China und Tibet

Ayumi

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Guten Abend !!

Ich habe in ca. 1 1/2 Monaten eine Präsentationsprüfung, in der es um den Konflikt zwischen China und Tibet in der Zeit des Kalten Krieges geht. Um überhaupt erst einmal einen Überblick zu bekommen, habe ich mich ein bisschen durch die Geschichte beider Länder gelesen und bin immer wieder auf ein paar Unklarheiten gestoßen.

1. Kann mir einer von euch vielleicht sagen, wovon die Chinesische Volksbefreiungsarmee Tibet 1951 befreit hat ? Bzw. auch wovon sie die anderen Teile "Chinas" befreit hat ? Entweder ich überlese das immer oder das steht tatsächlich nirgendwo :grübel:

2. Wieso hat sich die USA in die Angelegenheiten der Chinesen eingemischt, als es zum Bürgerkrieg (1927 - 1949) zwischen den Republikanern und der Kommunisten kam ? War das schon ein Auftakt zum Kalten Krieg und somit nur deshalb, weil die Kommunisten durch die UdSSR unterstützt wurde ?

3. Wieso wollte Tibet nicht befreit werden ?

Ich hoffe, ihr könnt mir da vielleicht ein wenig weiterhelfen ...
Danke schonmal im Voraus !
 
1 Aus Chinesischer Sicht befreite die Volksbefreiungsarmee (vor 1946 übrigens hieß sie Chinesische Rote Armee) Tibet von der Feudalherrschaft der Tibetischen Adeligen bzw der Theokratie der Lamas. Gerade aus solchen Militäraktionen leitete sich dann der Name Volksbefreiungsarmee überhaupt erst ab, den die chinesische Rote Armee nahm diesen Namen erst nach der Kapitulation Japans an als die Gebiete des aus ihrer Sicht historischen Chinas von ihr "befreit" wurden. Also für China zurück erobert wurden.

2 Die USA mischten sich im genannten Zeitraum dort nicht ein um gegen die Kommunisten tätig zu werden, sondern um gegen Japan tätig zu werden. Die Militärhilfe für die Nationalchinesen war gegen die Expansion der Japaner in China gerichtet.

3 Primär die Eliten Tibets wollten keine Besetzung durch die Kommunisten, da eine solche ihre Privilegien und ihren Reichtum abzuschaffen suchte. Sie hätten bzw haben also durch die Besetzung Tibets sehr viel verloren, und waren/sind deshalb natürlich gegen diese Besetzung.

Im Tibetischen Volk gab es eine Ablehnung der Besetzung wiederum aus der starken Religiosität heraus. Die einfachen Tibeter gingen aber erst da teilweise zum Wiederstand über, wo die Kommunisten dann tatsächlich aktiv gegen die Lamas und die Klöster vorgingen. Wobei diese Ablehnung durch das Volk natürlich entsprechend von den tibetischen Eliten mit initiiert und gefördert wurde.
 
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2 Die USA mischten sich im genannten Zeitraum dort nicht ein um gegen die Kommunisten tätig zu werden, sondern um gegen Japan tätig zu werden. Die Militärhilfe für die Nationalchinesen war gegen die Expansion der Japaner in China gerichtet.

Also hatte das noch nichts mit dem Kalten Krieg zu tun.
Und wie sieht das dann hier aus ?

Zitat aus einem Bericht ( https://www.secarts.org/journal/ind...27&PHPSESSID=e3275e02d33f9d173e695d14f0852579):

... In der Endphase des Bürgerkrieges, in der sich die Niederlage der Tschiang Kai Schek – Truppen immer deutlicher abzeichnete, und besonders nach der Gründung der VR China haben die USA ihre Aktivitäten in dieser Region intensiviert. Die USA schickten Abgesandte zu Gesprächen nach Tibet, in den USA wurde ein Pressebericht veröffentlicht, in dem es hieß, „die USA sind bereit, Tibet als ein unabhängiges und freies Land anzuerkennen“, Waffen und Munition wurden nach Tibet geliefert, um dem Einmarsch der Volksbefreiungsarmee Widerstand entgegen zu setzen. ...

In diesem Fall war die Mithilfe der USA doch eindeutig gegen die Kommunisten gerichtet oder ? Kann man das dann also bereits zum Kalten Krieg zählen ? Ich brauche unbedingt einen Bezug zum Kalten Krieg daher die Frage ...
 
1. Ja, richtig Tibet war eine feudale Theokratie. Viel schwerwiegender ist aber, dass Tibet bis 1913 ein Teil Chinas war und das seit Jahrhunderten. Mittels britischer Unterstützung und die Schwäche Chinas und den Untergang des Kaisertums ausnutzend hatten sich tibetische Separatisten ihre Unabhängig erkämpft. Dort erhielt sich die alte, mittelalterlich anmutende Ordnung unter dem Dalai Lama als König! (Die heute populäre Bezeichnung als "geistigen Oberhaupt der Tibeter" ist euphemistisch. Im Grunde ist es eine Art Gottkönig im Exil; sicher ist der Dalai Lama kein Gott im eigentlichen Sinne, er wird aber angebetet und verehrt, was bei gewöhnlichen Königen nicht der Fall ist.)
Dass sich die nunmehr kommunistische Regierung Chinas erst nach Ende des Bürgerkrieges daran machte, den chinesischen Staat in seinen alten Grenzen wiederherzustellen, war nur folgerichtig.
 
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Nun, zeitweilig erstreckten sich die Westgrenzen Chinas zum Aralsee. Müssen die Usbeken damit rechenen auch irgendwann wieder Heim ins Reich geholt zu werden? ;-)
 
Also hatte das noch nichts mit dem Kalten Krieg zu tun.

Du hast explizit nach der Zeit ab 1927 gefragt. Und 1927 gab es noch keinen Kalten Krieg.

In diesem Fall war die Mithilfe der USA doch eindeutig gegen die Kommunisten gerichtet oder ? Kann man das dann also bereits zum Kalten Krieg zählen ? Ich brauche unbedingt einen Bezug zum Kalten Krieg

Ein Presseartikel und eine Gesandschaft (die nur geplant wurde, aber nicht abging) sind noch keine ernsthafte Mithilfe gegen die Kommunisten. Man begann allenfalls diese Region überhaupt wahrzunehmen.

Es gab erst nach ! der Besetzung Tibets dann reale Hilfe der USA für den Tibetischen Wiederstand. Und ja, dies richtete sich dann gegen den Kommunismus.

Daher kann man also ab der Besetzung Tibets (also ab 1951) von einem Kontext des Kalten Krieges sprechen, aufgrund der Unterstützung Tibetischer Guerillas durch die USA.

Viel schwerwiegender ist aber, dass Tibet bis 1913 ein Teil Chinas war und das seit Jahrhunderten.

Das ist Falsch. Tibet wurde erstmals unter dem Qianlong Kaiser Teil des Qing Reiches, war also Gebiet der Herrschaft der Mandschu. Es war aber nicht Teil Chinas. Das Qing Reich umfasste das eigentliche Reich, und Gebiete die als außerhalb des Reiches betrachtet wurden, aber unter Herrschaft der Mandschu standen.

Das betrifft auch die Ordnung der Banner in der Äußeren Mongolei und andere Gebiete.

Präsent wurden die Mandschu in Tibet erst in der Konkurrenz zu den Dzungaren um die Frage der Dominanz über den Dalai Lama zu gewinnen und dann im weiteren im Abwehrkampf gegen die Gurkhas.

Dass sich die nunmehr kommunistische Regierung Chinas erst nach Ende des Bürgerkrieges daran machte, den chinesischen Staat in seinen alten Grenzen wiederherzustellen

Die Wiedererichtung des Qing Reiches ist nicht folgerichtig gewesen. Gerade die scharfe Ablehnung der Mandschu Herrschaft ist ja eines der wesentlichen Motive der chinesischen Kommunisten gewesen. Im weiteren umfasste das Reich der Qing viele weitere Gebiete wie Korea, die Mongolei und Gebiete die heute zu Russland gehören, Teile von Burma usw.

Die Bezeichnung Chinesischer Staat in seinen alten Grenzen ist also verfälschend, richtiger wäre es von einem Mandschu Staat in seinen alten Grenzen zu sprechen.
 
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Konflikt zwischen China und Tibet in der Zeit des Kalten Krieges

Vom Zeitraum her wäre das dann die Zeit zwischen 1947 (Truman Doktrin) und 1990.

Wann der Kalte Krieg überhaupt exakt begann ist schon eine Frage. Meiner Ansicht nach könnte man hier 1947 als Beginn des Kalten Krieges hernehmen, was insbesondere zur Tibetfrage passen würde aufgrund der Zielsetzung der Truman Doktrin.

In Bezug auf Tibet und China wäre dann die Geschichte Tibets ab 1947 bis 1990 relevant.

Noch 1949 blieben aber die Hilferufe der Tibetischen Regierung die an die Länder USA, Großbritannien und Indien gerichtet waren ohne jeden Erfolg. Die Tibetische Regierung fürchtete die Invasion chinesischer Truppen und bat international um Hilfe, was aber keinerlei Reaktionen hervorrief.

Im Oktober 1950 marschierte dann die chinesische Armee nach Tibet ein.

Ein Aufforderung Tibets an die UN zu handeln wurde von der UN aufgrund des Einspruchs der Briten und Amerikaner abgelehnt. Bis zu diesem Zeitpunkt betrachtete eine Mehrheit der Politiker in den USA Tibet als genuin chinesisches Gebiet, Kommunismus hin oder her, außerdem galt das Gebiet einfach als völlig unbedeutend und geostrategisch irrelevant.

In der Folge dessen wurde 1951 das 17-Punkte Abkommen mit China unterzeichnet.

Zwar kam es zu einzelnen Unruhen initiiert durch die Lamas, aber allgemein blieb die Lage ruhig und das Tibetische Volk selbst leistete gegen die Chinesen zunächst kaum Wiederstand.

Erst 1955 kam es dann zu größerem Wiederstand. Und dann im Jahr 1959 zum allgemeinen Aufstand der Tibeter. US Amerikanische Intervention fand ab ungefähr 1957 statt, davor zeigten die USA nicht nur kein Interesse an Tibet, sie sprachen es im Endeffekt den Chinesen zu.

Amerikanische Militärhilfe für die Tibetischen Guerillas kam sogar erst ab 1958 ins Land. Dabei kam es zu einer engen Kooperation zwischen dem Dalai Lama, der CIA und den Tibetischen Partisanengruppen.

Erst 1972 stellten die USA im Rahmen der Neubewertung der Beziehungen zur VR China die Militärhilfe und die direkte offene Unterstützung für die Tibeter ein.

Die Chinesischen Truppen reagierten auf den von den USA finanzierten und vom Dalai Lama unterstützten bzw geführten äußerst brutalen und blutigen Guerilla Krieg mit der zunehmenden Zerstörung der Tibetischen Kultur, insbesondere während der Kulturrevolution.

Mit dem Ende der Militärhilfe der USA gelang es dann der chinesischen Armee, den tibetischen Wiederstand fast völlig niederzuschlagen und der Konflit zwischen Tibet und China endete mit dem de facto Sieg der VR. Es gab jedoch auch noch in den 90er Jahren immer wieder ein Aufflackern der Unruhen. Diese waren jedoch nicht mehr vergleichbar mit dem Geschehen früherer Jahre.

Von chinesischer Seite wird bis zum heutigen Tag eine Unterstützung Tibetischer Wiederstandskämpfer durch die USA behauptet, wofür es jedoch seit den 90er Jahren keine wirklichen Beweise mehr gibt.

http://www.amazon.de/CIAs-Secret-Ti...ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1233870704&sr=8-1
 
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Die Wiedererichtung des Qing Reiches ist nicht folgerichtig gewesen. Gerade die scharfe Ablehnung der Mandschu Herrschaft ist ja eines der wesentlichen Motive der chinesischen Kommunisten gewesen. Im weiteren umfasste das Reich der Qing viele weitere Gebiete wie Korea, die Mongolei und Gebiete die heute zu Russland gehören, Teile von Burma usw.


Korea war niemals ein (autonomer-peripherer) Teil des Qing-Reiches wie Tibet, sondern ein Vasallenstaat Chinas was es bereits während der Ming-Herrschaft war.

Die Bezeichnung Chinesischer Staat in seinen alten Grenzen ist also verfälschend, richtiger wäre es von einem Mandschu Staat in seinen alten Grenzen zu sprechen.

Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass weder die die VRC noch die RC sich formal als Han-chinesische Natonalsstaaten betrachten und daher natürlich nicht nur Anspruch auf das chinesische Kerngebiet, sondern auch auf die anderen Gebiete des chinesischen Qing-Staates (ja, das Qing-Reich war an seinem Ende definitv ein chinesischer und nicht ein Mandschu-Staat wie zuvor) erheben.
 
Korea war niemals ein (autonomer-peripherer) Teil des Qing-Reiches wie Tibet, sondern ein Vasallenstaat

Das ist richtig, Korea war formal ein Vasallenstaat. Ebenso wie Tibet. Tibet war kein autonom-peripherer Teil des Qing Reiches sondern hatte fast den gleichen Rechtsstatus wie Korea auch.

Genau genommen verwechselt man immer die Anwesenheit chinesicher Truppen in Tibet mit grundsätzlich chinesischer Vewaltung und Herrschaft.

Die entscheidende Stellung in Tibet war die es offiziellen chinesischen Gesandten. Dieser hatte zwar umfangreiche Rechte und konnte weitgehend in die tibetische Politik eingreifen, hatte aber formal nur den Status eben eines Gesandten.

Die Qing hatten aber in Korea den gleichen Einfluss.

Korea war bis zur Besetzung durch die Japaner auch nur ein Vasallenstaat, ein autonomes Protektorat des Qing Reiches. Der Rechtsstatus von Tibet war im Endeffekt gleich, auch wenn in der Praxis die Qing in Tibet etwas

das Qing-Reich war an seinem Ende definitv ein chinesischer und nicht ein Mandschu-Staat wie zuvor)

Wozu auch die Äußere Mongolei und weitere Gebiete gehörten.

Es stimmt schon das das Qing Reich zum Ende hin als chinesisch einzuordnen ist, aber gerade Kommunisten lehnten ja die Qing Herrschaft scharf ab. Natürlich wurde auch und gerade unter den chinesischen Kommunisten auch solches, nationales Gedankengut der Sammlung der "Heimaterde" betrieben, das war aber bei der Eroberung Tibets eben nicht das Motiv !

Tibet wurde eben nicht von den Kommunisten erobert weil es früher mal Teil des Qing Reiches war sondern wirklich aus Überzeugung das man den Kommunismus verbreiten müsse und weil man es hier konnte.

Das Tibet Teil des Qing Reiches war wurde erst lange nach der Eroberung zu einem Grund / Vorwand. Zum Zeitpunkt der Eroberung jedoch spielte das keine Rolle.

Bei der Eroberung Tibets spielte die Frage der Wiederoberung ehemals chinesisch dominierter Gebiete keine Rolle. Es ging wirklich um die Verbreitung der Ideologie, um die Weltrevolution usw

Und was für ein besseres Ziel hätte es da gegeben als einen Feudalstaat mit einem despotischen Gottkönig an der Spitze der außerdem noch schwach ohne Ende ist und offenbar von keinem geschützt wird?

Die ganze Argumentation der Chinesen heute, daß Tibet ja früher chinesische war spielte damals keine Rolle,
 
Was den Part der USA in dem Konflikt angeht, werde ich wohl noch mal näher nachforschen. Danke auf jeden Fall für eure Beiträge, sie haben mir geholfen, einen guten Überblick zu bekommen. :yes:

Was mich noch interessieren würde ... Das Thema lautet "Der chinesisch- tibetische Konflikt in der Neuzeit". Darin soll auf die Vorgeschichte (so ca. ab 1720, wo Tibet Protektorat von China wurde, bis zur Gründung der VR China), den Konflikt in der Zeit des Kalten Krieges (speziell auf die "Befreiung" Tibets 1951 und den Aufstand 1959) und auf den Konflikt in der heutigen Zeit (Aufstand 2008) eingegangen werden.
Wäre es nun klüger eine Problemfrage zu stellen, die aus parteiischer Sicht gelöst werden muss (wie z.B.: "Besteht die Möglichkeit, die Zerstörung der tibetischen Kultur aufzuhalten?") oder eher eine, die offen lässt, was man selbst über die Situation denkt (wie z.B.: "Ist eine Einigung beider Seite wahrscheinlich ?") ? Oder anders gefragt, wäre es komplett verheerend, eine parteiische Frage zu stellen ?
 
Setz den doch Geschichtliche Daten vor und am ende bringst noch zum Ausdruck das Krieg schlecht ist. Für die Verlierer.
 
Wäre es nun klüger eine Problemfrage zu stellen, die aus parteiischer Sicht gelöst werden muss (wie z.B.: "Besteht die Möglichkeit, die Zerstörung der tibetischen Kultur aufzuhalten?") oder eher eine, die offen lässt, was man selbst über die Situation denkt (wie z.B.: "Ist eine Einigung beider Seite wahrscheinlich ?") ? Oder anders gefragt, wäre es komplett verheerend, eine parteiische Frage zu stellen ?

Es ist meiner Ansicht nach durchaus möglich, auch parteiisch zu sein, aber das macht einen Angreifbar und meiner Meinung nach wird dir das für ein Schulthema eher schaden.

Ich würde daher selbst keine solche Problemfrage stellen sondern die Positionen beider Seiten darstellen und wie sich diese Positionen im Laufe der Zeit verändert haben und welche Unterschiede zwischen der offziellen Darstellung und der Realität bestehen.

Beispielsweise predigt der Dalai Lama in der Öffentlichkeit Dialog und Frieden, und fördert insgeheim Gewalt, hat sogar mit der CIA zusammen einen blutigen Guerilla Krieg initiert.

Die Chinesen wiederum behaupten sie hätten ein Interesse an einer friedlichen Lösung, unterdrücken jedoch in Wahrheit die Tibeter massiv.

Eine Einigung beider Seiten ist aufgrund der Positionen beider Seiten und des realen Verhaltens in diesem Konflitk unmöglich. Der Dalai Lama fordert beispielsweise viel mehr als das was er offiziell fordert, seine Aussagen es ginge ihm nur um eine Autonomie werden durch seine Bücher und seine Ansprachen in tibetischer Sprache konterkariert in denen er auch die Herauslösung der Uigurischen und Mongolischen Gebiete aus China fordert.

Zur Frage der Zerstörung der Tibetischen Kultur:

Es stellt sich hier die Frage, was man eigentlich als Zerstörung einer Kultur betrachten kann? In der Kulturrevolution haben die Chinesen sehr viel Materielles in Tibet zerstört (Klöster usw), heute aber gibt es durchaus ernsthafte Bemühungen der Chinesen tibetische Kultur auch zu erhalten. Genau genommen hat erst die chinesische Besatzung dazu geführt, daß auch das tibetische Volk wesentliche Kulturinhalte der tibetischen Kultur überhaupt erst vermittelt bekommen hat.

Das Volk zur Zeit der Herrschaft des Dalai Lama wußte über den Buddhismus teilweise weniger als heute, und viel weniger Menschen konnten Tibetische Schrift lesen und schreiben, heute lernen die tibetischen Kinder die tibetische schrift in der Schule, früher gab es keine Schulen für das Volk.

Entscheidend ist meiner Meinung nach, daß man heraus arbeitet, daß die Tibeter in China kein Sonderfall sind. Die Han Chinesen werden in China ebenso unterdrückt wie die Tibeter und wie andere ethnische Minderheiten.

Wenn in Tibet die Menschen auf die Straße gehen und zusammen geknüppelt und niedergeschossen werden, dann regt sich die ganze Welt auf. Wenn Han Chinesischen Wanderarbeitern und Bauern das gleiche passiert und es viel mehr Tote gibt, dann steht davon in keinem westlichen Medium etwas.

Meiner Meinung nach könntest du ausarbeiten, daß die VR China allgemein ein Unrechtsstaat ist und das die zerstörungen in Tibet kein Sonderfall sind.

In der Kulturrevolution gab es in China selbst mehr Zerstörungen als in Tibet und mehr Han Chinesen sind durch Mao umgebracht worden als Tibeter.

Das ist ein entscheidender Punkt den viele im Westen nicht beachten.

Wenn du also eine Problemfrage stellen willst, dann stell allgemein eine nach China.

Ist die VR China ein Verbrecherischer Unrechtsstaat?! Und dann kannst du anhand Geschichte dies darlegen wobei man dann unbedingt die Verbrechen gegen die Han Chinesen zur gleichen Zeit ebenso erwähnen muß.

Im Krieg gegen die Alte Welt haben die Roten Garden selbst Teile der chinesischen Großen Mauer gesprengt und in China ein vielfaches von Klöstern und Tempeln zerstört als in Tibet. Während der Kulturrevolution und dem Großen Sprung nach Vorne wurden in China viel mehr Han Chinesen getötet als es überhaupt insgesamt Tibeter gab oder gibt. Manche Historiker rechnen mit bis zu 76 Millionen Todesopfern allein in China in dieser Zeit !

Wir heute die tibetische Kultur weiter zerstört? Die Antwort ist ja, aber nicht durch die Chinesen. Sie wird zerstört durch Blue Jeans, Cola und westliche materielle Dinge und Werte die sich in Tibet ausbreiten und die die einfachen Tibeter wollen.

Wenn man zudem bedenkt wieviel Einfluss die Lamas immer noch haben, und wie wichtig immer noch der Buddhismus in Tibet ist, kann von Zerstörung keine Rede sein, die tibetische Kultur ist zwar beschädigt, aber sie lebt und sie ist stark. Und bestimmte Inhalte der tibetischen Kultur sind sogar heute besser verbreitet als früher, beispielsweise die tibetische Schrift die früher nur sehr wenige beherrschten.

Während gleichzeitig noch heute in China mehr Todesurteile vollstreckt werden als im Rest der Welt und muslimische Minderheiten wie die Uiguren mit Hilfe des Westens brutal unterdrückt werden während der gleiche Westen bei den Tibetern von Menschenrechtsverletzungen schreit. Wären die Tibeter Muslime, würde es den Westen wohl nicht interessieren.

Interessant vielleicht noch beschließend, in Tibet gibt es ethnische Minderheiten die ebenfalls Muslime sind und dort seit jeher Leben, die werden von den Tibetern heute scharf abgelehnt und hätten die Tibeter freie Hand würden sie diese Minderheiten Völkermorden. Auch etwas was man im Westen weder weiß noch wissen will.
 
Ist die VR China ein Verbrecherischer Unrechtsstaat?! Und dann kannst du anhand Geschichte dies darlegen wobei man dann unbedingt die Verbrechen gegen die Han Chinesen zur gleichen Zeit ebenso erwähnen muß.

Hört sich zwar gut an, aber das würde ganz schön von dem abweichen, was wir bis jetzt gemacht haben. Es lässt sich außerdem nicht so ganz mit dem Thema vereinbaren, das wir nicht mehr ändern können, da es von der Prüfungskommission bereits bestätigt wurde.



Ich habe gerade einen Artikel gelesen (Kultur - german.china.org.cn - Geschichte Tibets), woraufhin sich bei mir noch einmal die Frage zur Befreiung Tibets stellt.
Allerdings weiß ich nicht, ob man sich so generell auf diesen Artikel verlassen kann. Er scheint mir relativ unkritisch zu sein.

Die friedliche Befreiung Tibets 1951
Am 1. Oktober 1949 wurde die Volksrepublik China gegründet. Die Gêlug-Schule (Gelbmützen) in Tibet verfügte über zwei Reinkarnationssysteme einschließlich des für den Panchen Lama. Der zehnte Panchen Lama Qoigyi Gyaincain telegrafierte dem Vorsitzenden Mao Zedong, und dem Oberkommandierenden der Volksbefreiungsarmee Zhu De, und demonstrierte große Unterstützung für die Zentrale Volksregierung und formulierte die Hoffnung, dass Tibet möglichst bald befreit werden möge.

Was soll denn der Panchen Lama als Grund für eine Befreiung gesehen haben ? Er müsste doch theoretisch einer der letzten sein, der gegen die Theokratie der Lamas war ?!

Nach der friedlichen Befreiung Tibets 1951 bestand in Tibet weiterhin feudale Leibeigenschaft. Nachdem die Bedingungen zur Abschaffung dieses Systems noch nicht reif waren, führte der Vorsitzende Mao in einem Bericht über "Fragen in Bezug auf den korrekten Umgang mit den Widersprüchen im Volk" die Maßnahmen für Tibet aus, wonach die Bedingungen dort "für sechs Jahre unverändert aufrechterhalten" werden sollten.

Man kann doch wohl (selbst aus chinesischer Sicht) nicht von einer Befreiung reden, wenn das Land nach der Besetzung weiterhin in einer Feudalherrschaft lebt oder ?!
 
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Der zehnte Panchen Lama Qoigyi Gyaincain telegrafierte dem Vorsitzenden Mao Zedong

Was soll denn der Panchen Lama als Grund für eine Befreiung gesehen haben ?

Der Panchen Lama und der Dalai Lama waren zu diesem Zeitpunkt verfeindet, es gab in Tibet einen bedeutenden Konflikt zwischen den beiden der so weit führte, daß die Inkarnation des Panchen Lama in Tibet nicht anerkannt wurde.

Der Panchen Lama mußte daher 1920 nach China flüchten wo er 1938 starb. Sein Nachfolger (die nächste Inkarnation) wurde ebenfalls nicht anerkannt. Die Anhänger des Panchen Lama versuchten daher mit chinesischer Hilfe ihren Status in Tibet wieder her zustellen.

Erst durch chinesischen Druck 1951 wurde der Panchen Lama in Tibet dann anerkannt.

Man kann doch wohl (selbst aus chinesischer Sicht) nicht von einer Befreiung reden, wenn das Land nach der Besetzung weiterhin in einer Feudalherrschaft lebt oder ?!

Nicht das ganze Land, desweiteren war dies ein Zustand der selbst in Zentraltibet nur sehr kurze Zeit so bestand.

Das es überhaupt so kam liegt am 17 Punkte Abkommen. In diesem Abkommen sicherte die VR China zu, daß das bestehende System in Tibet Innenpolitisch nicht verändert werden würde.

Zu dieser Zeit war Tibet aber noch gar nicht von den Chinesen besetzt, sondern die Chinesen hatten nur die Osttibetische Provinz Qamdo besetzt.

Die Chinesen hatten also Tibet zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht "befreit".

In Quamdo selbst wurde die Feudalherrschaft durchaus sofort zerschlagen und das 17 Punkte Abkommen war im weiteren dann auch nicht mal das Papier wert auf dem es gedruckt wurde.

Warum überhaupt dieses Abkommen? Das hängt mit der internationalen Politik zusammen, die VR fürchtete nach dem Apell der tibetischen Regierung an die UN eine Intervention der USA bzw Großbritanniens. Einer solchen Intervention wollte man durch scheinbares Einlenken zuvor kommen bzw dadurch Zeit gewinnen um feststellen zu können, ob der Westen intervenieren würde.

Als der dies nicht tat, ignorierte man im weiteren das 17 Punkte Abkommen.

Dabei wurde in Tibet uneinheitlich vorgegangen. In Zentraltibet ließ man den Dalai Lama zunächst an der Macht, während man in vielen tibetischen Provinzen ganz regulär den Kommunismus einführte was dann schon 1952 zu Unruhen in diesen Provinzen führte.

Im Endeffekt testete man nun wie die Tibeter reagieren würden.

Schon ab 1955 özerschlug man auch in Zentraltibet die Feudalherrschaft entgegem dem Abkommen und ab 1959 zerschlug man die Klösterherrschaft was zur Flucht des Dalai Lama führte.

Man sprach aber schon 1951 vor der Besetzung Zentraltibets von einer Befreiung Tibets, was war damit gemeint?

Damit meinte man die Befreiung Tibets vom Einfluss der Briten, aus chinesischer Sichtweise war Tibet ein Marionettenstaat Großbritanniens, das 17 Punkte Abkommen befreite Tibet aus chinesischer Sicht von britischer Beeinflußung.

Aber es ist wichtig zu beachten, daß bei Abschluß dieses Abkommens die chinesische Armee nur eine Osttibetische Provinz besetzt hatte und noch gar nicht in Zentraltibet eingerückt war.
 
Ich habe gerade einen Artikel gelesen (Kultur - german.china.org.cn - Geschichte Tibets), woraufhin sich bei mir noch einmal die Frage zur Befreiung Tibets stellt.
Allerdings weiß ich nicht, ob man sich so generell auf diesen Artikel verlassen kann. Er scheint mir relativ unkritisch zu sein.

Es handelt sich hierbei um die offizielle chinesische Position. Staatliche Propaganda für das deutschsprachige Ausland.

Desweiteren möchte ich bitten, von tagespolitischen Debatten entsprechend den Forenregeln abzusehen.
 
Eine tagespolitische Debatte vermag ich hier nicht zu erkennen. Ich habe nur über die Zeit der Besetzung Tibets und den Panchen Lama zu dieser Zeit gesprochen.

Der 10 Panchen Lama hat tatsächlich als Dank für die Hilfe der Chinesen ein Telegram an die Regierung der VR China verfasst in dem er aber nicht um die Befreiung Tibets bat, sondern allgemein der chinesischen Regierung seine Unterstützung anbot und sich gegen den tibetischen Widerstand gegen China aussprach.

Der 10 Panchen Lama heiratete dann übrigens später in der Kulturrevolution eine Chinesin mit der er eine Tochter zeugte. Diese Tochter studierte dann später in den USA, kehrte aber dann auf die persönliche Einladung des chinesischen Präsidenten nach China zurück wo sie inzwischen an der staatlichen Universität tätig ist.

Tagespolitisch wäre es, wenn man über den jetzigen Panchen Lama diskutieren würde, aber das habe ich bewusst nicht getan ! Und werde diese auch nicht.

Die Zeit von 1951 bis 1989 kann ich nicht als Tagespolitik erkennen.
 
Damit meinte man die Befreiung Tibets vom Einfluss der Briten, aus chinesischer Sichtweise war Tibet ein Marionettenstaat Großbritanniens, das 17 Punkte Abkommen befreite Tibet aus chinesischer Sicht von britischer Beeinflußung.

Inwiefern hat Großbritannien Tibet denn beeinflusst ?

Kennt jemand vielleicht eine Seite, auf der man etwas über die anglo- chinesische Konvention von 1906 nachlesen kann ?
 
Die Beeinflußung Tibets durch Großbritannien wird natürlich durch die Chinesen übertrieben dargestellt. Deshalb schrieb ich ja explizit: Aus chinesischer Sichtweise.

1890 verhandelten die Briten mit China über die Grenzen Tibets. Dabei legten die Briten eigenmächtig die Grenze zwischen Tibet und Sikkim fest, die aber von den Tibetern zunächst nicht anerkannt wurde da traditionell tibetisches Territorium damit an Sikkim fiel.

1894 wird der chinesische Gesandte aus Tibet vertrieben, wobei die Briten die Tibeter dabei unterstützen indem sie chinesische Reaktionen darauf diplomatisch verhindern (eventuell wurde die ganze Aktion von England aus initiiert)

1902 vermuten die Briten das die Tibeter sich insgeheim Russland zugewandt haben, weshalb Britische Truppen in Tibet einmarschieren.

1904 marschieren die Briten erneut in Tibet ein, wobei es zu Kämpfen mit den Tibetern kommt. Am 02 August erreicht das britische Expeditionskorps Lhasa, der Dalai Lama flieht vor den Briten. Im Vertrag von Lhasa und dem ihm folgenden Sonderabkommen von 1907 legt England dann die tibetischen Grenzen fest und sichert sich umfangreiche Rechte in Tibet.

1907 marschieren dann Truppen der Mandschu in Tibet ein und stellen zumindest in Teilen des Landes die chinesische Vorherrschaft wieder her. In der Folge dessen wird Tibet durch Großbritannien und China zugleich dominiert.

1910 lebt der Dalai Lama aufgrund dessen im Exil in Indien.

1911 endet jedoch die chinesische Besetzung und die Mandschu Truppen marschieren ab.

1914 legt Großbritannien die Tibetischen Grenzen des sogenannten Äußeren Tibet fest (vergleichbar der Äußeren Mongolei) und gliedert dabei tibetisches Territorium nach Indien an.

1914 erfolgt zudem die Shimla Konvention zwischen Großbritannien, Tibet und China, die jedoch von China nicht ratifiziert wird.

Tibet Justice Center - Legal Materials on Tibet - Treaties and Conventions Relating to Tibet - Convention Between Great Britain, China, and Tibet, Simla (1914) [400]

Das ist das eigentlich entscheidende Dokument in Bezug auf die Beziehungen Tibet, Großbritannien und China.


Und hier noch die Anglo Chinesische Konvention von 1906

Tibet Justice Center - Legal Materials on Tibet - Treaties and Conventions Relating to Tibet - Convention Between Great Britain and China Respecting Tibet (1906) [389]
 
Es stimmt schon das das Qing Reich zum Ende hin als chinesisch einzuordnen ist, aber gerade Kommunisten lehnten ja die Qing Herrschaft scharf ab.

Ebenso wie die Führer der Republik China, die auch Tibet als Teil ihres Landes und die Tibeter als Bürger Chinas beanspruchten.
Das die VR China, der de facto und später auch de jure Nachfolger der Republik China auch ihre Ansprüche übernahm und diese dann (oft) durch zu setzen versuchte, ist dann nur natürlich.

Und die von der Republik China angestrebte Intergration Tibets war praktisch auch nur eine weitergehende Fortführung der Pläne und Aktionen des Qing-Reiches nach dem britischen Einmarsch Tibet stärker an das Reich zu binden und zu sinisieren.

Natürlich wurde auch und gerade unter den chinesischen Kommunisten auch solches, nationales Gedankengut der Sammlung der "Heimaterde" betrieben, das war aber bei der Eroberung Tibets eben nicht das Motiv !

Tibet wurde eben nicht von den Kommunisten erobert weil es früher mal Teil des Qing Reiches war sondern wirklich aus Überzeugung das man den Kommunismus verbreiten müsse und weil man es hier konnte.

Das Tibet Teil des Qing Reiches war wurde erst lange nach der Eroberung zu einem Grund / Vorwand. Zum Zeitpunkt der Eroberung jedoch spielte das keine Rolle.

Bei der Eroberung Tibets spielte die Frage der Wiederoberung ehemals chinesisch dominierter Gebiete keine Rolle. Es ging wirklich um die Verbreitung der Ideologie, um die Weltrevolution usw

Und was für ein besseres Ziel hätte es da gegeben als einen Feudalstaat mit einem despotischen Gottkönig an der Spitze der außerdem noch schwach ohne Ende ist und offenbar von keinem geschützt wird?

Die ganze Argumentation der Chinesen heute, daß Tibet ja früher chinesische war spielte damals keine Rolle,

Tatsächlich? Welche zeitgenössischen Dokumente zeigen das?
 
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