Christian IV. von Dänemark

Cliomara

Aktives Mitglied
Christian IV. von Dänemark herrschte von 1588 bis 1648 über das Königreich Dänemark. Als er den Thron bestieg, galt das Land als Vormacht im Ostseeraum. Bei seinem Tod war diese Machtposition verloren gegangen: Schweden hatte seinen Nachbarn abgelöst.

Christian wurde von Zeitzeugen als durchaus fähiger Herrscher geschildert, der jedoch zunehmend die Möglichkeiten seines kleinen Staates überschätzte.
Er stürzte das Land in Kriege, doch der erhoffte Feldherrnruhm blieb aus. Sein Krieg gegen den deutschen Kaiser endete 1629 noch einigermaßen glimpflich im Frieden von Lübeck. Ein Krieg gegen Schweden besiegelte das Ende der regionalen Großmacht Dänemark 1645 endgültig.

Dennoch ist er heute in Dänemark immer noch populär. Lag es an seinem barocken Lebensstil? Sein Alkoholkonsum war legendär, doch nach einer durchzechten Nacht ging er früh wieder auf die Jagd. Während eines Feldzuges stürzte er gefährlich mit seinem Pferd, aber dank seiner zähen Konstitution überlebte er den Sturz. In seinen - meist verlorenen - Schlachten kämpfte er persönlich tapfer.

Da ich die dänische Sprache nicht beherrsche (besser: Ich kann kein Wort), ist es mir nicht möglich, mit skandinavischen Quellen zu arbeiten.

Wie war es möglich, dass Dänemark bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein beachtenswerter Machtfaktor in Europa war und dann nur noch in der "zweiten Liga" der europäischen Mächte spielte?
 
Wie war es möglich, dass Dänemark bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein beachtenswerter Machtfaktor in Europa war und dann nur noch in der "zweiten Liga" der europäischen Mächte spielte?
Die Ursachen sehe ich durchaus in der 2. Phase des Dreißigjährigen Krieges. Dieser verlief sehr ungünstig für die Dänen und der Dänenkönig war durchaus offenbar kein großartiger Feldherr. Jedenfalls war der Verlauf des Krieges aus dänischer Sicht katastrophal (vergleichbar fast mit der Besetzung der Pfalz, als sich der Pfälzer Kurfürst zum König von Böhmen aufschwang). Wallenstein drang auf Jütland vor, die Dänen standen nach kurzer Zeit und einer Folge von Niederlagen, Lutter am Barenberg und Dessauer Brücke, mit dem Rücken quasi zur Wand.
Der Mansfelder als des Dänen zweite Karte in dem Spiel, schlug sich im Großen und Ganzen so erfolglos wie schon für die Böhmen. Ein Rätsel bleibt weiterhin wie ihm dennoch gelang immer wieder Truppen zusammen zu bekommen. Darin lag wohl sein eigentliches Können.

Wenn ich mich recht entsinne, hatte Schweden auch keine viel besseren Ressourcen (Schweden konnte auf Finnland zurückgreifen, Dänemark auf Norwegen). Dafür wäre aber immerhin der Vorstoß für die Kaiserlichen auf schwedisches Territorium schwer gewesen, hatten die Kaiserlichen doch keine Flotte (was sie auch an der Besetzung der dänischen Inseln hinderte).

Schwedens Großmachtstellung, die freilich auf tönernen Füßen stand, da man im Grunde garnicht die personellen Ressourcen für die umspannende Kriegspolitik hatte, erwuchs aus dem Sieg im Dreißigjährigen. Und auch das sollte man wiederum nicht zu hoch veranschlagen. Ohne den offenen Kriegseintritt Frankreichs in der 4. Phase des Krieges wäre das sicher auch nicht so möglich gewesen.

Man kann sich bei den enormen Menschenverlusten der Schweden in all den Kriegen des 17. und frühen 18.Jh. andererseits auch fragen, ob es nicht alles andere als ein Segen für ein Reich wie Schweden war zu solch einer herrausragenden Machtstellung aufzusteigen.

(Wobei die Dänen ja durchaus auch immer frisch dagegen gehalten haben und versuchten die Schweden zurückzudrängen. Z.B.: Großer Nordischer Krieg.)
 
Ich denke,

man sollte Dänemarks Position auch nach Christian IV bzw. nach Verlust Schonens und der Vorangstellung gegenüber Schweden nicht unterschätzen,

Grossmacht bzw. eine grosse Macht blieb es weiterhin, nicht zuletzt durch die dänischen Ostindien-Kompanien, welche zu den weltweit grössten Unternehmen überhaupt gehörten.

Ausgeschaltet als Grossmacht wurde es eigentlich erst durch die brit. Marine 1807,

zuvor mischte man durchweg in der ersten Liga,

und auch danach noch (durch Verwandtschaftsbez. zu so gut wie allen europäischen Monarchen), insbes. in Russland.

Man sollte sich auch vor Augen halten, dass Kopenhagen die mit Abstand grösste Stadt der ausserordentlich handelsintensiven Ostsee war, in strategischer Position,

und noch heute der grösste Wirtschaftsraum Nordeuropas und des Ostseeraums ist.




LG
 
Na ja, so erfolglos war er nicht. Im Kalmarkrieg nahm er im Frieden von Knäred im Januar 1613 Schweden die Finnmark ab. 1625 wurde er Schef die niedersächsischen Reichskreises. auch innenpolitisch trieb er die Entwicklung zum frühmodernen staat voran.
Aber seine Popularität liegt wohl in seiner Bautätigkeit. Er gründete die Städte Kristiansand, Kristianstad Kristianopel (beide in Schonen) und Glückstadt. Er baute auch in Kopenhagen.
 
Zurück
Oben