et celle de ta vie aussi. » Une telle parole adressée à un homme par la divinité me surprend, il est vrai, et cependant je ne saurais non plus refuser d'y croire, car elle se réalisa immédiatement; Drusus, bien que s'étant empressé de revenir sur ses pas, ayant, avant d'être arrivé au Rhin, succombé à une maladie.​


Da wir uns mit Geschichte und nicht Religion beschäftigen, müssen wir von dem zweiten ausgehen, oder kennzeichnen die Überlieferung von vornherein als falsch, was unzulässig ist.
Das ist - zumindest Satzteil 1 - falsch. Zu Satzteil 2: Ich habe darauf hingewiesen, dass es mal wieder Eigengut von Cassius Dio ist, der immer wieder Eigengut einbringt, selbst wenn er direkt von Caesar paraphrasiert und nach 200 oder 300 Jahren neue Details in die Geschichten einbringt, die keine Quelle vor ihm hat und die teils phantastisch (wie hier), teils physikalisch unmöglich sind (z.B. Caesar fällt mit einer Schriftrolle von einem Schiff ins Wasser und schafft es an Land zu schwimmen, ohne, dass die Schriftrolle nass wird - schon beim Sturz ins Wasser wäre das unvermeidlich gewesen).
Es wäre naiv zu versuchen, jede religiöse oder phantastische Äußerung mit der Wirklichkeit zu harmonisieren zu versuchen. Eine über 200 Jahre nach einem Ereignis erstmals kolportierte phantastische Behauptung eines auch sonst zu phantastischen/physikalisch umöglichen Behauptungen Tendierenden mit der Wirklichkeit zu harmonisieren ist nicht die Arbeit des Historikers. Cassius Dio meint ein übernatürliches Wesen, dass er als
δαιμόνιον bezeichnet (unser Wort Dämon kommt zwar daher, bzw. von δαίμων aus demselben Wortfeld, aber wir müssen uns nach 2000 Jahren Dämonisierung des δαίμων durch das Christentum (;)), die zu einer semantischen Reduktion des Wortes geführt hat, nicht irreleiten lassen).


Nun steht es nur bei Dio. Wie kann das nach 200 Jahren sein?

Nun, er kannte Überlieferungen, die wir nicht mehr kennen. Ich erinnere nur an die Geschichte der germanischen Kriege von Plinius. Frühere wie Tacitus mögen von ihrer Abneigung gegen Aberglauben von einer Schilderung abgesehen haben. Auch hier gibt es eine Erklärung.
Das ist eine beliebte Ausrede von Leuten, die Cassius Dio für ihre Argumentation retten wollen: Er kannte für uns verlorene Texte. Ich habe es in irgendeinem Thread in diesem Forum schon mal aufgezeigt: dort wo Cassius Dio mit Texten von Caesar arbeitet, arbeitet er phantastische oder bei Caesar nicht vorkommende Dinge in seine Texte ein und lässt dabei Caesar teilweise sogar besser aussehen, als dieser sich selbst. Ich kann daher die Versuche, die Darstellungen des Cassius Dio mit anderen Quellen als den uns bekannten zu erläutern, nur mit Kopfschütteln zur Kennntnis nehemn

Was ist mit Cassius Dio? Kann aus seiner Art der Geschichtsschreibung etwas abgeleitet werden?

Er erfindet zwar allgemeine Beschreibungen und malt gerne Ereignisse aus, aber erfindet dieselben im Grunde nicht. Allerdings sind uns seine Quellen unbekannt. Aus Dios Sicht dürfte es also eine Warnerin gegeben haben. Aber wie zuverlässig die Tradition war, auf der er fußt können wir nicht sagen.
Ich weiß, dass ich mich wiederhole, doch wir können sehr genau sagen, dass es nichts mit der Zuverlässigkeit der Tradition zu tun hat, sondern mit der Unzuverlässigkeit Cassius'. Siehe seine Verarbeitung der caesarischen Bücher.

Und was macht der Historiker, wenn etwas nicht kritisierbar ist?

Er sagt, dass es nicht zu entscheiden ist: Vielleicht trat dem jungen Feldherrn eine Warnerin entgegen, vielleicht nicht. In Fällen, in denen das fragliche Ereigniss unwahrscheinlich ist, wird er sagen, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach unhistorisch ist. Nun haben unsere Fragen aber ergeben, dass es für alle Probleme nachvollziehbare und damit gut mögliche Erklärungen gibt. Damit ist nur unbestimmt, ob die Warnung stattfand. Das muss dann aber für alle solche Ereignisse gelten, für die es nur eine späte Quelle gibt. Sie können alle nicht einfach als Faktum dargestellt werden, wenn es keine Momente gibt, die sie wahrscheinlich machen.

Der Historiker würde zunächst einmal feststellen, dass das Auftreten einer übernatürlichen Figur unserer Wahrnehmung der physischen Welt nicht entspricht, intersubjektiv also abzulehnen ist. Er könnte nun überlegen, ob die Begebenheit im Laufe der Zeit eventuell einen Stille Post-Effekt erlebt hat. Da aber von Cassius Dio nicht nur dieser Schnippsel erhalten ist, sondern ganze Bücher Parallelüberlieferungen und z.T. auch Cassius' Quellen, weiß er (bzw. sie), dass Cassius Dio als Historiograph unzuverlässig ist. Die Historikerin oder der Historiker, die oder der das bei der Bearbeitung dieser Stelle ignorieren würde, würde sich zu Recht der Kritik seiner peer aussetzen.
 
Da steht immer noch nichts von Göttin, es kann schon die göttliche Inspiration gemeint sein. Wenn er eine lateinische Quelle hatte, sogar ein Genius als Inspirator.

Ich bin nicht weiter darauf eingegangen, aber Dio wird die Begegnung auch ausgeschmückt und ihre Bedeutung erhöht haben, wenn er sie irgendwo vorgefunden hat. Genau solche Ausschreibung begegnen bei ihm ja ständig. Da mag aus einem Knochenorakel eine göttliche Inspiration geworden sein. Oder auch mehr. Das entspricht seinem Vorgehen. Ich erinnere nur an seine fliegenden Bäume und die Landschaftsbeschreibungen zur Varusschlacht. Die Überfälle bezweifelt deshalb ja auch niemand.

Bezüglich der Germanenkriege, wissen wir, dass uns mehrere Darstellungen fehlen. Plinius ist ja nur wegen seiner Interessen und seiner Erfahrung vor Ort das Standardbeispiel. Ich gebe natürlich zu, dass er auch eine entstehende Sage aufgenommen haben kann, aber bei diesem Thema war die Quellenlage einst ja wirklich eine ganz andere.

Wir haben ihn ja schon öfter zum Thema gehabt und ich habe seine Hintergründe ja schon öfter referiert. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, trotz aller Übertreibungen und Verfälschungen, dass diese Szene nicht einfach gestrichen werden kann. Ja, es hat nur vielleicht stattgefunden. Und das hilft -jenseits der Möglichkeit dies als Merkhilfe zu nutzen- nicht weiter.

Da wir uns im Geschichtsforum mit Geschichte beschäftigen und nicht mit Religion im religiös-wissenschaftlichen Sinn, sehe ich den ersten Teil des Satzes als korrekt an. Ich bin auch schon mal ins Wasser gefallen und das Handy in meiner linken Hand blieb trocken. Oft wird so ein Sturz ja abgebremst und man wünscht sich, man wäre richtig ins Wasser gefallen. Aber ja, er kommt schnell zum Unglaubwürdigen, auch wenn das Beispiel jetzt nicht so ganz passt. Denn eigentlich ist die Schriftrolle mal wieder eine seiner üblichen Übertreibungen. Geschwommen ist Caesar damit sicher nicht. Bei der Szene aus dem Hafenbecken Alexandrias wäre noch etwas anderes möglich: Er will darstellen, dass Caesar sich nicht schonte, aber auch seine Eitelkeit nicht ablegte und fügte eine bekannte Anekdote ein. (Als Zielmarkierung für die Bogenschützen behielt er ja angeblich beim Wasserbalett mit Schriftrolle seinen Feldherrnmantel an und den Brustharnisch wahrscheinlich auch. Er darf ja nicht gegen Superman zurückstehen.)

Und genau dies wird ja meist eher für die Szene mit der Warnerin an der Elbe in Anspruch genommen, nur dass es da der Topos des auf göttliches Zeichen hin umkehrenden Feldherrn sein soll und keine Anekdote. (z.B. Wolters und ich meine auch Timpe) Es ist dann nur die Frage, ob dieser Topos insgesamt dem Feldzug aufgedrückt wurde oder ob, wegen der Unterschiede irgendein Vorfall mit einer Seherin stattfand. Wenn es schon einen eigenen Thread gibt, sollten wir das nicht unterschlagen.

Ansonsten sehe ich bei der Szene mit der Warnerin einfach nicht den Hintergrund für eine erfundene Zutat Dios. Ich betone ja immer, dass dies bei gut untersuchten Geschichtsschreibern gegeben sein muss.

Ich schrieb ja, dass übernatürliche Ereignisse zunächst auszuschließen sind. Deshalb darf aber auch die Ablehnung der Stelle nicht unmittelbar darauf fußen oder der Stab ist darüber gebrochen. Natürlich ist später darauf zurückzukommen, wenn nötig. Dies ist aber nicht der Fall. Hier ist von keiner Göttin die Rede, nur von einer Prophezeiung, die von guten Geistern, wie wir es formulieren würden eingegeben wurde. An die Geister oder die göttliche Inspiration werden wir nicht glauben, daran, dass auch im Altertum angebliche Wahrsager auftraten, hingegen schon.

Soweit ich weiß hat sich auch die Beurteilung Dios nicht geändert: Wo er seine politischen Interessen schützt und bei den Stellen, die er übertreibt, muss man vorsichtig sein, Ausmalungen streichen, Übertreibungen zurechtstutzen und im Zweifel tendenziöse Behauptungen streichen. Und genau hier sehe ich eben keinen Ansatz die Wahrsagerin gänzlich zu verwerfen. Sie braucht keine Göttin zu sein und ist damit möglich.

Bei einem Hinweis auf einen möglichen Topos würde ich nicht so sehr widersprechen. Wenn es dem fraglichen Topos besser entsprechen würde, würde ich einen solchen als wahrscheinlich erachten. Und Cassius Dio arbeitet hier anders. Die Frau wird übermenschlich groß und dank etwas unklarer Formulierung göttlich inspiriert oder zu einer Göttin. Das ist typisch für solche Veränderungen: Es wird wenig, aber entscheidendes geändert und die Götter werden nicht direkt behauptet. So etwas findet sich von Herodot bis ins Mittelalter hinein. Die Frage ist, was Dio hier aufgepeppt hat: die Nachricht aus einem verlorenen Werk oder eine Legende / Sage / Anekdote zur Drususumkehr oder den Feldherrn-am-Fluss-Umkehr-Topos.
 
Da steht immer noch nichts von Göttin, es kann schon die göttliche Inspiration gemeint sein. Wenn er eine lateinische Quelle hatte, sogar ein Genius als Inspirator.
Ich verstehe es nicht. Wir wissen, dass Cassius Dio ziemlich häufig Sachverhalte hinzugedichtet hat, die in seinen Quellen oder anderen älteren Quellen nicht vorkommen und trotzdem versuchst du diese Passage immer noch als ereignishistorisch irgendwie vielleicht verwertbar zu retten.

Ich bin nicht weiter darauf eingegangen, aber Dio wird die Begegnung auch ausgeschmückt und ihre Bedeutung erhöht haben, wenn er sie irgendwo vorgefunden hat. Genau solche Ausschreibung begegnen bei ihm ja ständig. Da mag aus einem Knochenorakel eine göttliche Inspiration geworden sein. Oder auch mehr. Das entspricht seinem Vorgehen. Ich erinnere nur an seine fliegenden Bäume und die Landschaftsbeschreibungen zur Varusschlacht. Die Überfälle bezweifelt deshalb ja auch niemand.
Es bezweifelt auch niemand, dass Drusus in Germanien auf einem Feldzug Richtung Elbe bzw. bei der Rückkehr verstarb. Was zu bezweifeln ist, ist dass er diese Erscheinung hatte. Du versuchst aber irgendwie diese Erscheiung als durch einen Stille Post-Effekt verderbt zu retten, OBWOHL wir keinen Hinweis auf einen Stille Post-Effekt haben und OBWOHL wir zig Stellen bei Cassius Dio haben, wo er ähnlich Unsinniges hinzudichtet. Um dich zu zitieren: "Das entspricht seinem Vorgehen." Wenn das also seinem Vorgehen entspricht, Dinge hinzuzudichten: Warum versuchst du diese für die Ereignishistorie zu retten?
Ein produktiver Umgang mit dieser Stelle sähe anders aus. Da würde man sich fragen, warum Cassius Dio einen solchen Narrativ wählt. Was will er seinen zeitgenöss. gedachten Lesern damit mitteilen?

Bezüglich der Germanenkriege, wissen wir, dass uns mehrere Darstellungen fehlen. Plinius ist ja nur wegen seiner Interessen und seiner Erfahrung vor Ort das Standardbeispiel.
Das ändert doch nichts daran, dass Cassius Dio nicht nur hier sondern auch an vielen anderen Stellen Eigengut aufweist und teilweise die Aussage seiner Gewährsleute verdreht.
Hatte Cassius überhaupt ein Exemplar der Germanenkrieg von Plinius zur Hand? Denn dies war keine häufig kopierte und weit zirkulierenden Schrift, wie wir von Symmachus wissen, sie wurde von Tacitus und Sueton benutzt.

Wir haben ihn ja schon öfter zum Thema gehabt und ich habe seine Hintergründe ja schon öfter referiert. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, trotz aller Übertreibungen und Verfälschungen, dass diese Szene nicht einfach gestrichen werden kann. Ja, es hat nur vielleicht stattgefunden. Und das hilft -jenseits der Möglichkeit dies als Merkhilfe zu nutzen- nicht weiter.
Du forderst damit nicht weniger, als einem unzuverlässigen Autor fast kritiklos jede Räuberpistole zu glauben, wenn auch nicht wortwörtlich. Du übergehst damit die von dir selbst als typisches "Vorgehen" des Autors charakterisierten Hinzudichtungen als solche.

Da wir uns im Geschichtsforum mit Geschichte beschäftigen und nicht mit Religion im religiös-wissenschaftlichen Sinn, sehe ich den ersten Teil des Satzes als korrekt an.
So geht kein Historiker vor. Wenn ich als Historiker die Evangelien lese oder wenn ich als Historiker Grimms Märchen lese, dann gehe ich auch nicht davon aus, dass alles was darin steht a priori wahr ist. Ob diese Texte für mich historische Quellen darstellen, liegt zunächst einmal daran, welche Fragen ich an sie stelle. Eine historiographische Quelle mit religiösem Inhalt zu lesen und diesen religiösen Inhalt als religiös zu erkennen, ist doch keine Theologie oder Religionswissenschaft (Rio weiß das, aber aus langer Erfahrung in der Forenkommunikation: Religionswissenschaft = wissenschaftliche Untersuchung einer oder mehrerer Religionen und ihrer Zeugnisse aus einer Außensicht, Theologie = Wissenschaft von Gott, Katholiken betreiben katholische Theologie, Protestanten evangelische, Sunniten sunnitische, Shi'iten shi'itische usw. usf.). Ich kann auch als Historiker wertfrei religiöse Äußerungen als solche erkennen und beschreiben und ggf. werten.

Ich möchte sogar fast sagen, dass umgekehrt ein Schuh draus wird: Gerade weil Geschichtswissenschaft keine Theologie ist, wäre es fatal, den ersten Satzteil ohne weiteres als "korrekt" anzusehen. Bei einem anderen, weil sonst zuverlässigen Autor als Cassius Dio könnte man vielleicht in Betracht ziehen, dass es sich vielleicht um einen Stille-Post-Effekt handelte. aber grundsätzlich ist es die Aufgabe des Historikers, seine Quellen auf ihre Überliefeurng und Glaubwürdigkeit abzuklopfen. Und da steht Cassius Dio, der ständig unserem praktischenn und physikalischen Wissen der Welt widerspricht, einfach schlecht da.

Ich bin auch schon mal ins Wasser gefallen und das Handy in meiner linken Hand blieb trocken.
Das mag ja sein.
Aber bist du von einem Schiff ins Wasser gefallen?
Wie tief war das Wasser?
Bist du danach 200 Meter Richtung Land geschwommen, hast dich im Wasser eines schweren Mantels entledigt und das Handy war immer noch trocken?
Sagen wir mal so: Wenn du am Ufer eines Sees gestolpert bist und ins - sagen wir mal - etwa 1 Meter tiefe Wasser gefallen bist, ist das was anderes, als wenn du nicht direkt Grundberührung hattest und schwimmen musstest.

Ansonsten sehe ich bei der Szene mit der Warnerin einfach nicht den Hintergrund für eine erfundene Zutat Dios. Ich betone ja immer, dass dies bei gut untersuchten Geschichtsschreibern gegeben sein muss.
Die Aussage verstehe ich nicht, was willst du damit sagen?

Wir haben doch folgende Fakten:
  1. Cassius Dio fügt gerne seinen Quellen etwas phantastisches/physikalisch unmögliches hinzu. "Das entspricht seinem Vorgehen", hat mal ein kluger User aus diesem Forum gesagt (veröffentlicht am 3.6.2020 um 12:21 h).
  2. Cassius Dio steht im Widerspruch zu anderen Quellen bzgl. Drusus' Tod. Cassius: Drusus starb an "irgendeiner Krankheit" (νόσῳ τινί) Livius: Drusus starb an einem Bruch des Unterschenkels, 30 Tage, nachdem er sich diesen beim Sturz vom Pferd zugezogen hatte (Ipse ex fractura, equo super crus eius conlapso XXX die quam id acciderat, mortuus.)
  3. Wir haben keine anderen Quellen zu dieser übernatürlichen Erscheinung. Sie taucht bei Cassius das erste Mal auf. [Edit: Das ist ein Irrtum meinerseits, danke an Opteryx für den Sueton-Hinweis]
An die Geister oder die göttliche Inspiration werden wir nicht glauben, daran, dass auch im Altertum angebliche Wahrsager auftraten, hingegen schon. [...]
Und genau hier sehe ich eben keinen Ansatz die Wahrsagerin gänzlich zu verwerfen. Sie braucht keine Göttin zu sein und ist damit möglich.
Von einer "Wahrsagerin" steht aber nichts in der Quelle, insofern ist auch keine Wahrsagerin zu verwerfen. In der Quelle steht etwas von einer übermenschlich großen Frau, die im Satz darauf als Gottheit (δαιμονίου) bezeichnet wird und dass Cassius Dio diese Räuberpistole glaube, denn - Achtung, hier kommt der Beweis!!! - Drusus sei tatsächlich stante pede umgekehrt und auf dem Rückweg an "irgendeiner Krankheit" verstorben.
Woher stammt die Wahrsagerin? Ohne es genau zu wissen, möchte ich bei dieser geradezu an die Nationalromantik gemahnenden Interpretation der Stelle vermuten, dass irgendein national gesinnter Gelehrter um 1850 bis 1920, der die Stelle im Stile des 19. Jahrhunderts zwar romantisch verklärt aber dennoch für die Nachwelt gerettet haben wollte und aus der Göttin eine heroische Germanin machte, die sich dem Drusus mitsamt seinem Heer entgegenstellte und seinen Untergang prophezeite. Jedenfalls würde die Interpretation der Göttin als menschliche Seherin ganz in den Stil der damaligen Zeit passen.
 
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Ich möchte hierzu nur noch bemerken, dass auch Sueton den Vorgang beschreibt, ihn allerdings zeitlich anders einordnet.
Das ist korrekt, also entgegen meiner bisherigen Darstellung keine Hinzufügung des Cassius Dio. :oops:
Bei Sueton (De Vita Caesarum, Claudius) steht:

Hostem etiam frequenter caesum ac penitus in intimas solitudines actum non prius destitit insequi, quam species barbarae mulieris humana amplior victorem tendere ultra sermone Latino prohibuisset.

Den Feind hatte er häufig geschlagen/getötet und war war in die innersten Abgeschiedenheiten vorgedrungen und er hätte damit nicht aufgehört, als eine übermenschlich große* Frau [nach]** barbarischer Art [gekleidet] ihm in lateinischer Rede verboten hatte*** Siege darüber hinaus zu haben.
Ich muss mich also bei Rio entschuldigen: Tatsächlich ist die Geschichte nicht Cassius Dios Erfindung sondern wir finden sie bereits bei Sueton, was die Wahrscheinlichkeit, dass sie aus Plinius' Bellorum Germaniae stammt, wie Rio mutmaßte, deutlich erhöht (Zitat DNP/Klaus Sallmann: Die ‘Germanenkriege (HRR II 109f.; vgl. CXXXVIIIf.), nach Plin. epist. 3,5,4 während der germanischen militia begonnen mit dem Ziel, die Verdienste des (älteren) Drusus (Claudius [II 24]), des eigentlichen Bezwingers Germaniens, ‘vor dem Vergessen zu bewahren’. Werkumfang (‘alle Germanenkriege Roms’) und die Zit. bei Tac. ann. 1,69 und Suet. Gaius 8 lassen mehr auf vergleichenden Überblick, dramatische Szenen und dynastische Details als auf polit. Kritik und Parteinahme schließen, die sich unter der Regierung des Drusussohns Claudius nicht gegen die tiberianische (Aufidius Bassus, Velleius Paterculus) [8], eher gegen die den mißratenen Drususenkel Caligula verherrlichende Historiographie (Cn. Cornelius [II 29] Lentulus Gaetulicus?) hätte richten müssen...).

Allerdings bestärkt mich diese Stelle in der Aussage (die übermenschlich große Frau verbot Drusus voranzuschreiten), dass es sich um keine Seherin - hier steht gar nichts zukunftsgewandtes mehr - sondern um eine Gottheit (δαιμονίου) handelte.

* [eckige Klammern = reine Interpretation des Sueton-Textes meinerseits]
** "übermenschlich groß": amplior ist der Komparativ von amplius, wäre also eigentlich mit "größer als" zu übersetzen, aber "größer als eine Menschin" fand ich jetzt doof, daher diese Lösung, nur um die ÜS transparent zu machen.
*** Warum Sueton hier das Plusquamperfekt verwendet ist mir schleierhaft, ich bleib dem hier einfach mal treu, obwohl es im Deutschen stilistisch unschön ist.
 
Tatsächlich ist die Geschichte nicht Cassius Dios Erfindung sondern wir finden sie bereits bei Sueton, was die Wahrscheinlichkeit, dass sie aus Plinius' Bellorum Germaniae stammt, wie Rio mutmaßte, deutlich erhöht

Die Geschichte hat vielleicht auch schon Lucan gekannt; er schildert eine Begegnung Caesars am Rubicon mit dem "ungeheuren Bild" der patria in Frauengestalt, die - mit fast denselben Worten wie die Drusus erschienene Frauengestalt - versucht, Caesar vom Überschreiten des Flusses abzuhalten:

ut ventum est parvi Rubiconis ad undas,
ingens visa duci patriae trepidantis imago
clara per obscuram vultu maestissima noctem
turrigero canos effundens vertice crinens
caesarie lacera nudisque astare lacertis
et gemitu permixta loqui: 'quo tenditis ultra?'
quo fertis mea signa viri? si iure venitis,
si cives huc usque licet...
Lucans Poetische Technik
 
Wolters, Die Schlacht im Teutoburger Wald, 2017, schreibt S. 46 entsprechend von einem aufgegriffenen Wandermotiv der Umkehr erfolgreicher Feldherrn, das an die Weigerung der Götter erinnere, Alexander d. G. am Hyphasis günstige Vorzeichen für ein Überqueren und damit für eine Fortsetzung des Feldzuges zu geben. Jone, Die Römer an der Elbe, 2006, S. 98-100 dazu ausführlicher; Wolters notiert ergänzend, damit sei u.a. aber auch gleichzeitig Kritik von Zeitgenossen an einem vielleicht zu ungestümen Vordringen von Drusus ausgedrückt worden.
 
Auch in den Merseburger Zaubersprüchen (1. Spruch) erfährt man von Idisen (ehrwürdige Frauen, Seherinnen), welche in der Lage waren ein Heer zu hemmen (zum stehen zu bringen). Andere wiederum wie Veleda (Seherin der Brukterer) spielten eine tragende Rolle im Krieg (Bataveraufstand). Für mich ist das Pergament ein Stück geschichtlicher Abriss.
 
Auch Attila wurde von einem Riesenweib an einer Flussüberquerung gehindert:

"Da der wilde Etzel mit seinem Hunnenheere schlimmer noch als das wilde Gejäg die Fluren des Lechgebietes überströmte, nahete er auch der alten Römerkaiserstadt Augsburg, der Augusta Vindelicorum, und wollte mit wenigen Gefährten den Lech durchreiten. Wie er nun an des Alpenstromes flaches Ufer kam und sein Roß schon den Huf erhob, in das Wasser zu treten, da rauschte das Wasser gewaltiglich, und es hob sich aus dem Grunde ein Riesenweib, grauenhaft und furchtbar anzusehen, daß das Roß entsetzt zurücksprang und der König im Sattel wankte. Und die graue Stromfei sah ihn aus hohlen Augen an mit starrem Todesblick, reckte den gespenstigen Arm lang aus gegen den König und sprach nichts als diese Worte: Retro Attila! Retro Attila! Retro Attila! – und sank wieder nieder, und über ihrem flatternden Nixenhaar schlossen sich rauschend die Gewässer. Da packten den König nie gefühlte Schauer an, und er starrte hin, und sprach kein Wort, und wandte sein Roß, und ritt nicht über den Lech."
Bechstein, Ludwig, Sagen, Deutsches Sagenbuch, 965. Attila vor Augsburg
 
Ich weiß nicht, ob sich diese Sage tatsächlich auf Attilas Hunnen bezieht
Na, die Frau hat doch wohl laut genug "Retro Attila! Retro Attila! Retro Attila!" gerufen, das können also nur Attilas Hunnen gewesen sein.

Freilich wurden am Lechufer schon seit jeher bedeutende Schlachten geschlagen: Der Name des Perlachturms in Augsburg kündet heute noch von den verlorenen Legionen des Varus: per(dita) leg(io) = Perleg = Perlach, wie die alte Schedelsche Weltchronik einleuchtend erklärt:

vnnd die verlorn schar. zu latein perdita legio gab dem ort do die niderlag beschah den namen von den ersten zwayen silben yedes lateinischen worts. als per vnd leg. das yetzo enmitten in der statt. vnd der perlech genant ist. aber Varro (den sie Verrem nennen) empflohe vber das wasser verbarge sich in den huelen vnd starb nachfolgend vnselligclig. vnd Swetonius schreibet das Octauianus alle schwere vnd schentlich niderlag vnd zwu geferlichkeit. eine Loliana. die ander Varriana genant. vnnd doch nyndert dann in teutschen land empfangen hab. also das die Varrianischen mit dreyen scharn irem heerfürer vnd gemaynen senndbotten vnnd gehilffen schier gar erschlagen warden. Darnach hat Augustus durch Tiberium neronem (dieweil sich Drusus sein bruder an die Reinischen gegent richtet) nach der Varrianischen niderlag vber drey iar die Lechfelder ernider gelegt vnd ir statt verwuestet.
Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):092 – Wikisource

Und das hat sich Schedel nicht aus den Fingern gesogen, bereits Otto von Freising bezeugt die uralte Tradition von der Varusschlacht am Lech:

Tradunt Augustenses hanc cedem ibi factam ostenduntque in argumentum collem ex ossibus mortuorum conpactum, quem in vulgari Perleich, eo quod legio ibi perierit, usque hodie vocant vicumque ex nomine Vari appellatum monstrant
=
"Die Augsburger überliefern, dass diese Niederlage dort geschehen ist und zeigen zum Beweis den aus Totengebein aufgeschütteten Hügel, der im Volksmund bis zum heutigen Tag Perleich (weil dort die Legion verlorenging) heißt, und sie weisen auf ein Dorf hin, das nach dem Namen des Varus benannt ist."​
https://www.dmgh.de/mgh_ss_rer_germ_45/index.htm#page/140/mode/1up
 
Benedict Wilhelm bemerkt zu Sueton: "Sonderbar ist, dass Sueton die Feldzüge verwechselt und die Erscheinung jenes weiblichen Wesens schon bei einem früheren Zuge statt finden lässt, denn er lässt den Drusus hiernach nach Rom gehen, wegen seiner Taten das Recht der Ovation und die triumphalischen Ehrenzeichen erhalten und dann erst expedititione repetita sterben."
 
Das Wandermotiv der Todesprohezeung für den Feldherrn durch übernatürlichen Frauen am Fluss glaube ich in abgewandelter Form im 25. Aventuire des mittelhochdeutschen Nibelungenlied zu erkennen.

Hier waren die Meerweiber an der Donau Hagen von Tronje davor, dass abgesehen vom burgundischen Kaplan niemand von der Reise zu den Hunnen zurückkehren werde. Hagen von Tronje lässt sich nicht aufhalten und überquert die Donau mit einer Fähre. Den Kaplan wirft er jedoch über Bord und das Schicksal zu überlisten. Am Ende der Geschichte finden alle Nibelungen den Tod im Hunnenland. Lediglich der Kaplan überlebt.
Diese Szene aus dem Nibelungenlied enthält meiner Meinung nach das gleiche Motiv, auch wenn hier statt der Riesen eine Meerjungfrau weissagt.

Ich vertrete nicht die These, dass das Motiv aus der germanischen Mythologie entlehnt wurde. Die Vorstellungen von Seherinnen ist keine Besonderheit der Germanen, sondern findet sich auch in der griechisch-römischen Kultur in Form menschlicher Seherinnen wie Pythia und Sibyllen oder in Form von weissagenden Schicksalgöttinen wie der Tyche oder Nemisis. Vergöttliche Kaiser scheinen zumindest in der bildenden Kunst auch regelmäßig in Kontakt mit den Schicksalgöttinen zu treten.
 
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