Das bürgerliche Portrait im Kaiserreich und dessen Kritik in der Karikatur

Tobstar

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Hallo Leute,

ich habe ein echtes Problem :weinen:. Ich soll bürgerliche Portraits im Kaiserreich beleuchten und wie diese in der Karikatur verunglimpft worden sind.
Ich weiß zwar bereits, dass jene bis 1848 vom Biedermeier geprägt war, aber was kam dannach?
Zudem suche ich dringend Kariakaturen , welche das Speißbürgertum hochnhemen, doch ich finde wirklich keine. Mir würden Bilder zu "Biedermeiers Abendgemütlichkeit" schon wirklich weiterhelfen.
Ich baue auf euch!!!!!!!!!
 
Biedermeier (vor 1848) oder Kaiserreich (nach 1871)? Oder die die Kontinuität biedermeierlicher Strukturen bis ins Kaiserreich? Für das ausgehende Kaiserreich: Heinrich Mann, Der Untertan.
 
Ich meine im Kaiserreich, mir hat die Lehrerin gesagt, sie wolle Biedermeier haben, aber der ging aber bloss bis 1848. Ich bin mir nicht sicher, ob sicher der Biedermier im Bürgertum gehalten hat, obwohl Biedermeier schon längst "out" war.
Aber was im Moment noch wichtiger ist, was sind denn nun Karikaturen gewesen , welche das Spießbürgertum hochgenommen haben.
 
Sorry, ich versteh nicht ...
Ich meine im Allgemeinen bürgerliche Ausdrucksformen, die geprägt waren durch den Biedermeier, z.B. Portraits
 
Diese Frage ist schwierig zu beantworten: den Typ des Biedermeiers gab es immer und wird es immer geben. Die epochale Einteilung Biedermeier würde ich z.B. als eine literatur- oder kunstgeschichtliche sehen, während das Kaiserreich eindeutig durch politische Ereignisse markiert ist. Was kommt nach dem Biedermeier ist die Frage: was kommt nach der Märzrevolution? Nach der Märzrevolution kommt eine Zeit der Restauration der vorrevolutionären politischen Gegebenheiten. Insofern besteht hier auch eine Paralelle zur als Biedermeier klassifizierten Zeit, denn auch hier werden wieder politische Aspirationen vernichtet, erkämpfte Errungenschaften rückgängig gemacht - ob die Reaktion des Durchschnittsbürgers aber der darauffolgende Rückzug ins Private war (was ja den Biedermeier kennzeichnet) kann ich Dir nicht sagen. Wir haben aber auch die Industrialisierung in diesem Zeitraum sowie die Einigungskriege, die schließlich zum Kaiserreich führen. Die Industrialisierung, stark verbunden mit und gekennzeichnet durch Unternehmertum, ist aber ihrerseits sicher nicht mit einem Rückzug ins "private Idyll" vereinbar. Man mag sich natürlich darüber streiten, ob das Unternehmertum nicht auch ein Rückzug aus der Politik ist, oder genau das Ggt. oder vielleicht gar nichts damit zu tun hat.
 
Das ist schon richtig, aber nach dem Biedermeier muss die Portraitkunst durch eine andere Kunstrichtung geprägt worden sein. Das muss der Impressionismus, Exressionismus oder Realismus gewesen sein Aber das wundert mich, weil keiner dieser Kunstrichtungen etwas mit Porträt-Kunst zu tun, das ist echt verwirrend ...
 
Die bürgerliche Kunst nach 1848

Hallo,
kann mir jemand Auskunst geben über die bürgerliche Kunst nach dem Biedermeier (1848 )?
Ich glaube eigentlich nicht , dass diese wirklich geprägt war, vom Im- und Expressionismus, weil das Kleinbürgertum Wilhelm II alles nachgemacht hat.
Ich freue mich auf eure Antworten
 
Hallo Tobstar,

da liegen ganz schöne Abstände zwischen Biedermeier, Wilhelm 2, Im- und Expressionismus. Vielleicht kannst du deine Frage etwas präzisieren?

VlG M. P.
 
Die Aufgabe ist es , die bürgerliche Kunst in Form des Porträts zu charakterisieren. Ich weiß, das bis 1848 die Biedermeierzeit war und das diese sich bis weit in die kaiserkiche Zeit fortgesetzt hat, obwohl die Zeit an sich schon längst vorbei war. Doch weiß nicht , was nach der Biedermeierzeit kam ( in Bezug auf die bürgerliche Kunst )
 
Der gewaltige technische und ökonomische Fortschritt des Biedermeier und, damit verbunden, das politische Erstarken des Bürgertums führte zuerst zu einer Adaption der Gepflogenheiten der als "vorbildlich" dienenden Klasse, der Fürsten. Dementsprechend eine Flut an bürgerlichen Porträts, meistens allein, aber auch gerne in der Familienrunde oder nur der Kinder (s. Philip Otto Runge, "Die Huelsenbeckschen Kinder", u. ä.).

In der Parallelentwicklung ein Medium, dass nun erst richtig eines wurde: die Zeitung, und fast zeitgleich die "Illustrierte Zeitung", welche auch in erster Linie nichts anderes brachte als heute "Gala" oder "Hörzu": Bilder von Celebrities (nicht mehr nur Fürsten, sondern auch Schauspieler/innen).

Die Zusammenstösse zwischen Bürgertum und Fürstenmacht, die zwischen 1789 und 1848 immer wieder durch Europa gingen, hatten zwar immer letztendlich die Fürsten wieder "oben" aber mit immer weniger realer Vorbildfunktion. Schon Mitte des 19. Jhs. waren Magnaten wie Krupp oder Bankiers wie Rothschild die eigentlichen Vorbilder des Bürgertums; diese stifteten aber keine neuen Kunstrichtungen, sondern eher "gute Werke" wie Volksparks, Museen, Theater, die vom Bürgertum begeistert aufgenommen wurden. Da sich das Bürgertum so mit den eigentlich immer noch herrschenden Fürsten einvernehmlich zeigte, war die dominante Kunst jener Zeit in erster Linie konservativ bzw. verherrlichend-restaurativ (die ganzen pseudogotischen und pseudoromanischen Kirchen, Bahnhöfe, Stadtviertel etc. stammen aus dieser Zeit).

Wie immer in Zeiten des Zukunftsschocks durch überschnelle technische und ökonomische Entwicklung gab es Eskapismusbewegungen, hier in Form einer "Innerlichkeit", die vor allem im Theater und der Literatur gepflegt wurde, in Deutschland auch oft in Form von Religiösität. Eine "Zurück zur Natur" Bewegung fand künstlerischen Niederschlag in "Arts & Crafts" und dem späteren Jugendstil. Da hatte aber auch schon längst die Fotografie das "kleinbürgerliche Porträt" übernommen, und nur noch die wohlhabenderen ließen sich in Öl malen.
 
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