Chronologie

Sepiola

Aktives Mitglied
Nun, richtige Chronologiekritik ist konstruktiv. Man denke an Specht K. Heidrich, Olympias Uhren gingen falsch. Er übertreibt es in der anderen Richtung, indem er noch die Sagen als Geschichtsschreibung interpretiert, aber im Bereich der Geschichte hatte er durchaus Treffer, die sich als richtig herausstellten.

Das Buch kenne ich nicht.
Welche Treffer erzielte Heidrich, und welche chronologischen Angaben sind seither zu korrigieren?
 
Das ist jetzt nicht das alles verändernde Werk gewesen. Und es geht auch nur, um 2 oder 3 Daten, die er nach heutigen Erkenntnissen korrekter einordnet.

An der zitierten Stelle wollte ich sagen, dass der Kritiker dann auch eine Alternative anbieten muß. Stellt man ihn z.B. neben Illig, ist sofort zu sehen, dass der eine nach Zerstörung sucht, der andere nach Erklärungen. Ohne dem sind aber keine 'Treffer' möglich. Ich hoffe ja immer noch, dass wir Gangflow zu dieser Erkenntnis bringen.

Im Grunde sagt er, dass in Griechenland bei Entstehung der Geschichtsschreibung verschiedene Systeme fehlerhaft zusammengefügt wurden. Irgendwann macht er dann den Fehler Sagen als Geschichtsschreibung zu nehmen. Noch dazu ohne zu merken, dass er die Sagen deshalb in eine gewisse Übereinstimmung gebracht werden müssen, weil der Übergang zur Geschichte ja auch betroffen ist und seine Hypothese auch dann zum Teufel geht, wenn es in der Sage so gar nicht passt.

Ich hatte schon mal gefragt, ob Interesse an einem Thread dazu besteht, bekam aber keine Antwort. Ich suche das Büchlein mal raus. Aber ob ich jetzt die Zeit habe, zu schreiben, kann ich nicht sagen. Aber eine Zusammenfassung mag noch klappen
 
Auf die schnelle vielleicht erst einmal die Literaturangabe:

Specht K. Heidrich, Olympias Uhren gingen falsch - Die revidierte Geschichte der griechisch-archaischen Zeit, Berlin 1987, ISBN 3-7861-1497-8. Ich denke, bei einem so abgelegenen Werk wird die Verlageangabe nicht als Werbung gewertet: Gebr. Mann Verlag.

Der Autor ist oder war -Jahrgang 1920- Architekt und ein anderes Werk ist beim Mantis Verlag erschienen - mit Illig als Herausgeber.
 
Genau diese würden mich interessieren.

Vielleicht ist es auch ein Missverständnis: Die Änderungen geben nicht auf ihn zurück, er hatte die Daten nur auch so eingeordnet.

Durch Zufall nahm ich das Buch nach Jahrzehnten zur Hand, wobei mir ein, zwei oder drei Daten auffielen.

Ganz uninteressant ist die Grundidee aber nicht. Ich hatte nur nie wirklich die Zeit mich in die Problematik der Chronologie der archaischen Zeit einzuarbeiten. Aber ähnliche Probleme der Synchronisation gibt es durchaus. Z.B. bei den Angaben der Quellen zu den frühen Paderborner Bischöfen.

Du wirst warten müssen, bis mir die Daten erneut auffallen.
 
Das ist jetzt nicht das alles verändernde Werk gewesen. Und es geht auch nur, um 2 oder 3 Daten, die er nach heutigen Erkenntnissen korrekter einordnet.
Das ist ja ganz normale historische Forschung. Viele Daten gerade der antiken Geschichte, aber auch vieles bis ins Mittelalter sind ja nicht absolut sicher. Dass da Ereignisse in der Chronologie hin und herrutschen, passiert immer wieder.

Aber darum gehts ja bei der Chronologiekritik nicht. Die wollen ja nicht das eine oder andere Datum richtig einordnen, die wollen ja möglichst viel aus der Chronologie streichen. Je mehr, um so besser. Denn je mehr bzw. je bekannter die Ereignisse sind, die sie streichen, um so mehr Aufmerksamkeit erwarten sie. Deswegen ja Karl der Große, Hannibal oder gleich die ganze Antike und das Mittelalter mit dazu. Und nicht irgendwelche Könige, die keiner kennt. Kann man ja schön bei Illig sehen. Er will 300 Jahre raushaben, aber eigentlich konzentriert sich bei ihm doch wirklich fast alles auf Karl d. Großen - weil man doch kaum einen anderen König aus diesem Zeitraum kennt.

Und was Historiker und Chronologiekritiker vor allem unterscheidet ist, dass Historiker anhand der Quellen zu anderen Ergebnissen kommt, während Chronologiekritiker eigentlich ohne jedes logisch nachvollziehbare Argument streicht, was ihm aus welchen Gründen auch nicht passt. So wird Chronologiekritik nie eine ernstzunehmende Alternative darstellen können.
 
Heidrich kritisiert die übliche Chronologie, will Aufzeigen, dass für die fragliche Zeit ein anderes System gesetzt werden muss, oder besser ausgedrückt, dass es zerlegt und neu zusammengesetzt werden muss. Natürlich geht es ihm nicht darum, Zeiten ganz zu streichen. Aber für ihn sind die Fehler der Anfangszeit der Historiographie immer weiter tradiert worden, wodurch das hergebrachte System in dieser Form nicht zu gebrauchen ist. Statt nun nur zu sagen, dass alles nicht stimmt und mangels Erklärung alles zu streichen, sucht er auf, was in seinen Augen falsch gelaufen ist und beschäftigt sich mit der Korrektur.

Auch das ist Chronologiekritik, genauer gesagt, ist es die Form mit deren Federn sich die meisten Epochenterminstoren schmücken wollen. Die behaupten ja immer wieder, später Erklärungen und Alternativen begründen zu wollen, ohne je in die Nähe des Versprochenen zu kommen.

Ich sehe es anders herum. Heidrich ist ein Chronologiekritier. Die Zeitenkiller hingegen, wenn man es milde ausdrückt Chronologie-Blues-Sänger. Wenn eine Abrissbirne Platz für Neues schafft und so die Konstruktion voranbringt, ist auch das schöpferische Tätigkeit. Wenn Halbstarke Autospiegel demolieren, dann ist nichts als Zerstörung. Und genau so, ist ein Zeitenkiller nicht wirklich kritisch.
 
Ich sehe es anders herum. Heidrich ist ein Chronologiekritier. Die Zeitenkiller hingegen, wenn man es milde ausdrückt Chronologie-Blues-Sänger.
Ja, so herum kann man es sehen.
Nun ist der Vokabel "Chronologiekritik" aber seit vielen Jahren von den Vertretern der entsprechenden Pseudowissenschaft belegt.
Da sollten wir nicht auch noch die ehrenwerten Blues-Sänger mit hineinziehen.
 
Ja, das wäre bei genauerer Überlegung fies. Ich bin da für eine Degradierung zu Zeitenterminatoren. Auch wenn ich zustimme, dass es unwahrscheinlich ist, mich damit durchzusetzen.

Ich habe gerade einfach keine Zeit, dass zu lesen. Habe gerade mal das Vorwort geschafft. Nicht, dass der Text so dröge wäre, aber die Zeit ist nunmal ein begrenztes Gut.

Da sagt er denn auch nur, dass es bei der Quellenlage der archaischen Zeit nahe liegt, sich einmal mit der Chronologie zu befassen, um zu schauen, ob da alles stimmt.
 
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